A comment to the non-German speaking readers:
At the end of WW2 many millions of Germans either 
fled or were forced out of their homes (12-16 
million is about as close as anybody can get) in 
order to make room for Poles and Russians in the 
shift towards the West agreed to by Roosevelt and 
Churchill at Yalta. Ethnic cleansing of monumental 
proportions that our history books hardly, if ever, 
mention.

During the ensuing turmoil unspeakable crimes 
against humanity occurred under the guise of 
'humane' transfer. Again, millions of people died in 
the process but we don't talk about it. 

The survivors wrote to each other as they tried to 
reestablish contact with their friends and families 
via the Red Cross and refugee organizations. 
Thousands upon thousand of letters were written and 
a few still exist here and there and are published 
in books as someone cared enough to speak about the 
unspeakable. The following is such a letter written 
in 1946 by the wife of one Elbing's doctors. The 
letter just appeared in the 'Der Pangritz Kurier', a 
publication of former Elbingers. Editor Hans Preuß  
made commentaries in parenthesis. 

Für unsere deutschen Leser sollte der Brief sich 
wohl selbst erklären:

  Unser Club-Mitglied Edith Diedrichsen, schickte 
uns die Kopie eines Briefes von Frau Else Kumm, 
Witwe des praktischen Arztes Dr. Rober Kumm, an 
Rechtsanwalt Dr. Rudolf Passarge vom 2.Januar 1946 
aus Leipzig. Dr. Kumm hatte seine Praxis zuerst am 
Alten Markt 45, (Eingang Schmiedestraße. - Schuhaus
 Baering) später Schmiedestr. 10 a und Rechtsanwalt 
und Notar Dr. Passarge hatte seine Praxis zuerst in 
der Kettenbrun-nenstraße (Wohnung Fr.-Wilh.-Platz 
8), später A.-H. Straße 18 (Wohnung Ziese Str. 82) 
1946 wohnte Frau Kumm in Leipzig, später in Melle 
bei Osnabrück  (Ev.Krankenhaus) und Dr. Pass
arge in Winsen an der Luhe. 

Hier der Brief :
Wir haben bitter bereut, nicht rechtzeitig 
geflüchtet zu sein, so grausig hatten wir uns den 
Russeneinmarsch nicht gedacht. Das Gesundheitsamt 
hatte am 23.1.45 gegen 15,00 Uhr noch angerufen, daß 
mein Mann ohne Genehmigung die Stadt nicht verlassen 
dürfte.

  Als am 24. gegen 14, Uhr die Schiesserei schon 
etwas ungemütlicher wurde, gingen wir mit Frisör 
Günther, als die einzigen im Haus, nach Wittenfelde 
zu Besitzer Klaffke am Thumberg. Dort war bereits 
ein deutscher Spähtrupp von 75 Mann. Am Donnerstag 
hatten die Russen bereits Seeteich, Stagnitten usw. 
besetzt und ringsum brannten Gehöfte. Da die Russen 
den Spähtrupp entdeckt hatten und das Gehöft Klaffke 
unter Feuer nahmen, riefen wir die Polizei an, ob 
noch eine Fluchtmöglichkeit bestände. Der Offizier 
sagte, bei Schichau liegen seit 18,00 Uhr 3 
Torpedoboote und 3 Zerstörer (Anmerkung der R
ed.: Leider keine Zerstörer), sie würden 3000 Mann 
an Bord nehmen und mußten bis 23 Uhr Elbing 
verlassen haben.

