Mit Fehler behaftete bzw. ungenaue Fakten sind nunmal auch Fakten,
da kannst du dich noch so sehr bemühen, deine Definition derer als
die alleinige Wahrheit anzupreisen ;-).  Es gilt:
  "Wer misst, misst Mist."
und diese Ingenieursweisheit verschwindet auch im cm-Bereich nicht.

Du hast recht, das schlechte Luftbilder sehr viel Raum für Fehl-
interpretationen liefern, aber das war in OSM noch nie Kriterium
dafür, gar nichts einzutragen.  Die Arbeitsweise ist eine, die
inkrementell die Daten überarbeitet, je nach Kenntnisstand.  Das
wird auch dann so sein, wenn die hoch aufgelösten Luftbilder dem
Projekt ggf. nicht mehr zur Verfügung stehen.  Die Abweichung der
Geometrien zur Realität würde dann wieder größer, aber etwas,
das ungefähr die Realität wiedergibt, ist eben besser, als hoch-
präzise, aber inaktuelle Daten:

Das kannst du auch überall dort sehen, wo gebaut wird.  I.d.R.
erfolgt die Anpassung der Daten an eine präzisere Fassung erst,
wenn die Objekte später auf Luftbildern zu sehen und dann ab-
zeichenbar sind - die Erfassung findet aber oft weit vorher
statt und zu diesem Zeitpunkt ist es für OSM und viele seiner
Anwendungen oft egal, ob z.B. die Mittellinie einer neuen
Straße exakt an der geographisch korrekten Position liegt.


Die Diskussion um das Verkleben des Landuses hatten wir schon
und es ist sinnlos, die immer gleichen Argumente immer wieder
vorzutragen.  Das Hauptproblem ist, dass "falsch" und "rich-
tig" nur in einem Kontext benutzbar sind, in dem definitorisch
zunächst einmal genau geklärt ist, was wie im Datenmodell abge-
bildet wird.  Dieses Modell als Grundlage von OSM war und ist
aber nicht (komplett) interpretationsfrei.  Ein Großteil der
Diskussionen und Konsensfindungsbemühungen beschäftigt(e) sich
ja gerade damit, dieses Modell zu entwickeln.

Und so kann eben überall dort, wo es keine mathematisch exakte
Beschreibung der Features, aber stattdessen einen Spielraum
für Interpretation gibt, je nach Verständnis und ggf. auch
Anwendungsfall "richtig" sein, was nach anderem Verständnis
eben falsch ist.

In Gebieten, wo auf Luftbildern im Pixelbereich gerade so zu er-
kennen ist, dass eine Straße links und rechts von Acker gesäumt
wird, reicht die Information (Acker | Straße | Acker) für viele
Anwendungszwecke nunmal aus, egal wie gut oder schlecht/ungenau
die Landuse-Grenze in der DB repräsentiert wird und auch egal
ob sie verklebt ist, oder nicht.

Woher kommt eigentlich der Zwang, dieses Problem "per Dekret"
von oben herab lösen zu müssen?  Nach meiner Beobachtung löst
sich das Verkleben in Regionen mit gut aufgelösten Luftbildern
mittelfristig von selbst - denn dort konvergieren die einge-
tragenen Landuse-Grenzen gegen das, was auf dem Luftbild zu
erkennen ist.  Wenn Alt-Daten nicht mehr oder sehr schlecht
zum Status-Quo eines guten, aktuellen Luftbildes passen, dann
wird bei der Überarbeitung dieser Daten häufig intuitiv "ent-
klebt".  Und auch in solchen Fällen, in denen weiterhin ver-
klebt wird, rückt die Flächengrenze (etwa als Neueintrag) an
eine Position mit kleinerem Fehler (sofern die Georeferen-
zierung mitspielt).


Ein höher aufgelöstes Luftbild bringt aber i.d.R. andere
Probleme mit sich, denn die Auflösung bedingt auch eine ver-
änderte Wahrnehmung der Objekte mit sich.  Die Frage etwa
danach, was genau ein "Wohngebiet" ist und über welche Flä-
che es sich erstreckt (und auch ob Straßenflächen nun dazu
gehören oder nicht) wird bei einem niedrig aufgelösten Luft-
bild anders beantwortet, als wenn eines mit hoher Auflösung
betrachtet wird.

Überspitzt formuliert:  Falls ein Luftbild einzelne Grashalme
auflöst, stellt sich erneut die Frage, ob die ggf. von ihnen
geformte Wiese, die auf einer anderen Zoomstufe klar zusammen-
hängend erkennbar ist, nicht doch an der einen oder anderen
Stelle eine Diskontinuität aufweist und deshalb "richtig"-
erweise in separat gemappten Flächen erfasst werden sollte.

(Wenn bei Google automatisiert mit Laser-Ranging vermessen
wird, stellt sich die Frage nicht, denn die identifizieren
die Objekte (zunächst) nicht, sondern kümmern sich nur um
die Wiedergabe eine (gigantisch großen) Punktmenge, die so
ge-shaded wird, dass die Farbgebung der entspricht, die man
auch vor Ort wahrnehmen würde.  Was welches Objekt ist, liegt
dann im Auge des Betrachters.  Das bezieht sich nicht auf
die "normale" Google Maps Darstellung, sondern auf die Web-
GL Darstellung bei hoher Zoomstufe in fotorealistischem 3D.)


Das eine Objektgrenze von Baumkronen überlappt wird, bzw. durch
Schattenwurf verzerrt und suggestiv wiedergegeben wird, wenn
mit Luftbildern gearbeitet wird, mag sein.  Es ist in diesen
Fällen eine Frage der Übung bzw. der Erfahrung, wie gut diese
Bilder beim Ableiten von geographischen Features ausgewertet
werden (können).  Phrase dazu:
  "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen."


Gruß

> On Mon, Oct 22, 2018 at 08:27, "Florian Lohoff" wrote:
> 
> Aeh ja - nein - Wenn dein Luftbild so schlecht ist das du das nicht
> erkennen kannst solltest du besser nichts einzeichnen oder?
> Dann sind das keine Fakten sondern glauben, meinen, hoffen [..]
> das widerspricht den "Good mapping practices" das zu mappen
> was "on the ground" ist oder?
> 
> [..]
> 
> Ziehen des Landuses bis zum verkleben an die Straße ist IMMER falsch -
> 
> Flo

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