[Juenger-list] FAZ 10.12.2005: Nachtrag

2005-12-10 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jügner-Freunde,

nicht verschwiegen werden darf natürlich die Autorin des vorhin rundgeschickten 
Artikels aus der FAZ:

Julia Encke.


In der Online-Fassung war sie nicht genannt, wohl aber in der Druckfassung.
Schöne Grüße, TW

-- 
Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand
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[Juenger-list] Nouvelle Observateur bringt Meldun g zu Jünger-Celan

2005-03-13 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde,

im Nouvelle Observateur vom 11. März 2005 findet sich eine Meldung zu meiner 
Publikation des Briefes von Paul Celan an Ernst Jünger in der FAZ vom 8. Januar 
2005. 
Herzliche Grüße rundum,
Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de

http://permanent.nouvelobs.com/conseils/livres/obs/2105/curio2105_082.html

Téléphone rouge


18 grands écrivains mondiaux en compétition pour le Man Booker International 
Prize 2005. Ce Nobel bis couronnera un auteur largement lu dans le monde 
anglo-saxon. D’une valeur de 10 dollars, il sera annoncé en juin à Londres. 
Un seul auteur français (d’origine tchèque): Milan Kundera (photo). On ne sait 
toutefois quel critère permettra de départager tout ce joli monde: Margaret 
Atwood, Saul Bellow, Gabriel Garcia Marquez, Günter Grass, Ismail Kadaré, Doris 
Lessing, Ian McEwan, Naguib Mahfouz, Kenzaburo Oe, Philip Roth, Muriel Spark, 
Antonio Tabucchi, John Updike, A. B. Yehoshua…

Une édition originale du «Discours de la méthode», de Descartes, vient d’être 
adjugée 78000 euros. Une trentaine d’exemplaires de cette édition sont 
actuellementrépertoriés dans le monde.

Aux Archives littéraires de Marbach (Allemagne), on vient de découvrir une 
lettre que Paul Celan écrivit le 11 juin 1951 à Ernst Jünger, et où il demande 
à celui-ci de l’aider à faire accepter l’un de ses manuscrits par un éditeur 
allemand. Au bas de la lettre, on peut lire: «Avec la gratitude et la 
vénération de votre dévoué Paul Celan.» 

Précision: le best-seller de Ron McLarty (lire l’article de François Forestier 
dans notre no 2103) vient de paraître chez Albin Michel sous le titre «J’ai 
rêvé de courir longtemps». 
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[Juenger-list] Süddeutsche Zeitung, EJ: Quatsch Quatsch Unsinn Unsinn

2004-05-03 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde,

in einem Artikel in der heutigen Ausgabe der SÜDDEUTSCHEN EITUNG (Nr. 101, 3. 
Mai 2004, S. 17,nbsp; Julia Encke: Verlust der Aura. Die Ausstellung Dichter 
Hand Schrift in der Münchner Monacensia) finde ich folgendes:
(... )Editoren können vom Verschwinden der Dichterhandschrift eigentlich nur 
begeistert sein. Nur die Korrekturen werden sie vermissen, die Retuschen, die 
durch die Löschfunktion verloren gehen: Tagebucheinträge, wie man sie bei Ernst 
Jünger findet, dem bestimmte Passagen irgendwann so unangenehm waren, dass er 
sie mir Quatsch Quatsch Unsinn Unsinn das geht hier niemanden etwas an 
überschrieb und also unlesbar machte, wird man in digitalen Dateien nicht mehr 
finden. (...)

Zu dieser Ausstellung ist im Blumenbar-Verlag ein Katalog erschienen.

Frage: hat jemand den Katalog vorliegen und kann mir sagen, ob die zitierte 
Jünger-Passage darin (etwa als Faksimile) enthalten ist?

Beste Grüße,
Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de


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[Juenger-list] FAZ vom 06.Mai 2004 zur Burgunderszene

2004-05-05 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde,

noch ein Leserbrief (der vierte!!) in der FAZ zur Burgunderszene. Sehr 
interessant, daß der Autor auf Proust verweist, kommt Proust doch als einer der 
Hauptzeugen in meiner Burgunder-Studie!

Beste Grüße,

Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.05.2004, Nr. 105 / Seite 40

Burgunderschlürfend

Zum Artikel Liebe statt Bomben - Ernst Jüngers Burgunderszene (F.A.Z. vom 10. 
April) muß neu gelesen werden: Die Burgunderszene muß nicht neu gelesen 
werden, sondern überhaupt gelesen, da sie sich einer irgendwie gearteten 
Eindeutigkeit entzieht; vorgeführt wurde und wird Jünger hier jedoch nur als 
- möglicherweise ästhetizistischer - Literat. Und Ästhetizismus spielt sich 
jenseits von Kategorien der Moral oder Politik ab. Selbst wenn die 
Tagebucheintragung sich nun nicht als fiktiv oder fingiert erwiesen hätte, wäre 
es von der dandyhaften Pose des burgunderschlürfenden Beobachters zum 
nationalistisch-teleologischen Befürworter des Bombardements noch ein weiter 
Schritt. Gerade die distanzierte Perspektive ermöglicht dem Tagebuchautor das 
schriftliche Erfassen einer poetischen Wirklichkeit - unabhängig von Daten - 
innerhalb katastrophaler Ereignisse. Marcel Proust etwa hat noch nie jemand als 
eiskalten Genüssling der Barbarei bezeichnet - obwohl sein Marcel als 
erzählende Instanz in der Wiedergefundenen Zeit doch das Bombardement von 
Paris durch die Deutschen zu Vergleichen mit dem Walkürenritt Wagners anregt 
(ein Motiv, das Francis Ford Coppola in Apocalypse Now aufgreift), während 
der säbelrasselnde französische Patriot Saint-Loup mit Schubert-Liedern und 
Wagner-Melodien auf den Lippen in den Krieg zieht, um seinem doppelsinnigen 
Namen Ehre zu erweisen. Vielleicht aber dachte Jünger in einem Seitenweg an 
Proust, wenn er den Blick von St.-Germain (auch der Name Guermantes hat in 
der Recherche eine germanische Konnotation) auf das Burgunderglas in seiner 
Hand schweifen ließ?

Thorsten Kraechan, Sulzbach/Saarland


From wimba...@web.de Thu May  6 09:04:41 2004
X-Apparently-To: juenger_...@yahoogroups.de
X-Originating-IP: [216.92.1.92]
Return-Path: juenger-list-ad...@juenger.org
Received: from 216.92.1.92  (EHLO pairlist.net) (216.92.1.92)
  by mta814.mail.ukl.yahoo.com with SMTP; Thu, 06 May 2004 12:35:21 +
Received: from pairlist.net (localhost.pair.com [127.0.0.1])
by pairlist.net (Postfix) with ESMTP
id 6A9A2539F7; Thu,  6 May 2004 08:35:18 -0400 (EDT)
Delivered-To: juenger_...@yahoogroups.de
Received: from zelaza.pair.com (zelaza.pair.com [209.68.2.92])
by pairlist.net (Postfix) with SMTP id CAB2E53694
for juenger-l...@lists.juenger.org; Thu,  6 May 2004 03:04:46 -0400 
(EDT)
Received: (qmail 78946 invoked by uid 3066); 6 May 2004 07:04:46 -
Delivered-To: juenger_...@yahoogroups.de
Received: (qmail 78936 invoked from network); 6 May 2004 07:04:45 -
Received: from mailgate5.web.de (217.72.192.165)
  by zelaza.pair.com with SMTP; 6 May 2004 07:04:45 -
Received: by mailgate5.web.de (8.11.6p2/8.11.2/SuSE Linux 8.11.0-0.4) with SMTP 
id i4674i403594
for juenger-list@juenger.org; Thu, 6 May 2004 09:04:44 +0200
Received: from 62.104.210.78 by freemailng0207.web.de with HTTP;
Thu, 06 May 2004 09:04:41 +0200
Message-Id: 1260896...@web.de
MIME-Version: 1.0
From: T. Wimbauer wimba...@web.de
To: juenger_...@yahoogroups.de
Precedence: fm-user
Organization: http://freemail.web.de/
Content-Type: text/plain;
  charset=iso-8859-1
Content-Transfer-Encoding: quoted-printable
Subject: [Juenger-list] =?iso-8859-1?Q?JF am 07.05.04. über 
TW/Jünger/Burgunder?Sender: juenger-list-ad...@juenger.org
Errors-To: juenger_...@yahoogroups.de
X-BeenThere: juenger-list@juenger.org
X-Mailman-Version: 2.0
List-Help: mailto:juenger-list-requ...@juenger.org?subject=help
List-Post: mailto:juenger-list@juenger.org
List-Subscribe: http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list,
mailto:juenger-list-requ...@juenger.org?subject=subscribe
List-Id: for discussion of the life and works of Ernst and Friedrich Georg 
Jünger juenger-list.juenger.org
List-Unsubscribe: http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list,
mailto:juenger-list-requ...@juenger.org?subject=unsubscribe
List-Archive: http://www.pairlist.net/pipermail/juenger-list/
Date: Thu, 06 May 2004 09:04:41 +0200
Status: RO
X-Status: RC
X-KMail-EncryptionState:
X-KMail-SignatureState:
X-KMail-MDN-Sent:

In der Druckausgabe gibt's da noch eine Zeichnung des Portratierten dazu :)

Junge Freiheit, Nr. 20/04 vom 07. Mai 2004, Seite 3
Tobias Wimbauer

Alles Jünger

von Thorsten Thaler

Im Anfang war, nein, nicht das Wort, sondern ein Bild. Irgendwann Anfang der 
neunziger Jahre sah der Schüler Tobias Wimbauer in einer Freiburger 
Buchhandlung das von Horst Janssen gezeichnete Porträt Ernst Jüngers, dessen 
Ausstrahlung ihn faszinierte. Obschon ihm Jünger damals noch kein Begriff war - 
in der Schule kam der Jahrhundertdichter nicht vor

[Juenger-list] DIE WELT 8.Mai 2004 über Jünger-Nebel Briefwechsel

2004-05-07 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Schöne Grüße rundherum!

Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de

Die WELT, 8. Mai 2004

Demos heißt die Kanaille
Sie waren die Deutschen Meister im Ressentiment: Briefwechsel zwischen Ernst 
Jünger und Gerhard Nebel
von Wolf Lepenies

In einigen rauschhaften Tagen, schreibt ein Kölner Lehrer im Juni 1938 an 
Ernst Jünger, habe er einen Essay über ihn verfasst. Er bittet Jünger um sein 
Urteil und schließt den Brief mit dem Wunsch, den Autor bald kennen zu lernen 
und mit ihm dem Herrn Dionysos ein Trankopfer darzubringen. So beginnt ein 
Briefwechsel, der in weiten Teilen zu einem mythenschweren Besäufnis wird.

Regelmäßig ist in dieser Korrespondenz, die bis 1974, dem Todesjahr Nebels, 
reicht, von Rauch- und Trankopfern die Rede. Im Klartext: Es wird gesoffen und 
gequalmt, dass es eine Art hat. Erwartungsvoller Durst steht am Anfang jeder 
Begegnung und ein Kater oft genug an ihrem Ende. Die Dauer von Besuchen wird 
nach Flaschenlängen gezählt. Eine 37er Johannisberger Trockenbeeren-Auslese 
wird zum Spanferkel geleert, zwischen zwei Flaschen Burgunder wird Whisky 
gekippt, und zur Not muss Rübenschnaps herhalten, um delische Tiefen zu 
erreichen. Nebels Besuch in badischen Weinbergen endet 1949 mit dem Absingen 
alter Soldatenlieder: Siegreich wolln wir Frankreich schlagen - wie neun 
Jahre zuvor.

Dieses fast 1000 Seiten umfassende Buch - auf jede Briefseite kommt eine Seite 
Kommentar - verlangt allerdings eine nüchterne Lektüre. Der Briefwechsel nach 
Kriegsende erinnert den heutigen Leser daran, wie schwer die zweite deutsche 
Republik es hatte, sich gegen das Ressentiment derer zu behaupten, die schon 
die Weimarer Republik bekämpft hatten. 1947 schrieb Hans Paeschke, der 
Herausgeber des neu gegründeten Merkur, an Nebel: Junge! Junge! Wenn Ihr so 
weitermacht, seid Ihr übermorgen beim neuen Widerstand, und der tote Adolf kann 
sich freuen.

Diese Mahnung führt auf eine falsche Fährte. Die Korrespondenz zwischen Jünger 
und Nebel ist nicht das Dokument eines auf Revanche zielenden Neofaschismus. 
Wie unter Schock schwören beide Briefpartner unmittelbar nach dem Krieg der 
Vaterländerei ab; selbst eine angelsächsische Weltorganisation wird zur Not 
hingenommen. Jünger wie Nebel sind anarchische Temperamente, die versuchen, 
geistiges Terrain wiederzugewinnen. Im Rückblick auf die Nazizeit sehen sie 
sich im inneren Widerstand. Attacken gegen die Weimarer Republik empfinden 
sie immer noch als ehrenhaft. Zum Haltepunkt inmitten allgemeiner 
Orientierungslosigkeit wird für sie das Ressentiment gegen die neu entstehende 
Demokratie. Der Demos - das ist die Kanaille.

Mit Jünger und Nebel treffen ein Anarchist und ein Vagabund aufeinander. 
Gerhard Nebel jagte am Viktoriasee und arbeitete als Barkeeper in Tanganjika, 
wurde im Weltergewicht deutscher Meister im Hochschulboxen und promovierte in 
Heidelberg über Plotins Kategorien der intelligiblen Welt. Er wurde als Leser 
und Lehrer zu einem glühenden Verehrer der Antike - und blieb ein Außenseiter 
der philologischen Zunft.

In Nebels Heimatstadt Koblenz war Joseph Breitbach, dessen Schwester er beinahe 
geheiratet hätte, sein Mitschüler; zu den Studienfreunden zählten der Philosoph 
Hans Jonas und die Soziologen Siegfried Landshut und Talcott Parsons; Heinrich 
Böll erinnerte sich an ihn als einen Lieblingslehrer, und Karl Jaspers war des 
Lobes voll über Nebels Tagebücher, die er denen Jüngers vorzog.
Nebel war erst Mitglied der SPD und der Sozialistischen Arbeiterpartei und 
später der NSDAP. Nach dem Krieg wurde er schnell entnazifiziert. Sein 
Lieblingstier war das Chamäleon - aber Nebel war kein Anpasser. 1939, als es 
noch gefährlich war, nannte er Carl Schmitt eine Hure der jeweiligen 
politischen Macht, und 1946, als es wieder gefährlich war, schrieb Nebel an 
Jünger, er habe Carl Schmitt schätzen gelernt. Nebel verabscheute das Militär 
und vor allem den deutschen Generalstab. Der Hauptmann Jünger duldete Nebel, 
das typische Etappenschwein, dennoch, weil dieser den Krieg als 
Elementarereignis bejahte. Zur Entfremdung zwischen ihnen kam es, weil Nebel, 
der Lautsprecher Europas, wie Jüngers Sekretär Armin Mohler ihn verspottete, 
seinen Mund nicht halten konnte. Klatsch und Tratsch zogen ihn magisch an.

Abenteuer des Geistes hatte Nebel sein 1949 erschienenes Buch über Jünger 
genannt. Er pries Jünger als den größten lebenden Mythologen und prophezeite 
ihm den Nobelpreis. Zugleich wollte Nebel kein Eckermann sein; er war mutig 
genug, nicht nur Jüngers Bibelinterpretation, sondern auch seine falschen 
Partizipialkonstruktionen zu kritisieren. Ernst Jünger konterte: Auch Goethe 
habe Fehler gemacht.

Nebel wie Jünger wussten, dass ihre Briefe einmal publiziert würden. 
Charakteristisch ist deren hoher Ton; wann immer es geht, streben die 
Briefschreiber ins Mythische und verlieren sich dann oft in eine Stil- und 
Geschmacksgrenzen missachtende folie à deux.

Der Briefwechsel zwischen Jünger und Nebel - bekennende Karnevalisten alle 
beide - 

[Juenger-list] Ausstellung zu Horst Michel (Ernst Jünger, Gärten und Strassen, Schutzumschlaggestalter)

2004-06-08 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Eine Ausstellung über den Gestalter des Schutzumschlags von Jünger GÄRTEN UND 
STRASSEN. Herzl.Gruß, TW

DER TAGESSPIEGEL, 08.06.2004

Eierbecher zu Schnapsgläsern
Horst Michel entwarf den DDR-Alltag - gegen den Widerstand der SED. Eine 
Ausstellung in Berlin
Von Bodo Mrozek

Die DDR gilt im Rückblick nicht gerade als ein Hort der schönen Form. Plaste 
und Elaste aus Schkopau, Wartburg und Schlagersüßtafel: Den meisten 
gestalterischen Errungenschaften des real existierenden Sozialismus trauern 
allenfalls hart gesottene Ostalgiker hinter her. Wer verstehen will, warum der 
Sozialismus sein avantgardistisches Erbe von Rodschenko bis zum Bauhaus mit 
Füßen trat, kommt an Horst Michel nicht vorbei.

Der ostdeutsche Grafiker und Produktdesigner (1904–1989), an den die Sammlung 
Industrielle Gestaltung nun mit einer Retrospektive erinnert, war nicht nur 
eine zentrale Figur des DDR-Designs. Durch seine Biografie verlaufen auch 
idealtypisch die folgenschweren Brüche und Verwerfungen, die zur deutschen 
demokratischen Formgebung in all ihrer Zwiespältigkeit führten.

Michel begann 1924 mit Textilentwürfen und Typografie: Die mit feinem 
Pinselstrich gezogenen Krawattenmuster und rot karierten Herrentaschentücher 
sind kleine filigrane Meisterwerke. Auf Buchumschlägen des Gustav Kiepenheuer 
Verlages findet sich Michels Signatur „hm“ immer wieder: neben antiken 
Heldenhelmen auf den Geschichtsbüchern Leopold von Rankes, auf Ernst Jüngers 
„Gärten und Straßen“ oder Arnold Gehlens „Der Mensch“. Irritierend wirkt ein 
brauner Ornamentbogen von 1943 mit heraldischen Adlern, die deutliche Anklänge 
an die NS-Symbolik zeigen. Zwar erklärte Michel nach 1945, niemals Mitglied 
einer NS-Organisation gewesen zu sein. Doch sein Werk ist nicht frei von 
Einflüssen brauner Symbolik. Die Ausstellung beleuchtet erstmals auch diese 
Zeit, die vorhergehende Werkausstellungen unterschlagen hatten.

Als nach dem Krieg das Bauhaus zunächst in Weimar neu aufgebaut werden sollte, 
beauftragt man ausgerechnet den Bauhaus-fernen Michel mit Entwürfen für ein 
neues Logo. Es entstehen drei stilisierte Ziegelsteine in schwarz und rot. 
Hatte er bis dahin nur in der Fläche gewirkt, so gestaltet er nun erstmals 
räumliche Objekte. Eine der ersten Nachkriegsarbeiten ist das Re-Design der 
Schreibmaschine „Optima“. Der Vorgängertyp M8 stand in den Amtsstuben der 
Nazis. Michel rundet die Form zu einem weniger technokratischen Gehäuse ab.

Solche frühen Entwürfe befanden sich noch auf Augenhöhe mit dem internationalen 
Design. Warum es anders kam, illustriert die Geschichte des Misserfolgs des 
Mehrzweck-Geschirrs „Angelika“. Die Garnitur folgte Michels vom Weben 
abgeleiteten Anspruch an Materialgerechtheit und industrielle Technik. Die 
leicht konkaven Deckel der in Wagenfeld’scher Schlichtheit gehaltenen Behälter 
ließen das beim Brennen typische Einsinken zu und vereinfachten so die 
Produktion. Tassen dienten im Kühlschrank als Vorratsdosen, Kannen als 
Blumenvasen und Eierbecher als Schnapsgläser.

