Lauter dritte Wege
 Karlheinz Weißmanns beeindruckende Neuausgabe des Handbuchs der Konservativen 
Revolution
 Wolfgang Saur 

Das neue Handbuch zur Konservativen Revolution ist ein Ereignis. Nach 
jahrelanger Vorarbeit bringt es jetzt Karlheinz Weißmann völlig umgestaltet 
heraus. Das legendäre, partiell indes veraltete Werk von 1950 wurde ganz 
umgegraben: Modernisiert, verschmilzt seine ureigene Konzeption nun mit dem 
heutigen Wissensstand. Damit erhalten wir das unentbehrliche Grundlagenwerk 
neu. 

Dokumentiert und analysiert wird hier die vielfältig-widersprüchliche 
Topographie rechtskonservativer Ideen und Schriften, Gruppen und Organisationen 
der Weimarer Zeit – der letzten Periode, in der „deutsches Denken“ als 
produktive Fortschrittskraft noch möglich schien. 1933 mißbraucht, ist die 
Ideenfamilie seit 1945 dem Faschismusverdacht ausgesetzt. Wovon sie handelte, 
faßt Weißmann exemplarisch an einem Protagonisten: „Er hatte gleichermaßen 
Verbindung zu Konservativen und Sozialisten gehalten, glaubte an die 
Möglichkeit einer Position jenseits von rechts und links und an den Aufbau 
einer spezifisch deutschen Ordnung für das zwanzigste Jahrhundert, die die 
Aporien des bürgerlichen Zeitalters hinter sich lassen würde.“ 

Die „fortgesetzte Suche nach einer deutschen ‘Weltalternative’“ als Antwort auf 
die moderne Herausforderung benennt das gemeinsame Motiv rechtskonservativer 
Strömungen seit zweihundert Jahren, zumal nach 1918. Daß diese politische 
Sinnsuche nicht bloßer Partikularismus war, vielmehr zur generellen 
Kulturleistung tendierte und alle unterm Strukturgesetz moderner 
Industriegesellschaft stehenden Menschen mitbetraf, zeigten gerade diejenigen 
Intellektuellen des Auslands, die das „geistige Deutschland“ anzog – seine 
Wissenschaft, Philosophie und Musik. 

Einer der letzten dieser exotischen Gattung war der Basler Armin Mohler 
(1920–2003), der seine Germanophilie schon früh entwickelt hat. 1949 
promovierte er bei Jaspers und Herman Schmalenbach, bevor er Sekretär Ernst 
Jüngers wurde. 1950 erschien sein Handbuch zur KR, bestehend aus zwei Teilen: 
dem eigentlichen Dissertationstext und einer großen, kommentierten 
Bibliographie. Damit schuf Mohler eine neue Wissenschaft: eine Pionierleistung 
ersten Rangs. Hatte sein Text Jahrzehnte lang Bestand, wurden Umarbeitung und 
Erweiterung der Bibliographie bald nötig. Das geschah 1971, dann nochmals 1989. 
Verlagstechnisch nicht integrierbar, mußten die Supplemente als Separatband 
erscheinen. Erst die Neufassung durch Karlheinz Weißmann hat jetzt diesen Stoff 
vereinheitlicht, sodann die Bibliographie vollständig überholt und schließlich 
den Textteil neu konzipiert. 

Mohlers publizistisches Werk ist qualitativ verschieden profiliert. Wichtige 
Texte und Einsichten mischen sich mit methodischen und literarischen Schrullen. 
Zu ihnen gehört die Überschätzung des (Auto-)Biographischen, die auch dem alten 
Handbuch anzumerken ist. Verdankte das Promotionsthema sich persönlichem Impuls 
und Lebenslauf, kam das der Vitalität des Buchs zugute. Der allzu familiäre 
Umgang mit dem Gegenstand indes befremdete. 

Mohlers Handbuchtext schillert in heutigen Augen „essayistisch“, war also 
revisionsbedürftig. Freilich unterschätze man die kreative Optik des 
Verstorbenen nicht. Inspiriert von seiner Denkfamilie: Friedrich Nietzsche, 
Oswald Spengler, Ernst Niekisch und Ernst Jünger, hat er in „Leitbildern“ den 
Motivkern der KR exponiert, einseitig und aphoristisch, doch originell. 
Widerspruch zog seine Polarisierung von zyklischer Denkform und „linearem“ 
Christentum auf sich. Dagegen faszinierten ihn Kreissymbol und Nietzsches 
„Ewige Wiederkehr“. Das schlug methodisch durch: Der Antiaffekt blockiert die 
eigentlich historische Betrachtung, die sein Buch schuldig blieb. Das Desiderat 
einer genetischen Entfaltung des Stoffs hat nun Weißmann eingelöst. 

