[Pressemeldungen] DAV: Gesetz zur Stärkung des Rechts des Angeklagten auf Anwesenheit in der Verhandlung verfehlt seinen Zweck

2018-11-30 Diskussionsfäden Pressestelle des DAV
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[Deutscher Anwaltverein]

 

PRESSEMITTEILUNG

 

 PM 30/18: DAV:
GESETZ ZUR STÄRKUNG DES RECHTS DES ANGEKLAGTEN AUF ANWESENHEIT IN DER
VERHANDLUNG VERFEHLT SEINEN ZWECK 

 Berlin (DAV). Aus Sicht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) erfüllt
das am 29. November verabschiedete Gesetz zur Stärkung des Rechts des
Angeklagten auf Anwesenheit in der Verhandlung seinen Zweck nicht. Die
Rechte von inhaftierten Angeklagten im Revisionsverfahren werden
dadurch nicht gestärkt. Mit dem Gesetz bricht der Gesetzgeber seine
Umsetzungspflicht hinsichtlich der EU-Richtlinie 2016/343. Sie sieht
vor, dass der Angeklagte während allen Verfahrensabschnitten anwesend
ist. 

Dem Gesetz nach liegt es künftig im Ermessen des Revisionsgerichts,
ob der inhaftierte Angeklagte in der Revisionsverhandlung anwesend
sein muss. Dies müssen der Angeklagte und sein Verteidiger jedoch
eigenverantwortlich bewerten. Es darf nicht im Ermessen des Gerichts
stehen. Der ursprüngliche Referentenentwurf hatte diese Regelung
nicht vorgesehen.

Nach bestehender Rechtslage hat ein Angeklagter keinen Anspruch
darauf, in der Hauptverhandlung vor dem Revisionsgericht anwesend zu
sein. Mit dem nun verabschiedeten Gesetz ist deshalb keine
Verbesserung der bestehenden Rechtslage verbunden. Der DAV spricht
sich dafür aus, dass Angeklagte in Haft und Angeklagte in Freiheit im
Revisionstermin die gleichen Rechte erhalten.

_Künftig schnell und unmittelbar über die DAV-Pressearbeit und
Statements des DAV-Präsidenten informieren wir unter:
_https://twitter.com/anwaltverein
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_Pressemitteilung vom 30.11.2018 _

 Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich gern an die
DAV-Pressestelle:

Deutscher Anwaltverein 
Littenstraße 11
10179 Berlin
Tel.: +49 30 726152-135

Pressemitteilungen auch im Internet: www.anwaltverein.de
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[Deutscher Anwaltverein]


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 Deutscher Anwaltverein e.V., Littenstraße 11, 10179 Berlin
Vereinsregister: Der Deutsche Anwaltverein e.V. ist im Vereinsregister
des Amtsgerichts Charlottenburg unter der Registernummer VR 21116
eingetragen. Vertretungsberechtigter: Der Deutsche Anwaltverein wird
vertreten durch den Präsidenten Rechtsanwalt und Notar Ulrich
Schellenberg (gemäß § 20 der Satzung des Deutschen Anwaltvereins) 

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[Pressemeldungen] NABU-Umweltkalender für Woche 49 (3. Dezember – 9. Dezember 2018)

2018-11-30 Diskussionsfäden Presse

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NABU-Umweltkalender für Woche 49
(3. Dezember – 9. Dezember 2018)
 
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MONTAG, 3. DEZEMBER 2018
 
Berlin
10:00
Diskussionsveranstaltung „Die neue GAP: Optimale Ressourcenverteilung
in den Regionen“. Ort: Europäisches Haus Berlin. Auskunft:
030-2088-9003. Anmeldung:
http://events.euractiv.com/event/info/die-neue-gap-optimale-ressourcenverteilung-in-den-regionen-ein-erfahrungsaustausch

 
Berlin
18:30
Podiumsdiskussion „Der letzte Strohhalm – Wie vermeiden wir Meeresmüll?“
mit Vertretern von BMU, Plastik-Lobby und Naturschutzorganisationen.
Ort: Verlagshaus Der Tagesspiegel. Auskunft: 0302-4632-8617. Um
Anmeldung wird gebeten:
https://registrierung-veranstaltung.de/weltimwandel 
 

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DIENSTAG, 4. DEZEMBER 2018
 
Flintbek
09:00
Symposium: Anfänge und Perspektiven des Natur- und Landschaftsschutzes
in Schleswig-Holstein. Ort: Bildungszentrum für Natur, Umwelt und
ländliche Räume. Auskunft: 04347-704-780. Um Anmeldung wird gebeten.
 
