(Ich top-poste mal, weil ich nicht direkt auf irgendwelche 
konkreten Statements reagiere...)

Ich schlage mich in dieser Diskussion ganz klar auf die Seite von
Martin.

Viele Leute glauben, wenn sie eine GPL-Software sehen, bedeutet das
automatisch, dass jeder diese Software AUSSCHLIESSLICH unter der GPL
nutzen kann und darf. Sobald es eine oder mehrere andere Lizensierungs-
möglichkeiten gibt, wird das Projekt oft sofort als "kommerziell"
dargestellt - warum?

Sobald irgendwo auch nur ein einziges Text-Schnipselchen zu finden
ist, aus dem man entnehmen kann, dass die Software unter der GPL
steht, steht sie unter der GPL - mit allen dadurch implizierten 
Einschränkungen und Möglichkeiten.

Sobald irgendwo etwas von der Möglichkeit einer anderen Lizenz steht,
kann man die Software auch unter dieser anderen Lizenz nutzen (u.U.
gegen eine gewisse "Gebühr") - auch hier wieder mit allen 
Einschränkungen und Möglichkeiten der jeweiligen Lizenz.

Es gibt also kein Projekt, was "vorwiegend kommerziell und nebenbei
auch noch GPL" ist, oder umgekehrt "eigentlich GPL, nebenbei aber
auch noch kommerziell vermarktet wird". Wenn es beide Lizenzen gibt,
kann ich beide jeweils zu 100% nutzen, wenn ich die entsprechenden
Lizenzbedingungen erfülle...

Was sollte es einen GPL-Nutzer stören, dass Software gleichzeitig unter
einer anderen Lizenz angeboten wird? Die Tatsache, dass aqbanking-cli
ein "kommerzielles" Tool ist/wird, welches nicht mehr unter der GPL
steht, ist überhaupt kein Grund für die Aufregung... Oder würde sich
jemand tatsächlich genauso aufregen, wenn Martin einfach entschieden
hätte, dass es halt ÜBERHAUPT KEIN Kommandozeilen-Tool mehr in aqbanking
gibt? Vllt. hätte in diesem Fall sogar jemand Geld gespendet, damit das
alte Tool nach aqbanking3 portiert wird...

Der große Schrei kommt doch nur, weil ein ehemals FREIES Tool nun
nicht mehr frei ist - das ist für GPL-Anwender aber doch das gleiche,
als würde das Tool GAR NICHT mehr existieren (und auch das wäre die
freie Entscheidung von Martin).

Ach nein. Es ist ja doch nicht das gleiche. Das Kommandozeilen-Tool
ist gar nicht wirklich "weg" - denn die angesprochenen GPL-Anwender
könnten das neue Tool ja KAUFEN. Als das Tool noch "frei" war, waren 
sie bereit, dafür zu "spenden". Wenn es nicht mehr frei ist, wird es 
mit "pfui, kommerziell" als "nicht mehr unterstützenswert" hingestellt -
ich finde, da hat jemand den OpenSource-Gedanken seeehr einseitig
(nämlich ausschließlich eigennützig) ausgelegt.

Ich verstehe das angesprochene "mulmige Gefühl", das möglicherweise
den GPL-Spender überfällt, wenn er für GPL-Software spendet, die 
nebenbei noch über kommerzielle Kanäle Geld abwirft. Aber auch dieser
Denkansatz ist eigentlich falsch. Denn dann müsste es den Spender ja
auch stören, wenn ein ANDERER Spender für das GPL-Projekt spendet.

Denn es macht doch überhaupt keinen Unterschied, woher Geld für die
Weiterentwicklung von Software kommt - von spendenfreudigen GPL-
Usern oder von kommerziellen Anwendern... In der Regel ist es halt
nur so, dass "kommerzielle Nutzer" sagen was sie wollen, und erst
bezahlen, wenn es implementiert ist. "Spender" wiederum sehen, was
implementiert ist, finden das toll, und bezahlen (ähm, "spenden")
hinterher... 
Der einzige Nachteil, den die "Spender" in diesem Zusammenhang haben,
ist der, dass sie nicht auf der Umsetzung eines bestimmten Features
BESTEHEN können - dafür MÜSSEN sie ja auch nicht bezahlen...

Die von Martin angesprochene Politik bzgl. der Annahme von externem
Code ist in diesem Zusammenhang nur sinnvoll und bedarf eigentlich
keiner weiteren Diskussion - wer ein Produkt unter mehreren Lizenzen
zur Verfügung stellt, muss einfach dafür sorgen, dass er diese
Lizenzen auch tatsächlich "ausstellen" darf - und bei der Integration
von Code von Dritten wird das u.U. schwierig.

Lange Rede kurzer Sinn - ich halte es für absolut legitim, mit GPL-
Software "nebenbei" auch noch Geld zu verdienen. Und wer sich daran
stört, den halte ich grob gesagt für einen Schmarotzer oder jemanden,
der einfach nur neidisch oder sonstwas ist, dass ein GPL-Projekt evtl.
sogar kommerziellen Einsatz findet. 

-stefan-

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