Lieber Nick, Deine Bemerkung ist richtig, enthält aber eine kleine Unrichtigkeit: Klaus Theweleit war seinerzeit kein Freudianer, sondern Reichist. Die reichistische Szene ist eine Freiburger Spezialität (und Theweleit ist Freiburger wie ich, ich kenne ihn persönlich). Die Grundtheoreme für seine psychoanalytische Durchleuchtung der "soldatischen Männer" (zu denen auch Jünger zählt) entnahm Theweleit also den Theorien Wilhelm Reichs, der in den zwanziger und dreissiger Jahren in Wien und Berlin versuchte, Psychoanalyse und Marxismus zu vereinen (und nicht zuletzt deshalb von Freud aus der Psychoanalytischen Vereinigung herausgeworfen wurde). In der Zeit des Nationalsozialismus ging Reich in die U.S.A. und wurde dort in den 50er-Jahren als Scharlatan verurteilt, inhaftiert und verstarb in der Haft. Reich hatte versucht, seine abstruse "Orgontheorie" und entsprechende "Orgonkästen" als Heilmethode zu vermarkten, die "Drug and Food Administration" prozessierte ihn deswegen. Auch beschäftigte sich Reich damals mit Wetterexperimenten. Reich verlor wohl in den 50er-Jahren zunehmend den Verstand und wurde zum fehlgeleiteten Esoteriker. Vermutlich war er im psychiatrischen Sinne sogar paranoid, er fühlte sich verfolgt und war wohl krank. Insofern hätte man ihn eher in ein Krankenhaus bringen sollen als in ein Gefängnis. Mit den Freiburger Reichisten sollte man übrigens das Gleiche machen, aber das ist ein Thema, das eher für mich als Freiburger von Belang ist. Bis dann, Dein Klaus
--- lmorp...@aol.com <lmorp...@aol.com> schrieb am So, 7.12.2008: Von: lmorp...@aol.com <lmorp...@aol.com> Betreff: Re: [juenger_org] Misogynie An: juenger_org@yahoogroups.de Datum: Sonntag, 7. Dezember 2008, 14:08 Sehr geehrter Herr Malon, Dessenungeachtet, war ich sehr erstaunt und magnetisiert, dass der Begriff der MISOGYNIE noch niemals im Zusammenhang mit Ernst Juenger erwaehnt wurde. wenn ich mich recht besinne, beschäftigt sich Klaus Theweleit in seiner zweibändigen Untersuchung „Männerphantasien" mit der angeblichen Misogynie Jüngers - wenigstens zum Teil. Allerdings tut er das meines Erachtens auf äußerst merkwürdige Weise, indem er die Schriften der sogenannten Nationalrevolutionä re der Weimarer Zeit mittels der freudschen Pschyologie zu analysieren bzw. in ein freudisches System hineinzuzwingen versucht. Das aber ist ein anderes Kapitel! Einen erholsamen Sonntag wünsche ich allen Mitgliedern der Gruppe. Mit herzlichen Grüßen Nick