Liebe rohrpostler,

die Millionen von Geflüchteten aus dem Nahen Osten sowie aus Afrika aber
auch die unzähligen Toten dieser Bewegung zeigen: Die Grenzen des
Staates verlaufen nicht nur am Rande seines Territoriums. Denn nicht nur
dort wird heute entschieden, wer Grundrechte oder Menschenrechte
zugestanden bekommt – beziehungsweise auch ganz grundsätzlich, ob jemand
überhaupt leben darf. Grenzen, an denen sondiert wird, wer Zugang zu
einem bewohnbaren und lebenswerten Ort bekommt, können praktisch überall
vorgefunden werden. Vor allem dort, wo nicht nur Körper, sondern auch
Daten, Güter und Geld befördert werden, sprich: in den Infrastrukturen
der Globalisierung. Das heißt Grenzen, die in Deutschland dabei helfen,
politische und ökonomische Teilhabe zu strukturieren, können sich sowohl
in der Datenbank eines sozialen Netzwerks, im Mittelmeer als auch
Jobcenter manifestieren.

Vor dem Hintergrund der in Deutschland zunehmenden Ungleichheit lädt die
internationale Konferenz TACIT FUTURES vom 27.10. bis zum 29.10. dazu
ein, die (häufig unsichtbaren) Schauplätze der Bewegungskontrolle zu
untersuchen und auf demokratische Potenziale sowie verborgene Zukünfte
hin zu erkunden: Sollten nicht Grenzen als Scharniere der Mobilität und
Zirkulation transparent verwaltet werden? Sollte nicht die jüngste
Fluchtbewegnug, die sich über die ordnende Funktion von Grenzen
hinwegsetzt, um ihren Anspruch auf ein besseres Leben zu behaupten –
sollte nicht diese Bewegung zum Anlass genommen werden, die in unserer
Gesellschaft längst fällige Grundsatzdiskussion über politische und
ökonomische Teilhabe auf einen neuen, revolutionären Boden zu
stellen?      

Unter dem Motto DIE WELT IST IN BEWEGUNG – KÖNNEN WIR ALL DEN VERKEHR
DEMOKRATISCH KONTROLLIEREN? laden Berliner Gazette (BG) und Volksbühne
am Rosa-Luxemburg Platz dazu ein, diese Fragen bei drei Public Talks zu
diskutieren. Zu den Gästen zählen: der international gefeierte
Prozess-Philosoph Brian Massumi, die Initiatorinnen der
Flüchtlingsbewegung rund um den International Women Space, der
Anti-Deportationsaktivist Marcus Staiger, das japanische
Künstlerkollektiv SAZAE bot, die Vordenkerin des Postkolonialismus
Gayatri Chakravorty Spivak und einer der prägensten Pioniere des
Netzaktivismus Konrad Becker. Die Konferenzsprache ist Englisch.

Hier eine Übersicht des Programms:

27.10. | 20 Uhr: WHO CONTROLS MOVEMENT?
Keynote: Brian Massumi, University of Montreal, CA
Performance: Konrad Becker, AT
Slideshow: Krystian Woznicki, Berliner Gazette, DE
Moderation: Anna Sauerbrey, Tagesspiegel, DE

28.10. | 20 Uhr: WHO CLAIMS BORDERLESSNESS?
Keynote: Gayatri Chakravorty Spivak, Columbia University, USA
Performance: Tamar Grosz, DE
Moderation: Guillaume Paoli, Zentrum des Übels, FR/DE

29.10. | 16 Uhr: WHO SHAPES FUTURES?
Keynote: Jennifer Kamau, International Women Space, KE/DE
Diskussion mit Meike Nack, Foundation Free Woman in Rojava, TR/SY/DE 
Performance: Sazaebot, JP
Moderation: Marcus Staiger, Bündnis für bedingungsloses Bleiberecht, DE

Tagsüber fächern fünf geschlossene Workshops mit Gästen aus über 25
Ländern das Themenspektrum der Konferenz aus unterschiedlichen
Blickwinkeln auf: “Industrien der Prädiktion und Spielräume der
Freiheit” (“Industries of prediction and margins of freedom “), “Politik
der Grenzen und Geldbewegungen” (“The politics of borders and money
moves”), “Bewegungsspuren und Menschenrechte” (“Traces of movement and
the question of rights”), “Drohnen-Krieg, Pflege-Kultur und
Massenmobilität” (“Drone war, care culture and mass mobility”) und
“Co-Working, Plattform-Aktivismus und Geflüchtete” (“Co-working,
platform activism and refugees”).

Ein öffentliches Kochexperiment am Samstag den 29.10. rundet das
Konferenzprogramm ab: Der Künstler, Choreograf und Koch Pepe Dayaw
öffnet im Roten Salon seine mobile Küche (Nowhere Kitchen). Alle
BesucherInnen dieser partizipativen Performance sind herzlich
eingeladen, eigene Essensreste mitzubrignen – ob Essen im Rohzustand
oder bereits Zubereitetes. Gemeinsam werden wir das mitgebrachte Essen
in etwas Außergewöhnliches verwandeln. 18 Uhr: Mitbringen der Speisen
und gemeinsames Kochen; 19 Uhr: Das gemeinsame Abendessen beginnt.

Die Tickets für die drei Public Talks und die Koch-Performance (jeweils
8,-/ermäßigt 6,-) können in der Volksbühne vorbestellt und erworben
werden: Telefon 030-24065-777 | ticket(at)volksbuehne-berlin.de | oder
online hier: http://volksbuehne-berlin.de/deutsch/karten

TACIT FUTURES ist die 16. Jahreskonferenz der Berliner Gazette, eine
Kooperation zwischen dem Berliner Gazette e.V. und der Volksbühne am
Rosa-Luxemburg-Platz. Förderer: Bundeszentrale für politische
Bildung/bpb, Creative Europe Programm der Europäischen Union,
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.

Weitere Info: http://berlinergazette.de/deutsch/tacit-futures

Info auf Englisch: berlinergazette.de/tacit-futures/

Zum Teilen auf facebook und Twitter:

https://twitter.com/berlinergazette/status/787937319999406080
https://www.facebook.com/events/972083732890295/

Hier noch ein Text, den ich in Vorbereitung auf die Konferenz
geschrieben habe:

http://berlinergazette.de/bewegungskontrolle-orte-akteure-strategien/

Viele Grüße,

Krystian


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TACIT FUTURES | BERLINER GAZETTE ANNUAL PROJECT 2016  
TOWARDS THE DEMOCRATIC CONTROL OF MOVEMENT BY HUMANS AND BITS ALIKE

TACIT FUTURES: BG Annual Conference | Workshops, Performances, Talks
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 27.-29.10.2016
http://berlinergazette.de/tacit-futures

TACIT FUTURES: Essays and Interviews (in German)
http://berlinergazette.de/feuilleton/jahresthemen/2016-tacit-futures/

TACIT FUTURES: Documents of BG's annual project
Photos: https://www.flickr.com/photos/berlinergazette/albums/72157662038932563
Videos: https://vimeo.com/album/3785772
Audios: https://soundcloud.com/berliner-gazette/sets/tacit-futures

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