Hallo OSMler_innen,

nachdem ich vor geraumer Weile hier schon mal vorbeigeschaut hatte, aber noch 
weitgehende Leere herrschte, haben mich die aktuellen Berichte im Spiegel, bei 
der Deutschen Welle und anderswo gerade dazu gebracht, erneut vorbeizukucken. 
Ich bin sehr begeistert über den Fortschritt, wenn auch ländliche Gebiete und 
der Osten Deutschlands ganz allgemein noch ganz beträchtliche Lücken haben. So 
ist z.B. die Strasse in Jena, in der ich wohne, noch nicht verzeichnet, und 
offenbar noch niemand mit dem GPS-Gerät durch das Zentrum gelaufen. Aber das 
kann sich ja bald ändern ;-)). Doch darum soll es jetzt ja auch gar nicht gehen.

Als bekennender Anhänger freier Software und Fan, aber mittlerweile nur noch 
gelegentlicher Mitarbeiter von Wikipedia freue ich mich über Projekte wie das 
OSM und würde gern mehr darüber wissen. Letzteres ist ja dank eurer 
deutschsprachigen Website, dem Wikipedia-Artikeln und den genannten Berichten 
in den Print- und Funkmedien problemlos möglich.

Als Archäologie interessieren mich an dem Projekt besonders die Möglichkeiten 
zum Eintrag von archäologischen Daten. Der Beschreibung entnehme ich, dass 
nicht nur Strassen und Wege, sondern jede Art von Geodaten erfasst und mit 
Zusatzinformationen versehen werden können. Dabei denke ich natürlich auch an 
Geodaten mit archäologischer Relevanz, so z.B. zu eingetragenen 
Bodendenkmälern, insbesondere oberirdisch sichtbaren wie befestigte 
Höhensiedlungen/Burgen oder Grabhügel, Altwege und Altstrassen, Kleindenkmale 
wie Steinkreuze und andere, Landwehren, Schanzen, technische Denkmale wie 
Floßgräben etc. Auch Montanarchäolog_innen könnten so Pingenfelder, Mundlöcher 
oder ganze Stollen kartieren. 

In Großbritannien wurde bereits an mehreren Stellen mit solchen Einträgen 
begonnen und sicher ist da noch viel mehr möglich. Z.B. mal auf der 
englischsprachigen Website nach Limes oder Hadrian's Wall suchen. 

Eine Reihe von Tipps, Tricks und Diskussionen zu OpenStreetMap in der 
Archäologie bzw. Archäologie in OpenStreetMap: http://openarchaeology.net/

Computing, GIS and Archaeology in the UK. Archaeology in a Digital World
http://www.archaeogeek.com/
hier z.B. 
http://www.archaeogeek.com/blog/2008/02/14/thursday-tip-day-using-openstreetmap-data-in-postgis/
http://www.archaeogeek.com/blog/2007/10/25/archaeogeeks-quick-october-roundup/

Da ich mehrere Kolleginnen und Kollegen kenne, die in ihrer Arbeits- oder 
Freizeit schon jetzt mit dem GPS-Gerät durch die Wälder streifen und fleißig 
Altwege und -strassen, Pingenfelder und Schanzen vermessen, habe ich mir mal 
erlaubt, in einigen archäologischen Mailinglisten und Foren auf das Projekt 
aufmerksam zu machen. Gleichzeitig habe ich gefragt, ob vielleicht schon ein 
Archäologie oder eine Archäologin hier mitmacht. Die gleiche Frage möchte ich 
auch in dieser Mailingliste stellen. Vielleicht ergibt sich hier oder an 
anderer Stelle, zum Beispiel der Mailingliste arch-de, die Möglichkeit zum 
Erfahrungsaustausch.

Gibt es bereits archäologische Denkmäler bzw. technische Denkmäler wie Kanäle 
und ähnliches in OSM?

Gibt es eine Übersicht für Archäolog_innen, wie sie „ihre“ Objekte taggen bzw. 
welche presets verwendet werden können, z.B. für archäologische Denkmale 
allgemein bzw. befestigte Höhensiedlungen, Hügelgräber etc. (siehe oben)? 

Wie funktioniert das Springen zum jeweiligen Wikipedia-Artikel bzw. wie könnte 
das dereinst funktionieren?

An anderer Stelle habe ich mir schon mal erlaubt, etwas zu spinnen, um die 
Möglichkeiten des Projektes etwas auszuloten. Vermutlich jeder Lehrstuhl/jedes 
Institut für Ur- und Frühgeschichte (Klassische Archäologie, Vorderasiatische 
Archäologie … ) führt ein- oder sogar mehrmals im Jahr Exkursionen zu 
archäologischen Denkmälern im In- und Ausland durch. Ich hoffe, das wird auch 
bei den BA/MA-Studiengängen so bleiben. Die Exkursionen werden oft im Rahmen 
von Übungen oder Seminaren mit Referaten zu bestimmten Zeiten und arch. 
Kulturen und zu einzelnen Denkmälern vorbereitet. Die Referate bieten einen 
mehr oder weniger gelungenen Überblick zum aktuellen Forschungsstand, aber fast 
immer keine eigenen Forschungen. Entsprechend finden sie maximal Aufnahme in 
einen Exkursionsführer oder das Handout wird irgendwo eingeheftet und 
spätestens mit Studienende der Altpapierentsorgung zugeführt. 