Eine Kommission schmetterte den Entwurf 1951 ab: Die Nachkriegszeit mit ihren 
Notlösungen sei vorbei, der Bauer wolle seinen Schnaps nicht aus Eierbechern 
trinken, und auch für den Arbeiter sei „das Beste gerade gut genug“. Michels 
Entwurf im Stil der klassischen Moderne sehe aus „wie Hitlers 
Kantinengeschirr“. Der Sozialismus verlange aber nach einem schönen Geschirr 
und einem „noch schöneren am Sonntag“. Dieses Verdikt folgte der unseligen 
Formalismusdebatte. Es markierte den Beginn eines neuen realsozialistischen 
Biedermeier – und das Ende für „Angelika“.

 Michel ging den Weg der Anpassung. Welche ästhetischen Opfer er bringen 
musste, beweist das Schicksal einer Blumenvase von 1946. Die klassisch 
proportionierte weiße Form wurde mit bäuerlichen Blümchenornamenten 
verunstaltet. Der Folklorismus entsprach den stalinistischen Geschmacksvorgaben 
und wurde – ebenso wie Stechschritt und preußische Uniformen – als 
antiwestliche Rückbesinnung auf nationale Traditionen propagiert. Es wirkt wie 
der Beleg einer alltagsästhetischen Totalitarismusthese, dass Michel moderne 
Entwürfe in der Schublade lassen musste und stattdessen Ornamente aus brauner 
Zeit neu auflegen durfte: schlichte Balkenmuster, erdige Farbtöne und florales 
Gekräusel.

Im „Neuen Deutschland“ plädierte noch 1962 die Brecht-Sängerin Gisela May in 
einem Leserbrief: „Wir lieben den Sozialismus. Aber lasst uns auch graue Farben 
und weiße Vasen und asketische Stühle.“ Trotz solcher Proteste wirkten die 
Grundsätze des „Formalismusplenums“ von 1950 bis weit in die Sechzigerjahre 
hinein. Das DDR-Design erholte sich davon nie wieder völlig. Michel schuf sich 
mit den „Gelben Heften“ für Design zwar ein Forum, in dem er den Kitsch 
geißelte und eigene Entwürfe propagierte. Doch auch seine zusammenklappbaren 
Möbel für den neuen Plattenbau wurden nicht verwirklicht – man zog die 
Schrankwand vor.

Michels bekannteste Objekte sind rote und blaue Kerzenleuchter, deren 

[Juenger-list] Zum Tod von Henri Plard

2004-06-28 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Juenger-Freunde,

Juengers langjaehriger Freund und Uebersetzer, der franzoesische Germanist 
Henri Plard, ist, wie ich erst jetzt erfuhr, im Mai in Bruessel verstorben

Plard hat die meisten der franzoesischen Juenger-Ausgaben uebersetzt. Juenger 
sagte von ihm, das er sein Werk besser kenne als der Autor.

1988 kam es zu einem boesen Eklat, ausgerechnet in Freiburg. Plard sagte sich 
los von Juenger, mit gar nicht netten Worten. Aber, das moechte ich hier 
einflechten,
Plard hat spaeter bereitwillig und ausfuehrlich auf alle Juenger betreffenden 
Fragen Auskuenfte erteilt, er war mir bei mancher Frage im Juenger-Register 
behilflich und darueberhinaus grosszuegig was das Beschenken mit Materialien 
anbelangt.. Seinen 88er Groll gegen Juenger wollte er spaeter nur!
  noch als Groll gegen Juengers Verlag, Klett-Cotta, gelten lassen - gegen die 
Juenger-Juenger hatte er da nicht mehr viel einzuwenden; aber egal:
  
Tempi passati.

Nachrufe sind bislang keine erschienen. Auch im Netz nur Schweigen. Sollte ich 
etwas finden, sende ich es ueber die juenger-list. Wenn jemand die Gazetten in 
Frankreich verfolgt, so waere es fein zu erfahren, ob dort etwas erschienen 
ist. Denn Plard hat - Zerwuerfnis hin oder her - doch wirklich grosse 
Verdienste fuer Juengers Werk und Geltung in unserm schoenen Nachbarland.

Viele Gruesse rundherum,

Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de





[Juenger-list] rezension zu jünger/heidegger in literaturkritik/august 2004

2004-07-22 Diskussionsfäden T. Wimbauer
liebe jünger-freunde, in der kommenden ausgabe von literaturkritik.de (august 
2004) findet sich nachstehende rezension zu jünger/heidegger.

beste grüße,
tobias wimbauer
www.waldgaenger.de

Druckversion der Seite 
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7280

literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004
Wie kein anderer erfährt er den Weltkrieg sogleich metaphysisch.
Martin Heideggers Bemerkungen zu Ernst Jünger
Von Stephan Günzel

Unter den Bänden der Heidegger Gesamtausgabe ist - seit 1989 die Beiträge 
zur Philosophie erschienen - wohl keines mit derartiger Spannung erwartet 
worden wie Heideggers Notizen Zu Ernst Jünger. Bis auf eine öffentliche Rede 
über Der deutsche Student als Arbeiter, in dem Heidegger noch als Rektor der 
Freiburger Universität schlicht den Arbeitsdienst weltanschaulich zu 
legitimieren sucht, und das Schreiben Zur Seinsfrage, das auf Jüngers Text 
Über die Linie zu Heideggers 60. Geburtstag antwortet und in dem die 
berüchtigte 'Durchstreichung' des (Wortes) Sein(s) erfolgt, gibt es nur 
vereinzelte Hinweise, die sich vor allem in Heideggers Texten zu Nietzsche 
wiederfinden.

Nietzsche ist denn auch die Brille, durch welche Heidegger Jüngers Denken 
betrachtet. Dabei spricht Heidegger Jünger gar ab, ein 'Denker' zu sein; er sei 
vielmehr - im Sinne der griechischen Bedeutung von theoria als Schau(en) - ein 
'Seher' (oder von Heidegger auch zeitgemäßer formuliert: ein Späher), der 
manches auch 'nicht sehe': Jünger ist ein Erkennender, aber nirgends ein 
Denker. Das heißt, 'Denker' denken entweder - entsprechend Heideggers 
Einschätzung seiner hyperrationalen und -rationalisierten Gegenwart - nur 
rechnend, oder sie denken über die Gegenwart hinaus. Beides tut Jünger nicht, 
sondern 'sieht' das, was Nietzsche nur ahnte bzw. nur im Rahmen seiner 
(historischen) Möglichkeit zu begreifen in der Lage war: Dass nämlich der 
'Wille zur Macht' nicht nur eine gegenwärtige und kontingente, sondern schlicht 
die äußerste Bestimmungsmöglichkeit von Wirklichkeit ist. Dies ist nach 
Heidegger die Einschränkung der Perspektive beider 'Seher' zugleich, die nicht 
das 'Sein' (des Seienden) also solches zu fassen in der Lage sind. So verhält 
sich der Künder der Verflüssigung und des 'In-Bewegung-Setzens' aller Kräfte, 
Ressourcen und Informationseinheiten (die von Jünger so genannte totale 
Mobilmachung) für Heidegger letztlich nur affirmativ gegenüber dem 
Maschinenzeitalter, anstatt dessen Wesen zu Ende zu denken, das darin besteht, 
den Menschen als denjenigen oder dasjenige zu entbergen, was oder wer er ist, 
nämlich: das auf sich Gestellte - Heideggers Wortprägung für das Lateinische 
Subjectum.

Diese Einschätzung überrascht, insofern die doch deutliche Distanznahme dem 
bisher Gekannten eine neue Akzentuierung verleiht - und hierin liegt sicher der 
Wert dieses Bandes für die Forschung. Heideggers Einschätzung Jüngers 
überrascht aber zugleich auch nicht, insofern alles, was er in den Jahren nach 
dem Überfall auf Polen in die Hand nahm, sich an Nietzsche messen musste und 
zur Not auch (zu) 'Nietzsche' wurde. Für diesen Vorgang ist Heidegger selbst 
wiederum nicht blind, sondern rechtfertigt ihn dadurch, das eben nur Nietzsche 
annähernd an diese Gegenwart herandachte. So nimmt Heidegger dankbar jene 
Stichworte auf, die er bereits aus Nietzsches Texten heraus versuchte, in einen 
Begriff zu überführen, stets darauf bedacht, dem Begriff als Wort sein nahe 
liegendes Denotat zu nehmen: 'Wille zur Macht' sei nicht psychologisch, 'Rasse' 
nicht biologisch und 'Heroismus' nicht militärisch zu verstehen - alles sei als 
Begriff vielmehr 'metaphysisch' zu verstehen. Eben in diesem Sinne 'sieht' 
Jünger nach Heidegger durch die Phänomene seiner Gegenwart hindurch die 
(metaphysische) Situation, ohne sie jedoch 'denken' zu können. Was jedoch diese 
Verschiebung ins 'Metaphysische' angeht, so ist diese Wendung weniger 
geheimnisvoll als sie zunächst erscheinen mag: Es ist der (aus der 
Innenperspektive wiederum 'metaphysisch' gedachte) aristokratische Affekt, mit 
dem Hitlerismus und ideologische Kämpfe als Vulgarität in der Ausführung 
erscheinen, nicht aber in deren 'Bestimmung'. Letztlich wird damit von 
Heidegger die Weise der Ausführung als Grund der sich abzeichnenden Folgen 
angesehen, nicht aber die ideologische Zielsetzung selbst.

