Hallo, ich benutzte "iD" selbst nur selten, aber es ist klar, dass dieser Editor ein Aushängeschild von OSM ist - ein Großteil der Neu-Mapper lernt OpenStreetMap durch iD kennen.
Umso besorgter bin ich darüber, dass die Entwicklung von iD praktisch komplett in den Händen von zwei hauptberuflichen Programmierern liegt (Bryan, der von Mapbox bezahlt wird, und Quincy, der auch bezahlt wird, aber nicht sagt, von wem). Was die beiden in den Editor einbauen, steuert die Richtung mit, in die das Projekt wandert - die immer stärker fortschreitende Integration mit Wikidata ist eins von vielen Beispielen, oder die zahlreichen gut gemeinten Tagging-Vorschläge, die Einbindung einer "Validation"-Plattform eines kommerziellen Anbieters, das mit niemandem abgestimmte "ich möchte, dass jemand meine Änderungen prüft"-Häkchen, die Konsolidierung von "Brands" (neuerdings mit Firmen-Icons...), geplante Vereinfachungen von Datenimporten und so weiter. Nach dem, was ich beurteilen kann, ist die meiste Arbeit, die in iD fliesst, solide und relativ un-kontroverse Ingenieursarbeit - da werden Algorithmen optimiert, das User Interface verbessert, Bugs gefixt. Und iD erhökt durchaus positives Feedback aus der Community (z.B. https://twitter.com/iandees/status/1111344426994024448). Zugleich äussern sich die Entwickler gern auch mal geringschätzend über das Wiki oder Tagging-Diskussionen und nehmen sich eben das Privileg heraus, neue Features einfach einzubauen, die sie gut finden, nach dem Motto "wir machen was WIR für richtig halten", und da frage ich mich bei Vollzeit-Angestellten natürlich manchmal, inwiefern das eben auch das ist, was der Arbeitgeber bzw. dessen Geldgeber wollen. Gleitet uns, der OSM-Community, hier die Kontrolle über unser eigenes Projekt aus der Hand, weil wir die "Doocracy" ("wer macht, entscheidet") unüberlegt auch für Firmen anwenden, die "machen lassen"? Kann man für den Jahrestarif von zwei Vollzeitgehältern praktisch das Tagging in OSM komplett an sich reissen? Müssen vielleicht jetzt schon Grenzen gezogen werden, weil es sonst irgendwann zu spät ist? Oder läuft das Ganze eher noch unter "dem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul" und unterm Strich ist es ja ein guter Editor? Selbst wenn man sich die neoliberale Kapitalistenmütze aufsetzt und den Firmenbeiträgen zujubelt - müsste man dann nich auch kritisch darauf hinweisen, dass hier der Markt verzerrt wird, weil wir eine Firma zum Maintainer gemacht haben und so der Marktzugang für eine andere Firma, die in eine andere Richtung ziehen will, erschwert wird? Und wenn man zu dem Schluss käme, dass hier ein Problem vorliegt, wie könnte eine Lösung dazu aussehen? Bye Frederik -- Frederik Ramm ## eMail frede...@remote.org ## N49°00'09" E008°23'33" _______________________________________________ Talk-de mailing list Talk-de@openstreetmap.org https://lists.openstreetmap.org/listinfo/talk-de