Hallo Mechtilde,

ich möchte Dir Antworten, auf die von Dir aufgeworfenen Fragen (bzw. Antworten, 
Anmerkungen) nicht schuldig bleiben, auch um keine Missverständnisse entstehen 
zu lassen.

Beim Rest habe ich lange mit mit mir gerungen ob es Sinn macht meine Meinung 
überhaupt noch kundzutun, aber bitte lies Du es, und mache Anmerkungen wenn Du 
magst.

Auf feindseelige Reaktionen anderer werde nicht eingehen. Wenn wir hier Leute 
haben, die meinen Management erfordere kein Wissen und könne mal einfach aus 
dem Bauch heraus erledigt werden, so ist das deren Sache und es ist Sache der 
Community insgesamt diese Dinge geradezurücken.

> -----Original Message-----
> From: Mechtilde [mailto:o...@mechtilde.de] 
> Sent: Saturday, May 02, 2020 7:19 PM
> To: users...@openoffice.apache.org
> Subject: Re: Hilfe
> 
> Hallo Jörg,
> 
> Diese Diskussion gehört IMO in dieser Ausführlichkeit nicht mehr auf
> eine Users-Liste.
> 
> Daher nur jeweils ein kurzes Statement von mir dazu. Weitere
> Diskussionen sollten wir auf der dev@ fortsetzen.

da hast Du Recht

> in einem Projekt, dass *ausschließlich* von Freiwilligen 
> betrieben wird,
> hängt *alles* vom Engagement Einzelner ab.

Ich hatte formuliert was ich auch inhaltlich meine, wir dürfen uns nicht von 
Einzelnen _abhängig_ machen, was einzelne Features im Programm betrifft

> Die mitausgelieferten Erweiterungen werden genauso getestet wie Apache
> OpenOffice selbst.

ich habe das nicht infrage stellen wollen, aber ich rede andererseits nicht 
über _diese_ Extensions, sondern über eine Überlegung/Vorschlag von mir und ich 
wollte keinen Zweifel aufkommen lassen

> Wir hinterfragen täglich unser Tun für Apache OpenOffice.
> ...
> Auch dass es überhaupt wieder möglich geworden ist, Apache OpenOffice in
> vielen Sprachen bereitstellen zu können, ist spontanem aber nachhaltigem
> Engagement zu verdanken.
> Meinen Dank geht dazu an alle Übersetzer.

Warum nicht offen Etwas sagen wie: 'Jörg, ich würde mir mehr Wertschätzung für, 
diese oder jene Arbeit wünschen, denn wir arbeiten angestrengt aber fast 
niemanden ist es ein Wort wert.'

Wenn Du es gelesen hast, hatte ich Ähnliches auf dev jüngst für die Arbeit der 
ProOO-Box an der Doku eingefordert, und könnte Dich deshalb in diesem Empfinden 
recht gut verstehen.

> Aber ohne Prozessmanagement funktioniert es nicht.

Bravo. Griffe doch nur dieser Gedanke breiteren Raum im Projekt, in konkreter 
(Prozessmanagement) wie in allgemeiner (Management) Form.


Nun, zu den Dingen, die mich seit Langem beschäftigen, anhand von 2 Beispielen. 

Ich sprach von der Notwendigkeit kritschem Hinterfragens, und will dafür gerne 
ein Beispiel geben:

Wie wollen wir vernünftig mit Issues umgehen? Peters 'Liste' zu dem Thema war 
nicht schlecht, aber es fehlte der wichtige Teil der Kommunikation 
Anwender-Projekt (an der Stelle hat sich LO in den letzten Jahren extrem 
verbessert) und die Aussage von Matthias (es gibt keine Grenze zwischen 
Anwendern und Entwickler WEIL in einem freien Projekt ja jeder alles selbst 
anpacken kann) wird der Thematik (das Anwender, und nicht Projektmitglieder 
Feature-Wünsche haben) überhaupt nicht gerecht.

Es geht, auch bei der Frage Issues, darum das es eine Richtung geben muss, 
früher setzten diese SUN, Oracle oder IBM, heute müssen wir das selbst tun.

Lass es mich erklären, damit wir uns nicht missverstehen:
*Niemand bestreitet das Recht jedes Entwickleres, sich die Issues umzusetzen 
die er/sie möchte.

*Gleichzeitig muss es doch unser gemeinsames Anliegen sein aus all diesen 
Aktivitäten ein Programm zu machen das in sich 'rund' ist und dessen 
Entwicklung auch in vernünftigen Bahnen verläuft (Letzteres meint es wäre 
falsch/schlecht ein Programm zu haben mit 'Super-Features' an einer Stelle und 
ganz schlimmen Bugs an anderen Stellen, sondern es braucht einen Mittelweg) und 
wir müssen auch offen dafür sein, Leuten konkrete Aufgaben zuzuweisen, die 
danach fragen.

