Liebe Jünger-Freunde,

nachstehender Artikel ist mit einigen Jüngerbezügen.
Schöne Grüße rundum, Ihr/Euer tw


Jungle World. die linke wocheneitung, Nummer 32 vom 09. August 2006, Rubrik 
"Heim & Welt"

Der Kampf und die Kamera
Der Zusammenhang von Krieg und seinen Abbildern wird neuerdings immer 
intensiver untersucht. Ein Blick in neuere wissenschaftliche Monografien und 
Sammelbände von jan süselbeck

In einem Akt psychologischer Kriegsführung war es Israel gelungen, sich in das 
Programm des Senders der radikal-islamischen Hizbollah einzuhacken und eigene 
Propaganda einzuspielen«, hieß es in der vergangenen Woche in einem 
Spiegel-Artikel über den Nahost-Konflikt. »Propaganda«? Tatsächlich handelte es 
sich um den israelischen Versuch, die libanesischen Zuschauer über die 
lügenhafte Berichterstattung einer Terrororganisation mittels Einblendung 
arabischer Sätze aufzuklären – mit der nachvollziehbaren Intention, 
Menschenleben im Territorium des Aggressors zu retten: »Mitglieder der 
Hizbollah: Seid auf der Hut!« stand da zu lesen, auf dass sich nicht noch mehr 
islamistische »Helden« sinnlos als Kanonenfutter missbrauchen lassen würden.

Manchmal sieht man vielleicht besser einmal auf den eigenen Teller, bevor man 
akut bedrohten Staaten gleich »psychologische Kriegsführung« vorwirft – ein 
stark pejorativ konnotierter Begriff, der hier einmal mehr Israel zugewiesen 
wurde. Kriegspropaganda ist auch im deutschen Fernsehen allgegenwärtig – man 
muss nur hinsehen.

In der Halbzeitpause des WM-Eröffnungsspiels 2006 berichteten die 
ZDF-Nachrichten routinemäßig über die vorangegangenen Auftaktfeierlichkeiten 
des international beobachteten Fußball-Spektakels. Man traute seinen Augen 
nicht: Der kurze Beitrag wurde von Aufnahmen jubelnder deutscher Soldaten im 
afghanischen Kabul gerahmt. Sowohl am Anfang als auch am Ende dieser ersten 
Nachrichteninszenierung des größten Patriotismus-Exzesses seit der deutschen 
Wiedervereinigung wähnte man sich damit als Betrachter einer Art modernisierter 
NS-Wochenschau.

Immerhin hatte man vor 1945 im Hörfunk und im Kino gern und ganz ähnlich in 
Szene gesetzt, wie die »tapferen Kameraden im Felde« teilhatten an großen 
nationalen Freuden. Bloß, dass diese »Kameraden« dieses Mal nicht mehr am 
Funkgerät saßen, um gleichzeitig aus den entlegensten Ecken des NS-besatzten 
Europa gemeinsam für die Heimat Weihnachtslieder zu singen – sondern vor einem 
Fernseher, um im legeren Feldkaki »ihrem« Bundestrainer »Klinsi« und seinen 
Jungs zuzujubeln. Und nicht gellende Wochenschaustimmen moderierten diese 
verblüffende Aufführung neuer Deutscher Einheit von Berlin bis hinunter zum 
Hindukusch an; nein, es waren die gütig lachenden Betonfrisuren-Gesichter des 
unvermeidlichen ZDF-Nachrichtenduos Claus Kleber und Gundula Gause.

Bilder als Waffe

Dies ist nur ein aktuelles Beispiel für die ungebrochene Dramaturgie einer 
Generierung »kriegerischer Wirklichkeit« für die zivile Alltagsrezeption, die 
in der Propaganda-Industrie des Zweiten Weltkriegs ihren bisherigen Höhepunkt 
erfuhr und durch die neuen Medien, vor allem aber die Digitalisierung der 
Bilder und das Internet in geradezu schwindelerregender Weise beschleunigt 
worden ist. Wichtiger denn je ist es deshalb für die globalen Machthaber 
geworden, Unfälle wie die publik gewordenen privaten Digicam-Souvenirs aus den 
US-Folterkellern von Abu Ghraib rigide zu unterbinden.