Wir machten alle, die wir auf der Straße trafen, auf 
die letzte Fluchtmöglichkeit aufmerksam. Um 24 Uhr 
würden alle Brücken gesprengt. Es herrschte Sturm 
und Schneegestöber. Wir fuhren trotzdem los, 
zusammen mit Frl. Unruh, Familie Klaffke, Günthers 
und 2 Instleute. In der Bergstraße sagte man un s, 2 
Schiffe seien um 12 Uhr auf der Höhe von Tolkemit 
gesunken ( ? ) Wir entschlossen uns dazubleiben und 
begaben uns in den Keller des Hauses Neue Gutstr- 2, 
welches einer Schwester von Frau Klaffke gehörte. 
Hier waren bereits 15 Familien anwesend. Am Freitag 
um 12 Uhr setzte vom Drausensee her die Beschiessung 
mit Stalinorgeln ein. Als erstes Haus erhielt die 
Villa Bäring einen Volltreffer, den zweiten erhielt 
um 15 Uhr unser Haus Schmiedestr. (gemeint ist das 
Georgenbrüderhaus - Alter Markt 45). Es brannte in 
der Kettenbrunnenstr., Mauricio und die Schmiedestr. 
bis Ebel (Inh. von Diecker t Haus Nr. 19)   

   Die Lehrerin Albrecht hatte sich in der Nacht vom 
23. zum 24. beide Pulsadern durchgeschnitten, nicht 
richtig tief genug, verblieb allein im Hause zurück 
und verbrannte. In der selben Nacht aus dem kleinen 
Fischgeschäft, Frau Fähndrich (sicher Fägenstädt) 
sich, ihren Kindern und Angehörigen, acht Personen, 
auch die Pulsadern geöffnet. Sie waren, als wir am 
24. geholt wurden, bis auf den alten Fitkau (Fietkau 
) bereits verblutet.

  Am 27. brannte der Königliche Hof, Deutsche Bank, 
Ligowski, Central Hotel. Am 28. zogen wir zu 
Kolkmanns in der Hohezinnstr. (Nr.12) Nur Frau 
Borgstedt war mit uns zusammen. Wasser, Licht und 
Gas gab es bereits seit dem 24. nicht mehr.. Die 
Heizung bei K(olkmanns) war auch geplatzt. Wir 
wohnten alle 5 beim Hausmeister, nachts im 
Luftschutzkeller. Hubrecht bug noch Brot, Fleisch 
gab es noch bei Holzweiß. Jede Nacht um 4 Uhr sagte 
der russ. Lautsprecher durch, die Stadt solle sich 
ergeben, auch zogen hunderte von Frauen und Männer 
und Kinder mit weißen Fahnen vom Preußenberg zum 
Rathaus, aber der Oberstleutnant Schöpfer tat es 
nicht. Er stellte im Stadtgarten noch 2 schwere 
Batterien auf und dann gingen ständig die schweren 
Granaten über K(olkmann)s. Haus.

   Am 9.2. bekam das Haus Hohezinnstr. Nr. 2 6 
Volltreffer, 8 Einwohner wurden unter Schutt 
begraben, die übrigen kamen zu uns. Darunter auch 
eine Frau Them (Thom) mit Tochter aus dem Haus 
Hohezinnstr. 14. Am 9.2. bekamen wir 2 Volltreffer, 
Herr K. wurde ein Bein ausgerissen, er flog gegen 
die Wand und war sofort tot. Am 10. gegen 8 Uhr 
besetzten die Russen die Hohezinnstr. Alle Männer 
wurden verhaftet, wir Frauen mußten 10 km aus der 
Stadt nach Kl. Stoboy. Die Russen hatten 3 Wochen 
Plünderungsfreiheit, verhafteten Frauen, Mädchen und 
Männer vom Volkssturm. Letzteren wurden gleich 
erschossen. Frau Borgstede (Bismarkstr.l) verloren 
wir auf dem Marsch durch die brennende Stadt. Wir 
haben sie nie wieder gesehen. Wir mußten über Tier- 
und Menschenleichen, Schwerverletzte und glühende 
Drähte steigen und wurden immerzu getrieben. Dabei 
rissen uns die einziehenden betrunkenen Kampftruppen 
alles aus den Händen. Wir hatten noch nicht einmal 
mehr einen Kamm. Wir waren mit 70 Personen in 2 
Insthäusern.

