Hallo,

Ulf Lamping wrote:
> Wenn z.B. die aktuell verfügbaren "brauchbaren" Höhendaten aktuell nur 
> für nichtkommerziellen Gebrauch verfügbar sind, sind sie halt 
> offensichtlich nicht wirklich frei.
> 
> Werden diese Höhendaten freier werden, wenn ich sie ohne Änderungen bei 
> OSM verwenden kann? Wohl kaum.

Die Diskussion geht jetzt stark ins politische.

Die Argumentation, der Du dich hier so halb anschliesst, ist die:

"Lieber mache ich allen Leuten das Leben schwer, um sie so richtig 
merken zu lassen, wie schlecht es ist, dass es keine freien Hoehendaten 
gibt, und um sie alle aufzustacheln, den Provider dieser halb-freien 
Hoehendaten zu nerven, dass er sie vielleicht ganz frei gibt, als dass 
ich erlaube, dass meine Daten mit diesen Daten kombiniert werden."

Es ist in meinen Augen der Versuch, eine politische Auseinandersetzung 
auf dem Ruecken anderer auszufechten, und das heisse ich nicht gut.

Wenn jemand aus politischen Gruenden *selbst* Nachteile in Kauf nimmt, 
ist das seine freie Entscheidung. Wenn jemand sich aber aus politischen 
Gruenden dafuer einsetzt, die Nutzbarkeit von OSM in Zusammenhang mit 
von ihm unerwuenschten Produkten willkuerlich einzuschraenken, um die 
darunter leidenden potentiellen Nutzer vor seinen Karren zu spannen 
("die wissen doch nicht, was gut fuer sie ist, ich muss die zu ihrem 
Glueck zwingen..."), der betreibt Politik mit fragwuerdigen Mitteln.

> Es hat doch durchaus inzwischen eine Reihe von Fällen gegeben, wo sich 
> die Rechteinhaber bei Datenspenden auf die CC-by-SA eingelassen haben - 
> was vorher vielleicht als utopisch erschienen wäre.

Tendenziell hat OSM sehr guten Erfolg mit der pragmatischen 
Herangehensweise: "Wenn Du mir Deine Daten gibst, ist das schoen. Wenn 
Du sie mir nicht gibst, erfasse ich sie halt selber." - Wir haben 
eigentlich nie versucht, irgendeinen Machthebel anzusetzen ("wenn Du mir 
die Daten nicht gibst, sorge ich dafuer, dass ganz viele Leute Dich 
anrufen und sich beschweren").

Aber lass mich die Sache mal umdrehen. Du schimpfst hier unter anderem 
ueber die nicht-freien Hoehendaten. Genauer die CGIAR-Daten, die eine 
Verfeinerung der PD-lizensierten SRTM-Daten sind und die unter einer 
"noncommercial"-Lizenz stehen.

Warum hat der Hersteller sich fuer diese Lizenz entschieden? Aus genau 
den gleichen (m.E. kleinkarierten) Motiven, die hier zum Teil 
unterschwellig, zum Teil deutlich hervortreten: "Ich will nicht, dass 
jemand anders mit meinen Daten Geld verdient". Wenn wir alle an die 
Stelle von Neid, Gier und Missgunst ein bisschen mehr Grosszuegigkeit 
setzen wuerden, wenn wir eine Kultur der Freiheit und Freigiebigkeit 
leben wuerden statt uns staendig den Kopf darueber zu zerbrechen, wie 
wir aus dem, was wir geben, den maximalen politischen oder monetaeren 
"return on investment" bekommen, dann wuerde die naechste freie 
Hoehendatenbank vielleicht *auch* wirklich frei und nicht nur halb-frei.

Nicht jede Freiheit muss mit Lizenzen, Klauseln, Vertraegen und der 
Drohung mit dem Anwalt erkaempft werden; man kann auch einfach eine 
Freiheit vorleben und hoffen, dass andere das Vorbild gut finden. Die 
ganze Diskussion wird meines Erachtens viel zu sehr von jenen 
beherrscht, die die Freiheit der Daten mit den gleichen Waffen 
durchsetzen wollen, mit denen die Unfreiheit anderer Daten gesichert 
wird. Dass es aber neben dem "bewaffneten Freiheitskampf" auch noch 
einen, wenn ich mal so platt sagen darf, Gandhi-Weg gibt, das nimmt 
niemand so richtig wahr.

> Natürlich macht eine Lizenz "wir nehmen alles was wir kriegen können" 
> die Sache erstmal einfacher, aber dem Ziel eine "freie Weltkarte" kommen 
> wir damit nun wirklich nicht näher ...

Dass unsere Benutzer nehmen koennen, was sie kriegen koennen, sollte 
eigentlich in unserem Interesse sein, oder? Alles andere ist doch 
Freiheit an der Leine.

Bye
Frederik

-- 
Frederik Ramm  ##  eMail frede...@remote.org  ##  N49°00'09" E008°23'33"

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