»Wer im Zeitalter einer beschleunigten Bildkommunikation die Herrschaft über 
die Produktion und Zirkulation der Bilder behält, der behauptet auch das 
Deutungsmonopol der Kriegser­eignisse, indem er über die Steuerungs­gewalt der 
Vorstellungen verfügt, die sich die Adressaten der Bilder von einem 
militärischen Konflikt machen«, schreibt der Berliner Literaturwissenschaftler 
Manuel Köppen im Ausblick seiner beeindruckenden Studie »Das Entsetzen des 
Beobachters. Krieg und Medien im 19. und 20. Jahrhundert«. Nach wie vor 
gebe es »kein kohärentes Bild des Krieges, nurmehr konkurrierende 
Bilderzählungen«, postuliert Köppen.

Die Bilder vom Krieg sind so mehr denn je zur maßgeblichen, international 
konfliktentscheidenden Waffe geworden. »Dass technische Bilder nicht 
repräsentieren, sondern als Spur auf etwas Abwesendes verweisen, das sie als 
Wirklichkeit konstruieren«, sei eine »mitt­lerweile geläufige Einsicht«, 
referiert Köppen. Allerdings kann nicht genug betont werden, was er am Ende 
seiner diskursanalytischen Untersuchung in Erinnerung ruft. Demnach bleibe 
»nach wie vor festzuhalten, daß die Wirklichkeiten, die von technischen Bildern 
auf den Schlachtfeldern erzeugt werden, von jenen zu scheiden sind, die sich in 
der Wahrnehmung des Krieges als mediale Realitätskonstruktionen (in der Presse, 
im Fernsehen, im Kino) ergeben«. Denn: »Kriege finden in realen Räumen statt 
und nicht in simulierten.«

Wie man Kriege sah

Köppens materialgesättigte Untersuchung bereichert die vielen aktuellen 
Publikationen zum Thema »Krieg in den Medien« allein schon deshalb, weil sie 
als literaturwissenschaftliche Habilitationsschrift einen nicht anders als 
souverän zu nennenden Überblick über die Massen intermedialer Phänomene behält, 
die die Kriegsdarstellungen seit dem späten 18. Jahrhundert aufweisen. 
Dabei wird in dem Buch immer wieder das deutlich, was der Autor bereits im 
ersten Satz seiner Arbeit bemerkt: »Wie Kriege waren, das können weder 
schriftliche Zeugnisse noch Bilder oder Filme vermitteln, aber sie zeigen, wie 
Kriege gesehen wurden.«

Und von dieser ästhetisierten Wahrnehmung weiß der Autor viel zu berichten. 
Seine Studie zeichnet zunächst die sukzessive Auflösung althergebrachter 
Kriegsregeln im 18., 19. und 20. Jahrhundert nach, während der die Bilder 
begannen, entlang der Entwicklung elektronischer Medien mehr und mehr an 
»wirklichkeitsgenerierender Kraft« zu gewinnen. Gerahmt wird Köppens 
Untersuchung durch zwei Motti: zu Beginn ist es Lukrez und am Schluss Goethe, 
der hier vom wohligen Gefühl erzählt, als sicherer Unbeteiligter vom Grauen des 
fernen Kriegs zu hören. Diese historischen »Sichtweisen der Schlacht«, 
begriffen als erhabenes Schauspiel mit Unterhaltungswert, änderten sich jedoch 
bereits zu Goethes Zeiten zumindest in unmittelbarer Nähe der Ereignisse rapide.

