Ich war schon einige Male versucht, den voraussichtlichen Umstellungstermin der OSM Lizenz anzufragen. Nun hat Frederik in einem anderen Thread den Zeitpunkt auf Frühjahr/Sommer 2011 geschätzt. Das kann also bis zu einem Jahr sein. Ich war bisher davon ausgegangen, dass wir uns in der Schlussphase befinden und in den nächsten Wochen die Sache gegessen sei.
Neben dem bisher beschriebenen Datenverlust und der drohenden Spaltung von OSM in zwei Projekte (Fork) (,was Mapper und Datenbanknutzer gleichermaßen verunsichert), sehe ich noch weiteres erhebliches Schadpotential: Nach meinem Eindruck lohnt es sich für das nächste Jahr kaum noch * zu mappen * neue Mapper zu werben * für die Nutzung der OSM-Daten zu werben * Maßnahmen zu ergreifen, welche die Verbesserung und Daten-Vervollständigung von OSM fördern Im Gegenteil kann nach nach meinem Eindruck Usern nur davor warnen, bis zu Lizenzwechsel weiter zu mappen, wenn Sie dann nicht die große Enttäuschung erleben wollen. Begründung: In OSM wurden zunächst die Autobahnen, Hauptstraßen und dann die wichtigsten Durchfahrtsstraßen gemappt. Diese Edits liegen zudem am weitesten zurück. Die Chance darauf, dass gerade diese Straßen aus OSM verschwinden, ist erheblich größer, als bei Nebenstraßen, die erst später gemappt wurden. Die Gefahr, dass OSM durch den Lizenzwechsel sein Grundgerüst verliert, ist groß. Ferner teilen sich die Nebenstraßen den Punkt, an dem sie auf eine Durchgangsstraße treffen. Fällt die Durchgangsstraße weg, dann fehlt womöglich ausgerechnet der wichtigste, nämlich der Kreuzungspunkt. Die Gefahr, dass man am Ende ein Straßennetz behält, das vollkommen in der Luft hängt und damit den Namen "Netz" eigentlich nicht mehr verdient, ist groß. Viele User - auch ich - haben durch das Eintragen von administrativen Grenzen und Beschaffen von Straßenlisten für dieselben den Ehrgeiz bei anderen Usern wecken wollen, "ihr" Gebiet auf eine 100% Straßenerfassung zu bringen. Ich hatte eigentlich vor, in diesem Sommer/Herbst in großem Stile Vereine (Angler, Radfahrer, Wanderer, Schiffsportler etc) zu besuchen und Vorträge an Volkshochschulen in der Region zu halten. Ferner wollte ich in der Bürgersprechstunde von Gemeinderatssitzungen, deren Verwaltungen und bei Fremdenverkehrsverbänden auftreten, um für die Nutzung von OSM zu werben. Aber wie kann ich es verantworten, irgendjemand zum Mappen zu animieren, wenn ich jetzt schon weiß, dass er möglicherweise für den Hosenboden mappt, weil er auf löschgefährdetem Material aufsetzt. Wie kann ich es verantworten, jemand zur Nutzung von OSM zu bewegen, wenn die Karte in einem Jahr möglicherweise den Namen "Netz" nicht mehr verdient. Vor diesem Hintergrund ist es mir absolut unverständlich, dass die Befragung der User zum Lizenzwechsel nicht schon längst durchgeführt wurde. Ferner verstehe ich nicht, wieso das Ganze noch fast ein Jahr andauern soll. Diejenigen User, die von der Lizenz-Diskussion nichts mitbekommen, werden aus allen Wolken fallen. Viele werden es später so auffassen: Man läßt sie jetzt schon seit mehreren Monaten und noch für ein weiteres Jahr ins offene Messer laufen. Man lässt sie mappen, obwohl man jetzt schon weiß, dass Vieles dieser Arbeit für den Hosenboden ist. Der User wird sich vera..... und verschaukelt vorkommen. Insbesondere die Bemühungen um eine 100%- Erfassung waren vollkommen für die Katz und man kann wieder von vorn anfangen. Angesichts dieser Tatsache werden viele engagierte und auch mühsam geworbene Mapper das Handtuch werfen. Es gibt derzeit auch keine Möglichkeit, vorzubeugen. So kann ich nicht * sicherheitshalber das ganze Netz inklusive der jetzt schon vorhandenen Straßen neu mappen. * die Daten eines anderen Users löschen und neu anlegen. * Straßen ein zweites Mal eintragen. * die Mappings anderen Users unter der neuen Lizenz bestätigen. All das kann ich selbst dann nicht, wenn ich das Gebiet komplett und systematisch befahren habe. Ich denke, man sollte unverzüglich die Userbefragung beginnen. Ferner sind technische Möglichkeiten überfällig, den alten Datenbankbestand jetzt schon unter der neuen Lizenz zu sichern. Wir sollten uns darüber klar werden, dass wir bei OSM ebenso wie bei Wikipedia mit einer neuen Form von freien Projekten zu tun haben. Bei den bis dahin bekannten freien Programmen haben im Prinzip alle dasselbe getan, nämlich programmieren. Bei Wikipedia gliederte sich das Ganze in zwei Gruppen, nämlich Programmierer und Content-Schreiber. Dabei geschieht die Kommunikation bei Wikipedia nahezu ausschließlich auf einer einzigen Plattform, nämlich Wikipedia selbst. Die Hilfe, Diskussionen, Schlichtung und Abstimmungen etc erfolgen alle dort. Anders als bei Wikipedia - wo sie im Wesentlichen "dienende" Funktion haben - kommt den Programmierern bei OSM die wesentliche gestaltende Funktion zu. Zudem spielt sich alles auf unendlich vielen Plattformen ab. Dadurch operieren die Mapper sehr abgeschirmt von den Progrmmierern. OSM teilt sich - anders als bei Wikipedia - in zwei Welten. Daher bekommen die Mapper sehr wenig davon mit, was "da oben" läuft. Ich denke, dem OSM Board kommt hier als "verwaltendes Organ", als das es sich nun auch offiziell postuliert hat, die Aufgabe zu, schnellstmöglich Konzepte zu entwickeln, die der oben beschriebenen Entwicklung entgegensteuern und die Mapper nicht länger ins Messer laufen zu lassen. _______________________________________________ Talk-de mailing list Talk-de@openstreetmap.org http://lists.openstreetmap.org/listinfo/talk-de