NABU-PRESSEMITTEILUNG | NR 107/20 | 12. November 2020
________________________________________________________________
Artenschutz/Wildtierkriminalität
Zu mildes Urteil im „Elfenbein-Prozess“ von Cottbus
1,2 Tonnen Elfenbein: Verbände fordern deutliches Zeichen gegen
illegalen Wildtierhandel
________________________________________________________________
Cottbus – In Cottbus ist heute ein Angeklagter, der für den Handel mit
1,2 Tonnen Elfenbein festgenommen wurde, mit einer Strafe von einem Jahr
und acht Monaten auf Bewährung davongekommen. Die NABU International
Naturschutzstiftung und Future for Elephants e.V. kritisieren das Urteil
scharf. „Jährlich sterben 20.000 Elefanten vor allem durch Wilderei, die
durch die Nachfrage nach Elfenbein weiter angeheizt wird“, so Barbara
Maas, Leiterin für Internationalen Artenschutz der NABU International
Naturschutzstiftung. „Das milde Urteil ist ein Armutszeugnis und eine
vertane Chance, über die Grenzen von Deutschland hinaus ein deutliches
Zeichen gegen Wildtierkriminalität zu setzen.“
 
Bei dem Prozess ging es um den größten Fund von geschmuggeltem
Elfenbein, den es je in Deutschland gab. Der Angeklagte soll 2016 eine
Frau mit der Ausfuhr von etwa 600 Kilogramm Elfenbein von Deutschland
nach Vietnam beauftragt haben, wo er beabsichtigte, das Elfenbein zu
verarbeiten und zu verkaufen. Weitere 570 Kilogramm Elfenbein sowie
Maschinen zur Verarbeitung wurden in von ihm angemieteten Räumlichkeiten
sichergestellt. Straftaten, für die das Gesetz einen Strafrahmen von
drei Monaten bis zu fünf Jahren Gefängnis vorsieht.
 
„Dass die Hauptverhandlung in einem so brisanten Fall vier Jahre auf
sich warten ließ und das Gericht die rechtlichen Möglichkeiten einer
scharfen Ahndung der Taten nicht voll ausgeschöpft hat, sendet ein
völlig falsches Signal bei den Bemühungen um internationalen
Artenschutz“, so Heike Henderson, Vorstandsmitglied von Future for
Elephants e.V.. Insgesamt handelt es sich um 720 beschlagnahmte Stücke,
darunter 30 Stoßzähne. Das Elfenbein hat einen Marktwert von über einer
Million Euro und stammt von mindestens 100  Elefanten. „Bei derart
schweren Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz und gewerbsmäßigem
Handeln mit Elfenbein fordern wir, dass der gesetzlich gegebene
Strafrahmen voll ausgeschöpft wird, damit ein Verbrechen dieses Ausmaßes
nicht ohne Folgen bleibt.“
 
Der Beschuldigte, der seine Taten vor Gericht eingeräumt hatte, hatte
angegeben, die Ware ohne Papiere für 6.000 Euro auf Flohmärkten erworben
zu haben, wo der Handel mit sogenanntem „antiken Elfenbein“ (vor 1947)
sowie mit vor 1989 eingeführtem und zertifiziertem Elfenbein immer noch
legal ist. Danach wollte er sie illegal nach Vietnam schaffen, um sich
dort ein neues Leben aufzubauen. „Viele Länder in Afrika unternehmen
große Bemühungen, um Wilderei und Elfenbeinhandel zu beenden. In
Kenia etwa wird der illegale Wildtierhandel mit hohen Gefängnis- und
Geldstrafen bis 150.000 Euro geahndet“, ergänzte Maas. „Nach China, den
USA und England sollten auch Deutschland und die EU eine Vorreiterrolle
übernehmen und den lokalen Handel, der Schlupflöcher für illegale
Ware offen hält, konsequent verbieten.“ Woher das höchstwahrscheinlich
vor 1989 eingeführte Elfenbein stammt, ist vor allem aufgrund der großen
Menge immer noch unklar.
 
Die Wilderei ist die größte Bedrohung für den Afrikanischen Elefanten,
der heute aus großen Teilen seines einstigen Verbreitungsgebietes
verschwunden ist. Seit 1980 wurde der Bestand Afrikanischer Elefanten
von circa 1.3 Millionen auf rund 350.000 verbliebene Tiere reduziert.
Neben der Wilderei sind Elefanten vor allem durch Lebensraumverlust und
-zerschneidung bedroht. 
 
Mehr Informationen: www.nabu-international.de
Kostenlose Pressefotos des beschlagnahmten Elfenbeins auf Anfrage
 

Für Rückfragen:
 
Dr. Barbara Maas, Leiterin internationaler Artenschutz der NABU
International Naturschutzstiftung, mobil: +44 (0)7970.987742, E-Mail:
barbara.m...@nabu.de
 
Heike Henderson-Altenstein, Vorstandsmitglied Hoffnung fuer Elefanten
e.V., mobil: 015203594348, E-Mail: cont...@futureforelephants.org

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
NABU-Pressestelle
Julian Bethke | Britta Hennigs | Katrin Jetzlsperger | Silvia Teich 
Tel. +49 (0)30.28 49 84-1538 | -1722 | -1534 | -1588 
Fax: +49 (0)30.28 49 84-2000 | E-Mail: pre...@nabu.de
 
Sollten Sie keine Pressemeldungen mehr von uns erhalten wollen, können
Sie sich hier abmelden: www.NABU.de/presseabo-abbestellen
 
 

 
_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Antwort per Email an