On 27.07.2013 13:58, Markus wrote:
Hallo Frederik,

OSM ist eine soziale Sphaere

Ja - das ist ein ganz wesentliches Element! :-)

*Kontakt und Austausch* sind existenzbegründend und unverzichtbar für
die Entwicklung in der Vergangenheit und in der Zukunft.

Vielleicht nicht existenzbegründend und unverzichtbar - ein Datenhaufen, produziert von vielen isolierten Einzelteilnehmern könnte immer noch einigermaßen interessant sein (insoweit spiele ich mal Advokat des Teufels - aber nur, um mich dann doch an die Teufelsaustreibung zu machen). Jedenfalls sind aber große Teile von OSM durch Kontakt und Austausch entstanden oder wurden dadurch entscheidend verbessert. Mehr noch: Oft genug hängt die Verbesserung gerade davon ab, dass es vielen bekannt ist, wer welchen Beitrag geliefert hat, oder immerhin, dass man zumindest anhand eines Beitrags herausfinden kann, welche Beiträge vom gleichen Teilnehmer stammen. Und dass man diesem Teilnehmer dann ggf. eine Nachricht zukommen lassen kann.

*Datenschutz* ist - davon unanbhängig - nicht minder wesentlich.

Doch. Datenschutz ist da minder wesentlich. In erster Linie sollten wir uns an den Anforderungen des Projekts orientieren und in Kauf nehmen, dass es Leute gibt, die dann halt lieber nicht dazu beitragen. Sicher sollte man auch im Rahmen von OSM nicht ohne guten Grund wild persönliche Daten in der Gegend herumblasen. Soweit es aber gute Gründe gibt, persönliche Daten von Teilnehmern zu erfassen oder weiterzugeben, sollte man das auch tun. Je besser die Gründe, desto weitergehend kann die Erfassung persönlicher Daten sein (wobei es sicher keinerlei Grund gibt, im Rahmen von OSM irgendwelche Daten aus der Intimsphäre von Teilnehmern zu erfassen - es passiert aber auch nichts in dieser Richtung). Niemand muss sich ja an OSM beteiligen, wenn ihm das im Zusammenhang mit seinen Daten zu heiß ist. Welche persönlichen Daten der Teilnehmer jeweils weitergibt, sollte ihm allerdings jeweils klargemacht werden, wenn er erstmals dabei ist, etwas in die Richtung zu tun, soweit es sich nicht gut genug aus dem Zusammenhang ergibt (was nun wo klar genug ist, darüber können wir im Einzelfall diskutieren).

Die entscheidende Frage ist, wie wir *beides optimal zusammenbringen*.

Wenn - wie in diesem Thread - zunehmend Menschen sich Sorgen machen über
den Schutz ihrer Daten, dann müssen wir das ernst nehmen.

Richtig. Unnötigerweise sollten wir keine persönlichen Daten erfassen oder weitergeben - immer muss es dafür einen im Rahmen unserer Projektziele nachvollziehbaren Grund geben. Wo es Gründe für die Erfassung oder Weitergabe von Daten gibt, sollten wir das dem Betroffenen vorab klar genug mitteilen (in manchen Situationen kann es sich aber schon aus dem Zusammenhang ergeben - mit Blödheit müssen wir nicht rechnen). Manchmal kann es angebracht sein, auf die Erfassung oder Weitergabe von Daten zu verzichten, weil viele sich dann lieber ganz zurückziehen würden.

Unzulässig ist m.E. eine offentliche Verknüpfung der gespendeten
Geodaten mit den Personendaten des Spenders.

Da gebe ich jetzt mal JSA (Juristen-Standard-Antwort) 1.0 - es kommt darauf an. Wenn der Spender seinen Beitrag in dem Wissen geleistet hat, dass seine Daten weitergegeben werden können oder dem nachträglich zugestimmt hat, dann geht das sicher durchaus. Außerdem ist die Frage, was nun "Personendaten" sind. Das beliebig wählbare Pseudonym für einen Account gehört m.E. eher nicht dazu.

Auch dann nicht, wenn das "technisch machbar" ist, oder die Auswertungen
"hübsch aussehen" oder für einige Interessengruppen nützlich sind.

Wenn es nicht technisch machbar ist, stellt sich das Problem nicht. Hübsches Aussehen ist sicher kein Grund, wieso wir irgendwelche persönlichen Daten erfassen oder weitergeben sollten, das hat m.W. aber bisher auch niemand vorgeschlagen. Nützlichkeit für Zwecke des Projekts ist ein sehr guter Grund für die Erfassung persönlicher Daten, aber natürlich muss das dem Betroffenen dann vorab deutlich genug mitgeteilt werden.

Ich denke OSM kommt nicht darum herum, möglichst bald eine möglichst
saubere Trennung von gespendeten Geodaten und Benutzerdaten umzusetzen.

Rechtlich sehe ich bisher nicht, dass die bisherige Praxis insgesamt problematisch wäre (problematische Einzelfälle kann es meistens geben, OSM ist da nicht ausgenommen). Moralisch halte ich es für angebracht, die Benutzer in manchen Situationen klarer darauf hinzuweisen, was mit den Daten, die sie übermitteln, geschieht. Das eine oder andere sollte man dann vielleicht auch noch optional machen. Da hätte ich aber gerne praktisch relevante Fallbeispiele.

Auch Neulinge profitieren viel von Stammtischen und Mailinglisten.

Das bedeutet aber nicht, dass auch gleich das ganze Geodaten-Profil mit
der Person verknüpft werden muss.

Zumindest sollte sichergestellt sein, dass man die Werke eines bestimmten Neulings ohne allzu großen Aufwand identifizieren kann, falls der Neuling da grade Unfug anstellt, den man rückgängig machen oder kritisch durchsehen sollte. Derartige Aktionen werden typischerweise ehrenamtlich durchgeführt, und wenn es noch mühsamer als ohnehin wird, gehen uns wohl die Ehrenamtlichen aus.

Und langfristig wäre vielleicht sogar möglich:
d) ich möchte, dass meine Benutzerdaten nur für die Gruppe XY sichtbart
mit meinen Geodaten verknüpft sind.

Möglich sicher, möchte ich aber lieber nicht haben. MAg sein, dass es Informationen gibt, die nur dem Vorstand der OSMF, seinen Beauftragten oder anders demokratisch legitimierten Personen zur Verfügung stehen sollten. Ansonsten bestehe ich aber darauf, dass es keine Klassen von Teilnehmern mit unterschiedlichen Rechten gibt. Wer zu OSM beitragen will, hat alle anderen Teilnehmer als Gleiche anzuerkennen. Sonst soll er lieber ganz wegbleiben.

*Technisch* waere das durchaus moeglich - wir koennten alle Daten
komplett ohne Userbezug rausgeben

:-)
Jetzt brauchen wir "nur" noch Lösungen,
wie Kontakt möglich ist.

Nein, wir bräuchten auch noch verbreitete Zustimmung zur Umwandlung von OSM in ein Projekt, das Anonymität als eines der obersten Ziele betrachtet. Da bin ich dagegen.

Gruß,
Mark


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