hallo, darf ich euch infos zum besuch von sue gardner bei wikimedia.de und
wikimedia.at weiterleiten.

---------- Forwarded message ----------
From: Manuel Schneider <manuel.schnei...@wikimedia.at>
Date: 2011/11/22
Subject: [VereinAT-l] Diskussionsrunde mit Sue Gardner
To: Austrian Chapter <vereina...@lists.wikimedia.org>


Hallo zusammen,

derzeit reist Sue Gardner, die Geschäftsführerin der Wikimedia
Foundation durch Europa um sich mit möglicht vielen Chapters zu treffen.

Wer am Donnerstag bei der Wiki Loves Monuments-Preisverleihung in Wien
war konnte sie dort treffen. Wir hatten Glück, dass wir ihren Besuch mit
der Feier verbinden konnten. Insgesamt verbrachte sie aber nur wenige
Stunden bei uns, es reichte nach der Preisverleihung gerade noch für ein
paar Gespräche beim anschliessenden Buffet und eine kurze Gesprächsrunde
mit dem Vorstand von Wikimedia Österreich.

Am Sonntag war Sue Gardner ebenso kurz in Hannover wo tags zuvor die
Mitgliederversammlung von Wikimedia Deutschland stattgefunden hat. Dort
fand sonntags dann eine Diskussionsrunde mit ihr und der Community statt
die genau 2:10:48 dauerte. Dabei ging es vorallem um den Bildfilter,
Autorenschwund und die fehlenden Frauen.

Ich war vor Ort und habe die Diskussion auf Video aufgezeichnet. Das
Video werde ich in den nächsten Tagen hochladen.

Im Wikipedia:Kurier ("Das Wikipedia-Nachrichtenblatt - Nicht unbedingt
neutral, nicht enzyklopädisch") hat Benutzer:Fossa einen sehr
polemischen aber doch treffenden Beitrag über diese Veranstaltung
veröffentlicht den ich Euch gerne weiterleiten möchte.

Liebe Grüsse,


Manuel


http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia%3AKurier&action=historysubmit&diff=96276161&oldid=96272811

Sues Stippvisite

Vergangenen Sonntag war es soweit: Wikimedia-Superstar Sue Gardner
verschlug es auf ihrer etwa zweiwöchigen Europareise über London und
Wien ins graue Hannover. Dort wollte die sich unermüdlich als Kanadierin
Darstellende für zwei Stunden mit der deutschsprachigen
Wikipedia-Community diskutieren. Es kamen vorwiegend Funktionäre und
Angestellte von Wikimedia, die wenigsten davon sonderlich aktive
Wikipedia-Community-Mitglieder, ein paar weitere Wikimedia-Mitglieder,
circa fünf versprengte Hannoveraner (meist gleichzeitig
Vereinsmitglieder) und drei Leute, die ich keiner dieser Kategorien
zuordnen konnte. So wurden ca. 35 Personen im Auditorium
zusammengescharrt. Die Diskussion begann vielversprechend: Sues Vortrag
darüber, wer sie ist und was wir alles wissen sollten, endete nach 50
Minuten mit ihrer Bemerkung, wir sollten lernen, uns mehr zuzuhören. Und
Zuhören durften wir auch in der Folge wirklich lernen: Es sollten nach
einer kurzen Frage- und Antwortsession noch drei Vorträge mit bis zu 35
Powerpoint-Folien von Sue kommen. In der Eingangsvorlesung durften wir
lernen, was wir bereits wussten: Zum Beispiel, dass Sue Kanadierin ist,
dass Wikipedia sowas wie ebay oder google ist, aber eben doch nicht
ganz, oder, dass die Foundation mutig sein sollte, sprich Ihren Willen
gegenüber den ehrenamtlichen Editoren durchsetzen sollte. Aber Sue
stellte in Wikispeak auch klar: „Ich bin ein Wikipedianer! Ich habe 1200
Edits.“ Auf Nachfrage bekräftigte sie nochmal, dass sie die Rolle der
community darin sehe, die Foundation zu „trainieren“.

