Hallo Thomas,

Am 14.04.2017 um 04:30 schrieb Thomas Moseler:
Sorry, wenn ich diesen alten Thread hochhole. Allerdings ist er noch nicht sooo alt.

Interessant wäre hier die Meinung von Leuten, die sich in beide Systeme recht tief reingearbeitet haben. Full Disclaimer: ich komme klar aus dem Drupal-Lager, setze seit zehn Jahren alles damit um und verdiene damit mein Geld.

Ich kam jetzt wieder auf das Thema, da ich sah, dass die Firma Ueberbit beide Systeme benutzt und auch promotet und daran mitarbeitet. Das halte ich für recht ungewöhnlich, es wird agenturseitig doch meist auf ein System gesetzt. Es wäre interessand, was die Herren zu dieser Diskussion hier beitragen können.

Habe mir TYPO3 7 und 8 installiert, um mal ein bisschen zu forschen und Erfahrungen zu sammeln.

Leider wird die Diskussion TYPO3 vs Drupal selten sachlich geführt. Wie oben geschrieben, nutzt kaum eine Agentur beides, und man konkurriert um große Projekte, es geht also um viel Geld. Vom Anwendungszenario sind die Systeme allerdings sehr ähnlich. Vor allem mit Drupal 8 geht der Fokus in Drupal noch deutlich mehr Richtung Enterprise als schon vorher.

Kann eine solche Diskussion sachlich geführt werden? Es ist wie der Streit zwischen den Religionen um die richtige Wahrheit, die Agnostiker ohnehin nicht interessiert? - Eine solche Diskussion lohnt nicht.
Die Umstellung auf OOP und die Basierung auf Symfony Components hat erhebliche Diskussionen in der Drupal Community ausgelöst, unter anderem haben sich einige Leute abgespaltet und Backdrop CMS gegründet. Hauptargument ist, dass die neue OOP-basierte Codestruktur sich zu sehr an Profis richtet und der Autodidakt, der mit Drupal 7 prima klar kam, auf der Strecke bleibt.

Die Basisinstallation hat sich von wenigen MB (Drupal 6) auf ca. 50 MB (D8) exponentiell vergrößert. Immer mehr Module sind im Core, und mittels Composer und Autoload sind jetzt viele externe Libraries inkludiert, was nicht unerheblich zur o.g. Vergrößerung beiträgt.

Das unterstreicht einen Punkt, den ich oben schrieb: sowohl TYPO3 als auch Drupal sind tendenziell Systeme, mit denen eine Agentur für den Kunden die Seite baut. Ein Amateur kann es zwar auch hinbekommen - und hier würde ich frech behaupten mit Drupal wird er es eher schaffen - aber jeder der als Nicht-Profi eine Seite baut, wird wahrscheinlich mit Wordpress, Jimdo oder Squarespace besser beraten sein.

Was soll ein Enterprise-CMS leisten? Beschreibe doch einmal sieben exemplarische Answendungsbeispiele, die ein Enterprise Content-Management-System abdecken soll?

TYPO3 ist für mich ein flexible einsetzbare Content-Presentation-Framework, dass sich schnell an andere Systeme wie Shop-Systeme, SAP-Systeme, Cloud-Systeme ankoppeln lässt. Ich hoffe, dass hier in Zukunft noch mehr Entwicklungsarbeit bezüglich Standardisierung passiert, damit Schnittstellen zu verschiedenen Social-Media und anderen Webservice leicht erstellbar sind. Dank der einfachen Struktur kann TYPO3 via JSON-View gut und einfach per REST mit JavaScript-Frameworks wie Angular oder Ember, mit Cloud-Services oder auch mit Apps kommunizieren. Dank des flexiblen Templating-Systems Extbase/Fluid lässt sich bei gleichbleibenden Inhalt über die Templates die Art der Darstellung leicht ändern. Ich denke, dass schon bald TYPO3-Templates automatisiert aus Patternlab oder ähnlichen HTML-Entwicklungstools erstellen lassen. Der Schritt ist nach meinem Eindruck nicht mehr weit. Da die Website-Systeme immer komplexer werden, erwarte/hoffe ich, dass TYPO3 in der nächsten Major-Version Konzepte und Schnittstellen für automatisierte Akzeptanz- & Funktionstests zur Verfügung stellen wird.

Ach ja; und natürlich ist TYPO3 besser als Drupal, weil ich damit mein Geld verdiene.

mit deinem letzten Halbsatz hast du grundsätzlich recht. Wer nur mal eben wenige mit einem Flugblattt erreichen will, dem reichen Schere und Kleber. Wer viele mit Flugblättern erreichen will, braucht schon einen Kopierer. Und wer sehr viele mit Kampagnen erreichen will, braucht definitiv Druckmaschinen. Und wer sogar alle erreichen will, der braucht eine Bundesdruckerei für seine Gesetze. Analoges gilt im Webbereich, wo Opensource-Lösungen wie Patternlab, Wordpress, TYPO3 und (W3C-)Validatoren nebeneinender koexistieren. Deshalb die Frage oben: Was soll ein CMS leisten?

Mit besten Grüßen
   Dieter

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Dr. Dieter Porth - Web-Entwickler

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