Die Edition gehört in die Vierte Abteilung der Gesamtausgabe, welche die 
Hinweise und Aufzeichnungen Heideggers enthält. Der Band ist in zwei Teile 
und einen Anhang unterteilt, wobei den ersten Teil zu lesen eher müßig ist bzw. 
Kleinarbeit erfordert, die durch Heideggers Hang zur vorwegeilenden Beurteilung 
nicht immer belohnt wird. Der zweite und wesentlich kürzere Teil umfasst die 
Aussprache, die Heidegger im Kreis von Kollegen im Januar 1940 an der 
Freiburger Universität führte und maßgeblich durch seine Reflexionen zu Jüngers 
frühen Texten Das Wäldchen 125, Auf den Marmorklippen, In Stahlgewittern, 
Die totale Mobilmachung, Über den 

[Juenger-list] FAZ heute: Neues zur Burgunderszene

2004-07-28 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Brennende Stadt

Ernst Jünger und Stendhal

Die vor kurzem in dieser Zeitung ausgetragene Kontroverse über die faktischen 
Hintergründe der berüchtigten Vision des brennenden Paris in den 
Kriegstagebüchern Ernst Jüngers (27. Mai 1944) wirft auch die Frage nach den 
ästhetischen Wurzeln solcher pseudoneronischer Bilder und Stimmungen auf: Beim 
zweiten (Luftangriff), bei Sonnenuntergang, hielt ich ein Glas Burgunder, in 
dem Erdbeeren schwammen, in der Hand. Die Stadt mit ihren roten Türmen und 
Kuppeln lag in gewaltiger Schönheit, gleich einem Kelche, der zu tödlicher 
Befruchtung überflogen wird. Alles war Schauspiel, war reine, von Schmerz 
bejahte und erhöhte Macht.

Der vordergründige, forcierte Zynismus dieser genußvollen Untergangsvorstellung 
geht in seinem assoziativ-bildhaften Vergleich, der auf dem Kunstgriff einer 
optischen Überblendung basiert, auf Metaphern des Symbolismus und gleichzeitig 
auf dessen schnoddrig-kühle Überwindung durch den frühen Benn zurück - in 
literarischer Hinsicht ist dies ein eher zweifelhaftes Konstrukt. Die 
langandauernde Faszination dieser Passage läßt sich am besten durch das 
offensichtliche Bestreben erklären, den Kriegsereignissen tagtraumartig einen 
Aspekt des Erhabenen abzugewinnen, was um so leichter fiel, als das im Krieg ja 
nicht zerstörte Paris nur ein allgemeines, symbolisches Katastrophenbild 
abgeben konnte. Vom unbedingten Willen zur literarischen Stilisierung zeigt 
auch die erst jetzt bekanntgewordene Tatsache, daß an dem von Jünger 
angegebenen Tag eben kein Bombenangriff auf Paris stattgefunden hat.


Mehr als ein Jahrhundert davor hat ein größerer Schriftsteller, nämlich 
Stendhal, eine ähnliche Empfindung der ästhetischen Erhabenheit angesichts 
eines Stadtunterganges ausgedrückt. Im Gegensatz zu Jüngers Paris war der 
schreckliche Brand von Moskau im Oktober 1812 keine antizipierte, sondern eine 
reale Katastrophe. Stendhal beschreibt in seinem Brief an seine Schwester 
Pauline Périer-Lagrange (4. Oktober 1812), wie er und seine Gefährten die Stadt 
verließen, die durch den denkbar schönsten Brand beleuchtet war, einen Brand, 
der eine riesige Pyramide schuf . . . die ihre Spitze im Himmel hatte. Über 
diesem Gebilde aus Flammen und Rauch sah man den Mond. Es war dies ein 
imposanter Anblick, aber um sich an ihm zu erfreuen, hätte man allein oder in 
Gesellschaft intelligenter Menschen sein sollen. Für mich krankt der ganze 
russische Feldzug am Umstand, daß ich ihn gezwungenermaßen mit Leuten 
absolvieren muß, für die das Kolosseum oder der Golf von Neapel nichts 
bedeuten.

Die Stendhal-Forschung hat, fasziniert vom zynischen Ästhetizismus des Henri 
Beyle, den zwar etwas verklausulierten, doch letztlich dechiffrierbaren Hinweis 
übersehen: Stendhal vergleicht nämlich den Brand Moskaus mit den Ausbrüchen des 
Vesuvs und mit den im achtzehnten Jahrhundert eingeführten Illuminationen der 
Engelsburg und des Kolosseums durch Feuerwerke. Dabei weiß man, daß er 1811 bei 
seinem ersten Neapel-Besuch keinen Vesuvausbruch erlebt hat. Er wollte jedoch 
unbedingt Zeuge einer feurigen Eruption sein, und als der Vesuv bei seinem 
nächsten Neapel-Aufenthalt 1817 wiederum ruhig blieb, entschloß sich Stendhal 
kurzerhand, wie Jünger auch, zu einer kleinen Konfabulation und beschrieb in 
seinen Voyages en Italie einen Vesuv in Flammen.

Stendhals Beschreibung des Brandes von Moskau wiederholt aber das 
kompositionelle Schema eines gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts populären 
Genres der Landschaftsmalerei, das die dramatischen Ausbrüche des Vesuvs 
künstlerisch überhöhte und zum Inbegriff der Naturgewalt stilisierte. Der 
deutsche Maler und Freund Goethes Jakob Philipp Hackert, der Franzose Volaire 
und last, but not least der Engländer Joseph Wright of Derby hielten in 
zahllosen Gemälden das schrecklich-erhabene Schauspiel eines nächtlichen 
Vesuvausbruches inklusive Feuerpyramide und der blassen Mondscheibe fest. 
Hackert und Wright of Derby malten auch gleichzeitig als Pendants zu den 
neapolitanischen Ansichten die römischen Feuerwerke in einer Art und Weise, die 
an einen symbolischen Stadtbrand, ähnlich den Feuerpyramiden über dem Vesuv, 
denken ließ. Stendhal hat als Anhänger der Ästhetik des Erhabenen dieses ihm 
gut bekannte Kompositionsschema auf das Bild des brennenden Moskau übertragen.

Im Tagebuch der Pariser Belagerung und der Kommunezeit (1870/1871) von Edmond 
de Goncourt finden wir schließlich unerwartet das fehlende Bindeglied zwischen 
Stendhal und Jünger. Am 24. Mai 1871 blickt Goncourt auf das brennende Paris 
der letzten Kämpfe der Pariser Kommune: Den ganzen Tag betrachte ich durch die 
Lichtung von Bäumen den Brand von Paris: ein Brand, der im Dunkel der Nacht an 
jene neapolitanischen Aquarelle erinnert, die auf schwarzem Papier einen 
Ausbruch des Vesuvs darstellen. Der Vergleich mit dem Vesuvausbruch wird hier 
aber im betont nüchternen Ton vorgetragen und ist eher nur der antiquarischen 
Erudition geschuldet. Für den 

[Juenger-list] literaturkritik.de august 2004: rez. zu john kings jünger-buch!

2004-08-02 Diskussionsfäden T. Wimbauer
 literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 » Schwerpunkt: Literatur und Erster 
Weltkrieg » 

Die Angst des Leutnants am Katheter
John King untersucht Jüngers Kriegstagebuch des Ersten Weltkriegs
Von Manu Slutzky


So haben wir mit 20 Mann über hundert Mann erfolgreich bekämpft [sic!], 
trotzdem wir Anweisung hatten, uns bei überlegener Annäherung zurückzuziehen. 
Ich muß sagen, ohne mich selbst loben zu wollen, daß ich das nur erreicht habe 
durch Überlegenheit über die Situation, eiserne Einwirkung auf die Leute und 
durch Vorangehen beim Ansprung auf den Feind. [...] In solchen Momenten Führer 
sein mit klarem Kopfe, heißt der Gottähnlichkeit nahe sein. Wenige sind 
auserlesen.

Für Ernst Jünger war der Erste Weltkrieg ein Ort der Festigung des Selbst und 
der Selbstverwirklichung, der Bestätigung der Welt und des Wortes im 
Heroismus, aber auch eine Zeit des Beschreibens und damit Bewältigens der 
eigenen Ängste und der beklemmenden und beherrschenden Gegenwart des 
Frontgeschehens. John King stellt seiner Dissertation 'Wann hat dieser 
Scheißkrieg ein Ende?' Writing and Rewriting the First World War eine 
Bewertung der Forschungsliteratur zu Ernst Jünger voran, in der er zeigen kann, 
dass 50 Jahre Jünger-Forschung auch als Spiegel der ideologischen Verwerfungen 
zu lesen sind, die die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts insgesamt 
charakterisiert haben: So folgte auf die existentialistischen und 
humanistischen Lesarten der 50er Jahre eine politische Radikalisierung der 
Jünger-Rezeption in den 60ern und 70ern bis hin zu den vulgärmarxistischen 
Thesen Gerda Liebchens (1977), die den Autor im Dienste imperialistische[r] 
Herrschaftsinteressen und monopolkapitalistische[r] Produktionsverhältnisse 
stehen sah. Die partiell polemische, gleichwohl wissenschaftlich-systematische 
und überdies ergiebige Auseinandersetzung hatte ihren Ursprung bei Karl Prümm 
(1974) genommen, dem King einerseits Scharfsichtigkeit, andererseits 
Kurzsichtigkeit bescheinigt, war durch Theweleits Männerphantasien (1977) 
kurzfristig suspendiert worden - wobei sich auch hier eine Reihe nützlicher 
Einsichten finden ließen - und war dann einer sachlichen, genauen, in der 
Regel werkbiographisch orientierten Forschung gefolgt, die ihren vorläufigen 
Höhepunkt in Hans-Harald Müllers autorintentionalem Ansatz in Der Krieg und 
die Schriftsteller (1986) gefunden hatte.

Die bei weitem folgenreichste Studie war Karl Heinz Bohrers Bielefelder 
Habilitationsschrift Die Ästhetik des Schreckens (im Untertitel Die 
pessimistische Romantik und Ernst Jüngers Frühwerk) von 1978 gewesen, die den 
Autor erstmals im Kontext der Moderne verortete, deren Erkenntnisse King jedoch 
als defizitär klassifiziert, weil Bohrer weder Jüngers Schuld gegenüber den 
klassisch modernen Praktiken der Erkenntnis noch die Beziehung zwischen Jüngers 
'Ästhetizismus' und seinem soziokulturellen Kontext berücksichtigt habe. 
Ähnlich detailliert und engagiert klopft Kling auf 25 Seiten die 
Forschungsliteratur nach Brauchbarem ab, mit dem Ergebnis, dass sich seine 
Dissertation etwas schleppend anlässt (auch der scheppernden Übersetzung 
wegen). Seine Strategie, Jünger und die eigene Fragestellung zu Jünger erst 
einmal einzukreisen, verfolgt King dann auch im dritten und vierten Kapitel, 
die unter anderem das Verhältnis der Intellektuellen (Georg Heym, Freud, 
Rilke, Franz Marc, Hugo Ball, Otto Dix, Johannes R. Becher und Thomas Mann) zum 
Krieg thematisieren und bei Jünger imaginäre (nämlich in die Fantasie) und 
wirkliche Fluchten (in die Fremdenlegien, in den Krieg) unterscheiden.