»Wenn Lukrez’ Betrachter noch die Sicherheit eines philosophischen 
Beobachtungsstandpunkts genoss und Goethe sich zuweilen nicht nur auf sein 
Fernrohr verließ, um die Wirklichkeit der Schlacht zu erleben und Sinnesdaten 
kognitiv zu überprüfen«, resümiert Köppen am Ende seiner Studie, »so wurde der 
Beobachter durch die technologische Entwicklung, die nicht zuletzt immer wieder 
auf neue Sichtbarkeiten zielte, der Souveränität beraubt, den Sinneseindruck 
mit Wahrheit identifizieren zu können.«

Der sichere Standort des Beobachters auf dem »Feldherrenhügel« geriet zunächst 
durch die Erfindung der Distanzwaffen zusehends in Gefahr. Goethe selbst 
beschrieb 1820 – nahezu 30 Jahre nach seinem realen Erlebnis der Kanonade von 
Valmy – in seiner »Campagne in Frankreich«, wie er in die artilleristische 
Gefahrenzone geritten und von einem eigenartigen »Kanonenfieber« ergriffen 
worden sei: »Es schien, als wäre man an einem sehr heißen Orte, und zugleich 
von derselben Hitze völlig durchdrungen«, zitiert Köppen den Weimarer Klassiker.

Spätestens in den deutschen »Befreiungskriegen« gegen Napoleon setzte sich 
zudem die Idee eines von den fest verortbaren Schlachtfeldern zunehmend 
emanzipierten Guerillakriegs durch. In seiner »Bekenntnisdenkschrift« von 1812 
nahm der deutsche Stratege Carl von Clausewitz Abschied von der 
althergebrachten friederizianisch-preußischen Form des Kampfes starr 
aufmarschierender Drillregimenter: »Der Krieg der jetzigen Zeit ist ein Krieg 
aller gegen alle. Nicht der König bekriegt den König, nicht die Armee die 
andere, sondern ein Volk das andere, und im Volke sind König und Heer 
enthalten«.

Köppen beschreibt diese Phänomene auf dem Wege zur Vision des »totalen Kriegs« 
in einer äußerst dicht arrangierten Zusammenschau philosophischer, 
literarischer und malerischer Diskurse des 18. und 19. Jahrhunderts. 
Immanuel Kants Idee eines »Kriegs-Erhabenen« aus seiner »Kritik der 
Urteilskraft« (1790) und die Vorstellung aus Georg Friedrich Wilhelm Hegels 
Rechtsphilosophie (1821), wonach sich der Staat »als Individualität einen 
Gegensatz kreieren und einen Feind erzeugen« müsse, wurden demnach wegen der 
wachsenden und immer mehr Menschen betreffenden Schrecknisse der kriegerischen 
Realität fragwürdig.

So werden bereits in den durchaus ambivalenten Kriegsdramen Heinrich von 
Kleists oder auch in Francisco de Goyas berühmten Radierungen der »Desastres de 
la Guerra« zu Beginn des 19. Jahrhunderts schrille Kampfgräuel 
thematisiert. Dabei bleibe jedoch immer noch »die Ordnung des klassischen 
Krieges als Voraussetzung für wahren Heldenmut« erhalten, wie Köppen 
diagnostiziert.

Jean Paul aber nahm bereits 1809 in seiner »Kriegs-Erklärung gegen den Krieg«, 
einer ersten literarischen Schreckensvision zukünftiger Waffeninnovationen, 
eine Erfindung vorweg, die an das Maschinengewehr des Ersten Weltkriegs 
erinnert. Sein »Mechanikus Henri« entwickelt eine Flinte, »welche nach einer 
Ladung 14 Schüsse hintereinander« abgeben kann, und kommentiert die Idee mit 
den sarkastischen Worten: »Welche Zeit wird hier dem Morden erspart und dem 
Leben genommen!«

»Der Krieg komme ›endlich selber am Kriege um‹, indem er sich technisch so 
vervollkommnet, dass er sich zumindest als erhabenes Schauspiel vernichtet«, 
kommentiert Köppen diese signifikante Prophetie Jean Pauls, der zu seiner Zeit 
ja eher als Verfasser sentimentaler Romane berühmt geworden war.

