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https://netzpolitik.org/2017/autonome-autos-in-grossbritannien-radfahrer-seh
en-autoindustrie-in-der-verantwortung/

 

20.11.2017 

 

Autonome Autos in Großbritannien

 

Radfahrer sehen Autoindustrie in der Verantwortung

 

Weil fehlerhafte Software in autonomen Fahrzeugen ein ganz erhebliches
Sicherheitsrisiko darstellen kann, fordert die britische Radfahrer-Lobby,
die Autohersteller in die Pflicht zu nehmen. Sie sollen bei Softwarefehlern
mit harten Strafen bedroht werden, wenn sie zu Verletzungen und gar zum Tod
von Menschen führen

 

Constanze Kurz

 

Wie in vielen europäischen Ländern, in den Vereinigten Staaten
<http://observer.com/2017/09/house-legislation-on-self-driving-cars-checks-b
oxes-on-key-senators-wish-list/>  und auch in Deutschland haben Regierungen
erste Gesetze bereits erlassen oder damit begonnen, rechtliche Regeln für
autonome Fahrzeuge zu diskutieren. Anders als hierzulande ist in
Großbritannien die Gesetzgebung noch in der parlamentarischen Diskussion.
Nun haben sich die organisierten Fahrradfahrer zu Wort gemeldet. Es geht um
die Erweiterung des Road Traffic Act, ein Gesetz aus dem Jahr 1988, der Road
Vehicles Regulations von 1986 sowie um die neue Electric and Automated
Vehicles Bill, die spezifische Regeln für autonome Fahrzeuge vorsieht.

 

Pünktlich zur „Road Safety Week“, die derzeit vom 20.
<http://roadsafetyweek.org.uk/>  bis 26. November in Großbritannien läuft,
nimmt die Fahrradfahrer-Lobby Cycling UK zu den Plänen der britischen
Regierung Stellung und empfiehlt weitreichende Änderungen zugunsten
schwächerer Verkehrsteilnehmer. Die Forderungen dürften der Autoindustrie
ein Dorn im Auge sein.

 

Verantwortung nicht nur bei den Autofahrern

 

Cycling <https://twitter.com/WeAreCyclingUK>  UK will die Hersteller von
selbstfahrenden Autos dann mit Strafen bedroht sehen, wenn von ihnen oder
ihren Zulieferern fehlerhafte Software verbaut wurde, die zu Verletzungen
und gar zum Tod von Dritten führt. Dies solle gesetzlich festgelegt werden,
so eine nur fünfseitige Empfehlung
<https://publications.parliament.uk/pa/cm201719/cmpublic/automated/memo/aevb
20.pdf>  (pdf), die es aber in sich hat. Sie richtet sich an das Public Bill
Committee des britischen Parlaments, das derzeit die Automated and Electric
Vehicles Bill
<https://publications.parliament.uk/pa/bills/cbill/2017-2019/0112/18112.pdf>
(pdf) berät. Diese Regelung wäre weit weniger autoindustriefreundlich als
die hiesigen Regeln von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der in
Fragen der Verantwortung vor allem die Autofahrer belastet.

 

Die derzeit vom zuständigen britischen Minister vorgeschlagenen Strafen
gehen der Radfahrer-Lobby längst nicht weit genug. Angedroht seien nur
„modest fines or penalty points“, also geringe Geldzahlungen oder
Strafpunkte. Diese seien - wie auch in Deutschland
<https://netzpolitik.org/2017/vorschlaege-der-ethik-kommission-zu-autonomen-
fahrzeugen-wer-traegt-die-verantwortung-fuer-sicherheit-und-datenschutz/>  -
nur gegen den Fahrer oder gegen den Besitzer gerichtet, nicht aber gegen die
Hersteller. Das solle geändert werden. Ganz klar positioniert sich der
Radfahrer-Verband damit gegen den Trend, die Autoindustrie aus der
Verantwortung zu entlassen.

