Hallo zusammen,
Theo Schmidt <[email protected]>, Monday, 29 February 2016, 16:06:58 CET: > Es scheint mir nun, dass seine Botschaft selbst in unseren Kreisen > nicht ernst genommen wird, Teilweise stimme ich dir da zu. Es setzt nicht jeder jede Warnung so um, dass die Gefahr für ihn nicht mehr besteht. Ich denke aber nicht, dass die Botschaft völlig an allen vorbeigeht. Steter Tropfen höhlt bekanntermaßen den Stein und mir ist es lieber, jemand macht sich Gedanken zu so einem Vortrag und setzt manches um als dass man sich gar nicht damit auseinandersetzt. > FOSS-Anliegen Das ist vielleicht ein ganz gutes Beispiel. RMS bittet auch darum, nicht den Begriff FOSS, sondern FLOSS zu verwenden, weil bei FOSS der Eindruck entstehen könnte, es gehe um frei wie in Freibier. Das ist natürlich nicht ganz das gleiche wie die von dir genannten Beispiele, aber du setzt eben auch nicht jede Bitte um. Deswegen denke ich aber trotzdem, dass du dich intensiv mit dem Vortrag auseinandergesetzt hast und das ist gut. So ist das denke ich bei vielen anderen auch. > er konterte zurecht, dass auch andere FOSS-Gruppierungen Youtube > verwenden. Ich sehe das schon als Problem. Andererseits finde ich es unproblematisch, wenn diese Videos _auch_ (also nicht ausschließlich) auf Youtube zu finden sind. Der eine oder andere, der sich nie mit Freier Software auseinandergesetzt hat, stolpert vielleicht darüber und so lange, die, die sich der Überwachung bewusst sind, Alternativen haben, sehe ich kein Problem darin, Informationen an die Leute zu liefern, denen die Überwachung egal ist oder die gar nichts davon wissen. > Auch Stallman selbst "bittet" nur, er setzt sich aber nicht > durch. Das wäre wohl auch schwierig umzusetzen. Es ist ein öffentlicher Vortrag; so lange Videoaufnahmen erlaubt sind, darf man die eigenen Aufnahmen wahrscheinlich einfach veröffentlichen. Bleibt nur das Recht am eigenen Bild und das gibt es in den USA soweit ich weiß nicht so wie in Europa und von daher beruft er sich vermutlich nicht auf sowas. Ich bin aber kein Anwalt und kann diese Situation nicht 100%-ig einschätzen. In jedem Fall wäre es logistisch schwierig die Aufnahmen zu unterbinden -- es gibt so viele unfreie Plattformen und die FSF hat nicht die Ressourcen das alles zu prüfen. > Verschwörung oder einfache technische Erklärung? Keine Verschwörung. Es ist einfacher einige große Plattformen zu durchsuchen als viele kleine. Die vielen kleinen müsste man generell erst mal kennen und dann ist nicht gesagt, dass man da Metadaten in einem einheitlichen Format bekommt. > Ist es nicht ein Gebot der Vernunft, auch im Kleinen vorsichtig zu > sein? Hier stimme ich voll zu. > Hat er Recht oder ist er paranoid? Mit dem was er über die Gegenwart sagt, hat er Recht. Was er über die Zukunft sagt, ist oft schwer vorstellbar. Bisher hatte er damit aber auch so gut wie immer Recht, vor allem wenn es Aussagen über ein Gebiet waren, auf dem er sich wirklich auskennt (also Computer, Software usw.). Was die "Linux"-Leute (ohne GNU) und die Open-Sourcler angeht, sehe ich es nicht ganz so extrem. Ich finde es wichtig, die richtigen Begriffe zu verwenden, damit die Menschen sich mit unseren Idealen auseinandersetzen können. Bei den Menschen, die andere Begriffe verwenden, ist es schwierig. Es gibt Menschen, die "Open Source" sagen, aber den Freiheitsgedanken meinen. Von denen würde ich mir wünschen, dass sie Freie Software sagen, aber immerhin stehen sie für die Freiheit. Die Begriffe vermischen sich aber immer mehr, so dass man da nicht mehr ganz sauber trennen kann. Prinzipiell hat RMS auch hier recht, aber auf Einzelpersonen bezogen ist die Sache viel schwieriger. Und wenn ich mit Leuten zu tun habe, die "Linux" oder "Open Source" sagen, sind sie meistens zumindest offen für die Freiheit. Oftmals erkenne ich mich da auch selbst wieder wie ich vor 10 - 15 Jahren gesprochen habe. Deswegen antworte ich da und verwende ganz bewusst in meiner Antwort den richtigen Begriff. Ich hoffe dann, dass sie sich weiter mit dem Thema auseinandersetzen und irgendwann auch Freie Software sagen. Hin und wieder begegne ich aber auch Leuten, die da boshaft werden. Bisher konnte ich das ganz gut ignorieren, aber es gibt da manche Personen, die Leute, die Freie Software vertreten, als Extremisten abstempeln und das geht zu weit. Das ist aber die Minderheit, zumindest so wie ich das erlebe. Alle anderen sind aufgeschlossen und müssen nur noch überzeugt werden. :-) > Oder hat Google/Youtube einfach "gewonnen" und wir können zumindest > diesbezüglich nichts tun? Man kann immer etwas tun. Und man muss auch immer etwas tun. Das ist manchmal schwer und deswegen hilft es, sich mit Gleichgesinnten auseinanderzusetzen. Wer nichts tut, hat schon verloren, aber wer kämpft, sieht zumindest ab und zu einen Erfolg. Wenn ich Bedenken habe, dass wir vorankommen, schaue ich mir an, wie weit Freie Software in den letzten 30 Jahren gekommen ist. Anfangs war alles unfrei und inzwischen können wir (fast) alles in Freiheit erledigen. Es gibt immer neue Hürden und ich denke SaSS (Service as a Software Substitute) und Hardware, die immer mehr verdongelt wird, sind eine große Gefahr. Aber wir werden uns Lösungen überlegen und diese auch umsetzen. Happy hacking! Florian _______________________________________________ fsfe-de mailing list [email protected] https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de
