Liebe Kollegen,

vielen Dank für die bisherigen Reaktionen und den Download-Hinweis von
Georg, die ich noch mal in einer Email zusammengestellt habe. (Den Download
habe ich übrigens noch nicht gefunden ;-)

Ich vermute, dass es bezüglich Konsolidierung ein echtes Methodendefizit
gibt, bei dem McKinsey die Oberhoheit genießt, weil die Berater als
"kompetente Sparmaßnahmen-Fachleute" die Leitung bei ihrer schweren
Entscheidung legitimieren helfen. 

Habt ihr denn aus Euren Erfahrungen bei Organisationsentwicklung,
Strategieprozessen, Haushaltsplanungen etc. positive Erfahrungen mitnehmen
können, die ihr in diesem Forum weitergeben wollt? Was hat die
Zusammenarbeit der Träger mit dem Staat gefördert und was hat eher zu einer
Lähmung geführt? Wie wirken sich die McKinsey-Methoden aus? Wie erfolgreich
sind z.B. Bürgerhaushalte (bzw. Planungszellen), die eher als beratendes
Instrument dienen, bei Sparmaßnahmen eingesetzt worden? 

Falls es hier gute Antworten gäbe, vermute ich eine erhöhte Auftragslage.

Meldet Euch!

Wolfgang Fänderl
www.gemeinsinn-werkstatt.de



Lieber Wolfgang Fänderl,
liebe Kollegen von Schneller Wandel,

im letzten Jahr haben wir auf dem Hintergrund der Veränderungsprozesse einen
Fachworkshop veranstaltet "Zur Zukunft des Gemeinwesens in Städten und
Dörfern des ländlichen Raumes." Dort wurden Kategorien erarbeitet, die als
Wertehintergrund dienen sollen, wenn in Infrastrukturen Veränderungen, vor
allem natürlich Reduzierungen notwendig sind. Nur wenn das einzelne Teil
(also z.B. Kindergarten, Buslinie ... ) nicht allein betrachtet wird,
sondern auf die Kategorie bezogen neue Organisationsmodelle geprüft werden,
kann es gelingen, dass die Motivation nicht in Resignation umschlägt.

In diesem Fachworkshop, an dem Teilnehmer aus ganz Deutschland teilnahmen,
wurden beispielhaft 12 Kategorien ausgearbeitet.

Die Dokumentation ist kostenfrei zu beziehen in Print über
Stiftung Agens / 
Netzwerk Südost e.V.
Stötteritzer Str. 43
04317 Leipzig

oder herunterzuladen von der Webseite www.stiftung-agens.de

Herzliche Grüße
Georg Pohl


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: [EMAIL PROTECTED]
[mailto:[EMAIL PROTECTED] Im Auftrag von
Juergen Fischer Organisationsberatung & Training
Gesendet: Mittwoch, 21. September 2005 09:33
An: neuer-beitrag@schnellerwandel.de
Betreff: AW: [schnellerwandel] Methoden für Konsolidierung


Lieber Wolfgang, liebe Kolleginnen und Kollegen,

einige Anmerkungen zur Anwendbarkeit der Gemeinsinn-Werkstatt in der
kommunalen Praxis. Als Berater arbeite ich seit einigen Jahren
ausschließlich mit und für die öffentliche Verwaltung und begleite
Veränderungsprozesse.

M.E. ist die entscheidende Voraussetzung für den Start von
Konsolidierungsprozessen im kommunalen Bereich die GEMEINSAME Erkenntnis,
dass eine Wandel, eine Veränderung notwendig ist. Zu Beginn geschieht dies
meist einseitig: die Verwaltung ist alarmiert während der Gemeinde- oder
Stadtrat der Meinung ist man könne unverändert weiterarbeiten. In manchen
Fällen ist die Konstellation auch umgekehrt. Wirkliche Bewegung kommt erst
dann in den Prozess wenn der überwiegenden Zahl der Akteure klar ist, wir
müssen etwas ändern. Dies ist oft ein schwerer Prozess weil in manchen
Kommunen die kleinste Erholung bei der Gewerbesteuer zur Absage von
Konsolidierungsprozessen führt. Gerade für die politischen Mandatsträger ist
es zudem keine angenehme Perspektive nur Mangel und Rückschritt zu
"gestalten".

