Lieber Stefan

So ganz einfach, unbedenklich oder vorteilhaft ist es nicht  bei der
Subskription. Da hat sich in den letzen zwanzig, dreissig Jahren viel,
fast alles geändert.

Du hast zwar recht, der Jahrgang 2009 ist in Bordeaux ausgezeichnet,
wenn nicht hervorragend. Doch man soll sich von den enthousiastischen
Kommentaren nicht täuschen lassen. Fast jeder Jahrgang ist, kurz nach
der Primeurprobe, sensationell, gut, jahrhundert- oder
jahrzehntwürdig. Auch 2009 gibt es durchaus viele, recht
unterschiedliche Weine, auch viele, die ihren horrenden Preis nicht
wert sind. Doch dies kann man mit einiger Sicherheit erst in zwei
Jahren genau sagen.

Du musst Dir bewusst sein, dass Subskription ein Termingeschäft ist.
Du bezahlst die Ware, rund zwei Jahre bevor diese ausgeliefert wird.
Und die "buchst" auf Grund von Urteilen, die sich auf Fassproben
beziehen. Die endgültige Assemblage ist oft - nicht selten - ganz,
ganz anders. Was jetzt über die Weine geschrieben wird, das sind
Urteile des möglichen Potentials, mehr nicht.

Ich habe selber fast dreissig Jahre subskribiert, in den letzten
Jahren aber festgestellt: es lont sich gerade bei dem mittleren und
unteren Segment kaum mehr. Diese Weine aber kommen für Dich ja in
Frage. Anders ist es bei den Spekulationsweinen, den grossen Namen,
den Kultweinen. Die werden erfahrungsgemäss Jahr für Jahr teurer und
sind eigentlich nur noch in der Subskription zu kaufen, wenn man sie
überhaupt bekommt.

Später dann tauchen sie wieder auf, an Auktionen, vor allem dann,
wenn Krisen kommen oder die Entwicklung des einzelnen Weins und der
Weinmarkt anders verläuft als erwartet. Da kann man tatsächlich
Geschäfte (und Verluste) einfahren. Doch darum geht es bei Dir
nicht.

Die Preise des Angebots, von dem Du sprichst, kenne ich nicht. Kann
Dir darum auch keine Empfehlung geben. Doch vergleiche enige Angebote
miteinander und vor allem beachte auch das Kleingedruckte
(Lieferungsbedingungen, Mehrwertsteuer, Flaschenzahl (einzeln oder
Kisten), Abfüll- oder Aufteilungsgebühr, Mindestzahl, Sicherheit
etc.) Da erlebst Du Deine Wunder. Es lohnen sich das gute Abwägen und
Vergleichen, die Preisunterschiede sind mitunter enorm.

Denke vor allem auch daran, dass jene Weine, die später auf dem
Markt deutlich teurer sind oder nicht mehr erhältlich, etwa 8 Jahre
in Deinem Keller ruhen müssen. Du trägst dafür das Risiko, die
Kosten, die Arbeit, das Verwalten etc. Und wer sagt Dir, dass Du in
rund 10 Jahren noch den gleichen Geschmack hast, die gleichen Weine
bevorzugst. Ich habe viele Käufer persönlich kennen gelernt, die
ihre Subskriptionen von einst, irgendwann auf den Auktionsmarkt
gegeben haben - fast immer mit deutlichen Verlusten.

Tatsächlich ist im Bereich der mittleren und günstigen Bordeaux die
Subskription kaum mehr "rentabel". Fast alle Weine kommen nach der
Auslieferung (also in zwei Jahren) meist zum gleichen Preis - nicht
selten sogar günstiger - auf den Markt oder sie können bei Aktionen
von Weinhäusern günstig erworben werden. Selbst der
Spekulationsjahrgang 2000, der lange Zeit kaum auf dem Markt
anzutreffen war, ist jetzt zusehends öfters erhältlich. Die Preise
sind (in diesem Segment) kaum wesentlich höher. Im Gegenteil, die
Jahrgänge 2003, 2005 und 2009 stehen in Konkurrenz und drücken auf
die Preise.

