kevin_m...@tutanota.com schrieb:

> Erstaunlich aber ist, dass sich manchmal das Endonym, manchmal das Exonym
> "durchgesetzt" hat. Woran liegt das? An der Aussprechbarkeit schon auch, aber
> nur bedingt; auffällig ist etwa, das vor allem italienische Orte u. Regionen
> nicht in ihrer Landessprache erhalten bleiben.

Wobei ich gerade italienische Orte einfacher aussprechbar finde, als
slowenische. Da liegt es wohl weniger an der Aussprache, warum Mailand gängiger
ist, als Pettau.

Ist ein spannendes Thema, ich hoffe es stört nicht, wenn wir uns das unabhängig
von OSM etwas weiter anschauen:
Bei Slowenien dürfte noch zwei Sachen reinspielen: Einerseits sind die deutschen
Bezeichnungen in Deutschland nicht so geläufig, wie in Österreich. D.h. der
Einfluss der deutschen Medien spielt da mit. Andererseits versucht das
offizielle Slowenien deutsche Bezeichnungen zu vermeiden.
Laibach wird zwar von offizieller Seite zwar ins italienische Lubiana übersetzt,
auf Deutsch belässt man es bei Ljubljana. Manchmal nimmt das seltsame Blüten an,
zum Beispiel wenn eine historische Person wie "Erasmus von Luegg" auf deutsch
"Erasmus von Predjama" bezeichnet wird.

Liegt es daran, dass es noch um vergleichsweise junge Länder geht? Oder betreibt
das offizielle Deutschland hier eine andere Politik als Österreich? In Polen
sind deutsche Namen ja ebenfalls noch sehr geläufig, dabei war die Beziehung
keineswegs unproblematisch.

Was Bratislava angeht, so hat die Slowakei heute den Standpunkt, dass die Stadt
sich 1919 von Prešporok in Bratislava umbenannt hat, und dieser Name nun - im
Gegensatz zu Prešporok - keine deutsche Entsprechung hat. Die Ungarn sagen
trotzdem weiterhin Pozsony.

Lustig finde ich auch, dass man öfter auf das Argument stößt, dass es
respektvoller wäre, den Namen der Einheimischen zu nehmen. Wobei die Leute
selber gar nicht mitbekommen, dass sie ihrer Definition nach dann bei Warschau,
Moskau und Mailand eigentlich respektlos wären. Und was, wenn eine offiziell
anerkannte deutsche Minderheit genauso Einheimische sein können?

Sicher ist die Debatte leider oft von Nationalismen und Revanchismen geprägt.
Andererseits könnte es aber heutzutage auch eine verbindende Wirkung haben, wenn
man in Grenzgebieten bzw. Nachbarländern sieht, dass Orte zwei Namen haben
können, und die Grenze dadurch etwas verschwimmt.

Diese Frage wollte ich aber jetzt nicht in OSM erörtern, keine Sorge... ;)

> An welchen Kriterien entscheidet zB die Wikipedia oder Google Maps, unter
> welchem Lemma sie die Namen eintragen? Warum verwenden dann beide nicht den
> Namen Stuhlweißenburg statt Székesfehérvár im Lemma?
Die Wikipedia entscheidet im Grund nach Häufigkeitsklassen. D.h. landet ein
deutscher Name in HK15, dann kann man diesen verwenden.
Kleinere Orte, und Namen die vorwiegend in Österreich geläufig sind, schaffen es
somit nie in HK15.

Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Namenskonventionen#Geographische_Namen

Allerdings gibt es da mittlerweile den Passus: "Gibt es für einen Ortsnamen auch
eine amtliche deutschsprachige Version, so wird diese verwendet."
D.h. man könnte wohl für einige Städte mehr das deutsche Lemma verwenden, als
das derzeit der Fall ist.

Was in der Wikipedia noch vorkommt, sind Formulierungen wie "Reichenberg, heute
Liberec". Finde ich auch irgendwie seltsam. Würde jemand "Prag, heute Praha"
schreiben? Solche Sachen betreffen meist eher kleinere Städte.

Insgesamt natürlich vom Sprachlichen her jedenfalls ein spannendes Thema.
Und da sind wir noch gar nicht bei Gebirgen und Flüssen, die über die Grenze
gehen können. ;)


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