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Text: F.A.Z., 07.08.2006, Nr. 181 / Seite 37

Weißmann als Fortsetzer Mohlers

Armin Mohlers bibliographisches Handbuch "Die Konservative Revolution in 
Deutschland 1918-1932" glich am Ende einer Zwiebel, die mehr aus Häuten als aus 
einem Kern besteht. Bei der letzten Fassung von 1989 waren um den Hauptinhalt 
zwei Vorworte, zwei Nachworte, eine Einführung und eine Schlußbemerkung 
gewachsen. Dazu kam ein Ergänzungsband, dem seinerseits Erläuterungen 
vorangestellt waren. Ursprünglich handelte es sich um eine Dissertation, die 
der 1920 in der Schweiz geborene Autor 1949 an der Universität Basel bei Herman 
Schmalenberg und Karl Jaspers einreichte. Ihre Veröffentlichung in Deutschland 
ein Jahr später etablierte die "Konservative Revolution" als 
Forschungsgegenstand. 1971 erschien der Band mit einer um das Zehnfache 
erweiterten Bibliographie. Das modifizierte Ungetüm von 1989 war eine 
Notlösung. Zu einer grundsätzlichen Revision seines Werkes fehlte Mohler die 
Kraft. Im Sommer 2003 starb er.

Nun hat der Historiker Karlheinz Weißmann eine überarbeitete und erweiterte 
Auflage vorgelegt (Armin Mohler und Karlheinz Weißmann: "Die Konservative 
Revolution in Deutschland 1918-1932". Ein Handbuch. Sechste, völlig 
überarbeitete und erweiterte Auflage, Ares Verlag 2005. 643 S., geb., 49,90 
[Euro]). Die Publikation erfolgte nach seinen Angaben noch in Abstimmung mit 
dem ursprünglichen Verfasser - eine Stabsübergabe mit politischem Kalkül. Schon 
die Erstausgabe war als "Hilfestellung für die rechte Intelligenz" gedacht. 
Armin Mohler wollte das Wiederanknüpfen an eine seiner Meinung nach spezifisch 
deutsche Geistestradition ermöglichen. Um Autoren wie Ernst Jünger, Edgar 
Julius Jung oder Ar-thur Moeller van den Bruck zu rehabilitieren, versuchte er, 
"die sich überschneidenden Stränge" des massenwirksamen Nationalsozialismus und 
der elitären Konservativen Revolution zu trennen.

Der Schweizer kam jedoch über eine Sondierung des Terrains nicht hinaus, was 
auch an seinem essayhaften Zugriff lag. Ausgehend von Nietzsches Formel der 
"ewigen Wiederkehr des Gleichen", attestierte Mohler den konservativen 
Revolutionären ein "kyklisches" Weltbild und sprach damit dem Christentum wegen 
dessen Orientierung an der "linearen" Heilsgeschichte das Etikett "konservativ" 
ab. Mohlers Handbuch sei "selbst historisch geworden", urteilt Karlheinz 
Weißmann. Daher hat er den Band behutsam, quasi unter Beachtung von 
Denkmalschutzauflagen, renoviert. Die konservativ-revolutionären Ansätze vor 
1933 sollen für Deutschlands "neue Rechte" fruchtbar werden - jetzt auch für 
Christen. Deswegen wählt Weißmann statt der "ewigen Wiederkehr" einen 
vereinfachten Ansatz: Das Konservative sei mit Albrecht Erich Günther nicht zu 
verstehen als ein "Hängen an dem, was gestern war, sondern als ein Leben aus 
dem, was immer gilt".

Bei der Schilderung des ideologischen Vorlaufs im neunzehnten Jahrhundert hält 
sich der neue Handbuchautor an Mohlers hypothetische Verbindungslinie von der 
Romantik über die "Deutsche Bewegung" und Nietzsches Vitalismus zu den Idealen 
der Frontkämpfergeneration des Ersten Weltkriegs, die nach 1918 das meiste 
Personal der Konservativen Revolution stellte. Weißmanns Überblick ist 
allerdings arg gedrängt. Personen, Parteien, Philosophien, politische wie 
geistige Entwicklungen purzeln eher schlagwortartig durcheinander. Seine Stärke 
entfaltet der Text dagegen bei der Vorstellung der fünf 
konservativ-revolutionären Denkschulen nach Mohler: Völkische, 
Jungkonservative, Nationalrevolutionäre, bündische Jugendbewegung und Landvolk. 
Die Entwicklung der Gruppen und ihrer Zeitschriften wird weitaus anschaulicher 
und detaillierter geschildert als im alten Handbuch. Während Mohler 
Nationalrevolutionäre wie Jünger und Niekisch in den Vordergrund stellte, 
bezeichnet Weißmann die Jungkonservativen um Moeller van den Bruck und Jung als 
einflußreichste Strömung. Mit dieser Akzentverschiebung verteidigt er den 
Ansatz seines Vorgängers gegen die Kritik Stefan Breuers am Begriff 
"Konservative Revolution". Dieser hatte das Wort vom "neuen Nationalismus" 
präferiert.

Nicht überzeugen kann Weißmanns Abgrenzung der Konservativen Revolution vom 
Nationalsozialismus. Mohler hatte eine enge Verwandtschaft nahegelegt, indem er 
die konservativen Revolutionäre als "nationalsozialistische Trotzkisten" 
bezeichnete. Sein Nachfolger tut so, als ließen sich beide Ideologien klar 
trennen. Es ist jedoch fraglich, ob die Distanz der zwei Bewegungen größer war 
als die Entfernung der sektiererischen konservativ-revolutionären Gruppen 
untereinander. Einiges spricht dafür, den Nationalsozialismus unter die 
Konservative Revolution zu sortieren - als deren Billigversion: "die Münchner 
Schule", wie Ernst Jünger formuliert hat.

Bei der überarbeiteten Bibliographie handelt es sich nach wie vor um eine 
kommentierte Auswahl, über die sich im einzelnen streiten läßt. Der Inhalt ist 
um gut ein Zehntel auf 330 Seiten gewachsen, wobei Mohlers Ausführungen oft 
wörtlich stehengeblieben sind. Leider hat Weißmann seine Beiträge nicht 
kenntlich gemacht. Der Leser fühlt daher den Drang, zum Vergleich auch in der 
Bibliographie von 1989 nachzuschlagen, was die Neuauflage zur Ergänzung der 
alten degradiert. Die Zwiebel hat einen Ring zugelegt. FELIX JOHANNES KRÖMER


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