Krisen künstlerischer Repräsentation

Eindrucksvoll ist Köppens Arbeit vor allem aber auch in ihrer genauen 
Nachzeichnung der im 19. Jahrhundert folgenden »Krise der Repräsentation 
militärischer Gewalt in Malerei und Literatur«. Leo N. Tolstois Roman 
»Krieg und Frieden« (1868/69) sah sich demnach bereits in seinen 
Schlachtendarstellungen gezwungen, eine ›vorfilmische‹ literarische 
Schnitttechnik zu entwickeln, um der zunehmenden Unübersichtlichkeit der 
Kampfhandlungen gerecht zu werden. Und der Maler Ernest Meissionier pinselte an 
seinem opulenten Gemälde »Die Schlacht bei Friedland – 1807« (1873) fast zehn 
Jahre, um in seinem aufwändigen Versuch, in der realistischen Darstellung 
vorpreschender Kavalleriepferde mit der aufkommenden Fotografie Schritt zu 
halten, grandios zu scheitern, wie Köppen rekonstruiert.

Das heldische Motiv einer unbeirrt gegen die feindlichen Kanonen und den 
Gewehrkugelhagel anstürmenden Kavallerie und Infanterie gab übrigens wohl 
gerade deshalb so lange »das Grundmuster heroischer Bewährung« ab, »weil sie 
sich effektvoll visualisieren ließ«, wie Köppen anhand dieses Beispiels aus der 
Schlachtenmalerei vermutet: »Doch das anatomische Museum des modernen Krieges, 
der artilleristisch zerfetzte Körper, blieb weiterhin – selbst in der Grafik – 
nicht darstellungsfähig.«

Dass im Ersten Weltkrieg nach neuesten Berechnungen 8 666 000 
Menschen dieses Schicksal erlitten, wie der Historiker Gerd Krumeich im Vorwort 
zu dem 2004 wiederaufgelegten Dokumentarband Ernst Friedrichs, »Krieg dem 
Kriege« (1924), mitteilt, hatte also möglicherweise genau mit jenem von Köppen 
benannten Festhalten an überkommenen Kriegvorstellungen zu tun, die man aus 
althergebrachten Ästhetisierungen von Schlachten kannte. Sie könnten mit dazu 
beigetragen haben, dass man revolutionäre Waffenentwicklungen wie das 
Maschinengewehr auch noch nach 1914 vollkommen ignorierte: »Von manch 
hochgestellten Erwartungen, an der Front ein erfülltes Leben finden zu können, 
blieb die Erfahrung, einem existentiellen Grenzbereich ausgesetzt worden zu 
sein«, schreibt Köppen, »aber lediglich in dem Sinne, als die 
Zivilisationsstufe auf das Niveau von Höhlenbewohnern zurückgesetzt wurde, die 
sich gleichwohl den Segnungen moderner Waffentechnik gegenüber sahen.«

Friedrichs historische Dokumentation nun, mit ihren ekelerregenden Fotos 
zerschossener Soldatengesichter ohne Unterkiefer, voller Nahaufnahmen 
verbrannter und zerfetzter Leichen, war seinerzeit ein Skandal, weil sie in 
ihrem grausigen Bildmaterial mit dem bei Köppen erwähnten Gräuel-Tabu der 
Jahrhundertwende brach und definitiv »die Grenzen dessen überschritt, was auch 
heute noch trotz aller ›Medialisierung‹ und Gewöhnung an bunte Bilder vom Krieg 
nicht aushaltbar ist«, wie Krumeich konstatiert.

Vieldeutigkeit des Grauens

Köppens Untersuchung der künstlerischen Darstellungskrise an der historischen 
Schwelle zum Aufkommen des Foto- und Filmmediums gehört zu den stärksten 
Momenten seines Buchs – und findet sich nicht von ungefähr auch als 
ausgekoppelter Beitrag in dem von Heinz-Peter Preußer herausgegebenen 
Sammelband »Krieg in den Medien« wieder, der mit 19 Beiträgen zum Thema 
aufwartet. Hierin finden sich auch Aufsätze über die 
Irak-Kriegsberichterstattung (von Heinz-B. Heller) oder zum Bild Ussama bin 
Ladens in den Massenmedien (von Klaus Kreimeier) – aktuelle Fragestellungen, 
die in Köppens Studie am Ende leider außen vor bleiben.