Er legt einen komplett neuen Text vor, der das Thema von der Großen Revolution 
her aufbaut. Den europäischen Konservativismus sieht er zwiefach verwurzelt: in 
der altständischen Idee, dann der Aufklärungskritik. Beide Komponenten 
verschmelzen in der „Deutschen Bewegung“, die Weißmann als Ursprung eines 
„deutschen Sonderbewußtseins“ identifiziert. Um 1800 verbinden sich im Projekt 
des „absoluten Idealismus“ Anthropologie, Ästhetik, Erkenntniskritik und 
Geschichtsphilosophie zur „Wiederherstellung des Bewußtseins“. Trotz seiner 
Auflösung durch Politik und Positivismus der Jahrhundertmitte wirkten zwei 
wichtige Facetten fort: Entfremdungskritik und nationale Selbstbehauptung, 
integrale Kulturidee und Realpolitik. Am Leitfaden dieser Spannung von Romantik 
und Antiromantik führt Weißmann nun durchs „lange Jahrhundert“, bis in den 
Weltkrieg hinein. Politik interferiert mit Ideenentwicklung, Mentalitätswandel 
mit sozialem Umbruch. 

Der Altmeister und sein junger Kollege berühren sich in drei Aspekten, die auch 
den neuen Text bestimmen – den Thesen von einer konservativen „Achsenzeit“, vom 
Mentalitätswandel und dem neuen „faschistischen Typ“ als europäischer 
Erscheinung. Der gedieh im Umkreis des „Kulturkrieges“ 1914 bis 1918, als 
„Expansionsideologien“ (Entente) und (deutsche) „Identitätsideologie“ 
aufeinanderprallten. 1918 entschied das Treffen nur äußerlich. Der „Zeitwende“ 
entsprang vielmehr ein politischer Existentialismus, den Moeller 1922 als 
„revolutionär“ bestimmte: Deutschland habe noch kein „nationales, geschweige 
denn politisches Ich“. „Wir besitzen jetzt keine Gegenwart, und unsere 
Vergangenheit ist wie abgerissen, so daß wir ins völlig Ungewisse treiben. Aber 
wir sind an den Wendepunkt gelangt, an dem sich entscheiden muß, ob wir (...) 
willens und fähig werden, (...) unserem politischen Dasein die nationale 
Gestalt zu geben.“ 

Weimar und die eigentliche KR nun fächert das Handbuch typologisch in fünf 
Gruppen auf. Mohler hatte ihrer Beschreibung 35 Seiten gewidmet, Weißmanns 
dichter Text umfaßt jetzt 110. Diskutiert werden Ideen und Doktrinen, 
Institutionen, Debatten, Köpfe, Zeitschriften, Kreise und Verlage, Philosopheme 
oder Parteiverflechtungen. „Hitler als Erzieher“ schließlich rekonstruiert das 
Schicksal konservativer Intelligenz nach 1933, ihrer Initiativen und 
Organisationen – ein Spektrum, das von Gleichschaltung bis zur Verfolgung 
reichte. Die Bibliographie mißt 330 Seiten. Ihre bisherige Struktur ist 
beibehalten. Die meisten Kapitel sind aktualisiert, teils beträchtlich 
erweitert. Neue Abschnitte behandeln rechte Verlage oder die „Ideen von 1914“; 
Ergänzungen, so im Kapitel Geopolitik, stellen gar den politischen 
Gegenwartsbezug her. Zum Clou wird der Tafelteil, dessen Bilder Protagonisten 
der KR und Frontispize ihrer Organe veranschaulichen. Er rundet die komplexe 
Darstellung jetzt visuell ab. 

Daß Wissensfortschritt nicht einfach lineare Kumulation bedeutet, vielmehr 
Zäsuren schafft, alte Akzente durch neue verdrängt, zeigt auch das Handbuch. 
Mit Mohlers Text fiel dessen Reflexion zum Thema „Weltanschauung“ fort, im 
alten Band ein Schlüsselmoment der Analyse, dem Thema adäquat und auch dem 
Autor selbst. Dessen Gestimmtheit ist konsequenter Versachlichung nun gewichen. 
Das alte Werk hat seine charmante Patina eingebüßt, doch intellektuelle 
Seriosität hinzugewonnen. 

Armin Mohler, Karlheinz Weißmann: Die Konservative Revolution in Deutschland – 
1918-1932. Ein Handbuch. Völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Ares 
Verlag, Graz 2005, 643 Seiten, gebunden, Abbildungen, 49,90 Euro 

Armin Mohler (2000): Die fortgesetzte Suche nach einer deutschen 
„Weltalternative“ als Antwort auf die moderne Herausforderung Foto: hagen 
schnauss 

  

   

-- 
Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand
Waldhof Tiefendorf
Tiefendorfer Str. 66
58093 Hagen-Berchum
http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG

unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: 
http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html


einen Büchergruß an TW senden: 
http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to
_______________________________________________________________
SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und
kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192

_______________________________________________
Juenger-list mailing list
Juenger-list@juenger.org
http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list

Antwort per Email an