Berlin
10:00
Pk „Pünktlich mit der Bahn? Fahrgastrechte verbessern!“ VCD
veröffentlicht Ergebnisse des Bahntest 2018/19. Ort: Hotel
Albrechtshof. Auskunft: 030-280351-18. Anmeldungen bitte an:
pre...@vcd.org
 
Berlin
11:00
Preisverleihung des Bundeswettbewerbs „Nachhaltige Urbane Logistik
(NULog)“ durch Ministerin Svenja Schulze, initiiert vom Umweltbundesamt
und Bundesumweltministerium. Es werden Projekte ausgezeichnet, die in
besonderer Weise zu einem zukunftsfähigen innerstädtischen Lieferverkehr
beitragen sollen. Ort: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und
nukleare Sicherheit. Auskunft:
wettbew...@nachhaltige-urbane-logistik.de. Anmeldung bis 30. November
unter: www.nachhaltige-urbane-logistik.de/preisverleihung.html 
 

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Mittwoch, 5. DEZEMBER 2018
 
Berlin
10:00
Fachtagung Föderal Erneuerbar 2018: Energiewende in den Bundesländern -
 Ansätze zur Beschleunigung der Wärmewende. Ausgerichtet wird die Tagung
von der Agentur für Erneuerbare Energien. Ort: Hotel Aquino. Auskunft:
030-200535-30. Anmeldung unter:
www.unendlich-viel-energie.de/kontakt/aee-team 
 

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DONNERSTAG, 6. DEZEMBER 2018
 
Berlin
14:00
Kommunale Klimakonferenz: „Klima- und Nachhaltigkeitsziele kommunal
verankern“. Veranstaltet vom Bundesumweltministerium und Weiteren. Mit
Bekanntgabe der Gewinner des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2018“ (bis
7.12.). Ort: dbb forum berlin. Auskunft: 0228-2498110. Anmeldung unter:
https://kommunalkonferenz.de/
 
Berlin
16:30
Cradle to Cradle (C2C) Fachforum zum Thema „Verpackung – Gesund.
Kreislauffähig. Nützlich.“ Es werden Katja Hansen, Monika Griefahn und
Nora Sophie Griefahn von C2C sowie Florian Pronold, Staatssekretär BMU
und Reinhard Schneider, Werner& Mertz teilnehmen. Ort: Aedes
Architekturforum. Auskunft und Presseakkreditierung:
birgit.goldbec...@c2c-ev.de
( mailto: birgit.goldbec...@c2c-ev.de) 
 
Osnabrück
18:30
Vortrag „Was hält unsere Erde aus?“. Dr. Holger Hoff vom
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) spricht in seinem
Vortrag über die Belastbarkeitsgrenzen der Erde. Ort: DBU Zentrum für
Umweltkommunikation. Auskunft: 0541-9633-909.
 

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FREITAG, 7. DEZEMBER 2018
 
Düsseldorf
18:00
Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises (DNP). Bundesministerin
Svenja Schulze überreicht die Auszeichnungen zum DNP. Ort: Maritim
Hotel. Auskunft: 0211-5504-5511.
 

 
Vorschau auf Termine der 50. KW
(10. Dezember – 16. Dezember 2018)
 

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DIENSTAG, 11. DEZEMBER 2018

Berlin
11:00
„Mensch – Stadt – Land – Ressourcen: Wie wollen wir in Zukunft leben?“
Auftakt zur Reihe „Charta für Holz 2.0 im Dialog“ des
Bundeslandwirtschaftministeriums. Ort: Auditorium Friedrichstraße.
Auskunft: 03843-6930-0. Anmeldung unter:
www.charta-fuer-holz.de/charta-aktivitaeten/charta-im-dialog/einladung/

 

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FREITAG, 14. DEZEMBER 2018
 
Berlin
14:00
Seminar für Akteure aus der deutschen Zivilgesellschaft der AG
Biodiversität des Forum Umwelt und Entwicklung zum Themenkomplex
Gentechnik und Digitalisierung. Ort: Forum Umwelt & Entwicklung.
Auskunft: 030-678-775-907. Anmeldungen an: todoro...@forumue.de 
 

 
 
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[Pressemeldungen] [philomag] Philosophin: Neoliberale Krisenverursacher keine Partner gegen Rechts -- Interview

2018-11-30 Diskussionsfäden Greenhouse Infopool Mika Latuschek
Philosophie Magazin
https://philomag.de/eine-politik-der-spaltung/

28.11.2018

„Wir brauchen eine Politik der Spaltung“

Nancy Fraser zählt zu den bedeutendsten Philosophinnen der Gegenwart.
Theorie und Engagement gehören für sie zusammen. Als Antwort auf den
weltweiten Rechtsruck plädiert sie für einen progressiven Populismus

Das Gespräch führten Nils Markwardt und Dominik Erhard / Aus dem Englischen
von David Döll und Nils Markwardt

