Willkommen im 21. Jahrhundert!

Rails ist ok, aber es ist eben ein Framework, das man sich vor zehn Jahren für 
die Web-Entwicklung gewünscht hätte.

Das ist jetzt vielleicht etwas unorthodox, aber jedes Framework ist ein 
aufgeblähtes Monster, eine Behelfslösung, ein Übergangslösung, für etwas, das 
eigentlich eine spezialisierte Sprache mit ihren core libraries erfüllen 
sollte. Das gilt für so etwas wie JQuery oder Moo im JS-Bereich oder im 
Ruby-Bereich für Rack mit Rails oder Sinatra.

Daß Ruby im Moment so beliebt ist, und daß Javascript auf der Client-Seite so 
beliebt ist, das hängt doch wohl hauptsächlich damit zusammen, daß die 
Web-Frameworks so ausgefeilt sind. Und wenn Frameworks so fundamental für den 
Erfolg einer Sprache verantwortlich sind, dann ist es in meinen Augen klar, daß 
man sich mal über die Kernfunktionaliäten der entsprechenden Sprachen Gedanken 
machen sollte.

Als Node und Go aufkamen, da waren die ersten Fragen in den entsprechenden 
Foren, ob es Web-Frameworks dazu gibt. Warum dann diese Sprachen nicht gleich 
als mit, zumindest einigen grundlegendenden, aber eben higher-level, 
Web-Funktionalitäten bereitstellen?

Warten wir mal noch zehn Jahre ab.

Viele Grüße

Michael Kastner

Am 22.03.2012 um 07:34 schrieb Stefan Frank:

> Liebe RUGler, 
> 
> es ist still geworden auf dieser Liste und ich frage mich momentan, woran das 
> liegt. Vielleicht gibt es ja noch Leben da draußen und ich fände es spannend 
> von euch zu hören, wie Ihr die Lage der Ruby/RoR-Nation einschätzt: Ich habe 
> mal ein paar Punkte/Hypothesen zusammengefasst, über die ich in der letzten 
> Zeit öfter gestolpert bin:
> 
>       • alle Rails-Probleme sind gelöst. Oder alle sind zu anderen Listen 
> abgewandert entweder zu den englisch-sprachigen Listen oder zu den Listen für 
> Spezial-Themen wie deployment/cloud, mongoDB/Mongoid usw.? Oder viele haben 
> mittlerweile Rails wieder aufgegeben?!
>       • die Verbreitung von Ruby/RoR beschränkt sich weitgehend auf die 
> Startup- und Webszene: Es gibt sehr viele Social-Something-Anwendungen, 
> CMS-Lösungen, Backends für Mobile-Apps aber ich habe noch nicht viel davon 
> gehört, dass eine Versicherung jetzt Ihre Fallbearbeitung auf Rails 
> umgestellt hätte oder ein Logistik-Konzern seine Lagerverwaltung mit Rails 
> macht. Natürlich ist Rails nicht für alles geeignet, aber ich habe genügend 
> Projekte in diesen altmodischen Brick-and-Mortar-Unternehmen gesehen, bei 
> denen reflexartig Java/JEE eingesetzt wird und nicht mal eine Millisekunde 
> über irgend etwas anderes nachgedacht wird - von Rails bei BMW oder Allianz 
> oder Siemens habe ich noch nix gehört. Man kann diese Projekte vielleicht 
> langweiliger als Social-Somethings finden, aber sie sorgen für einen 
> erheblichen Teil des IT-Job-Markts. Und hier findet Ruby/RoR einfach nicht 
> statt: Oder täuscht mich mein Eindruck da?! Oder ist das auch gut so und 
> Rails gehört da auch gar nicht hin und wenn Versicherung dann bitte COBOL 
> oder wenigstens Java?!
>       • wohin entwickelt sich Rails? In letzter Zeit stolpere ich immer mal 
> wieder über Rants mit so schönen Überschriften wie "The Sun is setting on 
> Rails style MVC Frameworks" 
> (http://caines.ca/blog/programming/the-sun-is-setting-on-rails-style-mvc-frameworks/),
>  dann gibt es ein paar, die sich darüber beschweren, dass der Merb-Merger 
> alles nur langsamer und unübersichtlicher gemacht hat, dann gibt es 
> LightRails (https://github.com/lightness/lightrail/), das Rails wieder 
> verschlanken will, oder die Leute, die sagen, dass man sowieso nur noch APIs 
> braucht und deswegen am besten gleich alles mit Sinatra machen sollte. Oder 
> gleich mit node, weil ist schneller und in 2 Jahren reden wir sowieso alle 
> nur noch JavaScript 
> (http://gilesbowkett.blogspot.de/2012/02/rails-went-off-rails-why-im-rebuilding.html
>  oder http://blog.nodejitsu.com/scaling-isomorphic-javascript-code). Ist da 
> was dran? Taugt Rails noch für die schöne neue App/HTML5/1-Page-App-Welt? 
> Oder ist es mittlerweile Bloat-ware, weil es versucht alles für alle zu sein?
>       • Ich selber ertappe mich dabei, dass ich Features, die ich zuerst noch 
> zweifelhaft fand, plötzlich nicht mehr missen möchte. Die Asset-Pipeline ist 
> so ein Fall: Ich fand das dubios und hatte das Gefühl das gehört eigentlich 
> nicht da rein&es gibt schon tausend Alternativen dazu, aber mittlerweile sind 
> fast alle größeren JavaScript-Libraries in gems eingepackt (z.B. 
> https://github.com/anjlab/bootstrap-rails), natürlich ist coffeescript netter 
> als rohes JS, precompiler für JavaScripts-Templates (z.B. für handlebars) 
> gibt's als Bonus und rails funktioniert so als Rundum-Sorglos-build-System 
> für JavaScript-Apps. Es ist praktisch, aber ist es auch der richtige Weg? 
> Oder sieht für mich die ganze Welt wie ein Nagel aus weil ich nur einen 
> Hammer habe? Ist das nur ein temporärer Hack, der den Umstand kaschiert, dass 
> es für JavaScript (noch) kein Modul-Konzept gibt und ist node.js nicht auf 
> lange Sicht besser als Build-System geeignet, wenn sowieso alles nur noch JS 
> ist?! Oder ist das Ganze wirklich eine gute Idee und Rails entwickelt sich zu 
> einer Art Integrations-Ökosystem für Webtechnologien (und klärt dann auch 
> irgendwann die Frage welche Version der JavaScript-Bibliothek in dieser 
> Version des gems verbaut ist)?
>    
> Wie seht Ihr das? Geht es Rails gut oder müssen wir uns Sorgen machen, 
> schreiben wir in 2 Jahren alle nur noch JS (oder GOtt bewahre GO oder Dart... 
> ) und die Ratten suchen sich jetzt alle schon mal ein Node-Floß, um das 
> sinkende Schiff zu verlassen?! 
> 
> 
> Viele Grüße
> Stefan 
> 
> 
> 
> -- 
> Stefan Frank
> Softwareentwicklung 
> vierundsechzig.de
> Max-Wolf Str. 9
> 69120 Heidelberg
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> http://mailman.headflash.com/listinfo/rubyonrails-ug

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