Frank Jäger schrieb:
> Die Dortmunder haben aktuell ein "Luxusproblem". Die hoch auflösenden 
> Orthofotos stehen aber räumlich und zeitlich nur begrenzt zur Verfügung. 
> Das Problem stellt sich daher eigentlich gar nicht für den Rest der Welt.

Wenn das Projekt in Dortmund erfolgreich ist, könnte es das Luxusproblem
zukünftig in über 300 Städten (die könnte Aerowest anbieten, falls sie
das möchten) existieren.
Ich gehe auch davon aus, dass sich zukünftig (d.h. in den kommenden
Jahren) immer mehr Luftbilder für OSM-Zwecke auftun werden.

> Jetzt ist es fast geschafft, da soll alles von vorne beginnen nur mit 
> anderen - komplizierteren - Datenmodellen?

Nein, sollst du nicht. Aber du DARFST, wenn du das möchtest. Und ich
wollte mit meinem Posting eine Grundlage schaffen, dass alle, die das
gerne möchten, ein einheitliches Taggingschema nutzen.

> In der ganzen Diskussion fehlt mir irgendwie noch die Begründung, warum 
> denn Straßen flächig *und* linienhaft gemappt werden sollten. Wo liegt 
> der Mehrwert?

Man kann ganz andere Auswertungen fahren. Z.B. gibt es immer mal wieder
Zeitungsberichte, dass die Umwelt darunter leidet, dass zuviel
städtische Fläche versiegelt ist. Saubere Daten dazu bekommst du aber
nur, wenn die Flächen auch wirklich erfasst sind. Linien mit "width=x"
sind eine Annäherung aber bilden nicht die Realität in dem Maße ab, den
ich mir vielleicht wünsche.

> Das Knoten-Kanten-Modell hat sich seit Jahren bewährt. Durch eine 
> Weiten-Angabe lassen sich die Straßen auf Wunsch auch variabel-flächig 
> darstellen.
> Editoren und weiter verarbeitende Programme wie Routing arbeiten 
> zuverlässig damit.

Das Routing funktioniert meines Erachtens eben noch nicht zuverlässig.
Auf aktuellen OSM-Daten ist es meines Wissens momentan nicht möglich,
Abbiegeinformatinonen zu bieten, wie sie mein Garmin-Navi seit Jahren
möglich macht:

"Halten Sie sich rechts Richtung Karlsruhe und dann links". Das bedingt
allein schon das Erfassen mehrerer Fahrspuren und ihrer Beziehung
untereinander. Um mehrere Spuren zusammenzufassen böten sich Flächen
einfach an.

> Radrouten, ÖPNV-Linien und andere Relationen basieren auf diesem 
> Linien-Modell. Das kann man nicht einfach wegwerfen.

Hat niemand verlangt. Das Routing soll ruhig weiterhin auf Linien laufen.

> Es liefe also darauf hinaus, beides zu erfassen: Linien *und* Flächen.
> Das nennt man in der DV dann "redundante Daten". 

Nicht zwangsläufig. Wie ich oben geschrieben habe, würde ich nicht alle
Informationen als Linie _und_ als Fläche erfassen. Ich würde
routingrelevante Infos (Spuren) als Linie taggen und andere Dinge (Name
der Straße) als Fläche.

> Statt die Orthofotos detailverliebt abzumalen wäre es doch sinnvoller, 
> diese direkt zu betrachten.

Das bedeutet aber immer, dass da ein Mensch (oder eine KI) hocken muss,
die die Daten interpretiert. Wenn ich als Mapper die Bilder bereits
abstrahiert und mit maschinenlesbaren Daten versehen habe, habe ich
einen Mehrwert. Natürlich kann ich aus den tatsächlichen Fotos oft noch
zusätzliche Informationen gewinnen. Wo willst du die Grenze setzen, ob
Daten sinnvoll sind oder nicht.

> Bei Google & Co. kann man wählen zwischen der schematisierten 
> Kartendarstellung (Vektordaten) und der Luftbild-Ansicht (Rasterdaten).
> Auch aus anderen Quellen (z.B. Land, wms oder 
> http://www.tim-online.nrw.de) stehen Luftbilder zur Betrachtung (nicht 
> "zum Abmalen") zur Verfügung.
> Wie sollten daher nicht versuchen, diese Rasterdaten durch
> Mikro-Mapping-Vektordaten zu ersetzen. Das ist viel Arbeit ohne
> sichtlichen Mehrwert.

Da möchte ich als Gegenbeispiel [1] anbringen. In der Standardansicht
sieht man Luftbilder. Rechts kann man zusätzlich die "Deutsche
Grundkarte 1:50000" einschalten. Die wiederum enthält jede Menge
abstrahierte Informationen, die mir teilweise viel weiter helfen als das
reine Luftbild.


Nochmal abschließend, um die Gemüter zu beruhigen: ich möchte nicht das
bestehende Taggingmodell ersetzen/ablösen/umdeuten sondern lediglich
ergänzen. Ich habe inzwischen verstanden, dass es Meinungen zum Thema
Flächen gibt, die massiv von meiner abweichen. Aber bitte akzeptiert
doch, dass es Benutzer/Mapper gibt, die durchaus einen Mehrwert darin sehen.

Die Grundlage von OSM war immer, dass Leute Vorschläge statt
Vorschriften machen, wie etwas zu mappen ist. Wenn meine Meinung
abweicht, mache ich es halt anders und niemand wird mir deswegen die
Hölle heiß machen. Lasst uns doch dabei bleiben.

Gruß,
olvagor

[1] http://ris.maerkischer-kreis.de/website/internet/Luftbild

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