Bei der stupenden Fülle des Materials, das Köppen in seinem historischen Abriss 
bis zum großen medialen und vernichtungstechnischen Wendepunkt des Ersten 
Weltkriegs gesichtet hat, ist es ihm aber kaum vorzuwerfen, dass er die moderne 
Entwicklung der Fernseh-Berichterstattung in seinem abschließenden Ausblick nur 
noch streift; immerhin diskutiert er auch die Entwicklung der kriegerischen 
Gewaltrepräsentation im Kino, von David Wark Griffith’ epochalem amerikanischem 
Bürgerkriegsfilm »Birth of a Nation« (1914/15) bis hin zu Steven Spielbergs 
»Saving Private Ryan« (1998).

Ein Problem, das auch bei Antikriegsromanen wie Erich Maria Remarques berühmtem 
Bestseller »Im Westen nichts Neues« (1929) immer wieder auftaucht, ist die 
Tatsache, dass jeder problematische Versuch, den Krieg darzustellen, ungeachtet 
seiner Intention zur Affirmation geraten kann. Köppen betont, dass sich 
motivische Parallelen zu den rechtskonservativen Kriegsbüchern Ernst Jüngers 
bei Remarque »detailliert nachweisen« ließen – und schon die Zeitschrift Die 
Weltbühne habe 1929 prophezeit, Remarques angeblich pazifistisches Werk werde 
»die Menschen, die jungen vor allem, für den Krieg erobern«.

Nach Ansicht des Literaturwissenschaftlers Thomas F. Schneider gilt 
Ähnliches übrigens auch für Spielbergs Oscargekrönten Film »Saving Private 
Ryan« mit seiner berüchtigten ersten halbe Stunde über die D-Day-Stürmung 
US-amerikanischer Truppen von »Omaha-Beach«. In Schneiders Beitrag, der sich in 
Preußers Sammelband abgedruckt findet, untersucht der Autor die Rezeption des 
viel gelobten Films und bemerkt, das hier inszenierte Bild des Kriegs sei 
weitgehend identisch mit demjenigen, »wie es in der deutschen nationalistischen 
Literatur zum Ersten Weltkrieg propagiert wurde«. Die behauptete 
Tendenzlosigkeit der Repräsentation gerate gar zu einer Kopie von 
Schlachtdarstellungen wie in Ernst Jüngers »In Stahlgewittern« (1920).

Das Dilemma aller Versuche, den Krieg in irgendeiner Weise nachzuerzählen, 
macht auch der Siegener Medienwissenschaftler Rainer Leschke an der Tatsache 
fest, dass solche Geschichten stets das »verzweifelte zweifelhafte Pathos« 
erfundener Helden bräuchten. Diese tendierten aber angesichts des modernen 
Kriegs dazu, »irgendwie in Gewalt, Technik und Materie« unterzugehen. In seinem 
Aufsatz in dem von der Groninger Literaturwissenschaftlerin Waltraud Wrede 
herausgegebenen Sammelband »Krieg und Gedächtnis« arbeitet Leschke heraus, dass 
sowohl bei Jünger als auch bei Remarque der »als Supersubjekt installierte 
Krieg« mit dem Protagonisten in unweigerliche Konkurrenz trete. Dieses 
tendenzielle Verschwinden der Subjekte aus den modernen Beschreibungen des 
Kriegs erkennt Leschke als zentrales Problem: »Wenn aber das Massenereignis 
Krieg damit als heldenbewährte Narration nicht funktioniert und 
Repräsentationslogiken dem Ungenügen allenfalls kompensatorisch unter die Arme 
greifen können, dann stellt sich die Frage, was überhaupt noch erzählt werden 
kann.«

Kriegspropaganda in den neuen Medien

Das moderne Fernsehen der »embedded journalists« und die aktuelle militärische 
Kriegsberichterstattung kümmern solche ästhetischen Probleme jedoch herzlich 
wenig, wie man in dem von Thomas Knieper und Marion G. Müller 
herausgegebenen Sammelband »War Visions. Bildkommunikation und Krieg« nachlesen 
kann.