Alles im Grunde Präliminarien, Wiederholungen, Auswertung der Forschungslage, 
etwas willkürlich, etwas schülerhaft gewiss, aber nicht ohne Erträge. Erst im 
5. Kapitel nimmt dann Kings Boot wirklich Fahrt auf: Von nun an geht es um 
Jüngers Kriegstagebuch, um die authentische Vorfassung seines Erstlings In 
Stahlgewittern (1920), um die primären Aufzeichnungen also, die Jünger an der 
Front gemacht und für die spätere Veröffentlichung wieder und wieder bearbeitet 
hat. 1995 erhielt King noch von Jünger selbst die Erlaubnis, den Marbacher 
Vorlass einzusehen, und Jüngers Witwe, das aus den späten Tagebüchern bekannte 
Stierlein, gestattete ihm dann auch, aus dem Kriegstagebuch zu zitieren. King 
ist damit der erste Literaturwissenschaftler, der detailliert zeigen kann, dass 
das Kriegstagebuch nicht nur eine Manuskriptvariante des Jünger'schen Buches 
darstellt, sondern auch bislang unbekanntes biographisches Material bietet.

Am 24. Mai 1917, kurz nachdem Jünger vom kommandierenden Offizier seines 
Regiments, Oberst von Oppen, eine Riesenzigarre wegen einer kleinen 
Verfehlung bekommen hatte, notierte er in sein Tagebuch: Wann hat dieser 
Scheißkrieg ein Ende? Bis dahin hatte sich bei dem abenteuerlustigen 
Ex-Abiturienten längst Ernüchterung eingestellt, war Jüngers Traum heroischer 
Taten ausgelöscht und dem Bewusstsein der tödlichen Trostlosigkeit der Front 
gewichen. Lediglich 

[Juenger-list] literaturkritik.de, 08-2004, rez. zu michael sallinger wege und zweige

2004-08-02 Diskussionsfäden T. Wimbauer
literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 » Schwerpunkt: Literatur und Erster 
Weltkrieg » 

Teilnehmen, Anteil nehmen
Michael E. Sallinger begeistert sich für Ernst Jünger und seinesgleichen
Von Viktor Schlawenz


Alles mit einer Einleitung Versehene ist unecht, schreibt Michael E. 
Sallinger in seiner Aphorismensammlung Wege und Zweige, um dann in seiner 
Einleitung seinen Buchtitel als Anleihe bei Ernst Jüngers Essay Blätter und 
Steine (1934) zu deuten, jenem Buche, das sichtbares Zeichen der 
Widersetzung gegen die Barbarei des Nationalsozialismus war.

Verehrung bis zur Ergriffenheit schlägt dem Leser entgegen, der Sallingers 
Jünger-Buch aufschlägt, und wer raten müsste, welcher Nationalität der 
Verfasser wohl ist, würde unweigerlich ausrufen: Der Kerl muss Österreicher 
sein! Denn Produkt dieser seiner ungeschützten Begeisterung für einen ohne 
Zweifel bedeutenden Zeugen des 20. Jahrhunderts ist - wenn wir ein Wort Karl 
Heinz Bohrers ummünzen dürfen - eine Neigung zum Gefühlskitsch, die uns 
heiter stimmen müsste, würden sich mit ihr nicht die bedenklichen politischen 
Auswirkungen solch unkontrollierter Knabenromantik zeigen.

Der 1965 im oberösterreichischen Freistadt geborene Jurist ist Hobbypoet und 
hat auch einmal einige Zeilen aus der Hand seines Meisters empfangen. Er liest 
Jünger - die beiden Jünger muss man sagen, den Bruder Friedrich Georg auch - 
mit solcher Inbrunst, dass sein Urteilsvermögen auf der Strecke bleibt: Völlig 
unprätentiös, schreibt er über Jüngers späte Tagebücher Siebzig verweht V, 
sei auch dieser Band. Wenn aber ein Band dieses ohnehin schon prätenziösen 
Tagebuchwerks vergleichsweise distanzlos, manieriert, ausgefallen ist, dann ist 
es dieser Band fünf, der Jüngers Altersstil, seine unverhohlene Eitelkeit, ja 
Ruhmsucht, und seine schwerfällige Anekdotik und Aphoristik besonders deutlich 
hervortreten lässt.

Aber das sind Wertungsfragen, die hier vielleicht weniger interessieren sollten 
als die Frage, was uns ein von Jünger rückhaltlos Begeisterter zu bieten hat. 
Neue Einsichten in alte Jünger-Texte? Fehlanzeige. Interessante wegsame Zugänge 
zum Œuvre? Fehlanzeige. Einblicke ins Milieu? Schon eher. Sallingers 
Wallfahrten nach Wilflingen und nach Heiligkreuztal, wo sich jedes Frühjahr der 
Ernst und Friedrich Georg Jünger-Freundeskreis trifft, geben in der Tat einen 
Eindruck davon, wer bzw. was einen dort erwartet, Verehrung nämlich (Es sind 
[...] Personen, die teilnehmen, Anteil nehmen) und Sammlung: Die Stille des 
ehemaligen Klosters versammelt zum Wesentlichen.

Angelus Silesus' Diktum Mensch, werde wesentlich, hat sich Sallinger auf 
seinen Fahnen geschrieben, und natürlich darf da Martin Heidegger nicht fehlen, 
dessen Existenziallexematik der Verfasser mit kursiv gesetzten, oft ungewollt 
komischen Prägungen nachzuempfinden sucht: Eingangs des heurigen Treffens 
stand die Hinausgabe des Bandes 'Ernst Jünger in Wilflingen', heißt es da 
etwa, oder - fast noch schöner - Der Glaube kennt gerade keinen Verstand, 
sondern bloß Ein-Gelassenheit.

Wer sich einmal eingelassen hat auf diesen seltsamen Gläubigen, der kommt aus 
dem Staunen nicht heraus, ob Sallinger von Carl Schmitt handelt, von Erhart 
Kästner, Gottfried Benn oder Armin Mohler, jenem unglückseligen Secretarius 
Schweizer Provenienz, der - mit politischer Blindheit geschlagen - noch 1941 
auf deutscher Seite am Russlandfeldzug teilnehmen wollte. Für Kopfschütteln 
oder Erheiterung dürften auch die epigonalen Aphorismen des Verfassers sorgen, 
zum Beispiel die folgende Sentenz in der Jünger-Heidegger-Nachfolge: Nulla 
dies sine linea. Auf solche Weise gerät man über die Linie. Wie Talmi oder 
Modeschmuck einer billigen Bijouterie glitzert auch das Folgende: Von Paris 
nach Wilflingen: von den Menschen zum Menschen.

Ernst Jünger, der oft sicheres Gespür für die richtige Nähe und Distanz bewies, 
hätte sich derlei Betrachtungen verbeten, einem Worte Sallingers aber wohl 
aus vollem Herzen zugestimmt: Niemand haftet für die, die sich auf ihn 
berufen.

Michael E. Sallinger: Wege und Zweige.
Studien Verlag, Innsbruck 2003.
184 Seiten, 19,00 EUR.
ISBN 3706517582



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[Juenger-list] literaturkritik.de 08-2004 zu jünger und heidegger

2004-08-02 Diskussionsfäden T. Wimbauer
liebe jünger-freunde, hatte ich den text schonmal rumgeschickt? oder nicht? 
je ne sais pas hm. schöne grüße tw



literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 » Philosophie und Soziologie  


Wie kein anderer erfährt er den Weltkrieg sogleich metaphysisch.
Martin Heideggers Bemerkungen zu Ernst Jünger
Von Stephan Günzel


Unter den Bänden der Heidegger Gesamtausgabe ist - seit 1989 die Beiträge 
zur Philosophie erschienen - wohl keines mit derartiger Spannung erwartet 
worden wie Heideggers Notizen Zu Ernst Jünger. Bis auf eine öffentliche Rede 
über Der deutsche Student als Arbeiter, in dem Heidegger noch als Rektor der 
Freiburger Universität schlicht den Arbeitsdienst weltanschaulich zu 
legitimieren sucht, und das Schreiben Zur Seinsfrage, das auf Jüngers Text 
Über die Linie zu Heideggers 60. Geburtstag antwortet und in dem die 
berüchtigte 'Durchstreichung' des (Wortes) Sein(s) erfolgt, gibt es nur 
vereinzelte Hinweise, die sich vor allem in Heideggers Texten zu Nietzsche 
wiederfinden.

Nietzsche ist denn auch die Brille, durch welche Heidegger Jüngers Denken 
betrachtet. Dabei spricht Heidegger Jünger gar ab, ein 'Denker' zu sein; er sei 
vielmehr - im Sinne der griechischen Bedeutung von theoria als Schau(en) - ein 
'Seher' (oder von Heidegger auch zeitgemäßer formuliert: ein Späher), der 
manches auch 'nicht sehe': Jünger ist ein Erkennender, aber nirgends ein 
Denker. Das heißt, 'Denker' denken entweder - entsprechend Heideggers 
Einschätzung seiner hyperrationalen und -rationalisierten Gegenwart - nur 
rechnend, oder sie denken über die Gegenwart hinaus. Beides tut Jünger nicht, 
sondern 'sieht' das, was Nietzsche nur ahnte bzw. nur im Rahmen seiner 
(historischen) Möglichkeit zu begreifen in der Lage war: Dass nämlich der 
'Wille zur Macht' nicht nur eine gegenwärtige und kontingente, sondern schlicht 
die äußerste Bestimmungsmöglichkeit von Wirklichkeit ist. Dies ist nach 
Heidegger die Einschränkung der Perspektive beider 'Seher' zugleich, die nicht 
das 'Sein' (des Seienden) also solches zu fassen in der Lage sind. So verhält 
sich der Künder der Verflüssigung und des 'In-Bewegung-Setzens' aller Kräfte, 
Ressourcen und Informationseinheiten (die von Jünger so genannte totale 
Mobilmachung) für Heidegger letztlich nur affirmativ gegenüber dem 
Maschinenzeitalter, anstatt dessen Wesen zu Ende zu denken, das darin besteht, 
den Menschen als denjenigen oder dasjenige zu entbergen, was oder wer er ist, 
nämlich: das auf sich Gestellte - Heideggers Wortprägung für das Lateinische 
Subjectum.