*Beide Dinge (das Recht das jeder tun kann was er möchte und die Notwendigkeit 
das in Summe trotzdem etwas 'Rundes' rauskommt) bekommt man aber doch nur unter 
einen Hut wenn es Führung/Koordinierung gibt. Gleichzeitig ist es 
offensichtlich wie diese Führung, unter unseren Bedingungen aussehen müsste, 
denn uns fehlt das Mittel des Zwangs. 
Entweder müssten wir sehr formalisierte Abläufe quasi einstimmig beschliessen, 
so das sich alle daran halten, oder (und das wäre wahrscheinlich das 
Passendere) die dafür fähigsten Leute müssten per Autorität lenkend eingreifen, 
so das die dadurch quasi Geführten, nicht einmal merken das auf sie Druck 
ausgeübt wird. Ja, ich beschreibe mit Letzterem das in der FOSS-Szene 
verbreitete Bild des "wohlwollenden Diktators".

Wären wir eines der Projekte wo sich nur Entwickler treffen um gemeinsam zu 
programmieren, und eben (weitestgehend) tatsächlich nur zu programmieren und 
sich dabei auf gleicher Augenhöhe begegnen, wäre ein PMC das eher nur verwaltet 
tatsächlich völlig in Ordnung.
Wo aber ein Projekt so inhomogen ist (notwendiger und sinnvoller Weise, und 
nicht wegen des auch existenten Personalmangels) wie das Unsere, da muss imho 
ein PMC koordinieren, da muss imho ein PMC aktiv führen. Das finge schon mit so 
einfachen Dingen an, das Gesamtprojekt regelmäßig über 'den Stand der Dinge' zu 
informieren. 
Diese Forderung nach Führung (nach Management, wenn Dir das Wort lieber wäre) 
ist nicht notwendigerweise eine Forderung an die Mitglieder des PMC das alles 
persönlich zu tun, denn das PMC hätte die Möglichkeit zu delegieren, nur Eines 
kann das PMC nicht delegieren: die Verantwortung die ihm zufällt, formell wie 
moralisch.


Oder lass mich ein weiteres Beispiel geben, das ich sehr kurz halten kann, 
dessen Bedeutsamkeit aber mindestens so hoch ist wie die Issue-Thematik:

Wir alle wissen um die Vakanz unserer Öffentlichkeitsarbeit (zur Not begrenze 
das Thema für die Diskussion hier geografisch auf DACH, falls Du meinen würdest 
es wäre international merklich besser) und aber wissen auch um die 
Schwierigkeit dafür passende Leute zu finden.
Ist es richtig es bei dieser Analyse bewenden zu lassen? Oder wäre es nicht 
nötig zu besonderen Maßnahmen zu greifen? Wäre dafür nicht auch die ASF, mit 
ihren Mitteln und ihrer Erfahrung, ein Ansprechpartner?
Und falls jemanden der letztere Satz stört, dann macht doch andere Vorschläge. 
Eines hingegen ist schwer erträglich: um das Riesen-Problem 
"Öffentlichkeitsarbeit" zu wissen und das quasi seit Jahren damit abzuhaken, 
das eben kein Freiwilliger da wäre und das das halt so ist.

Ach und: Danke Mechtilde und Michael (und andere), eure Arbeit auf Messen wird 
wahrgenommen und geschätzt. 
Es ist aber anderseits kein Ausdruck möglicher Geringschätzung dieses 
Engagements, festzustellen das es allein, trotz aller Anstrengung, nicht 
annähernd ausreicht. 



Der Extrakt ist eigentlich klar und kurz:
-----------------------------------------
Meritokratie ist, völlig unbestritten, unsere Form der Organisation. Sie darf 
nur in Praxis nicht zu Religion gemacht werden, sondern muss effektives 
Werkzeug bleiben. 
Noch weniger taugt Meritokratie als Entschuldigung für eigene Fehler und 
Versäumnisse.

Wäre OO ein Haus das wir bauen wollen, wäre eigentlich jedem klar das man trotz 
'nur' freiwilliger Bauarbeiter immer das Haus als Ganzes im Blick haben muss 
und nicht einfach auf das Dach oder die Fenster verzichten kann, weil sich 
dafür zufällig nicht automatisch interessierte freiwillige Bauarbeiter finden.

Es ist notwendiger Teil des Hausbaus, diese Freiwilligen nötigenfalls aktiv zu 
suchen UND ihnen Bedingungen zu bieten, unter denen sie bereit sind freiwillige 
Arbeit zu leisten. 
Und es ist Teil rationaler Einsicht das ich Bauarbeiter dort suchen muss wo sie 
bevorzugt sind und das ich ebenso gute Leute für Dokumentation, Marketing u.ä. 
natürlich überwiegend nicht auf Programmierer-Konferenzen finden werde. 



Gruß
Jörg



---------------------------------------------------------------------
To unsubscribe, e-mail: dev-de-unsubscr...@openoffice.apache.org
For additional commands, e-mail: dev-de-h...@openoffice.apache.org

Antwort per Email an