Als kürzlich an der TU Berlin die internationale Konferenz „Emanzipation“
stattfand, durfte Nancy Fraser nicht fehlen. Die Professorin für Philosophie
an der New Yorker New School University ist eine der weltweit
profiliertesten Vertreterinnen der Kritischen Theorie, die sich bereits als
Studentin in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zu engagieren begann.
Dem politischen Aktivismus ist sie bis heute treu geblieben, zuletzt als
Mitinitiatorin des International Women Strike, bei dem Frauen weltweit für
einen „Feminismus der 99 Prozent“ demonstrierten. Und auch ihr theoretisches
Werk kreist um brennende politische Probleme: Wie lässt sich der Kampf um
soziale Gerechtigkeit mit dem identitätspolitischen Verlangen nach
Anerkennung verbinden? Inwiefern untergräbt der Kapitalismus seine eigenen
Existenzbedingungen? Und wie kann man dem Rechtsruck wirksam entgegentreten?
Ihre dichten philosophischen Analysen verbindet sie dabei mit einer klaren
Forderung: Als Reaktion auf Trump, AfD & Co. brauche es einen progressiven
Populismus. Ob Fraser dessen Verwirklichung in der neuen linken
Sammelbewegung „Aufstehen“ sieht, ist eine von vielen Fragen, denen sich die
Denkerin im Gespräch offen und geduldig stellt.

PHILOSOPHIE MAGAZIN: Frau Fraser, Sie haben einmal gesagt, man könne Sie
zwar als Philosophin bezeichnen, Sie selbst würden sich aber eher als
Gegenwartskritikerin verstehen. Warum?

NANCY FRASER: Ich habe Philosophie studiert und immer an der philosophischen
Fakultät unterrichtet. Aber mich hat auch der linke Aktivismus tief geprägt.
Als 68erin fühlte ich mich natürlich zur Frankfurter Schule hingezogen. Mich
faszinierte die Idee einer interdisziplinären Kritischen Theorie, die die
grundlegenden Ursachen sozialer Ungleichheit klären und überwinden will.
Diese Idee bestimmt mein ganzes Werk. Ich bin also mitnichten eine
Salonphilosophin. Nichtsdestotrotz spiegelt sich in meinen Schriften
unweigerlich meine philosophische Ausbildung wider.

Wie entdeckten Sie die Frankfurter Schule?

Zum ersten Mal stieß ich im College auf sie, als wir in einem Seminar
Herbert Marcuses „Der eindimensionale Mensch“ lasen. Das Buch haute mich um:
Seine Darstellung der konformistischen Tendenzen der „spätkapitalistischen
Gesellschaft“ charakterisierte jene intellektuelle und politische Kultur in
den USA, die ich so hasste! Allerdings war mir schon damals klar, dass sich
Marcuses Argumentation selbst widersprach. Einerseits behauptete er, der
Gesellschaft seien jegliche kritische Impulse ausgetrieben worden.
Andererseits war er aber selbst in der Lage, diese Situation zu beschreiben.
Dennoch wurde das Buch von der Neuen Linken begeistert als Kampfaufruf
aufgenommen - eine Rezeption, die der Diagnose des Buches widersprach. Das
hinterließ bei mir einen bleibenden Eindruck und motivierte mich, mehr zu
lesen. Allerdings entdeckte ich Horkheimer, Adorno und Habermas erst, als
ich meine Dissertation begann. Doch die Frankfurter Schule war und ist ein
zentraler Einfluss für mein Denken.

In Ihrem 1989 erschienenen Buch „Widerspenstige Praktiken“ plädieren Sie für
einen „demokratischen, sozialistischen und feministischen Pragmatismus“.
Deutsche Leser mag das irritieren, da der Pragmatismus hier nicht mit einer
linken Position assoziiert wird.

Für mich folgt aus dem Pragmatismus keine bestimmte politische Orientierung.
Ich halte ihn eher für eine Art, auf der „Weltlichkeit“ des Denkens zu
beharren: Denken ist immer in einem historischen Kontext verankert und muss
auf die spezifischen Sackgassen seiner Zeit reagieren. Es sollte nicht
gottgleich über der Welt schweben. Das Ziel muss vielmehr sein, die Aporien
der Gegenwart zu verstehen und daraus Möglichkeiten der Veränderung
abzuleiten. Philosophisch gesagt: Der Pragmatismus ähnelt eher dem
Linkshegelianismus und teilt damit auch etwas vom Geist der Kritischen
Theorie. Letztere unterscheidet sich jedoch insofern von ihm, als sie nicht
nur scheinbar unverbundene Gesellschaftsprobleme, sondern auch die ihnen
zugrunde liegende Struktur in den Blick nimmt. Anders als
Mainstream-Pragmatisten verfolgen Kritische Theoretiker Probleme bis zu den
systematischen Widersprüchen der sozialen Ordnung.

Kommen wir zu Ihrer Gegenwartsdiagnose. Ihnen zufolge erleben wir gerade
eine tiefe Krise des „progressiven Neoliberalismus“. Was meinen Sie damit?

Wir durchleben gerade einen dieser seltenen historischen Momente allgemeiner
Krisenhaftigkeit, in der die gesamte Gesellschaftsordnung den Anschein der
Normalität verliert und sich als dysfunktional erweist. Das zeigen der