So inszenierte das US-Militär im Jahr 2003 kurzerhand den international 
wirkungsmächtigen Heldenkult um die aus einem irakischen Krankenhaus gerettete 
blonde Soldatin Jessica Lynch. Die Münchner Kommunikationswissenschaftlerin 
Petra Dorsch-Jungsberger analysiert in ihrer Untersuchung dieser 
propagandistischen Helden- und Lügengeschichte, wie man den ›Glücksfall‹ einer 
schwerverletzten attraktiven US-Soldatin, die dem Imago beliebter 
Hollywood-Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow passgenau entsprach, als 
Drehbuch für eine pompöse Tapferkeitsstory aufzufassen und auszuschmücken 
wusste.

Die öffentliche Strahlkraft dieser heroischen Inszenierung trotzte sogar lange 
Zeit sämtlichen faktischen Widersprüchen, die den Topos »Saving Private Lynch« 
nach und nach in Frage stellten. »Es stört mich, dass sie mich benutzt haben 
als ein Mittel, um all dies Zeug zu symbolisieren«, zitiert Dorsch-Jungsberger 
die überlebende Soldatin. Dumm gelaufen: Helden werden nun mal im Dienste der 
Kriegspropaganda konstruiert, ob es ihnen nun passt oder nicht.

Andererseits stellt der Band »War Visions« nach dem 11. September 2001 
auch die Frage, inwiefern sich die islamistischen Terroristen von New York, 
Madrid und London die moderne Medienberichterstattung samt der durch sie 
generierten ikonischen Bilder zunutze machten. Ob sie also die Entstehung eines 
kriegerischen Narrativs selbst zu steuern und eine auf unabsehbare Zeit 
wiederkehrende Bilderinnerung zu erzeugen versuchten, die unauslöschbar in das 
kollektive Gedächtnis einging.

Die Publikation ist zudem als medienwissenschaftliche Ergänzung zu den 
literaturwissenschaftlichen Forschungen Köppens lesbar, die ebenfalls nur am 
Rande die Beobachtung berühren, wonach in den aktuellen Kriegsbildern eine 
»zunehmende Interferenz zwischen elektronischen Spielen und ihrer Übertragung 
auf die Wirklichkeit des Krieges« zu konstatieren sei. Auch hier verschwinden 
nämlich die realen Subjekte aus den Repräsentationen des Kriegs: Die 
Benutzeroberflächen in modernen Kampfhubschraubern, die zur tatsächlichen 
Ermordung lebender Menschen dienen, ohne dass sich die Bediener dies noch 
unbedingt bewusst machen müssten, unterscheiden sich mittlerweile kaum noch von 
den Ballercomputerspielen, die die Kriegswahrnehmung ganzer heranwachsender 
Generationen prägen.

»Dabei ist für die Bewertung dieses Mediums wichtig, dass die PC-Nutzer im 
Kampfgeschehen ›Mittendrin statt nur dabei‹ sind«, wie die Herausgeber des 
Bands im Vorwort schreiben. Mit anderen Worten: Kleinen Nachwuchs-Ernst-Jüngers 
den »Kampf als inneres Erlebnis« am Bildschirm zu verkaufen, ist zu einem 
großen Geschäft geworden – »war sells«. Was diese kollektive 
Wahrnehmungsevolution des Kriegs für die Zukunft genau bedeutet, bleibt 
abzuwarten. Mit »War Visions« hat immerhin die akribische Untersuchung auch 
dieser Phänomene begonnen. Fortsetzung folgt.


Manuel Köppen: Das Entsetzen des Beobachters. Krieg und Medien im 19. und 
20. Jahrhundert. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2005, 414 Seiten, 
58,00 Euro

Thomas Knieper, Marion G. Müller (Hg.): War Visions. Bildkommunikation und 
Krieg. Herbert von Halem Verlag, Köln 2005, 432 Seiten, 32,00 Euro

Heinz-Peter Preußer (Hg.): Krieg in den Medien. Rodopi Verlag, Amsterdam 2005, 
457 Seiten, 92,00 Euro

Waltraud ›Wara‹ Wende (Hg.): Krieg und Gedächtnis. Ein Ausnahmezustand im 
Spannungsfeld kultureller Sinnkonstruktionen. Verlag 
Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, 427 Seiten, 39,80 Euro

Ernst Friedrich: Krieg dem Kriege. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2004, 242 
Seiten,

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