  Tag und Nacht kamen die Russen und holten die 
Frauen heraus. Besonders eine Frau Ziegeleibesitzer 
Müller von Damerau. Sie war mit einem 9 Monate altem 
Kind und Mutter bei uns. Die arme Frau wurde dauernd 
vergewaltigt, streubte sie sich, wurde sie 
geschlagen und die Mutter mußte dabei am Bett knie
n. Es war alles entsetzlich. Auch die alte Frau 
Baurat Mohnen (Königsberger Str. 58) war nach 
Aschbuden geflüchtet und wurde da vergewaltigt. Eine 
Frau Kämmer (Installateur A.-H.-Str. 20 ) war mit 
einem 5 Monate altem Enkel bei uns. Die 68 jährige 
Frau wurde 9 x hintereinander vergewaltigt und die
Tochter, Frau Fiedler 15 x. Sie bekam noch eine 
Säure in die Geschlechtsteile gegossen. Der alte 
Vater blieb bei der Tochter in Elbing, während Frau 
K. mit Kind nach Vogelsang flüchtete. Er schnitt 
sich und der Tochter die Pulsadern auf. Viele  Leute  
wurden nach Sibirien  verschleppt.  Es wurde gesagt 
2-3 Tage aufräumen und dann kamen die armen Menschen 
nach Sibirien. Die ersten Kranken kamen nach hier. 
Ich habe sie im Lager aufgesucht. Von Lagern mit 
2700 lebten noch ca 600. Furchtbares haben sie 
erdulden müßen.

  Frl. Unruh, Frl. Eisemann von Herzfeld & Schwan, 
Frl. Müller, Ziegelei Damerau, Pfarrer Jeroschewitz 
von Pangritz, letzterer ist am 10.7. in Chelabinsk 
am Ural gestorben, alle sind in Sibirien, Am 1.5. 
kamen wir wieder zur Stadt, alles in Trümmer. Keine 
Kirche, kein Laden, die herrliche Annenkirche, alles 
zerschossen, ausgebrannt. Und wie hatten die Russen 
gehaust, kaum zu beschreiben. 90% der Frauen 
verseucht und schwanger. 4 Wochen habe ich meinen 
Mann gesucht, bis ich ihn in einem Hinterstübchen am 
Georgendamm fand. Wir hatten uns in der Roonstr. 3 
eine kleine Wohnung, 2 Zimmer, Bad, Küche, zurecht 
gemacht. Mit uns wohnte Frau Stammer, sie starb im 
Juni, Frau Hoffmann, Schwester von Frau Rebs 
(Obering. Sonnenstr.72) sorgte sich um ihren Mann, 
der auch verschleppt war. Frau Netke lag im Sterben 
als ich gerade wegfuhr. Eine Lehrerin Hohmann 83 
Jahre, Herr und Frau Wilke , (Destillateur bei 
Stobbe bezw. Verwalterin der Küche), Frau Papproth 
und Tochter kamen nach Sibirien. Frl. Reichwald 
(Reichswald, Lehrerin Hohezinnstr. 2) Frau Boyens 
geb. Reimer (Ing. Bismarckstr. 2) von Albert Dyck 
starb im Luftschutzkeller.

   Am 8. März bezog die GPU die Häuser Roonstr. 5+7 
Da dort Tag und Nacht Posten standen, konnten wir 
endlich zur Ruhe kommen und uns auch ausziehen. Von 
da ab kamen keine Russen mehr in unser Haus, Major 
Orgin und Generaloberst Terrassow hielten Ordnung, 
der General bestimmte auch, daß ich am 14.7. mit dem 
Auto nach Berlin kam. Wir waren ca. 25 000 in Elbing 
als die Russen einfielen. Frl. Komnick kam Pfingsten 
aus Danzig zurück. Suschkes (Kaufmann Hindenburg 
Str. 51 -Inh. der Firmen Hube, Nachf. Herrenstr. + 
Danielowski Nachf. A.-H.- Str. 55 + Likör und 
Frühstücksstuben "Am Johannistor") kamen ebenfalls 
Pfingsten, ausgeplündert und verlaust aus Danzig und 
wohnten in einer Garage in der Arndtstr. Volkmanns - 
Dambitzen kamen wieder, er aus der Gefangenschaft 
aus Graudenz, barfuß mit einer alten Pferdedecke und 
voller Läuse, hatte 60 Hiebe nackend erhalten, er 
sollte absolut sagen, er wäre PG.

