On 21.09.2015 14:11, grubernd wrote: > Interessens- bzw Verständnisfrage: > > für was verwendet man so genaue Deklinationswerte? > > ich frage deshalb, weil ich ausser einen Sommer lang in Alaska noch nie die > circa 2° Deklination auf meiner Bussole geändert habe und in den letzten > Jahren mit einem Recta Clipper [1] durch Wald, Gebirge und Nebel navigiere > ohne Probleme zu haben.
Als ich noch kein GPS hatte, reichte mir ebenfalls ein einfacher Recta (Comet). Und davor hatte ich die Richtung nur nach Sonnenstand und Uhr bestimmt. (Funktioniert natürlich nur, wenn man die Sonne sieht.) Jetzt hab ich am Garmin Dakota schon einen Kompass drauf. > und für die Vermessung ist ein Kompass sowieso zu ungenau. Genau da liegt der Irrtum. Ich vermesse Höhlen, und das macht man grundsätzlich mit einer Bussole, das ist ein anderes Wort für Kompass. Außenvermessungen von Höhlen macht man normalerweise ebenfalls mit Bussole. Dazu braucht man natürlich was Genaueres als Recta oder Garmin Dakota. Ich verwende z.B. so was: http://silva.se/products/proffessional/surveymaster Das hat zwar laut Spezifikation einen Fehler von +/-0.5°, aber das ist nicht mal 1m auf 100m, für meine Zwecke reicht das. Einmal kam, während ich gerade am Vermessen einer Höhle war, zufällig ein Vermessungstechniker vorbei und sagte, so geht das nicht, man muss triangulieren. Die Vermessungstechniker verwenden dazu Theodoliten. Das sind sperrige, schwere Apparate, die man auf ein Stativ stellt. Daraus ergibt sich schon, warum sie für die Höhlenvermessung nicht in Frage kommen. Man kann sie nicht in einen engen, gatschigen Schluf mitnehmen. Zudem sind dort die Winkel zu klein zum Triangulieren. Und selbst wenn das alles ginge - was nützt ein millimetergenauer Messzug, wenn der Rest des Höhlenplans (Raumbegrenzung usw.) sowieso nur geschätzt wird? Ein weiteres Problem von Theodoliten ist ihr exorbitanter Preis. Und zu allem Überdruss gibt das BEV die Koordinaten seiner Fixpunkte nur gegen Bezahlung her. Darum ist Triangulation auch für Außenvermessungen keine Lösung. Bleibt also die Bussole. Nur leider sind Bussolenmessungen mit allerlei Fehlern behaftet. Abgesehen von der Serienstreuung (die spezifizierten 0,5°) gibt es auch Ablesefehler durch schiefe Spindeln oder wegen großer Neigungen, Ablenkungen durch Metall in der Nähe, und nicht zuletzt eben die Deklination. Bei einer 100m weiten Außenvermessung fallen die 0,5° noch nicht ins Gewicht (s.o.), aber wenn 4,5° Deklination dazukommen, dann liegt der Fehler schon bei 9m, das ist zu viel! Auch wenn man die Deklination zwar berücksichtigt, aber um 2° falsch einschätzt, ergibt sich mit der Summe von 2,5° ein Fehler von über 4m. Da kann man sich die Außenvermessung ganz sparen und nach GPS und Laserscan die Lage schätzen. Außenvermessungen kann man nicht nur für Höhlen machen, sondern auch für Wege, Hütten, Sitzbänke, Mistkübeln, Hydranten, was immer das Herz begehrt. Mir persönlich ist die Lagegenauigkeit von Mistkübeln nicht wichtig genug, dass ich mir dafür eine Außenvermessung antue. Die Lagegenauigkeit von Höhlen ist mir hingegen wichtig, weil sie wiederum einigen Datennutzern wichtig ist. Kann sein, dass es bei Mistkübelprofis genau andersrum ist. -- Friedrich K. Volkmann http://www.volki.at/ Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria _______________________________________________ Talk-at mailing list Talk-at@openstreetmap.org https://lists.openstreetmap.org/listinfo/talk-at