Diese Einschätzung überrascht, insofern die doch deutliche Distanznahme dem 
bisher Gekannten eine neue Akzentuierung verleiht - und hierin liegt sicher der 
Wert dieses Bandes für die Forschung. Heideggers Einschätzung Jüngers 
überrascht aber zugleich auch nicht, insofern alles, was er in den Jahren nach 
dem Überfall auf Polen in die Hand nahm, sich an Nietzsche messen musste und 
zur Not auch (zu) 'Nietzsche' wurde. Für diesen Vorgang ist Heidegger selbst 
wiederum nicht blind, sondern rechtfertigt ihn dadurch, das eben nur Nietzsche 
annähernd an diese Gegenwart herandachte. So nimmt Heidegger dankbar jene 
Stichworte auf, die er bereits aus Nietzsches Texten heraus versuchte, in einen 
Begriff zu überführen, stets darauf bedacht, dem Begriff als Wort sein nahe 
liegendes Denotat zu nehmen: 'Wille zur Macht' sei nicht psychologisch, 'Rasse' 
nicht biologisch und 'Heroismus' nicht militärisch zu verstehen - alles sei als 
Begriff vielmehr 'metaphysisch' zu verstehen. Eben in diesem Sinne 'sieht' 
Jünger nach Heidegger durch die Phänomene seiner Gegenwart hindurch die 
(metaphysische) Situation, ohne sie jedoch 'denken' zu können. Was jedoch diese 
Verschiebung ins 'Metaphysische' angeht, so ist diese Wendung weniger 
geheimnisvoll als sie zunächst erscheinen mag: Es ist der (aus der 
Innenperspektive wiederum 'metaphysisch' gedachte) aristokratische Affekt, mit 
dem Hitlerismus und ideologische Kämpfe als Vulgarität in der Ausführung 
erscheinen, nicht aber in deren 'Bestimmung'. Letztlich wird damit von 
Heidegger die Weise der Ausführung als Grund der sich abzeichnenden Folgen 
angesehen, nicht aber die ideologische Zielsetzung selbst.

Die Edition gehört in die Vierte Abteilung der Gesamtausgabe, welche die 
Hinweise und Aufzeichnungen Heideggers enthält. Der Band ist in zwei Teile 
und einen Anhang unterteilt, wobei den ersten Teil zu lesen eher müßig ist bzw. 
Kleinarbeit erfordert, die durch Heideggers Hang zur vorwegeilenden Beurteilung 
nicht immer belohnt wird. Der zweite und wesentlich kürzere Teil umfasst die 
Aussprache, die Heidegger im Kreis von Kollegen im Januar 1940 an der 
Freiburger Universität führte und maßgeblich durch seine Reflexionen zu Jüngers 
frühen Texten Das Wäldchen 125, Auf den Marmorklippen, In Stahlgewittern, 
Die totale Mobilmachung, Über den Schmerz, Stahl und Blut und Blätter 
und Steine sowie Jüngers 'theoretische' Schrift Der Arbeiter von 1932 
bestimmt sind. Der 

[Juenger-list] mehrere Jünger-Rezensionen SEZESSION

2004-08-04 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde,

eine ganze Reihe von Rezensionen zu Büchern zu den Brüdern Jünger und ihrem 
Umfeld sind
erschienen in:
SEZESSION, Heft 6, Juli 2004, ISSN 1611-5910. Zu bestellen über www.sezession.de

- S. 54, Adolph Przybyszewski: In Metapherngewittern. (Zu: Hans Verboven, Die 
Metapher
als Ideologie. Eine kognitiv-semantische Analyse der Kriegsmetaphorik im 
Frühwerk Ernst
Jüngers. Heidelberg 2003)

- S. 54 f. Erik Lehnert: Verwandtschaften (zu Figal/Knapp, Verwandtschaften. 
Jünger-Studien 2.
Tübingen 2003)

- S. 55 f. Adolph Przybyszewski: Friedrich Georg Jünger nachgedacht (zu: Fred 
Slanitz, Wirtschaft, Technik, Mythos. Friedrich Georg Jünger nachdenken. 
Würzburg 2000)

- S. 56 f. Erik Lehnert: Der Capitano und sein Locotenente (zu Briefwechsel 
EJ/Nebel, Stuttgart 2003)

- S. 57 f. Erik Lehnert: Bilanz einer langen Jugend (zu: Gerhard Nebels 
Autobiographie, Marbach 2003)

- S. 58 Karlheinz Weißmann: Friedrich Hielscher (zu Ina Schmidt: Der Herr des 
Feuers. Friedrich Hielscher
und sein Kreis... Köln 2004)

- S. 58 f. Winfried Knörzer: Salomonbiographie (zu Markus Josef Klein: Ernst 
von Salomon. Aschau 2003)


Schöne Grüße rundherum,
Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de

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Re: [Juenger-list] Fingieren

2004-08-15 Diskussionsfäden T. Wimbauer
 'man fingiert die Nasenloecher'  

fingieren hat nichts mit dem In-der-Nase-herum-Fingern zu tun. Es bedeutet: 
etwas vortäuschen oder eben dichterisch erfinden. Vulgär ist es nicht. 

Siehe Grimmsches Wörterbuch:

FINGIEREN, erdichten: namen auf lechisch und zechisch (polnisch und böhmisch) 
fingieren, wie die poeten des winds und sonnenpferds namen. FISCHART groszm. 47.

gruß, wimbauer

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[Juenger-list] Jörg Sader über LUMINAR 3 in der Literaturkritik vom September

2004-08-28 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Herzliche Grüße rundum!

Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de


literaturkritik.de » Nr. 9, September 2004 » Politik und Geschichte  

Da habe ich den Leser überschätzt

Der dritte Band des Luminars stellt Jüngers Capriccio-Technik, seine 
Burgunderszene und das Friedensschrift-Chaos auf den Prüfstand
Von Jörg Sader


Widerspruch, verstanden als Widersprüchliches, noch Aufzulösendes, doch auch 
als Einspruch und kritische Entgegnung auf ein Werk, dessen Bedeutung wie im 
Falle Jüngers außer Frage steht - dieser (programmatisch bereits im Titel 
dieses Bandes verankerte) Doppelsinn des 'Widerspruchs' bestimmt die meisten 
der hier versammelten Neuen Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger 
(u. a. Thomas Rohkrämer, Wojciech Kunicki, Helmut Lethen, Tobias Wimbauer, Piet 
Tommissen) in ihrer Intention, den Verrätselungen und Stilisierungen, den 
Camouflagen und Vexierbildern im Werk auf den (Sprach-)Leib zu rücken: diesen 
mitunter subtilen Nebelkerzen, die Jünger liebte und ein Leben lang warf ...

Ernst Jünger, wohlgemerkt - denn anders, als es Unter- und Reihentitel 
nahelegen, ist von Bruder Friedrich Georg genau genommen lediglich in zwei 
Beiträgen die Rede. Immerhin eröffnet sein sehr atmosphärisches, bisher 
ungedrucktes Prosastück den facettenreichen Band: Besatzung 1945, ein Kapitel 
aus den Nachkriegswirren am Bodensee, das die bedrückende, wenig 'charmante' 
Willkür der französischen Truppen schildert, das Chaos der Einquartierungen, 
Plünderungen und Internierungen, doch auch Kurioses, etwa die Balance 
verlierenden, radfahrenden Kongoneger, nicht ausspart.

Der Beitrag von Peter Bahn leuchtet Friedrich Georg Jüngers freundschaftliche, 
nicht spannungsfreie Beziehung zu dem Publizisten und NS-Gegner Friedrich 
Hielscher aus, der im Erinnerungsbuch Spiegel der Jahre als Helmer auftritt. 
Der eigenwillige Theologe und spätere Gründer der Unabhängigen Freikirche 
hatte vor allem mit seinem Buch Das Reich für eine Erneuerung aus dem 
Religiösen geworben und damit Ernst Niekischs Kritik auf den Plan gerufen, der 
sich FGJ bald scharf und unmissverständlich anschloss. Hielschers Ideen sorgten 
unter den Nationalrevolutionären nicht nur für Krisen und Neuorientierungen, 
sondern bewirkten indirekt, wie Bahn zeigt, den Wechsel vom nationalstaatlichen 
zum universalen Weltbild.

Demgegenüber geht Thomas Rohkrämer zu den Anfängen Weimars zurück, zur 
Sinnkrise, die der Erste Weltkrieg hinterließ - ein gewissermaßen 
nihilistischer Nullpunkt, den Ernst Jünger als Chance begriff, sein vom Willen 
zur Macht geprägtes Ideal eines militaristischen und autoritären Staat zu 
propagieren und zu realisieren - aus einem ewigen Deutschtum heraus, d. h. 
gegen die Ideen der Aufklärung. Rohkrämer ersetzt den Begriff der 
Konservativen Revolution durch den geeigneteren des Neuen Nationalismus 
(Panajotis Kondylis) und stellt fest: Jünger habe alles gefehlt, Märtyrer, 
dramatische Entwicklung, vor allem die wahre Revolution: Ihre Idee ist die 
völkische, schreibt er 1923, ihr Banner das Hakenkreuz, ihre Ausdrucksform 
die Konzentration des Willens in einem einzigen Punkt - die Diktatur!