  Sie kam im Juni mit Schwiegertochter und Enkel. 
Die Schwiegertochter von den Russen schwanger, beide 
gingen täglich von 5-19 Uhr Russenwäsche waschen. 
Frau Lissau, Lehrerin war auch noch da, auch Frau 
Amtsgerichtsrat Eggert hatte Frau Prof. Schultze bei 
sich in der Hindenburg Str. wohnen. Sie ist auch 
gestorben. Steuerrat Dragel (Dargel[?], Arndt Str. 
la) und Lehrer Konopatzki hackten Holz, holten 
Kohlen, schuppten Fische usw für die russ. 
Offiziersküche und erhielten dafür 3 x täglich Suppe 
und Brot und gaben davon Suschkes etwas ab, denn die 
hatten garnichts. Herr D. kam im September mit
 russ. Auto nach Berlin und ist am Finanzamt 
Osterburg in der Altmark angestellt und auch unter 
dieser Adresse zu erreichen. Frau Rechtsanwalt 
Bandow (Büro Bandow & Gaupp, Wilhelmstr. 44 -Wohnung 
Moltkestr. 2) und Frau Dr. Gross (Erwin Gross - 
Medizinalrat und Kreisarzt- Mühlendamm 38) sind noch 
in Elbing. Frl. Pudow (Emma Pudor,Oberschullehrerin, 
Jahnstraße 2), Frl. Schottky (Gertrud, Studienrätin, 
Jahnstraße 2), Frau Dyck, Frau Fuchs sind im 
September aus Elbing raus. Frl. P. und Sch. wohnen 
in Göttingen und schreiben ihre Elbinger Erlebnisse 
in Buchform, Adresse unbekannt. Frau D. und Fuchs 
wohnen in Meiningen, Theodorenstr. 12. Frau 
Barmwoldt (Gewerbeoberlehrer, Königsberger Str. 53 
b) ist auch noch in Elbing. Herr B. wurde von den 
Russen erschossen. Ebenso Major Bender, Frau Brenke 
(Studienrat Dr. Max, Heimstätte 35) nahm sich das 
Leben. Direktor Sinnhuber erschoss sich mit Fra
u. Herr Ernst Schmidt, Hohenhaff wurde auch 
erschossen, sie war vom vielen vergewaltigen 
irrsinnig geworden.

  Frau Direktor Müller, Englisch Brunnen, ist auch 
erschossen, er wurde verschleppt. Auch Konditor 
Teuke wurde erschossen. Ziegelleibesitzer Schmalfeld 
erschoss sich und seine ganze Familie, sie sollte 
von 4 Russen vergewaltigt werden, da stellte sich 
das Hausmädchen zur Verfügung. Während die Russ
en mit dem Mädchen gingen, erschoss er alle.

  Dr. Brenke, Lehrer Rudat (Oberlyzeallehrer i.R., 
Talstr. 13), Frau Gaigalat (Dr. Oskar Gaigalat, 
Arzt, A.-H.-Str.56), wohnten alle bei Frl. Gaigalat 
(Margarete, Lehrerin, Damaschkestr. 30), Herr und 
Frau Weinhändler Wolff, ebenfalls. Frau Bender, 
schälte von früh bis abends Kartoffeln in der Russ
enküche, dafür erhielt sie Essen, aber ohne Fleisch 
- die deutschen Schweine brauchen nichts ! Ebenso 
schälte Frau Dyck, Frau Fuchs den ganzen Tag 
Kartoffeln.

   Mein Mann war einziger Arzt in Elbing. Pastor 
Westren - Döll (Doll, St. Annen) einziger Pfarrer. 
Im Juli starb seine Frau. Ihre Villa stand noch, nur 
ohne Möbel. Mein Mann wurde am Karfreitag von der 
Tscheka wieder verhaftet, am Sonnabend mußte er in 
Fichthorst Heu laden und am Osterfeiertag, an
seinem 74. Geburtstag, kam er nach Hause und mußte 
am 3.4. im Hospital Bergstr. (gemeint ist sicher die 
Bergschule in der ein Lazarett eingerichtet war) mit 
Ärzten anfangen. Es waren noch 1560 Deutsche in der 
Heinrich von Plauen Schule, die am 3.4. weiter nach 
Osten kamen.