Ich selber habe seit 2006 (letzter subskribierter Jahrgang) nicht
mehr
"en primeur" gekauft. Gottseidank. Selbst dieses Jahr kaufe ich nur
ganz wenige von mir bevorzugten Flaschen (kaum drei Kisten), während
ich früher pro Jahr sicher mehr als 300 Weine jährlich subskribiert
habe. Dank meiner ausführlichen Datenbank (Preise und Beurteilungen
über mehr als dreissig Jahre) kann ich mit Sicherheit sagen
(ausgenommen im Spekulationsbereich) lohnt sich das Subskribieren
nicht mehr.

Kommt noch dazu, dass auf den Auktionen viele der Weine, meist schon
kurz nach der Auslieferung, spätestens aber nach vier, fünf Jahren
günstig angeboten werden (ich spreche von seriösen Auktinshäusern
und nicht von eBay). Ich hätte in den letzten Jahren so ziemlich alle
Weine (ausser einige gesuchte Kultweine) an Auktionen deutlich
günstiger als bei den Subskriptionen kaufen können. Mein Keller aber
ist voll mit subskribierten Weinen, bei denen ich peinlich darauf
achten muss, dass den Genusshöhepunkt nicht zu verpassen. Sonst hat
sich dann die Subskription überhaupt nicht ausbezahlt.

Trotzdem: Du möchtest ein paar Empfehlung. Ich schaue nun nicht
unbedingt auf den Preis (einige davon sind schon über Deiner
Schallgrenze), sondern allein auf die Urteile von etwa 15 Weingurus
(die ich in meiner Datenbank gesammelt habe).
Branas Grand Poujeaux, Clos du Jaugueyron, Fizeau (vieilles vigne),
Lafon La Tuillerie, Roc de Cambes, Rollan de By, Pez, Potensac, La
Parade, Ormes de Pez, Tours de Termes
um nur ein paar gute Namen im unteren Bereich zu nennen.
Wenn Du Preisempfehlungen oder genaue Beschreibungen brauchst (es
spielt auch eine Rolle, ob Du lieber merlot-betonte oder
cabernet-betonte Weine hast, ob es Kraftbomben oder fein zilierte
Weine sein dürfen.... Empfehlungen sind möglich, aber mit Deinen
Angeben nicht ganz einfach.

Du kannst Dich auch direkt an mich wenden. Die Preise für Bordeaux
sind allerdings in der Schweiz (dies ist eine Ausnahme) meist
günstiger als in Deutschland (Mehrwertsteuer, Lieferbedingungen
etc.)

Herzlich

Peter



>
>Hallo zusammen.
>
>Ich bin neu hier, heiße Stefan und bin etwas unter 40. Seit vielen
>Jahren genieße ich guten Single Malt Scotch und finde seit einigen
>Jahren auch immer mehr Gefallen an Wein.
>
>Die roten Franzosen, die mir anfangs zu verschlossen waren,
>gefallen
>mir immer besser.
>
>Kürzlich flatterte uns von einem bekannten Hamburger Weinhändler
>ein Subscritionsangebot für 2009er Bordeux ins Haus, der wohl so
>übermäßig gut sein soll, dass es nur Superlative gab.
>
>Gern würde ich mir als angehender Weinenthusiast von diesem
>"Superjahrgang" etwas in den Kühlschrank legen - weiß nur nicht
>was.
>
>Einerseits erstaunt mich, dass 2009 nur den Bordeaux-Weinen so gut
>getan haben soll. Was ist mit den anderen Lagen? Mit dem Rest der
>Welt?
>
>Und vor allem, sind die empfohlenen Weine etwas, was man sich als
>Einsteiger ohne viel Vorwissen einlagern kann? Die Preise gehen von
>10
>- ca. 900 Euro.
>
>Für mich liegt die absolute Schmerzgrenze bei ca. 30 Euro. Gern
>auch
>darunter.
>
>Was kann ich als Newbie nun tun, um beim großen 2009er Jahrgang
>nicht leer auszugehen. Die Vorschläge der Hamburger übernehmen?
>
>Oder hat hier vielleicht jemand einen Tipp, den man nicht
>unterschätzen sollte?
>
>Gruß aus Berlin
>
>Stefan
>
>
>
>
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