Volker Grabsch <[email protected]>, Thu, 20 Feb 2014 13:06:07 +0100 > Robert Kehl schrieb: > > Am 18.02.2014 15:19, schrieb [email protected]: > > > Diaspora ist für mich was Facebook sein sollte. Dadurch ist die > > > Lernkurve bedeutend steiler, man muss "Freunde" suchen, sie werden einem > > > nicht vom Datenkraken automatisch empfohlen. Technisch ist es anders > > > aufgebaut, eher dezentral. > > > > Friendica ("is what Diaspora meant to be") wurde schon genannt, Red > > Matrix[1] könnte auch noch was sein. Ist aus Friendica entstanden. > > Ich habe mir das aus mal kurz angesehen, um zu schauen, ob > das vielleicht eine interessante Alternative zu klassischer > "Groupware" wie Citadel ist. Konkret will ich eventuell eine > Sport-Gruppe oder einen kleinen Verein damit organisieren. > > > Aber beim Überfliegen der Installationsanleitungen für > Red Matrix und Friendica musste ich staunen: > [...]
The end is neeeaaaarrrr.... Ich muss dir leider in vielen Punkten zustimmen. Robert übrigens zum Teil auch. Ich habe mir mehrere Lösungen von verteilten sozialen Netzwerken angeguckt aber überzeugt hat mich keins. Und ja, die meisten leiden unter technischen Problemen. Ich werde natürlich weiterhin nicht aufgeben, schon weil ich das Thema so unheimlich wichtig finde. Diaspora hat damit angefangen massiv die richtigen Ideen zu liefern und ein echt umfangreiches Projekt auf die Beine zu stellen. Einen Pod zu betreiben suckt in der Praxis aber einfach und die Gründe dafür halte ich für so fundamental, dass selbst eine größere Entwicklergemeinschaft schwer daran nagen wird, den Zustand zu verbessern. https://wiki.diasporafoundation.org/Federation_protocol_overview ^^ Es fängt mit Webfinger an und wird dann tatsächlich noch schlimmer. Überflüssig zu erwähnen, dass die aktuelle Softwareversion mit dem spezifizierten Protokoll nicht mehr tatsächlich kompatibel ist. Darauf kommt man bei der Studie des Dokuments von allein. Alternative Implementationen werden so von vornherein erstickt. Willst du einmal ein Softwaresetup auf die Beine stellen das es dir ermöglicht selbst einen Diaspora-Pod zu betreiben, musst du deine Distribution mit einer externen Paktverwaltung verschmutzen und führst dann immer noch Dinge aus, wie: curl -L dspr.tk/1t | bash Yeaah, schön übrigens, dass man das mittlerweile nicht mehr als root machen muss. Den Pod kannst du dann ein paar Wochen Später umständlich upgraden wenn du mit den Major-Pods kompatibel bleiben willst. Federation bye bye. Es scheint allerdings besser geworden zu sein seit ich das letzte mal nachgeschaut habe. Friendica verspricht das zu sein, was Diaspora werden sollte. Ist mir technisch auch tatsächlich nicht so negativ aufgefallen. Leider kann es in seiner Community noch etliche Stylisten vertragen und mein eigener Pod ist beim Softwareupgrade gestorben. Ich muss dazu gestehen, dass mich soziale Netzwerke nie angefixt haben. Deshalb bin ich als Testperson relativ ungeeignet - ich kann einfach nicht viel Zeit auf den Seiten verbringen. Pump.io hat mich herb enttäuscht. Zu Anfang handelte es sich dabei noch um eine reine Federation-Komponente, die alle Details bezüglich Darstellung und Content-Typen offen lies. Auch wenn sie leider nicht ganz so einfach zu installieren und zu warten war, wie ich es mir gewünscht hätte. Mittlerweile ist die Protokollspezifikation nicht mehr (!) online und die Software wurde um ein Webinterface erweitert. Die dadurch eingeführten Vorgaben in Benutzeroberfläche und Anwendungsweise dürften das Ausschöpfen und Ausbauen der Möglichkeiten von Seiten externer Entwickler deutlich erschweren. Fazit: ein weiteres Diaspora, nur weniger verbreitet. Warum klemmt so etwas? Zum einen natürlich Geld. Für junge Entwickler die sich als Studenten aus Idealismus in ein solches Projekt stürzen ist es wirklich schwierig hinterher Gewinn-Modelle zu finden ohne zentralistische Komponenten einzuführen. Und selbst das Geld aus Kickstarter-Aktionen ist irgendwann verbraucht, besonders wenn man sich mit seinen Gehaltsvorstellungen der Peer-Pressure in der Startup-Szene hingibt. Zum Anderen klemmt es an der Zerstreuung (sozusagen der *Diaspora*, haha) an Federation-Protokollen. Mit all den gescheiterten Konzepten von verteilten sozialen Netzwerken sehen viele kluge und zugleich unerfahrene Entwickler eine realistische Chance darin, mit einer weiteren Implementierung zu glänzen. Schließlich ist die technische Aufgabe in der Theorie nicht fürchterlich schwer. Bei all dem um-die-Wette Programmieren hält aber kaum jemand inne, um einmal einen reinen Protokollstandard zu entwerfen. Ganz ohne die negativen Einflüsse einer ggf. suboptimalen Implementierung, geschweige denn mit dem Anspruch sich beim Protokollenwurf von Eigenschaften der Programmiersprache zu lösen. Flache, einfach zu implementierende Protokolle wie wir sie als HTTP oder SMTP kennengelernt haben stehen nicht mehr im Geist der Zeit da es nun für Java-Programmierer einfacher geworden ist JSON-Strukturen durch die Gegend zu schicken, während Python-Entwickler ihre Daten bbencoden und wieder Andere sich berufen fühlen die einfachsten Informationen in XML zu wrappen. Ein erfolgreicher Versuch ein Austauschprotokoll für soziale Netzwerke zu schaffen ist mir bekannt: OAuth. OAuth bietet viele Features, die an sich genügen würden um eine Föderierung zu ermöglichen. Entwickelt wurde es unter anderem von .... drum roll .... Google und Facebook. What!? Ach richtig. Auffällig an Oauth ist das Fehlen eines Mechanismus zur Peer-Discovery. Auf welcher Site ist mein Buddy jetzt? JohnDoe@... at was? Da ist kein @ in der ID, keine Möglichkeit den Dienstanbieter zu einer Person zu finden oder die URI der Protokollschnittstelle zu ermitteln. Google+ und Facebook können sich externen Seiten gegenüber trotzdem als Login-Provider präsentieren, kraft ihres Oligopols brauchen sie ja nur zu dokumentieren wo sie jeweils *ihre* OAuth-Schnittstellen verfügbar machen. Alle Facebook-Apps und unzählige weitere Webseiten implementieren OAuth. Für die Seite auf meinem Homeserver allerdings besteht die Möglichkeit mangels Peer-Discovery nicht, Föderation adé. Wir müssen etwas Tun, und wir müssen es besser tun als hunderte von studierten Entwicklern vor uns! .... und ich sollte mir vielleicht doch mal ein Blog auf dem FSFE Planet zulegen... -- Paul Hänsch █▉ Jabber: [email protected] Webmaster █▉█▉█▉ Support the FSFE Free Software Foundation Europe ▉▉ http://fsfe.org/support/?paul
pgp1wWQdouC2E.pgp
Description: PGP signature
_______________________________________________ fsfe-de mailing list [email protected] https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de
