Hi Theo, *;

Am 12.05.20 um 09:34 schrieb Theo Schmidt:

Das glaube ich gerne. Es liegt auch daran, dass sich niemand für den Speicherplatz verantwortlich fühlt, wenn er nicht irgendwie beschränkt wird. Und die schlichte Unwissenheit auf allen Stufen. Einer meiner Kollegen mit vielen Qualifikationen ist trotzdem nicht in der Lage, den Text eines Dokuments zur Bearbeitung platzsparend zu verschicken, weil voll von hochaufgelösten und eingebetteten Bildern. Er weiss weder wie die Bilder zu reduzieren, noch sie zu verlinken (oder wegzulassen), und verschickt somit riesige Emails. Ganz schlimm sind die Einstellungen einiger Mailsclients, sämtliche Anhänge mit Antworten zurückzuschicken.


Volle Zustimmung. Ich als linux-sozialisiertes Lästermaul habe auch gerade heute erst meine "Lernkurve" und Erdung erfahren in erstmaliger Notwendigkeit, im Outlook im Web im Office 365 eine Nachricht beantworten zu müssen. Ich habe schlußendlich "nur" meine Antwort geschickt, weil es mir nicht gelungen ist, vernünftig die zwei Zeilen, die ich brauchte, zu zitieren.

Das Thema halte ich insofern schon für interessant, aber hier sehe ich zwei Baustellen, die mit FLOSS nur am Rande zu tun haben, für die ich aber keine Lösung kenne:


- Allgemein: Investition in nachhaltige, ressourcenschonende IT-Infrastruktur als ganzheitliches Konzept. Das berührt Speicherplatz und Bandbreite, das berührt aber auch Themen wie Platz-, Energie, Zeitbedarf (Menschen, die Kraft in den Betrieb von Technik investieren und dafür andere Dinge nicht tun können). Dort stelle ich mir manchmal schon die Frage, wie "effizient" ein KMU mit eigenem Serverraum hier ist im Vergleich zu Google oer Amazon, die das in extrem großem Stil und extrem optimiert machen bis zu einem Punkt, an dem sie sogar so etwas wie "green IT" systematisch steuern und beeinflussen können. Wenn ich mir nur [1] anschaue und vergleiche, mit welchen Problemen meine Organisation zu kämpfen hat, weiß ich, dass wir (und alle anderen, die ich im Umfeld kenne) *meilenweit* entfernt davon sind, sich solche Fragen auch nur stellen zu können.


- Konkreter: Optimierungsmöglichkeiten für kleinere Strukturen und Behörden in diesem Dunstkreis. In DE sehe ich nach wie vor Fachkräfte- und an vielen Stellen auch Budget-Mangel. Für die meisten Organisationen, mit denen ich zu tun habe, sind Ansätze wie Amazon oder Azure deswegen interessant, weil sie extrem gut in *beide* Richtungen skalieren. Brauch ich viel Ressourcen oder hoch verfügbare Dienste, bezahle ich viel. Brauch ich weniger Ressourcen, bezahle ich weniger. Habe ich weniger Geld, muss ich über meinen Ressourcenbedarf nachdenken. Mit self-hosted IT und Infrastrukturbetrieb in Eigenverantwortung, mit eigenen Leuten und Prozessen skaliert das für gewöhnlich nur in eine Richtung - nach oben; Rückbau von Infrastruktur und Personal bei weniger Last ist deutlich komplexer, wenn überhaupt möglich. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht Mist (weil es Kosten ohne Nutzen verursacht), aber es ist auch als Nachhaltigkeitsperspektive eklig (weil ich unter Umständen Leute habe, die "da" sein müssen, aber nix Sinnvolles tun können, oder weil ich Server und Storage habe, die "halbleer" laufen, aber nicht reduziert werden können).

Diese Themen sind aus meiner Sicht hinreichend relevant und spannend, aber absolut nichts, wofür die Lizenz von Software irgendwie maßgeblich wäre. Deswegen weiß ich nicht so recht, ob das (a) hier überhaupt Thema ist und (b) wie man das sinnvollerweise angehen kann. Und ich sehe auch durchaus Konfliktpotential: Selfhosting aus Perspektive "digitaler Autonomie" vs. eventuell Aspekte der Nachhaltigkeit / Ökologie?

VG,
Kristian


[1]https://www.google.com/about/datacenters/efficiency/
_______________________________________________
FSFE-de mailing list
FSFE-de@lists.fsfe.org
https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de

Diese Mailingliste wird durch den Verhaltenskodex der FSFE abgedeckt.
Alle Teilnehmer werden gebeten, sich gegenseitig vorbildlich zu
behandeln: https://fsfe.org/about/codeofconduct

Antwort per Email an