Für mich ist meist die gemeinsame Entscheidung für den Prozess der
Konsolidierung die Voraussetzung und oft schon die halbe Miete für den
späteren Prozess. Auf der Grundlage eines gemeinsamen Wunsches nach
Veränderung kann ich mir Eure Methoden der Gemeinsinn-Werkstatt (soweit ich
sie verstanden habe) sehr gut vorstellen.

Die Frage des "wertschätzenden Sparens" ist fast schon eine philosophische.
Denn das wertschätzende Sparen setzt nicht nur eine strategische Ausrichtung
des Gemeinwesens voraus sondern beinhaltet auch Fragen der Gerechtigkeit.
Beim Sparen, gerade in Kommunen die über Jahrzehnte kameralistisch geprägt
waren, finde ich häufig Führungskräfte, die alle Tricks der kreativen
Haushaltsgestaltung kennen und sich einer wertschätzende Haltung gegenüber
anderen Aufgabengebieten durch allerlei Tricks entziehen.

M.E. ist die Voraussetzung eine klare Zielausrichtung der entscheidenden
politischen Mandatsträger, d.h. die Klarheit wohin will die Kommune, was hat
Priorität und was nicht.

Deine weiteren Fragen wie etwas zur Rolle des Beraters erfordern sicher
einen längeren Austausch, vielleicht einmal in Form eines Workshops.
 
Herzliche Grüße aus dem Schwarzwald

Mit freundlichen Gruessen
Juergen Fischer
_________________________
Auf dem Abtsberg 4a
77723 Gengenbach
Fon: 07803 92 20 20
Mobil: 0173 327 30 88
Mail: [EMAIL PROTECTED]


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: [EMAIL PROTECTED]
[mailto:[EMAIL PROTECTED] Im Auftrag von
Faenderl Wolfgang
Gesendet: Mittwoch, 21. September 2005 08:31
An: [EMAIL PROTECTED]
Betreff: [schnellerwandel] Methoden für Konsolidierung


Liebe Kolleginnen und Kollegen von Schneller Wandel,

ich habe in den letzten Wochen zwei Anfragen erhalten, ob die Methoden der
Gemeinsinn-Werkstatt nicht geeignet sei auch Konsolidierungsprozesse von
Kommunen, Behörden und Firmen zu begleiten. In Zeiten verminderter
Steuereinnahmen und leerer Haushaltskassen müssen staatliche Stellen sparen
und ihre Zusagen an Träger zurücknehmen um nicht selbst unter kommissarische
Leitung der Länder und des Bundes zu geraten. 

Eigentlich ein Thema des Gemeinsinns (Nachhaltigkeit, Beteiligung der
größeren Gemeinschaft, sinnvolles und reflektiertes Vorgehen), und
gleichzeitig von der Steuerung der verantwortlichen Verwaltung und der
Politik abhängig. Da Gemeinsinn-Werkstatt als Beteiligungsprozess auf
intrinsische Motivation baut und diese Rahmenbedingungen der Einsparung aus
meiner Einschätzung eher kontraproduktiv wirken, kann ich sie zumindest in
der Konsolidierungsphase noch nicht empfehlen. Dennoch würde ich gerne an
KollegInnen weiterleiten, die entsprechende Methoden kennen und solche
Prozesse des „Wandels“ mit Erfahrung begleiten können. Außerdem würde es
mich freuen, wenn wir in dieser Liste zum Thema ein paar Gedanken
austauschen könnten:

*       Wie können Prozesse der Einsparung und der Verminderung von
Ressourcen dennoch wertschätzend und mit größtmöglichem Konsens umgesetzt
werden?
*       Welche methodischen Alternativen gibt es zur McKinsey Methode des
‚steuernden Beraters’? Wie effektiv sind sie?
*       Wie kann die Unterstützung durch Begleitende (neutral als Mittler
oder parteiisch als Coach) optimal eingebracht werden?

Mit freundlichen Grüßen aus München,

Wolfgang Fänderl           
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