Am 7. September 2011 10:43 schrieb Albrecht Will <albrecht.w...@online.de>:
> Details in der Natur haben grundsätzlich das Problem, daß sie sich in
> überschaubarer Zeit ändern.


Details in der Stadt erst Recht. Deshalb sind wir ja permanent am
Überarbeiten. Solange wir von deutscher Kulturlandschaft sprechen habe
ich keine Bedenken, dass wir auch Details wie die hier besprochenen
einigermaßen aktuell halten können. So schnell werden z.T.
jahrhundertealte Hecken, die sich auf Eigentumsgrenzen befinden, nicht
abrasiert, und wenn das doch mal vorkommen sollte dann führen wir das
in OSM nach.


> Hier noch zur Rückfrage zu Pionierpflanzen/Ruderalflora, weil es zum Thema
> Detailtiefe paßt. Wenn das Gebiet lange genug in Ruhe gelassen wird, siehst Du
> plötzlich Wald. Ich werden meine 20 Jahre alten scrub-Flächen wohl sukzessive
> dahin umwandeln müssen.


ja, wenn es sich ändert/transformiert, passen wir auch die Daten an.
Wenn man in 5 oder 10 Jahren in OSM eine Fläche findet, für die als
Vegetation Ruderalflora angegeben ist, und die seither nicht geändert
wurde, dann kann man sich vermutlich auch denken, dass es dort
mittlerweile eine Veränderung gegeben hat, und man kann sich evtl.
(falls dort keine Eingriffe stattgefunden haben) sogar ableiten, wie
es mittlerweile dort aussehen wird.


> (Da muß ich wohl noch ein Problem anstoßen. Unser zumeist forstlich genutzter
> Wald ist durch Gestelle/Wege in Jagen unterteilt. Die Eigenschaften der Jagen
> ändern sich - Alter, Baumart, Dichte .... Um das darzustellen müßte die
> bisherige Darstellung - ein großes Waldgebiet - aus einem Mosaik
> zusammengesetzt werden, oder?


ja. Meine Vorstellung ist, dass wir einerseits geografische Objekte
wie einen "Wald" haben (natural), der relativ große Gebiete beschreibt
(ggf. hierarchisch gegliedert, theoretisch bis hinunter zum einzelnen
benamten/nummerierten Waldstück) und andererseits kleinere Teile, die
jeweils Gebiete mit gleicher Charakteristik beschreiben (Baumbestand,
Dichte, Waldart, etc.) mit einer Serie von tags m.E. aus dem Bereich
landcover. Die vor ein paar Jahren eingeführte Trennung von Naturwald
als natural=wood und gepflegter Wald als landuse ist wenig zielführend
und erkennbar aus dem Versuch entstanden, nachträglich dem
Tagging-Chaos eine Bedeutung zuzuweisen.

Es gibt zum Thema landcover derzeit auch eine Diskussion auf
[tagging], wo professionelle landcover-Schemata (eins von der
Welternährungsorganisation FAO und eins von amerikanischen Behörden)
angesehen werden und überlegt wird, ob man da was für OSM lernen kann.
http://lists.openstreetmap.org/pipermail/tagging/2011-September/008485.html

Was sich dort bisher herauszukristallieren scheint ist, dass man
sinnvollerweise verschiedene elementare Eigenschaften getrennt
erfasst, um die genaue Charakteristik dann aus der Kombination
herauslesen zu können. Bisher kann man unsere Wälder ja nur sehr grob
in Nadel-/Laub- und gemischte Wälder unterteilen, mit einer
behaupteten Zusatzeigenschaft naturbelassen oder nicht (ich schreibe
behauptet weil es zumindest in meiner Gegend zufällig scheint, welchen
Tag der Mapper wählt).

Ein Beispiel: wir könnten ein Zusatzattribut haben:
Vegetationsdichte=dicht/dünn und damit dichten Wald von lückenhaft
stehenden Bäumen (woodland) genauso unterscheiden wie Heide von
dichtem Gestrüpp.


> Und wer behält das im Auge? Gibt es in späteren
> Jahren Mapper, die Fortschreibungen als Aufgabe sehen und annehmen?)


wenn alles gut geht, ja. Falls nicht, dann spielt es auch keine Rolle.
Wobei man sich bei der Wahl der tags natürlich auch selbst ins Knie
schießen kann, z.B. das Alter der Bäume. Da kann man entweder einen
tag wählen, der das ungefähre Pflanzjahr beschreibt, oder einen, der
ungefähr das Alter in Jahren angibt. Welcher besser funktioniert kann
sich jeder selbst überlegen.


> Laß uns aber doch einfach die eingeführte Symbolik der Geografen im Auge
> behalten. Wenn die Allee durch eine einreihige Perlenschnur von Kullern
> parallel zur Straße dargestellt wird, dann ist es doch nicht weit entfernt,
> noch eine oder zwei Reihen von kleineren Kullern daneben zu führen und sie für
> eine linienförmige Gehölzfläche zu nutzen.


das sind Darstellungsmöglichkeiten der Daten, und man kann das alles
machen, sofern man aus den Daten herauslesen kann, um was es sich
handelt.


> Während in der Magdeburger Börde von den alten Gehölzstreifen oder auch ein-
> und zweiseitigen (Obst) Bepflanzungen kaum noch was übrig ist, haben meine
> Vormapper in meiner Gegend genau die Grünstreifen (die es hier noch reichlich
> gibt und die Landschaft zum Glück prägen) übrig gelassen. Was mache ich mit
> den weißen Streifen? In der Mitte ist ein Bach.


den Bach würde ich als erstes mappen. Weitere Details könnten die
Böschung sein (je nach Tiefe mehr oder weniger interessant). Für
"Ufergrün" kann man evtl. einen neuen Tag bzw. Wert erfinden.


> Eine Lösungsvariante wäre für
> mich, landuse mit dem Gewässer zu koppeln und die oben erwähnten Kullern
> parallel zum Gewässer darüber zu setzen.
> Abeeer: Gewässer und Wege haben
> vielfach eigene Eigentumsverhältnisse .... Stellen wir Topografie mittels
> allgemein verbreiteter Symbolik dar oder machen wir GIS? Inzwischen scheint
> OSM wohl ein Hybrid zu sein.

landuse oder natural oder landcover, je nachdem. Landuse würde ich
evtl. gar nicht setzen sondern ein natural=('Ufer/Uferböschung' )

OSM ist eine Geodatenbank und keine topographische Karte. Einzelne
Signaturen zu zeichnen macht daher keinen Sinn, wohl versuchen wir
aber, die Fakten, die später in einer topographischen Karte gerendert
werden könnten, abzubilden.

Eigentumsverhältnisse werden in OSM derzeit (vermutlich auch
zukünftig) nicht gespeichert. Unser "private" bezieht sich auf die
legale Zugangsmöglichkeit und hat nichts mit "Privateigentum" zu tun.

Gruß Martin

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