Gleichzeitig sind jedoch zahlreiche archäologische Denkmäler und besondere 
Funde in der Wikipedia nicht erfasst oder nur sehr unzureichend beschrieben:

Kategorie:Archäologischer Fundplatz
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Arch%C3%A4ologischer_Fundplatz

Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Arch%C3%A4ologischer_Fundplatz_in_Deutschland

Kategorie:Prähistorische Befestigung
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Pr%C3%A4historische_Befestigung

Kategorie:Burg in Deutschland
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Burg_in_Deutschland

Nur als Beispiel, weil ich die Artikel, an denen ich mitgearbeitet habe, etwas 
besser kenne. Vor längerer Zeit habe ich mal die Handouts bzw. Ausarbeitungen 
zu solchen Exkursionsreferaten aus meiner Studienzeit, die nach der Sitzung und 
der anschließenden Benotung sonst  für andere und mich nicht weiter von Belang 
gewesen wären, in die Wikipedia eingestellt. Ich fand es schade, dass der 
betriebene Aufwand für die Vorbereitung eines solchen Referates danach nahezu 
umsonst gewesen sein sollte. Dem Prinzip der Wikipedia entsprechend fügten 
andere User Bilder ein, wieder andere weitere Informationen und Korrekturen, 
die natürlich auch wieder für mich nachträglich recht interessant waren. Einige 
von diesen Artikeln haben mittlerweile sogar das „Exzellenz-Baperl“ bzw. das 
„Lesenswert-Baperl“ bekommen, wenn man natürlich auch aus heutiger Sicht schon 
wieder dringend überarbeiten müsste:

http://de.wikipedia.org/wiki/Marburger_Schloss
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiprechtsburg_Groitzsch 
…

Eine Dozentin hatte vor einigen Jahren einmal in einer Übung an der Uni Leipzig 
das Anlegen oder Verbessern von Wikipedia-Artikeln zum jeweiligen Referatsthema 
als Teil der Gesamtleistung gefordert und dies auch in die Bewertung mit 
einbezogen. Vielleicht überlegen einige Studierende oder Lehrende auch an 
anderen Universitäten, ein solches Vorgehen bei Exkursionsreferaten 
vorzuschlagen oder gar einzufordern. 

In der anschließenden Exkursion werden dann nicht nur unzählige Kilometer auf 
zum Teil abenteuerlichen Strassen zurückgelegt, sondern die Bodendenkmale zum 
Teil ausführlichst begangen und studiert. Ein GPS-Gerät ist mittlerweile nicht 
selten bereits ohnehin dabei und würde ohne Mehraufwand die entsprechenden 
Daten liefern. Das Bearbeiten und Einfügen der so neu gewonnenen Datensätze in 
die OpenStreetMap könnte eine weitere Praxisübung für Studierende darstellen. 

Letztendlich würde so über die eigentliche Exkursion hinaus etwas Bleibendes 
für andere Archäolog_innen und die interessierte Öffentlichkeit geschaffen und 
hoffentlich letztendlich irgendwann einmal allgemein bekannt, dass es 
Archäologie nicht nur in Ägypten gibt. ;-).

Hilfreich wäre dafür allerdings eine Art Handreichung – im www oder gedruckt – 
speziell für Archäolog_innen und deren Bedürfnisse, wo die oben gestellten 
Fragen und weitere beantwortet werden, um damit dann direkt bei den 
Universitäten Lehrende oder Studierende anzusprechen. 


Ist es bereits jetzt oder in der Zukunft möglich, potentielle Ausflugsziele in 
der näheren oder weiteren Umgebung eines Standortes anzuzeigen? Als ein 
Beispiel von mehreren möchte ich an dieser Stelle http://www.hrady.cz/ nennen, 
wo man sich sowohl alle Burgen und Schlösser in Böhmen anschauen als auch bei 
den einzelnen Anlagen interessante Ausflugsziele (Místa v okolí) wie Burgen, 
Schlösser, Burgwälle, Klöster, Stadt- und Dorfkirchen, Kapellen, Mühlen etc. in 
der Umgebung anzeigen lassen kann.

Über Rückmeldung von archäologieinteressierten OSM-Aktivist_innen oder 
OSM-begeisterten Archäolog_innen würde ich mich freuen.

Viele Grüße
Roman

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