Die Themenauswahl der übriggebliebenen guten Stunde war immerhin
deutlich besser, zumindest der Autor dieser Zeilen hatte daran nichts
auszusetzen. Es wurden in weiteren Vorträgen abgehandelt:

   der Bildfilter
   der Autorenschwund (drop in editor retention rate)
   das gender gap („die Geschlechterkluft“)

Sue stellte ihre Position zum Bildfilter wie folgt dar: Das Referendum,
das vielleicht keins war, hat gezeigt, dass eine Mehrheit der Editoren
für die Einführung eines Bildfilters seien, auch wenn eine nicht winzige
Minderheit ihn ablehnen würde. Außerdem würde der Bildfilter einer
größtmöglichen Menge an Leuten es ermöglichen, Wikipedia zu lesen. Und
schließlich setze sie bloß eine einstimmig vom Board der Wikimedia
Foundation auf der Basis eines hochwissenschaftlichen, von einem alten
Kumpel Sues erstellten Reports getroffene Entscheidung um, sie könne
also gar nicht anders. Aber intellektuell verstehen könne sie alle
Einwände gegen den Bildfilter gut. Der anwesende Boardmember Arne
Klempert schwieg dazu wohlgefällig.

In der Frage zum Autorenschwund präsentierte Sue danach ein paar
Grafiken, die den allseits bekannten Sachverhalt illustrierten und gab
nicht völlig absurde Hinweise darauf, was einen solchen Schwund
befördere: Bürokratische, negative und/oder boterstellte
Neunutzerbegrüssungen, eine Fokussierung auf die berufliche Karriere
oder Familiengründung trügen dazu bei. P. Birken und ich stellten
allerdings klar, dass führende Mitglieder der deutschsprachigen
Community den Editorenschwund nicht als Problem erachteten. Mein Hinweis
darauf, dass es umgekehrt aber keinerlei Spenderschwund gebe und, dass
ein Heer von bezahlten Angestellten bei Verein und Foundation vielleicht
Leute demotiviere, weil sie zwar gerne Freie Inhalte produzieren würden,
aber ungerne mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit andere Leute Gehälter
rechtfertigen würden, insbesondere dann, wenn die bezahlten Angestellten
dann meinen, den Ehrenamtlichen sagen zu dürfen, wo der Hase langlaufen
soll, wies Sue jedoch zurück: Manche Arbeit könne halt nicht von
Freiwilligen gemacht werden. Vermutlich kommen eh nur selbstsüchtige
Soziologen auf solche abwegigen Ideen.

Letztes Thema war das gender gap. Sue bestätigte nochmal, dass sie
selbst nie irgendeinen Chauvinismus bei Wikimedia begegnet sei und
Phillip Birken hatte auch schon eine Lösung zur Schließung des gender
gap parat: Noch mehr Programmierer einstellen, damit wir eine ganz
tolle, bunte und komfortable Editieroberfläche bekommen. Bei solchen
Diagnosen und Therapievorschlägen erreichen wir bestimmt bis 2020 eine
8%-Frauenquote (derzeit 9%).

Fazit: Insgesamt beteiligten sich immerhin etwa sieben Wikifanten an der
Fragestunde, die Antworten von Sue erreichten auf der nach oben offenen
Pavel-Richter-Skala für leeres Wikimedia-Marketinggeschwätz eine 2,2,
also etwa 0,5 Moleskis, eigentlich gar nicht so schlecht für
Wikimedia-Verhältnisse. Wenn Wikimedia demnächst jedoch wieder einen
Journalisten als CEO einstellen will, empfehle ich eher Bill Maher oder
wenigstens Arianna Huffington. Nicht nur, dass beide Sue rhetorisch
überlegen sind, sie stehen wenigstens dazu, dass sie Amerikaner sind.
(f, 22.11.11)
--
Manuel Schneider

Wikimedia Österreich - Gesellschaft zur Förderung freien Wissens
www.wikimedia.at

_______________________________________________
VereinAT-l mailing list
vereina...@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/vereinat-l
_______________________________________________
http://wikimedia.ch Wikimedia CH website
Wikimediach-l mailing list
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/wikimediach-l

Antwort per Email an