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Ich habe die *.ogg gehört vom ccc Radio. Sehr interessant, lohnt sich in jedem Fall. 
Die hatten Lucky Green im Interview, einer der härtesten Gegner von TCPA und 
Geschwister.
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19C3: Hacker gegen Pentagon-Propaganda und Kontrolltechniken



 Der 19. Chaos Communication Congress (19C3[1]), der wie seine Vorgänger
(siehe etwa 18C3[2], 17C3[3]) wieder in der "stillen" Zeit zwischen den
Jahren vom 27. bis zum 29. Dezember in Berlin stattfindet, wird sich
inhaltlich dieses Jahr vor allem mit den längerfristigen Auswirkungen des
11. Septembers auseinandersetzen. "Den ganzen Anti-Terrorkram vom
vergangenen Jahr[4] wollen wir zwar nicht wieder durchkauen", sagt Andy
Müller-Maguhn, Sprecher des Chaos Computer Clubs (CCC[5]), der die
"europäische Hackerparty" wie gewohnt ausrichtet. Doch nach Bekanntwerden
der "Total Information Awareness"-Initiative[6] des Pentagons und
angesichts immer offener vorgetragener Programme[7] des
US-Verteidigungsministeriums zur Erzeugung von Kriegsstimmung in allen
Ländern der "Anti-Terrorallianz" sei es dringend nötig, sich mit den
"informationstechnischen und medialen Aspekten der Propaganda
auseinanderzusetzen."      

 "Out of Order" lautet das Motto des Kongresses, zu dem die Anhänger des
geordneten Chaos erneut einige tausend Besucher im Haus am Köllnischen
Park[8] erwarten. Es spiegele den Eindruck der Szene wieder, meint
Müller-Maguhn, "dass die Situation gerade in den USA etwas außer Kontrolle
geraten ist." Als Logo dient der stilisierte Umriss des Pentagons, bei dem
-- mehr oder weniger originalgetreu -- eine Ecke durchbrochen ist.

 Die Hacker selbst, gibt Müller-Maguhn zu, haben noch keine Antwort auf die
Desinformations- und Überwachungspraktiken gefunden, die der amerikanische
Verteidigungs- und Justizapparat sowie Regierungen weltweit nach den
Anschlägen auf New York und Washington wie ein Netz über ihre Bürger
spannen. Es gelte daher zunächst, die Weite der "Reichstagsbrand-ähnlichen
Verordnungen" zu ermessen und die ins Spiel gebrachten Kontrolltechniken zu
verstehen. Dazu zählt der Chaos Computer Club neben der Biometrie auch
digitale Infrastrukturbestrebungen wie Digital Rights Management (DRM), die
Trusted Computing Platform Alliance (TCPA) oder Microsofts Palladium. Schon
am ersten Tag werden die technischen Hintergründe dieser Plattformen, die
den Hackern zufolge "die Wissensgesellschaft in fundamentaler Weise
bedrohen", eingehend unter die Lupe genommen.

 Daneben gibt es Vorträge, die sich stärker auf der sachlichen Ebene mit
dem Bereich Propaganda auseinandersetzen. "Die fünf Pforten der
Manipulation" ist etwa ein Beitrag überschrieben, der Aufklärung zu Fragen
verspricht wie "Was haben Autoverkäufer von den Verhörmethoden des CIA
gelernt?" oder "Wie treibt ein winziger Fadenwurm eine Süßwassergarnele in
den Selbstmord?" Anschauliche Beispiele "von Adam und Eva über Anne
Parillaud, Gammarus lacustris und Mercedes Benz bis hin zu Thomas
Gottschalk" sollen verdeutlichen, wie Lebewesen dazu getrieben werden, sich
gegen ihre Instinkte selbst zu schaden.

 Einen weiteren Schwerpunkt bildet am zweiten Tag das Thema Kryptoanalyse,
das für die Sicherheitsdebatte laut Müller-Maguhn immer wichtiger wird.
"Neue Methoden wie die Quantenkryptographie werden rapide Auswirkungen
haben", glaubt der noch amtierende Direktor[9] der Internet Corporation for
Assigned Names and Numbers (ICANN[10]). Die Frage sei, welche Halbwertszeit
gebräuchliche Verschlüsselungsalgorithmen noch hätten. Bedenklich scheint
dem Chaosjünger vor allem, dass in der Mathematik und der Physik derzeit
viele grundlegenden Entwicklungen vorangetrieben, gerade von US-Hochschulen
aber Forschungsergebnisse aus dem Kryptobereich kaum noch veröffentlicht
würden. Die Nutzer müssten daher mit dem Bewusstsein leben, dass ihre
geheim geglaubte Kommunikation "in drei bis vier Jahren komplett lesbar
sein könnte".

 Am Rande des Programms, das momentan in der noch nicht absturzsicheren
"Fahrplan-Version 0.6[11]" vorliegt, wollen die Hacker konkrete Aktivitäten
gegen den Kontrollwahnsinn aushecken. Raum geben soll ihnen dazu etwa ein
Treffen eines informellen Verbunds der Verfechter für mehr
Informationsfreiheiten, zu dem der CCC Vertreter zahlreicher anderer
Netzorganisationen erwartet.

 Aber auch für alle, die einfach nur gern bei einer Hackerbrause und
Rauchwerk basteln, schrauben, feilen oder blödeln, bietet der 19C3 wieder
ausreichend Möglichkeiten. Eigene Projekte können in dem auf zwei Geschosse
verteilten Hackcenter genauso wie im "Art&Beauty"-Raum vorangetrieben
werden. Wer lieber Schlösser als Server "aufmacht", kann bei den Sechsten
Deutschen Meisterschaften im Lockpicking mitmachen. Intellektueller
Höhepunkt dürfte am letzten Abend das Hacker-Jeopardy sein, bei dem die
Feinheiten technischer Fragen aus den Mitspielern herausgekitzelt werden.
Für weibliche Freunde und Kritiker der Technik ist ebenfalls gesorgt: Sie
können ihr eigenes Haecksenzentrum beziehen. Das alles hat dieses Jahr
einen gestiegenen Preis: Die Standard-Dauerkarte schlägt mit 40 Euro statt
mit 60 Mark beim 18C3 zu Buche. (Stefan Krempl) / (jk[12]/c't)

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 [4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/11453/1.html
 [5] http://www.ccc.de/
 [6] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/13647/1.html
 [7] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/13798/1.html
 [8] http://www.hakp.de/
 [9] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-16.12.02-001/
 [10] http://www.icann.org/
 [11] http://www.ccc.de/congress/2002/fahrplan/index.de.html
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