Ernst Jüngers Welt- und Geschichtsbild untersucht auch Wojciech Kunicki in 
seinem bereits 1992 entstandenen, inzwischen durchgesehenem Beitrag, allerdings 
in einem umfassenderen Sinne. Dass er zu Beginn wohltuend mit einer 
Jünger'schen Attitüde aufräumt, nur nebenbei: Jüngers prätentiös und im Stil 
der rhetorischen ex-kathedra-Rede sich gebende glatte, klassische 
Verbindlichkeit mache, sagt er, den Leser dialogunfähig. Unzufriedenheit mit 
dem Erreichten und/oder Bearbeitungsmanie hin und her, ihr Ursprung liege, 
diagnostiziert Kunicki erfrischend, in einer fundamentalen [...] Unsicherheit 
an dem sprachlichen Ausdruck. Das heißt nun freilich nicht, die Erfahrungen 
des Dichter-Historikers zu ignorieren. Scheiterte Jünger früh mit der 
apokalyptisch-voluntaristischen Absicht, den Frontsoldaten, der er selbst war, 
zum politischen Kämpfer im Sinne des Neuen Nationalismus zu machen, so musste 
er später akzeptieren, dass die Wirklichkeit, die er in der Totalen 
Mobilmachung wie im Arbeiter beschrieben hatte, sich als längst global 
gewordene nicht mehr auf Staat beziehen ließ. Das hatte Folgen für die 
Wahrnehmung im Zweiten Weltkrieg: der titanisch-mythologischen Dimension der 
neuen Waffentechnik ist der Einzelne hilflos ausgeliefert; Jünger macht ihn 
mehr und mehr zum Träger anarchischer Freiheit, zum Beobachter, der im 
Bilderstrom immer stärker die Raster der historischen Wahrnehmung verliert. 
Kunicki zeigt die Diagnosen dieses Prozesses des Verlustes, der Weißungen 
zugunsten abstrakter Zeitbezogenheit auf, der Jünger schließlich zu der 
Vorstellung einer Welt außerhalb der Zeit führt, in Bereiche des 
Nachhistorischen, die - wie in Eumeswil und Aladins Problem ablesbar - von 
einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, vom konfliktlosen Nebeneinander 
der Zeitebenen geprägt sind.

Auf den Skandal eines unbegreiflichen 

[Juenger-list] FAZ: Jüngers ANNÄHERUNGEN morgen in Mein Lieblingsbuch (Frank Schirrmacher)

2004-08-30 Diskussionsfäden T. Wimbauer
..und weil da noch ein schönes photo  von EJ dabei ist, hänge ich das auch noch 
dran-
schöne grüße rundum!
tobias wimbauer
www.waldgaenger.de



Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2004, Nr. 202 / Seite 37

Frank Schirrmacher
Mein Lieblingsbuch: „Annäherungen - Drogen und Rausch“

30. August 2004 Jeden Tag, an dem die tüchtige Kollegin mich nach meinem 
Lieblingsbuch fragt, werde ich zum Verräter. Jeden Tag habe ich ein anderes. 
Aber sie sagt: Man darf nur eins.

Jeden neuen Tag verrate ich nicht nur das Lieblingsbuch, das ich gestern ans 
Herz drückte, sondern auch schon das heutige, weil heute bereits feststeht, daß 
ich es ja morgen schon wieder schmählich im Stich lassen werde. Ich könnte 
sogar sagen, daß sich mein Lieblingsbuch stündlich ändert. Liebe ich das eine, 
denke ich schon ans andere: den Radetzkymarsch nennen, aber Canettis 
Blendung nicht? Und wie steht es mit all den Büchern, die mir einst halfen, 
gegen den denn doch recht langweiligen Pan Tau oder den eher unglaubwürdigen 
Spatz vom Wallraffplatz die Nachmittage zu überstehen: von Sigismund Rüstig 
bis zu Jim Knopf?

Der Zwang zum Staatsstreich

Allen habe ich ewige Treue geschworen, alle waren Herrscher und demokratisch 
gewählte Regierungen meiner Innenwelt, und nun kommt die Kollegin und sagt: 
Man darf nur eins, zwingt mich zum Staatsstreich. Es fehlen, sage ich, Hesse 
und Benn, Karl Mays Sklavenkarawane, Stanislaw Lems Sterntagebücher, 
Reich-Ranickis Erinnerungen und Donna Tartts Geheime Geschichte, um nur mal 
meine Lieblingsbücher der 32. Kalenderwoche zu nennen. Das Lieblingsbuch eines 
Menschen - da kann es, zusammenfassend gesprochen, nur Annäherungen geben.

Und wie es der Zufall will, findet sich unter diesem Titel in der Buchhandlung 
eines meiner schönsten Lieblingsbücher: Ernst Jüngers Annäherungen. Drogen und 
Rausch, das mit dem Satz beginnt: Messer Ludovico, was treibt Ihr für 
Narrheiten? Ein CDU-Politiker der sechziger Jahre wollte das Buch verbieten, 
weil es die Jugend zu Drogen verleite. Das stimmt nicht. Es handelt von all den 
Dingen, die uns die Sinne rauben. Von Kaffee ist darin die Rede, aber auch von 
Bier und Opium. Das alles aber ist, wie bei einem Rausch, nur Oberfläche.

In Wahrheit ist dieses Buch eines der erregendsten Bücher über die zwanziger 
Jahre, eine in kleine Erzählungen verkleidete Autobiographie Ernst Jüngers, der 
damals, wie er sagte, im Dotter des Leviathan lebte. Das Buch gehört zu den 
ungehobensten Schätzen unserer Literatur und vielleicht auch zu den 
ungelesensten Büchern. Es ist, soviel kann ich heute sagen, mein absoluter 
Liebling.

Mit diesem Beitrag endet die Feuilleton-Serie Mein Lieblingsbuch.



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[Juenger-list] Les Carnets Ernst Jünger N°8-2003 erschienen

2004-09-01 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde
Les Carnets Ernst Jünger N°8 - 2003, Mélanges offerts à Julien Hervier
ist erschienen!
Schöne Grüße,
Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de

Inhalt: 
- Photo  EJ und Hervier
-Danièle Beltran-Vidal: Avant-propos
- Bibliographie de Julien Hervier
- Frédéric Vitoux de l'Academie Francaise: Pour Julien Hervier
- Francois Vezin: Débat avec les Journaux Parisiens d'Ernst Jünger
- Francois Poncet: La Lune dans tous ses états
- Francois Fédier: L'intraduisible
- Philippe Chardin: Drie La Rochelle ou splendeurs et misères du comparatisme 
en action
- Robert barry Leal: à la recherche d'une théologie de l'action chez Pierre 
Drieu La Rochelle
- Pierre Brunel: Vocaliques
- Yves Chevrel: Un beau ténébreux sous le signe de Werther
- André Karátson: De l'iondicible à l'indécidable
- Claude Gaudin: La marionnette de Heinrich von Kleist
- Gilbert Merlio: Situation von Schelers Kulturkritik
- Friedrich Strack: Friedrich Schlegels Europa-Projekt
- Lettre de René Char à Julien Hervier
- Lettres d'Ernst Jünger à Julien Hervier
- Bibliographie Critique:
- - Christoph Lotz über Nicolai Riedels Jünger-Sekundärbibliographie
- - Gérard Imhoff über Gerhard Nebels Autobiographie
- -  Hans Verboven über Wolfram Dufners Tage mit Ernst Jünger
- - Hans Verboven über Michael E. Sallingers Wege und Zweige
- - Jean-Etienne Huret über den Guzide des Associations d'Amis d'Auteurs...

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[Juenger-list] neue Rezension zu Luminar 3

2004-10-07 Diskussionsfäden T. Wimbauer
JUNGE FREIHEIT, Nr. 42/04 vom 08. Oktober 2004 Kultur (Aufmacher!), S. 23

Spurengeflechte entwirrt
Der dritte Band des Luminar eröffnet neue Perspektiven auf Ernst und 
Friedrich Georg Jünger
Alexander Pschera

Die systematische Auseinandersetzung mit Leben und Werk der Brüder Ernst und 
Friedrich Georg Jünger schreitet stetig voran. Ablesbar ist dies unter anderem 
daran, daß mittlerweile drei Publikationsreihen vorliegen, die sich 
ausschließlich der Erforschung des Jünger-Kosmos widmen.

In Frankreich, wo Ernst Jünger intensiver gelesen und studiert wird als in 
Deutschland, publiziert das Centre de Recherche et de Documentation Ernst 
Jünger mit Sitz in Montpellier die Reihe Les Carnets, die von Danièle 
Beltran-Vidal betreut wird und mittlerweile bei Band 7 angekommen ist. In 
Deutschland veröffentlicht der Freundeskreis der Brüder Ernst und Friedrich 
Georg Jünger unter der Leitung von Günter Figal und Georg Knapp seit dem Jahre 
2001 die Reihe Jünger-Studien, die die Referate des jährlichen 
Jünger-Symposiums in Wilflingen dokumentiert. Die Bände 1 (Prognosen) und 2 
(Verwandtschaften) liegen bereits vor, Band 3 wird demnächst erscheinen.

Und schließlich gibt es die in der Edition Antaios aufgelegte und von Tobias 
Wimbauer edierte Reihe Das Luminar - Schriften zu Ernst und Friedrich Georg 
Jünger. Die ersten beiden Bände zählen, jeder auf seine Art, jetzt schon zu 
den Meilensteinen der Jünger-Literatur. Wimbauers Personenregister der 
Tagebücher Ernst Jüngers muß an dieser Stelle nicht mehr eigens erwähnt 
werden. John Kings Dissertation Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende? - 
Writing and Rewriting the first world war (bei der man sich nur fragt, warum 
der Untertitel nicht auch ins Deutsche übersetzt wurde) vergleicht erstmals die 
Original-WK1-Tagebücher Jüngers mit ihren späteren Be- und Umarbeitungen in den 
zahlreichen Auflagen der Stahlgewitter und kommt dabei zu erstaunlichen 
Ergebnissen.

Nun ist also der dritte Band des Luminar erschienen: Anarch im Widerspruch - 
Neue Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger. Konzept des über 300 
Seiten starken Sammelbandes ist es, Dokumente von Zeitzeugen, Nachdrucke schwer 
zugänglicher Texte und neue Studien miteinander zu kombinieren. Dieses 
variatio delectat-Prinzip führt dazu, daß man den Band ohne 
Ermüdungserscheinungen am Stück von vorne bis hinten lesen kann, was sich 
wahrlich nicht von jedem Sammelband sagen läßt.