  Die Soldaten griffen Ostern von Hela und Steegen 
aus Elbing an (?) da sie kein Proviant mehr hatten, 
mußten sie sich ergeben. Sie kamen am 20.4. durch 
Elbing und wurden hinter Braunsberg interniert, 
Hauptmann Helmut Langling (Lengning, Schmiedestr. 
13/14) war auch dabei. Mein Mann kam eines Tages
aus dem Lazarett und sagte mein altes gutes 
Schmidtchen (gemeint ist sicher einer der beiden 
Ärzte - Dr. Arthur Schmidt I , Fr-Wilh. -Platz 8 
oder Dr. Fritz Schmidt II, A.-H.- Str. 35), er war 
mit seiner Wirtin in der Gärtnersiedlung 
Drausenseestr., starb da und ist im Garten beerdigt.

   Sie glauben ja nicht, die Leute starben wie die 
Fliegen und so traurig es ist, es war so etwas 
alltägliches, man sprach einmal darüber und dann war 
schon wieder etwas Neues da. In der Hohenzinnstr. 
wohnten nur noch in der Nr. 12 die alten zwei 
Wandels (sicher Gottlieb, Mitinh. der Fa. Wandel und
Weidemann, Fr.- Wilh.- Platz 13) und Nr. 14 Frl. 
Leber (Berta Direktrice, Hohezinne lla) alle anderen 
Häuser waren schwer beschädigt. Frau Rektor Bauch 
(Magdalene, Herrenstr. 32) und Tochter sollen auch 
noch in Elbing gewesen sein, wie uns Frau Borgstede 
sagte, wir haben sie nicht gefunden, es sind viele 
Hunderte verschüttet. Prof Meyer starb in seinem 
Keller und wurde in seinem Garten beerdigt.

  Mein Mann hatte am 1.5. kranke Frauen zu 
untersuchen, hatte ein Furunkel in der Nase, bekam 
am 3.5. 40° Fieber, Wundrose und starb am 5.5.. Der 
poln. Stadtpräsident, ein Jude, Ingenieur aus Posen, 
kam sofort und sagte dass die Stadtverwaltung einen 
Sarg schicken würde. Wir haben ihn auf dem Marie
nfriedhof neben seinem guten Freund Schroeder von 
der Reichsbank beerdigt. Alte gute Patienten haben 
seine Ruhestätte gegraben. Die Russen schössen, als 
der Sarg aus der Haustür getragen wurde, dreimal 
über den Sarg. Sie sagten immer "Unser gute alte 
Doktor". Er hatte vielen geholfen, denn sobald sie 
geschlechtskrank sind, wird das gemeldet und sie 
werden degradiert. Sie kamen abends mit Oel, Brot, 
Speck, Fleisch und ließen sich heimlich behandeln, 
dadurch hatte man wenigstens zu essen. Wir lebten 
von dem, was Flüchtlinge und Russen in den leeren 
Häusern gelassen hatten.

  Frau Schuppenhauer (Bismarck Str. 9) kam im Juli 
aus Schwerin zurück, wohnte mit ihrem Mann, der an 
Venenentzündung erkrankt war, in einem Insthaus in 
Fichthorst mit einer Frau Illing aus Bossbruch. 
Prof. Ehrlich wollte am 27.1. aus dem Rathaus mal 
nach seiner Wohnung (York Str.8) gehen. Als er in 
der Sturmstraße aus der Tür tritt, reißt ihm eine 
Granate den Kopf ab. Rektor Sablotny und Frau waren 
noch da, wie mir Frau Erdmann, Tochter von 
Bäckerobermeister Kirschner {Emil Kürschner, 
Hindenburgstr. 16), der auch in Sibirien ist, 
erzählt. Frau Erdmann ist auch seit Dezember in 
Leipzig.

