NABU-PRESSESTATEMENT | 12. April 2021

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Umwelt/Agrar

NABU: Nach monatelangem Tauziehen kaum Fortschritte bei
Agrar-Subventionen

Krüger: Agrarpolitik kommt mit Gesetzesvorschlägen der Bundesregierung
nur in Trippelschritten voran

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Berlin – Die Bundesregierung hat sich offenbar auf Gesetzesvorschläge
geeinigt, die die künftige Verteilung der jährlich rund sechs Milliarden
Euro Agrar-Subventionen regeln sollen, die bis 2027 aus Brüssel fließen
werden. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger kommentiert: „Nach allem, was
wir bisher über den Kompromiss wissen, ist es schon ernüchternd:
Monatelanges Tauziehen zwischen Ministerien und Bundesländern führt zu
nicht mehr als einer Reihe von Trippelschritten. Die deutsche
Agrarpolitik führt damit weiter zwischen den Mindestanforderungen der EU
und einer sich dramatisch beschleunigenden Klima- und Artenkrise in eine
ungewisse Zukunft. Es wäre vermessen, dies als Fortschritt zu feiern.
Jetzt muss das Parlament ran.“

 

Der NABU würdigt dabei durchaus, dass die ursprünglichen Vorschläge von
Agrarministerin Julia Klöckner in den Diskussionen mit
Bundesumweltministerium und den Bundesländern offenbar deutlich
korrigiert wurden. So gibt es jetzt einen sichtbaren Einstieg in die
Umschichtung der schädlichen Flächenprämien in die gezielte Honorierung
von Umweltleistungen. Die angepeilte Umschichtung von 15 Prozent aus der
sogenannten Ersten in die Zweite Säule bis 2026 bewegt sich jedoch nur
im Rahmen dessen, was schon längst möglich gewesen wäre. Das
strukturelle Finanzierungsproblem im Naturschutz wird so nicht behoben.
Allein für die Erfüllung der EU-Naturschutzpflichten wäre eine
Umschichtung von mindestens 18 Prozent notwendig, hinzu braucht es
weitere Prozente für die Finanzierung des Ökolandbaus und anderer
Projekte im ländlichen Raum. Die zuständigen Bundesministerinnen lassen
zudem die Frage offen, wie man bei so bescheidenen Umbauschritten bis
zum Ende des Jahrzehnts zu einem Ende der Flächenprämien kommen will,
ohne erhebliche ökonomische Brüche für die Betriebe zu riskieren.

 

Mit Blick auf die künftigen Bedingungen für den Erhalt von EU-Geld
kommentiert  Konstantin Kreiser, NABU-Teamleiter für Landnutzung: „Es
ist ein Trauerspiel, dass sich die Große Koalition entgegen allen
wissenschaftlichen Aufrufen offenbar nicht traut, mehr als drei Prozent
der Ackerflächen als unbewirtschaftete Rückzugsorte für Insekten und
Vögel festzulegen. Mindestens zehn Prozent jedes Betriebs für
Blühflächen, Gehölze und Brachen sind notwendig, damit die Natur
dort endlich wieder die Leistungen produzieren kann, von denen auch die
Landwirtschaft letztlich abhängt. Ohne natürliche Schädlingsbekämpfung,
bestäubende Insekten, sowie Schutz vor Wind, Trockenheit und Erosion
sieht die Zukunft der Agrarbetriebe düster aus.“ Der NABU fordert von
den Fraktionen im Bundestag, die nun anstehende Debatte für umfangreiche
Verbesserungen des Gesetzespakets zu nutzen. 

 

Die nationale Umsetzung der EU-Agrarpolitik muss im kommenden Jahr von
der Europäischen Kommission genehmigt werden. Je weniger Ambition jetzt
an den Tag gelegt wird, desto größer das Risiko von einer Hängepartie
mit Brüssel. Planungssicherheit für die Betriebe und echter Insekten-
und Klimaschutz muss wichtiger sein als Wahlkampf. Das Paket noch in
dieser Legislaturperiode durchzudrücken, obwohl die Rahmenvorgaben der
EU noch nicht ausverhandelt sind, scheint eher Zeitdruck und Wahlkampf
geschuldet zu sein, als einem planvollen Umbau des fehlgeleiteten
Agrarsystems. 

 
Mit mehr als 820.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete
NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der
NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt,
den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und
Wasserwirtschaft. Zu den zentralen NABU-Anliegen gehören auch die
Vermittlung von Naturerlebnissen und die Förderung naturkundlicher
Kenntnisse. Mehr Infos: www.nabu.de/wir-ueber-uns

 
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