 

Manipulation von Software

 

Explizit geht es den britischen Radlern aber auch um Sicherheitsrisiken bei
der absichtlichen Manipulation von Software in den Fahrzeugen:

 

„defective software in an automated vehicle may well represent a very
serious safety risk. This is particularly the case with potential hacking of
autonomous software and other cybersecurity concerns […] Tampering with a
vehicle’s software should therefore be made a serious offence.“

 

(fehlerhafte Software in einem selbstfahrenden Auto könnte ein sehr
erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen. Das betrifft insbesondere
potentielles Hacken von autonomer Software und andere IT-Sicherheitsbelange.
[…] Missbrauch von Software sollte demzufolge als ernsthafte Straftat
eingestuft werden.)

 

Das Manipulieren der Software soll also als Verbrechen unter Strafe gestellt
werden, wenn es durch den Besitzer oder Fahrer oder vielleicht in einer
Werkstatt geschieht. Dazu sollen auch neue Strafen gehören, wenn es
unterlassen wird, Software aktuell zu halten („failing to keep software up
to date“). Ergäbe sich daraus ein gefährlicher Zustand beim Fahrzeug, solle
das ebenso bestraft werden wie gefährliches Fahren.

 

Unzufrieden ist die Radfahrer-Lobby generell mit der Klarheit der
Regelungen, wenn es um besonders zu schützende Verkehrsteilnehmer geht. Dazu
gehören Radfahrer, aber auch beispielsweise Fußgänger. Daher fordern sie die
Regierung auf, hier genauere Regeln zu schaffen:

 

We recommend:

-  clearer explanation by the Government of the proposed regulations which
will be imposed on forthcoming autonomous vehicles, particularly with regard
to vulnerable road users.

-  changes to the Road Traffic Act 1988 to bring misuse or tampering with
autonomous vehicle technology within the definition of dangerous driving.

 

Wir empfehlen:

-  dass die Regierung vorgeschlagene Regulierungen für künftige
selbstfahrende Autos eindeutiger erklärt, insbesondere im Hinblick auf
verletzliche Straßennutzer.

-  dass der Road Traffic Act 1988 dahingehend geändert wird, dass Missbrauch
und Manipulationen von autonomer Fahrzeugtechnologie in die Definition des
gefährlichen Fahrens aufgenommen wird.

 

 

Constanze Kurz ist promovierte Informatikerin, Autorin und Herausgeberin
mehrerer Bücher <http://gewissensbits.gi.de/constanze-kurz/> , ihre Kolumne
<http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/aus-dem-maschinenraum/> „Aus dem
Maschinenraum“ erscheint im Feuilleton der FAZ. Sie ist Aktivistin
<https://www.privacynotprism.org.uk/>  und ehrenamtlich Sprecherin
<https://www.youtube.com/watch?v=hj3gAsqrB18>  des Chaos Computer Clubs. Sie
forschte an der Humboldt-Universität zu Berlin am Lehrstuhl „Informatik in
Bildung und Gesellschaft“ und war Sachverständige der Enquête-Kommission
„Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestags. Sie erhielt
den Werner-Holtfort-Preis
<https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Holtfort#Holtfort-Stiftung>  für
bürger- und menschenrechtliches
<http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/datenschutz-das-vergessene-g
rundrecht-12095331.html?printPagedArticle=true>  Engagement
<https://media.ccc.de/search?q=Constanze+Kurz> , den Toleranz-Preis
<http://www.ev-akademie-tutzing.de/toleranz-preis-fuer-christian-wulff-und-c
onstanze-kurz/>  für Zivilcourage sowie die Theodor-Heuss-Medaille für
vorbildliches demokratisches Verhalten. Kontakt:
constanze(at)netzpolitik.org (OpenPGP
<https://hkps.pool.sks-keyservers.net/pks/lookup?op=get&search=0x4A13B8EE269
F8A45> ), Telefon: +49-30-92105-9846. 

 

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