  (Die nächsten Zeilen sind leider durcheinander 
geschrieben, so daß man nicht genau weiß wer da in 
der Grünstraße aus dem 2. Stock gesprungen und nach 
2 Tagen verstorben ist, nachdem die Russen sie 
belästigt hatten.)

   Viele Häuser brannten nachträglich ab. Die Russen 
sagten "die verfluchten Polski" und die Polen 
schimpften auf die Russen, Waren sie zusammen sagten 
sie "die Deutschen" (und meinten damit wir hätten 
die Häuser selbst angesteckt). Dann wurde auf der 
Straße verlesen: "Brennt es wieder so, so werde
n von 100 Deutschen, 10 erschossen."

   Landgerichtsrat Dogs und Frau (Tannenberg-Allee 
45 in dem auch der Schweizer Konsul Stucki wohnte) 
der alte Besitzer Kallender wurden erschossen. 
Fleischer Wiechert (Wichert, Herrenstraße 24) starb 
an Herzschlag, als die Russen die Tochter 
verschleppten. Fleischer Schoenfeld (Karl Schönfeld, 
A.-H.- Str. 42) starb  an  Typhus.  Dr. Jost und Dr. 
Romeick (Franz, Frauenarzt und Klinikbesitzer, 
Grünstr. 61) Ziechenau verschleppt, erhielten 
täglich Schläge, sind im Sept. nach Elbing gebracht 
und Dr. Romeick ist wie ich von Lehrer Droese hörte, 
der im Dezember aus Elbing kam, mit einem 
Frauentransport im Nov. nochmals nach Sibirien 
verschleppt worden.

   Heute (2.1.1946) schrieb mir Frau Blödian (Ida, 
Hotelbesitzerin ,"Hotel Königlicher Hof" Fr. Wilh.- 
Platz 13) aus Merseburg, Herr Korsch ( Oskar. 
Oekonom, Fr.-Wilh.-Platz 10/l1) hat in Jüterborg das 
Bahnhofsrestaurant, Rechtsanwalt Wichowski und Frau 
sind in Jena, letzterer sucht seine 3 und 5 Jahre 
alten Kinder. Dr. Hartwich (Schmiedestr. 10 a). 
Tanzlehrer Stoige, Dalkhaus und der alte Ligowski 
(Bäckerei und Konditorei, A.H.-Str. 1-8) in 
Altenburg. Dr. Ligowski ist am Landesamt Weimar, sie 
verkauft Brot in Salzwedel. Frau Dr. Rohman wohnt in 
Serbitz bei Altenburg, er starb verwundet in D
anzig. Musikdirektor Palz (Alfred Pelz, Junkerstr. 
37) ist am Stadtorchester Weissenfeis angestellt und 
Lehrer Hauwitz (Haugwitz Louis. Mittel-schullehrer, 
Mühlendamm 85) daselbst als Lehrer.

  Ich fuhr im August mit Ehepaar ? dieselben waren 4 
Wochen in Danzig mit Suschkes einem Studienrat Horn, 
Bruder von Dr. Hom im Keiler zusammen. Eines Abends 
wurde Frau Hom, nachdem beide Söhne geholt worden 
waren, aus dem Keller geholt. Sie nahm eine Röhre 
Veronal mit, nach mehreren Stunden wurde die alte 
Dame berausgerufea. voller Angst nahm sie ihren Mann 
mit. da führt man sie in die Waschküche. Auf einer 
Matratze lag völlig nackend, bewußtlos Frau Hom. Sie 
lebte noch 2 Tage und eine Nacht, ihr Mann hielt 
Wache bei ihr. Es ist doch ganz furchtbar, und da 
wird so viel erzählt, wie unsere Soldaten gehaust 
hätten. Ich kann das nicht schildern, von den Leiden 
unserer Soldaten in Sibirien, auf 30,000 werden die 
verschleppten aus Pommern, Ost- und Westpreussen 
geschätzt.

