-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Mon, 23 Jun 2008 14:35:40 +0200
> Von: "Stefan Schwan" <[EMAIL PROTECTED]>
> An: "Openstreetmap allgemeines in Deutsch" <talk-de@openstreetmap.org>
> Betreff: Re: [Talk-de] Potlach ist ein Problem!

> Hubert schrieb, das zwei Gruppen von Leuten "dem Datenbestand an den
> Kragen wollen": "Desinteressierte Neulinge" und "überaktive
> OSM-Süchtige"

Da hat wohl jemand seinen Ironiedetektor verlegt ;)
 
> Bei OSM kann nix vernünftiges rumkommen, bis wir die Prinzipien ändern:

Das ist falsch. Von vernünftig oder nicht vernünftig war nie die Rede.
Es geht vielmehr darum, ob mit relativ kleinen Änderungen nicht 
deutlich mehr erreichbar wäre. 

> Nicht die Mapper sollen im Mittelpunkt des Projektes stehen, sondern
> die Anwendungsentwickler. Die brauchen ihre festen Schemata, die die
> Mapper bedienen sollen. Entscheidungen sollen  oligarchisch  in einer
> Art und Weise getroffen werden, das die "Algos" die heute geschrieben
> werden, es in 5 Jahren immer noch genauso tun wie heute - wir müssen
> erst einen "Masterplan" aufstellen, und können erst dann anfangen
> Daten strukturiert einzutragen. Änderungen aller Art  nur mit genauen
> Vorgaben, wer was wann und wo machen "darf" - das ganze muss gut
> organisiert und vor allem kontrolliert werden, damit auch ja nichts
> kaputtgeht.

Gut zusammengefasst, was alles an Vorurteilen gegen manche Leute
rumschwirrt. Fred hat es leider sehr früh propagiert und viele haben 
es ungeprüft übernommen, dass bestimmte Leute die totalen 
Kontrollfreaks sind, die alles und jedes von der ersten Minute ab
durchplanen wollen.

Für mich gesprochen kann ich da nur sagen: Selten so einen Quatsch
gehört. Man am Beispiel GDF - ich halte GDF für einen ziemlich 
unverdaulichen Brocken und es gibt viele Gründe, dass OSM nicht
auf GDF setzt. Nur muss man damit GDF und all das, was an 
jahrzehntelanger Erfahrung drinsteckt zum Bösen schlechthin erklären,
über das man höchstens ein paar abfällige Bemerkungen macht?

Die zweite Sache ist, dass jeder, der nicht der totalen Freiheit im
Wikisinne zustimmt, einer ist, der erst das Modell aufsetzten will, wenn 
alles erfasst ist. Ach das ist totaler Blödsinn, wieder für mich gesprochen.
Ich habe den Modellansatz mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und 
es wurde viel erreicht. Allerdings finde ich es kontraproduktiv, wenn
wirklich gute Ideen untergehen, ohne dass sie jemals in der
breiten Masse zur Anwendung komme.

Ja, ich bin für ein Minimum an Regeln, aber nur weil ich sonst keine
Chance sehe, dass sich gute Ideen durchsetzen können. Weder das 
Wiki, noch die Liste hier sind noch so gut durchschaubar, dass es
noch eine echte Entwicklung des Modells geben könnte. 

Wer daraus ableitet, dass ich ein Kontrollfreak wäre, der alles und
jedes komplett ausformuliert haben will, der polarisiert selber,
sorry.

Und last but not least - mir ist schnurzegal, ob der Mapper oder
der Applikationsentwickler 'im Mittelpunkt des Projektes stehen' sollen.
Allein die Aussage ist ein riesen Schmarrn, weil die einen ohne
die anderen überhaupt nix ausrichten können. Gibts nur Mapper 
haben wir ein 'write only system', bei dem niemand mit den Daten
was anfangen kann. Als Mapper hoffe ich, dass die Daten, die
ich mit viel Arbeit ins System einpflege, einen Nutzen für andere
haben und dazu müssen sie les- und interpretierbar sein.

> Die Forderung "ihr müsst eure Grundüberzeugungen aufgeben" (Mapper

Wer muss welche Grundüberzeugungen aufgeben? Gibt es eine
Grundüberzeugung, dass sich das Projekt nicht mehr strukturell
entwickeln darf, sondern dazu dient, einen heiligen Gral zu 
hüten? Die (nichtpolarisierende) Frage die sich stellt ist doch eher,
wie man eine Infrastruktur schafft, bei der Anfänger _und_
Fortgeschrittene mit möglichst wenig Frust, möglichst gute Daten
einbringen können. 

> Es geht hier eben um mehr als darum, Entwicklern Daten für ihre
> Routing Anwendungen zu verschaffen. Es geht darum, Geodaten der
> kompletten Welt zu erfassen. 

Also ein unstrukturiertes Monster-GIS, über das man noch so ganz
nebenbei konkurrenzfähig routen kann? 

> Dafür ist das freie / offene Konzept IMO
> aber der einzig gangbare weg: Wir überlassen es den Mappern zu
> entscheiden, was und wo sie eintragen wollen. 

Klingt jetzt mehr politisch denn real, aber seis drum. Wer sagt denn,
dass es nicht mehr die Mapper sind, wenn man die erfolgreichen
Themen herausarbeitet und versioniert? Was ist so schrecklich unfrei
daran, wenn es eine Kerntagliste gibt, die in einem öffentlichen
Verfahren gepflegt und weiterentwickelt wird? Wenn es nicht die
absolute Freiheit ist, bei der jeder reinmalt was er will, ist es keine
Freiheit mehr und die Mapper sind aussen vor?

Wer polarisiert hier bitte?

> Wenn wir jetzt damit anfangen, unsere Basis (kreative Mapper) mit
> strengen Vorgaben einzugrenzen und zu Hilfsarbeitern für
> Routing-Applikationen zu degradieren, dann ist OSM iwirklich tot.

Woher kommt diese komische Angst, sich mal der technischen
Herausforderung zu stellen und im Routing nicht den Feind zu sehen
sondern den Partner. Wenn man sich auf diesen Partner ein wenig
zubewegt, bekommt man nämlich wirklich beides, kreative Karten
und gutes Routing. Angst und Vorurteile sind schlechte Ratgeber...
 
> komischerweise gibt es aber doch auch schon
> funktionierende Routing Anwendungen  - ganz ohne Kathedrale.

Das sind jetzt technische Fragestellugen. Dass Routing irgendwie geht,
steht ausser Frage, viele andere bleiben offen, aber ich bin gerne
bereit, hier mein Wissen einzubringen und zu teilen. 

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