Stephan Wolff wrote:
> Am 03.08.2010 17:04, schrieb Heiko Eckenreiter:
>> 
>> Das ist korrekt. Eine Wassertiefe ist nur zum Zeitpunkt der Messung vor
>> Ort brauchbar.
> ...
>> Was hier fehlt ist die geeignete Bezugsebene, ohne die eine Tiefenangabe
>> ohne Wert ist.
> 
> Die natürliche Bezugsebene wird (von Tidengewässern abgesehen) meist der 
> mittlere Wasserspiegel sein.

Nun, alle Meeresflächen sind ja Tidengewässer. Nur in wenigen Ausnahmefällen 
ist der Tidenhub so gering (Ostsee: 1-2 Dezimeter), dass der mittlere 
Wasserstand als Bezug für Nautische Tiefen verwendet wird.

Gut brauchbar sind Tiefenangaben in einer Karte dann, wenn ich ohne Probleme 
aus den Kartenangaben auf die ungefähre tatsächliche Wassertiefe zu einem 
bestimmten Zeitpunkt schließen kann. Auf Ostsee und Binnen ist das trivial, an 
den meisten anderen Orten braucht man zwangsläufig Gezeitentabellen o. ä., die 
angeben, wann die Tide wie hoch über (oder unter) der Kartenangabe steht.

Gezeitentabellen beziehen sich normalerweise ungefähr auf den niedrigsten 
Wasserstand. Nur, wenn Tiefen in OSM sich ebenfalls etwa auf den niedrigsten 
Wasserstand beziehen, kann ich anhand der Gezeitentabelle die tatsächliche 
Wassertiefe dort vorhersagen.

In OSM-Karten gerenderte Tiefen auf See sollten sich also i. d. R. nicht auf 
den mittleren, sondern ebenfalls ungefähr auf den niedrigsten Wasserstand 
beziehen.

(Im Detail gibt es da extreme örtliche Unterschiede, aber für OSM dürfte bis 
auf weiteres dieses "ungefähr" ungefähr genau genug sein. :) Diskussionen um 
LAT vs. MLWS, MnNW etc. brauchen wir also erst mal nicht zu führen.)


> Die Begriffe "unbrauchbar" und "ohne Wert" finde ich hier seltsam. Es gibt 
> viele mögliche Anwender dieser Daten:
> [...]
> Für eine Gruppe mag eine Tiefenangabe zu ungenau und unzuverlässig sein, für 
> viele andere ist die Angabe hilfreich und hinreichend genau.

Die rohen, nicht rechnerisch reduzierten Tiefenmessungen sind gut vergleichbar 
mit den GPS-Tracks, die Dir JOSM & Co. aus der Datenbank holen.

Es gibt sicherlich auch Gruppen, denen die Tracks allein für ihre Zwecke 
ausreichen, die also gar keine Karte brauchen. Um die Tracks aber ernsthaft 
verwenden zu können, etwa zur Kartenherstellung, braucht man eine Menge 
Metadaten (z. B. ist es ein Weg, was für einer, asphaltiert oder nicht, 
Radfahren erlaubt etc.).

Genau so braucht man -- wie schon diskutiert -- auch für die rohen 
Tiefenmessungen einen Haufen Metadaten, um wirklich sinnvolle Erkenntnisse 
daraus zu gewinnen. Um also die zuvor in diesem Thread genannten Tags 
aufzugreifen:

water:depth=*  ist eher was nur für Mapper
seamark:depth=*  wäre was für den Renderer

Ebenfalls wie GPS-Tracks gehören massenhaft erfasste rohe Tiefenmessungen 
meiner Ansicht nach nicht in die OSM-Datenbank, sondern in eine externe 
Datenbank. Im Augenblick kann aber von "massenhaft" noch keine Rede sein, 
deshalb habe ich zunächst gar nichts gegen water:depth=*.

Mittelfristig wäre zu überlegen, welche Art von Tiefenangaben am ehesten in OSM 
erfasst und -- ganz wichtig! -- nachgeführt werden kann.

Grüße,
Arne

-- 
Arne Johannessen


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