  Auch jetzt erzählte Frau Erdmann, kommen die Polen 
in die Wohnungen, die Miliz, Bengels von 16-17 
Jahren schlagen auf die Menschen, schlitzen ihnen 
die Betten auf. Verwaltungsrat Zemecke. die allen Z. 
wohnen in Halle, schrieb mir. sein 70 Jahre alter 
Schwiegervater kam aus Elbing am 18. Oktober 
und starb am 19. Okt. Er mußte täglich 6 Stunden 
Leichen begraben, mußte 600 Zloty von Elbing bis 
Berlin bezahlen, seit Juli hatte er kein reines Hemd 
an. Der alte Cayk (?), früher Ratskeller ist auch 
von den Russen erschossen worden, er und Frl. Blohm 
(Geschäftsinhaberin, Brückstr.12) flohen aus Danzig, 
er sollte stehen bleiben ging aber weiter, da 
erschossen sie ihn.

   Wissen Sie wo Rechtsanwalt Liptau ist? Seine Frau 
flüchtete mit den Kindern und Eltern am 22.1. im 
Landauer. Vor Danzig kamen Tiefflieger, die Alten 
erhielten Bauchschüße, der Landauer brannte 
lichterloh, sie konnte noch die 2 Kinder rauswerfen 
und verbrannte selbst vor den Augen der Kinder. Arb
eiter nahmen sie mit und kamen im Mai mit ihnen nach 
Elbing. Frau Naumann, wohnte über Loeser & Wolff in 
der Schmiedestr., sie arbeitete Zöpfe, ihr Mann war 
total gelähmt, jetzt wohnten sie Tirpitz-Allee. Sie 
muß an Ecken stehen und Brot betteln. Sie nahm sie 
zu sich mit und der russ. Kommandant wollte ihr 
Brotzulage geben. Ich suche nun eine Frau Hinz, 
fegte mit ihrem Mann früher die Straße, bekam von 
den Russen ein Kind in Pflege, das aus der Nogat 
gefischt wurde, ca 4 Monate alt, die Wäsche war mit 
A.Z. mit 9 zackiger Krone gezeichnet. Die Mutter 
trieb an einer Wanne angebunden, in der das Kind 
lag, tot daneben.

   Grausiges haben wir in den 6 Monaten erlebt. Eine 
Lehrerin Grundmann (wahrscheinlich die Tochter von 
Konrektor Grundmann, Mühlendamm 78) war mit Mutter 4 
Tage und Nächte in Vogelsang und wollten erfrieren 
und verhungern. Am 5. Tag schleppten sie sich bis 
Stagnitten. Eine Lehrerin Brunk schnitt sich auch 
die Pulsadern auf, traf nicht richtig und der linke 
Arm wurde ihr bis zur Schulter abgenommen.

  Die Schweizer, 17 Familien, waren gefangen unter 
russ. Bewachung in der Tannenberg-Allee in dem Haus 
in dem vordem das Konsulat war. (45). Die 
Verwaltungsgebäude von Schichau sind ausgebrannt, In 
Trettinkenhof arbeiteten ca. 800 Frauen, Männer und 
Russen. Unsere Gefangenen mußte die HUB Gleise 
verbreiten, täglich kamen 2 mal russ. Züge, ca 100 - 
200 Wagen und holten Maschinen. Was nicht raus ging, 
wurde gesprengt, auch bei Loeser & Wolff wurden 1 
Mann U-Boote gebaut (?), die Maschinen kamen auch 
nicht fort. In der "Grünen Hand", Königsberger Str. 
hing sich Frau Liedtke mit Tochter und Bekannten 
auf, 11 Personen. Pastor Westren Döll (Doll) 
erzählte mir, in der Sonnen- und Traubenstraße 
ertränkten Frauen ihre Kinder in der Regentonne und 
erhängten sich. 43 Personen, sie konnten die 
Vergewaltigungen nicht mehr ertragen. Frau Bandow, 
Frau Barmwoldt und noch zwei Frauen wohnten bei Frau 
Groß, Mühlendamm (wahrscheinlich die Frau von Dr. 
Erwin Groß, Medizinal und Kreisarzt, Mühlendamm 38), 
sie sollten auch raus.

