Swingende Blumen des Bösen: "Little Shop of Horrors"

=========================

Am Mittwoch, den 16. Mai 2007 um 20:00 Uhr im Rahmen der "Projektion" ( http://www.monochrom.at/projektion ) Thomas Ballhausen wird einen einführenden Vortrag halten. Danach Screening und Diskussion.
Im Museumsquartier/Wien, QDK (gleich neben dem monochrom-Office.)

=========================

Seymour Krelborn, dargestellt von Rick Moranis, ist der tragikomische Held in dem wohl wichtigsten Horror-Musical der (Film)Geschichte, "The Little Shop Of Horrors". Er ist ein kleiner, geknechteter Angestellter im schlecht gehenden Blumenladen des griesgrämigen Mr. Mushnik, der in der heruntergekommenen down town einer vage als New York erkennbaren Stadt zu finden ist. Einzig die andere Angestellte dort, die von ihm aus der Ferne bewunderte Audrey, verleiht seinem ansonsten tristen Leben einen kleinen Anflug von Glanz und Schönheit. Nur ist Audrey, die von einem kleinen Glück träumt und sich insgeheim auch zu Seymour hingezogen fühlt, leider bereits an den sadistischen Zahnarzt Orin Scrivello -- Steve Martin in einer seiner besten Rollen -- vergeben. Die Dinge könnten also nicht schlimmer stehen. Doch, wie in jedem guten Horrorfilm, kommt es natürlich noch schlimmer: Der Blumenladen ist von der Schließung bedroht, zur emotionalen Krise scheint sich nun auch noch die existenzielle zu gesellen. Einer Idee von Audrey nachgebend, stellt Seymour eine jüngst erworbene, exotische Pflanze in die Auslage, um doch noch Kundschaft anzulocken. Der sprichwörtliche letzte Strohhalm, die von Seymour als Audrey II getaufte Pflanze, erweist sich als Glücksbringer.
                
Das Geschäft scheint gerettet, doch dann droht Audrey II zu verwelken. Alle botanischen Künste des Dr. Greenthumb Seymour versagen, eher zufällig entdeckt er dann das heilende Wundermittel: menschliches Blut. In ungewöhnlichem Tempo wächst Audrey II weiter und entwickelt schließlich sogar die Möglichkeit des Sprechens -- ein Umstand, den sie ganz zu ihren Gunsten einzusetzen weiß: Sehr schnell gewinnt sie den schüchternen Floristen mit dem Versprechen, seine Kollegin Audrey doch noch für sich gewinnen zu können, als treuen Diener. Seymours Blut allein reicht aber schon lange nicht mehr aus, den Appetit der außerirdischen Pflanze, denn nichts anderes ist Audrey II, zu stillen und nach einigem Zögern ist der Liebeskranke zu einer Vielzahl fragwürdiger, ja verbrecherischer Taten bereit. Als aber auch Audrey auf der Speisekarte des zum tentakelbewehrten Monsters angewachsenen Unkrauts stehen soll, ist ein Kampf Grünzeug gegen Romantiker unausweichlich. Und, wie in einem guten Genreklassiker nicht anders zu erwarten, steht schlussendlich wesentlich mehr auf dem Spiel als die Liebe der zwei Pechvögel...
                
"The Little Shop Of Horros" (1986) basiert auf dem schwarzhumorigen gleichnamigen B-Movie Roger Cormans aus dem Jahre 1960 und dem erfolgreichen Musical von Howard Ashman und Alan Menken, das 1982 uraufgeführt wurde. Wesentlich für Frank Oz' Neuverfilmung blieb aber auch das ursprüngliche Drehbuch von Charles B. Griffith, das abgesehen von der Gestaltung des Endes, beibehalten wurde. Griffith hatte mehrfach mit der Horrorfilm-Legende Corman zusammengearbeitet, Filme mit sprechenden Titeln wie "Attach Of The Crab Monsters" (1957), "Beast From The Haunted Cave" (1959) oder "Creature From The Haunted Sea" (1961) sind die Ergebnisse dieser langjährigen Kooperation. Viele der erhaltenen klassischen Gruselelemente des Films gehen auf seine Ideen und Erfahrungen zurück. Die Geschichte um eine bedrohliche Pflanze aus dem All war zum Zeitpunkt der Erstverfilmung freilich nicht ganz neu: So findet sich schon in "The Thing From Another World" (1951) ein menschenverschlingendes, pflanzliches Alien. Nach dem "Little Shop Of Horros" ist dieser Themenkreis aber eher selten wieder auf der Kinoleinwand zu finden gewesen. Ausnahmen stellen hier "The Freakmaker" (1972), "Please Don't Eat My Mother" (1973 - eine Softcore-Version der "Little Shop"-Story), die Filme um die "Killer Tomatoes" (ab 1978), "The Pickle" (1993), "The Gardener" (1998) und das Auftreten der gleichermaßen betörenden wie gefährlichen Figur der Poison Ivy in Joel Schumachers "Batman & Robin" (1997) dar. In seiner Verbindung von großartiger Musik, Camp-Ästhetik und erotisch aufgeladener Schauerromantik ist Oz' "The Little Shop Of Horrors" aber einzigartig geblieben. Ganz im Gegensatz zu seiner Neuverfilmung der "Stepford Wives" hat er hier eine gelungene Aktualisierung vorgelegt, die die Möglichkeiten des US-amerikanischen Kinos der Achtziger Jahre schlüssig mit dem Charme der Hollywood-Studioproduktionen verbindet.

=========================
                
Wie, wann, wo?

Am Mittwoch, den 16. Mai 2007 um 20:00 Uhr im Rahmen der "Projektion".

Thomas Ballhausen wird einen einführenden Vortrag halten. Danach Screening und Diskussion.

Im Museumsquartier, QDK (gleich neben dem monochrom-Office.)    

=========================


--
rohrpost - deutschsprachige Liste zur Kultur digitaler Medien und Netze
Archiv: http://www.nettime.org/rohrpost 
http://post.openoffice.de/pipermail/rohrpost/
Ent/Subskribieren: http://post.openoffice.de/cgi-bin/mailman/listinfo/rohrpost/

Antwort per Email an