Von den vierzehn Beiträgen beschäftigen sich leider nur zwei mit Friedrich 
Georg Jünger - eine Tendenz, die man im gesamten Jünger-Schrifttum beobachten 
kann: Friedrich Georg Jüngers Besatzung 1945, der längste bislang 
unveröffentlichte Text des Autors, und Peter Bahns Schilderung der Begegnungen 
von Friedrich Georg Jünger und Friedrich Hielscher. Die Perspektive des 
Zeitzeugen eröffnen die Texte von Franz Schauwecker (Ernst Jünger, erstmals 
erschienen 1926 in der Zeitschrift Stahlhelm ), Ludwig Alwens (Gespräch im 
Botanischen Garten. Eine Unterredung mit Ernst Jünger, 1932) und Wilhelm 
Marquardt (Als Gefechtsläufer bei Ernst Jünger im Sommer 1918, 1934).

Vor allem Alwens Beitrag transportiert trotz seiner Kürze einen sehr lebendigen 
Eindruck Ernst Jüngers aus der Zeit des Arbeiters. Hier finden sich Bilder 
von der Unmittelbarkeit und Frische eines wiederentdeckten Filmdokuments: 
Jünger ist kein sehr redseliger Mann. Er spricht seine Sätze nicht am 
laufenden Band, wie sie hier stehen, er ist, während er spricht oder schweigt, 
auch mit anderen Dingen beschäftigt, hebt eine Kastanie auf, um damit nach dem 
nächsten Baum zu zielen, oder er versucht neugierig eine ihm unbekannte Frucht, 
die offenbar bitter schmeckt, denn er spuckt sie wieder aus.

Neben diesen Annäherungen an die Person stehen drei gewichtige Begegnungen mit 
dem Werk Ernst Jüngers, die das Rückgrat und den Wert des Bandes darstellen. 
Hier ist nicht der Ort, diese Beiträge en detail zu kommentieren. Eine erste 
Einordnung sei allerdings bereits gewagt. Der Carl Schmitt-Forscher Piet 
Tommissen hat in einem fünfzigseitigen Beitrag Entstehungsgeschichte, 
Publikationsfolge, Verbreitung und Resonanz der Friedensschrift minutiös 
nachgezeichnet - sicherlich eine der komplexesten Aufgaben innerhalb der 
Jünger-Philologie.

Die Arbeit, vom Verfasser bescheiden als Versuch tituliert, geht weit über 
bisher Bekanntes, beispielsweise die Arbeiten von des Coudres und Loose, 
hinaus. Sie verfolgt und entwirrt das komplizierte Spurengeflecht und macht das 
Schicksal der vielzitierten Schrift lesbar. Dabei liest die Arbeit selbst sich 
spannend wie ein Kriminalroman. Tommissen weist am Ende seines Textes darauf 
hin, daß nun eine inhaltlich vergleichbar detaillierte Durchleuchtung der 
Friedensschrift notwendig wäre, gerade im Kontext späterer Jüngerscher 
Positionen, wie sie sich beispielsweise im Weltstaat artikulieren.

Von vergleichbarem Umfang ist Helmut Lethens Untersuchung Jüngers Desaster im 
Kaukasus. Hier geht es um die Begegnung und 

[Juenger-list] Carl Schmitt Thomas Hobbes / Morgen in der FAZ

2004-11-23 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde,
zwar nicht direkt zu EJ, aber immerhin zu CS.
Schöne Grüße,
Tobias Wimbauer
www.waldgaenger.de

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2004, Nr. 275 / Seite N3

Schutz für Gehorsam
Carl Schmitt und Thomas Hobbes - gegeneinander gelesen

Der Staat ist nichts Besonderes, meint man heute: Er ist keine abgehobene, über 
der Gesellschaft schwebende Persönlichkeit, sondern lediglich eins ihrer vielen 
Systeme - und keineswegs das wichtigste. Diese Auffassung heißt Pluralismus, 
wird jetzt aber unter verschiedenen Namen vorgetragen und bildet den 
gegenwärtigen Mainstream. Die Komplexität der Verhältnisse sei so groß, sagt 
man, daß keine Zentrale sie mehr regieren könne. Nirgends entscheide eine 
letzte Instanz; statt dessen muddeln sich die Dinge irgendwie von selbst 
zurecht.

Der Staat ist nichts Besonderes, meint Luhmann beispielsweise: Er ist nur ein 
System unter vielen - ein solches, das auf die Herstellung verbindlicher 
Entscheidungen spezialisiert ist. Mehr nicht. Das läßt sich so achselzuckend 
sagen, wenn man die Tragweite der vorgestellten Entscheidungen gering ansetzt. 
Das läßt sich so klein halten, wenn man sich nicht klarmacht, worauf 
Verbindlichkeit gegründet ist: auf die Verfügung über das Gewaltmonopol.

Der exponierteste Gegner des Pluralismus war Carl Schmitt. Der Pluralismus habe 
zwar insoweit Berechtigung, als er sich gegen die früheren Übersteigerungen des 
Staates richte. Er lasse aber unklar, was die politische Einheit überhaupt noch 
ausmache. Er lasse offen, aus welchem Grund die Menschen neben den religiösen, 
kulturellen, ökonomischen und anderen Assoziationen auch noch eine politische 
Assoziation bilden.

Krieg oder Frieden

Die Frage, was der Begriff des Politischen sei, war das Thema seines 1932 
erschienenen Buches. Schmitt fand die Antwort: Das spezifisch Politische ist 
die Entscheidung über Krieg und Frieden. Diejenige Einheit, die diese 
Entscheidung treffen kann, ist per definitionem der Staat. Die politische 
Einheit ist die maßgebende Einheit, gleichgültig, aus welchen Kräften sie ihre 
letzten psychischen Motive zieht. Sie existiert, oder sie existiert nicht. Wenn 
sie existiert, ist sie die höchste, d. h. im entscheidenden Fall bestimmende 
Einheit. Der entscheidende Fall aber, der Ernstfall, der Ausnahmefall, ist 
der Krieg.

Carl Schmitt wandte sich gegen den Pluralismus, wie ihn Harold Laski 
vorgetragen hatte. Dessen Hauptbeispiel für staatliche Ohnmacht war Bismarcks 
erfolgloses Vorgehen gegen die katholische Kirche und die Sozialisten. Im 
Kulturkampf gegen die römische Kirche zeigte sich, daß selbst ein Staat von der 
ungebrochenen Kraft des Bismarckschen Reiches nicht absolut souverän und 
allmächtig war; ebensowenig hat dieser Staat in seinem Kampf gegen die 
sozialistische Arbeiterschaft gesiegt oder wäre er auf wirtschaftlichem Gebiet 
imstande gewesen, den Gewerkschaften die im ,Streikrecht' liegende Macht aus 
der Hand zu nehmen, konzedierte Schmitt, fügte aber hinzu: Damit ist die 
Frage noch nicht beantwortet, welche soziale Einheit den Konfliktfall 
entscheidet und die maßgebende Gruppierung nach Freund und Feind bestimmt. 
Weder eine Kirche noch eine Gewerkschaft, noch ein Bündnis von beiden hätte 
einen Krieg, den das Deutsche Reich unter Bismarck führen wollte, verboten oder 
verhindert. Das genüge, um einen vernünftigen Begriff von Souveränität und 
Einheit zu begründen.

Die vielen, heute als Komplexität verstandenen Kräfte, die den Staat 
beeinflussen, wenn er sich für Krieg oder Frieden entscheidet, werden in diesem 
Konzept nicht etwa ignoriert. Das können Waffen- oder Olproduzenten, Kirchen 
oder Parteien sein - wer auch immer. Die zentrale Einheit, in der diese Kräfte 
zusammenfließen, ist maßgebend, gleichgültig, aus welchen Kräften sie ihre 
letzten psychischen Motive zieht.

Die Konzentration auf die Gewalt hat man Carl Schmitt übelgenommen. Man meinte 
ja in den letzten Jahrzehnten, daß die Welt von Konsens und Diskurs 
zusammengehalten werde. Aber jetzt, in einer Zeit, in der wieder über Krieg 
oder Frieden entschieden werden muß, zeigt sich, daß Schmitt den Staat in 
seinem Kern richtig erkannt hat. In den Vereinigten Staaten wurde gerade im 
Wahlkampf darum gerungen, ob die politische Führung den Krieg oder den Frieden 
anstreben sollte. Alle anderen Fragen standen demgegenüber im Hintergrund. Auch 
in Deutschland ging es bei der Wahl vor zwei Jahren um die Verfügung über den 
Ausnahmefall. Die Mehrheit der Deutschen wählte einen Kanzler, der den 
Irak-Krieg nicht mitmachen wollte.

Konnte man bisher vielleicht vergessen, daß man in einem Staat lebt - jetzt 
wurde es wieder bewußt. Es gibt eine gesellschaftliche Einheit, die keineswegs 
gleichberechtigt inmitten der anderen gesellschaftlichen Assoziationen 
herumschwimmt. Sie ist Supra potestas. Der Staat als die maßgebende politische 
Einheit hat eine ungeheure Befugnis bei sich konzentriert: die Möglichkeit, 
Krieg zu führen und damit offen über das 

[Juenger-list] Besprechung EJ, Abenteuerliches Herz

2004-12-23 Diskussionsfäden T. Wimbauer
Liebe Jünger-Freunde,

eine Besprechung der russischen Übersetzung  von Jüngers Abenteuerlichem 
Herzen gibt es hier:
http://www.mk.ru/numbers/1416/article44792.htm
dazu auch ein Photo des Einbands.

Die Übersetzung ist von Prof.Dr.Alexander Michailowski, der - Ihr erinnert Euch 
- beim letzten Jünger-Symposion einen fabelhaften Vortrag gehalten hat! 

Frohe Weihnachten rundum!
TW
der Text:

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 20.12.2004