   Berufsschule Königsberger Str. ist Rathaus. 
Kaffee Rockeis waren noch da. Am 28.1. waren im 
Rathaus auch noch Leeser (OB Leser), der dann in 
Kiel von den Russen verhaftet wurde, wie man mir in 
Berlin mitteilte. Der Kreisleiter und Herr Quandt 
(Stadtamtmann) waren noch da, aber 15 große Autos 
standen abfahrbereit auf der Straße, mit dem ist 
Frau Fischer geb. Netke noch raus. Der 
Stadtkommandant Schöpfer ist am 21.2. von den Russen 
erhängt. (?) Wir mußten uns melden, sollten ab Mai 
10 Zloty für ein Zimmer bezahlen. Es gab in poln. 
Läden alles zu kaufen, wenn man Zloty und Silbergeld 
hatte. Frl. Harwardt von Herzfeld & Schwan war noch 
da und rauchte von früh bis spät Pfeife.

  Schichau hat in Wesermünde (Bremerhaven) eine 
Zweigstelle eröffnet, da ist Dir. Noe und Dir. 
Rücker. In der Noe Villa (Schichau Str.) wohnt der 
russ. Kommandant und Frau, beide Juden, dick zum 
platzen und von früh an betrunken. In Nauenburg ist 
Frl. Schröter von der Deutschen Bank, spült täglich 
8 Stunden Flaschen für 20 RM Wochenlohn. Herr 
Kotowski war erst Fensterputzer, Tiefbauarbeiter und 
jetzt Arbeiter bei den Leunawerken, beide hatten 
seit April kein Gehalt mehr bekommen. Frau Langner 
(sicher die Frau von Bankdirektor Dr.Alfred L., 
Hansastraße 4) wohnt in Hildburg, Krs. Hildburghause
n, dort hat sich Dir. Wemter (Bruno Wermter, 
Bankdirektor, Fr.-Wilh-Platz 4) im Juli erschossen. 
Obering Dreyer (Karl, Amdstr.3) mit Schwiegertochter 
und Enkel arbeiten in Koggenhöfen, er als Mädchen 
für alles, sie hatte 80 Kühe zu melken, 9 mal waren 
sie von Ort zu Ort gejagt. Ihr Häuschen in Woge
nap ist ganz ausgeplündert. Herr Schrock-Opitz ist 
auch erschossen. Eine Elbingerin heiratete im 
Vogelsanger Forsthaus einen russ. Major. (Die im 
Brief genannte Person konnte es nicht gewesen sein, 
wie noch_lebende Angehörigen aussagten) Kahlberg, 
Cadinen, Tolkemit, Bollwerk mit dem Siebengiebelhau
s ist alles zerschossen, es steht kein Haus mehr. 
Der Cadiner Prinz flüchtete am 24. 1. zusammen mit 
dem alten Ligowski über Kahlberg nach seinem 
Stammschloß Sigmaringen (?) Dr. Würker (Königsberger 
Str. 29) war Arzt in Pr. Holland, kam aus dem 
Zuchthaus Wartenburg. In der Pauluskirche hatten die 
Russen die Pferde drin, die Bänke standen auf dem 
Schulsportplatz.

PS. Viele Namen sind in dem Brief, scheinbar durch 
das Abschreiben, verkehrt geschrieben, habe sie 
soweit wie möglich verbessert und auch Erläuterungen 
zu einzelnen Personen hinzugesetzt. Alle diese 
Angaben stehen in (Klammern) Auch bei einigen 
Terminangaben, die zweifelhaft sind, steht ein (?) 
Viele Angaben hatte Frau Kumm ja auch nur vom 
"Hörensagen". Trotzdem ist dieser Brief ein 
einmaliges Dokument über das Schicksal vieler 
Elbinger, die ich unseren Lesern nicht vorenthalten 
wollte. 
Hans Preuß
   

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'Objectivity is the Essence of Intelligence' 




 
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