Hallo zusammen,
am letzten Freitag und Samstag fanden die Kieler Open Source und Linux
Tage statt, eine kleine aber feine Veranstaltung mit einem interessanten
Vortragsprogramm und einigen wenigen Infoständen der verschiedenen
OpenSource-Projekte.
Nach der Ankündigung einer Foundation und von "LibreOffice" war ich sehr
gespannt, wie die Reaktionen der anderen Projekte und insbesondere der
Besucher sein würden. Gleich nach Ankunft begann ich damit, den Stand
einzurichten und auch das große OpenOffice.org-Schild aufzuhängen. Es
dauert nur wenige Minuten, da kam jemand von einem der anderen Projekte
vorbei und bot mir an, mit einem schwarzen Klebeband das "Open" zu
überkleben, damit man es durch "Libre" ersetzen könne. Ich habe prompt
darauf verzichtet :-) - aber nicht nur diese Anekdote zeigte, dass
vielen die News längst bekannt waren und sehr positiv aufgenommen haben.
Besonders gespannt war ich am ersten Tag auf den Vortrag von Thomas
Mitzka, der den Titel trug: "Oracle, Open-Source und quo vadis
OpenOffice.org?". Natürlich hat Thomas auch die Foundation und LibO
thematisiert - auf eine angenehme und nicht durch Vorurteile gefärbte
Art. Spannend fand ich, dass er die Beziehung zwischen Oracle und der
OpenOffice.org-Community in den vergangenen Monaten durchaus genauso
beobachtet hat wie ich - nur offensichtlich ziehen viele
Community-Mitglieder eine andere Schlussfolgerung daraus.
Er schilderte, dass Oracle keine OpenSource-Strategie hat und dass er
davon ausgeht, dass die Weiterentwicklung von OpenOffice.org seitens
Oracle stark eingeschränkt wird. Stattdessen soll die Energie und die
neuen Funktionen hauptsächlich in das Oracle Open Office fließen, um die
kommerzielle Version zu stärken und besser vermarkten zu können. Aus
Sicht eines gewinnorientierten Unternehmens seien diese Überlegungen
verständlich. Aus Sicht der Community sei es aber ebenfalls
verständlich, dass diese Strategie nicht dem Erwünschten entspricht.
Bezüglich des Namens "OpenOffice.org" war er sich sicher, dass Oracle
diesen nicht an die Foundation übertragen wird. Ebenfalls bezweifelte
er, dass Oracle sich an der Foundation beteiligen wird. LibreOffice
räumte er wenig Zukunftschancen ein, da viel zu wenig Entwickler mit
entsprechendem KnowHow zur Verfügung stünden.
Interessant waren Äußerungen der Zuhörer, dass sie die Zukunft der
Foundation nicht so negativ sehen und diesen neuen Ansatz unterstützen.
Gleiches habe ich durch die meist langen Gespräche am Infostand
erfahren. Ich möchte das persönlich gar nicht bewerten - ich wünsche mir
nach wie vor einen gemeinsamen Weg mit Oracle und der Fortführung des
bisher bereits Erreichten, aber so langsam glaube ich auch, das dies
eine Illusion ist.
Am Samstag wurde ich dann netterweise von Gerald und Ulf aus Hamburg
unterstützt. Gemeinsam sind solche Messetage viel angenehmer! Danke also
nochmals, dass ihr dabei wart! Wir haben gemeinsam meinen Vortrag
vorbereitet, in dem ich die Neuerungen der Version 3.3 vorgestellt habe.
Vor einer Livedemo habe ich in einigen wenigen Worten erläutert, wieso
es - aus meiner persönlichen Sicht - zu der Foundation kam. Während der
Livedemo habe ich darauf hingewiesen, dass alle gezeigten Neuerungen in
gleicher Form in OpenOffice.org 3.3 und auch in LibreOffice verfügbar
sein werden.
Die Reaktionen auf die neuen Funktionen waren mal wieder völlig anders
als erwartet. Es wurden weniger die gezeigten Neuerungen kommentiert,
sondern vielmehr angeprangert, warum denn der "persönlich wichtigste
Bug" noch immer nicht korrigiert wurde. Eine weitere Erkenntnis der
Veranstaltung: Namen sind Schall und Rauch. Solange das Programm tut,
was man will, ist der Anwender zufrieden. :-)
Viele Grüße,
Jacqueline
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