Hallo Mechtilde, 

> -----Original Message-----
> From: Mechtilde [mailto:o...@mechtilde.de] 
> Sent: Wednesday, February 05, 2020 7:18 PM
> To: dev-de@openoffice.apache.org
> Subject: Re: Chemnitzer Linux-Tage 2020

> Wir brauchen Menschen, die das Projekt voranbringen. Das 
> heißt für mich.
> wir brauchen Menschen, die ihre Fähigkeiten zum Wohl des Projektes
> einsetzen und das Projekt voranbringen.
> 
> So habe ich selber entschieden, mich dafür einzusetzen, das
> Übersetzungsprojekt wieder auf Stand zu bringen und 
> zukunftsfähig zu machen.

Ja, richtig.

> Wenn jemand Führung braucht, muss er sich jemanden suchen, der bereit
> ist, sein Mentor zu sein.

Nein, darum geht es mir nicht und ich schrieb doch vorbeugend bereits:

"... und nicht vorher im Sorge und Vorurteile zu versinken, das hier jemand 
Meritokratie durch Demokratie ersetzen wolle"

was gewissermaßer natürlich in jedem Sinne zu verstehen ist, also ganz sicher 
auch so das niemand in Sorge sein soll das die Absicht bestünde ihm einen 
Führer vor die Nase zu setzen.


Worum geht es dann?
Das ich mit "führen" möglicherweise das meine was Du unter "koordinieren" 
verstehst.


Wenn ich schrieb das Meritokratie inzwischen zum Nebeneinander geworden ist, so 
war das nicht als Randnotiz gemeint sondern Kern der Sache weil ich ständig 
erlebe das es eine argumentative Flucht gibt die gewissermaßen meint das 
Meritokratie automatisch dazu führt das alle Problem bestmöglich gelöst würden, 
weil gewissermaßen jeder das Recht hätte alles zu tun was er für richtig hält 
und weil 'im Mittel' anzunehmen wäre das immer die wichtigsten Probleme 
automatisch auf Lösungsinteresse stiessen.

Wer gerne alles alleine macht der soll das tun dürfen, aber was ist es denn für 
ein Zustand das sich bei uns Entwickler um Nebensächlichkeiten kümmern müssen, 
statt sich auf das Programmieren zu konzentrieren?

Wie kann es sein, um ein anderes Beispiel zu bemühen, das wir eigentlich alle 
wissen (ich hoffe es ist so) das wir mehr und bessere Öffentlichkeitsarbeit 
brauchen, aber die Meinung vorherrscht das wäre kein Problem weil ja derjenige 
dem es besonders wichtig wäre doch einfach selbst anfangen solle, weil das 
quasi die meritokratisch korrekte Arbeitsweise wäre?

Wieso ignorieren wir das es viele Tätigkeiten jenseits des Programmiers gibt wo 
es Freiwillige erwarten das wir ihnen 'Aufgaben zur Auswahl ins Regal stellen' 
und sie nicht damit agitieren das ohne Meritokratie ehrenamtliche Arbeit ein 
Arbeiten in Unfreiheit und Bevormundung wäre?



Bleiben wir mal nur beim Programmieren: 
das Projekt wird nur gut laufen wenn ein hinreichender Teil der Arbeit 
koordiniert abläuft, denn nur dann wird das Projekt soweit vorangebracht, das 
der restliche Raum von spontaner Aktivität gefüllt sein kann.
Bei OOo übernahm SUN diese Rolle, bei LO übernehmen das einige Firmen (wobei 
mir beides nicht besonders gefällt, weil dadurch Macht entsteht die das Projekt 
lenkt, ohne das die Community realen Einfluss hat), aber eine Koordination ist 
nötig. 
Als Mindestmaß sehe ich dazu das sich die Programmierer zusammensetzen und 
gewissermaßen verbindlich verabreden was sie die nächsten 6 Monate 
programmieren wollen. Besser wäre wenn die Programmierer sich bei ihrer 
Entscheidung auch durch praxiskompetente Nichtprogrammierer beraten lassen was 
von den Anwendern besonders nachgefragt wird.

Ein Beispiel hatten wir gerade, als ich über die eine Funktion in LO sprach und 
Michael feststellte das wären nur wenige Zeilen Code.
Wie aber bringen wir solche Dinge in den Fokus der Entwickler und wie gelingt 
es uns davon zu überzeugen das bestimmte Dinge wichtiger sind als Andere?

Oder auch um den Bogen weiter zu spannen:
ich hatte die Frage Verein aktuell negiert (weil der Verein imho nichts bringt, 
solange der Rest des Umfelds nicht stimmt), ABER ... ein Verein könnte sehr 
wohl Gelder sammeln und könnte Entwickler für bestimmte Entwicklungen bezahlen. 
Damit haben wir aber bereits Erfahrungen (Stichwort OOoDeV) und die lauten 
(kurioserweise) das mehr Geld da war, als Leute die es konstruktiv nutzen 
konnten.
(Hinweis: und rede ich von Verein, meint das automatisch auch die Möglichkeit 
anderer Entitäten, z.B. einer gGmbH, wo sie denn nötig würden.) 

Wir haben viel geredet über "community-getriebene Entwicklung", warum aber 
haben wir nicht den Mut das auf eine Basis zu stellen die Programmierern eine 
Einkommensperspektive bietet und zwar als freie Programmierer oder Teil einer 
Entität in welcher sie gleichberechtigtes Mitspracherecht haben?

Ich kann jetzt nicht widerstehen Reinhard Wiesemann zu zitieren:
"Im Linuxhotel [...] sind wir der Meinung, daß es wenig Sinn macht, wenn 
intelligente Menschen ihre Arbeitskapazität überwiegend für irgendwas anderes 
einsetzen, und nur in der übrigbleibenden Freizeit Freie Software weiterbringen.
[...] Viele [...] haben eine m.E. seltsame Einstellung zur Frage des 
Geldverdienens. Das muß "irgendwoher kommen", aber bloß nicht dadurch, daß man 
etwas tut, mit dem anderen im Bereich Freier Software geholfen wird. Ich denke, 
mit dieser Einstellung wird großer Schaden angerichtet, weil intelligente 
Menschen den Löwenanteil ihrer Fähigkeiten und ihrer Zeit dann zwangsläufig 
außerhalb des Bereichs Freier Software einsetzen müssen."





Gruß
Jörg




  
 


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