herzliche Grüße rundum, tw

Schwäbische Zeitung, 10. April 2006
http://www.szon.de/lokales/riedlingen/land/200604100321.html

Riedlingen

Stadler reist mit Jünger um die Welt

HEILIGKREUZTAL - "Von Wilflingen aus: Wo sich die Milchstraße mit der 
Dorfstraße kreuzt. Unterwegs mit Tagebuch I und Tagebuch V" - unter diesem 
Motto hat Arnold Stadler, Büchner-Preis-Träger von 1999, am Freitag das VIII. 
Jünger-Symposion eröffnet. Mit Jünger, Heidegger und Stadler selbst wurde der 
Globus bereist.

Von unserem Mitarbeiter Sebastian Klöß


Als einen Versuch von Assoziationswellen, die ihm beim Lesen von Jüngers 
"Siebzig Verweht" gekommen sind, verstand Stadler seinen Vortrag. Durch 
Assoziationen verknüpfte er die Orte, an denen sich Jünger beim Schreiben 
aufhielt und über die Jünger schrieb, mit den Orten, an denen er Jünger las. 
Dies werde Jünger durchaus gerecht, so Stadler, denn Jünger habe es verstanden, 
an Ort und Stelle zu sein und dort, wo der Leser sich mit seinem Buch aufhält - 
und noch ganz wo anders.

Assoziativ stellte Stadler eine Verknüpfung her zwischen Jüngers Weltreise, zu 
der er im Sommer 1965 aufbrach, und seiner eigenen Heimat bei Meßkirch. 1965 
kannte er noch nichts von Jünger, er musste bei der Sommer-ernte helfen, selbst 
das Freibad war unerreichbar fern - von einer Weltreise ganz zu schweigen.

Was Stadler damals in der Realität verwehrt geblieben war, unternahm er nun in 
seinem Vortrag. Mit Jünger ging er auf Weltreise, über den gemeinsamen 
Geburtsort Meßkirch und einen Briefwechsel zwischen Jünger und Heidegger nahm 
er den Philosophen mit ins Boot - und natürlich sein Publikum. Immer wieder 
kontrastierte er Jünger und Heidegger: "Jünger besaß ein abenteuerlustiges 
Herz" - Heidegger hingegen war dem Reisen gegenüber kritisch eingestellt. Und 
obwohl auch Heidegger reiste - bei ihm, so Stadler, haben Missmut und 
Enttäuschungen überwogen. Maßlos sei der Philosoph bei einer Griechenlandreise 
enttäuscht gewesen, nicht das antike Griechenland vorzufinden. "Aber das hätte 
er auch vor der Reise wissen können", kommentierte Stadler.

Jünger und Wilflingen

Japan, China, Ceylon. "Jünger hegte keine Fluchtgedanken, sondern wollte die 
Welt bis in den letzten Winkel sehen." Jedes Mal kehrte er zurück nach 
Wilflingen. Jüngers Blick auf die Wilflinger glich dabei seinem Blick auf 
Bewohner einer fern-östlichen Insel - aber ohne Überlegenheitsgefühle, so 
Stadler. Vielleicht sei es dabei immer mal wieder zu Missverständnissen 
gekommen - etwa wenn Wilflinger Frauen sich bemühten, mit Jünger Hochdeutsch zu 
reden und Jünger dies als echtes Wilflingerisch auffasste.

Wilflingen war gleichsam der Heimathafen eines Seefahrers, dort wurden die 
Reisevorbereitungen getroffen. "Der Leser geht mit dem Kapitän Jünger auf 
Reisen", schilderte Stadler seine eigene Leseerfahrung. Und die Reise von 
Stadlers Zuhörern war noch größer: Sie reisten mit Jünger, mit Heidegger, mit 
Arnold Stadler - und mit ihren eigenen Assoziationen. Ihr momentaner Hafen war 
Heiligkreuztal.


-- 
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