Hallo Theo und Kristian, On 5/13/20 11:42 AM, Theo Schmidt wrote: > Fazit: es ist immer ein politischer Entscheid, ob man die übliche > Komfortlösungen wählt und dabei z.B. die Weltraumpläne von Jeff Bezos > unterstützen will, oder sich mit lokalen Individuallösungen abmüht. Und > beim Energieverbrauch kann ich mir nicht vorstellen, dass auch die > effizientesten Green-IT Cloud-Lösungen sparsam sind, wenn man die ganze > Infrastruktur des Internets einrechnet, besonders wenn es dann noch > drahtlos gehen soll, wie immer mehr gefordert wird.
On 5/13/20 12:51 PM, Kristian Rink wrote: > ... > Finally: Als Unternehmen komme ich hier in Handlungszwang - nicht nur > politisch, sondern auch wirtschaftlich in zweierlei Dimension. Zum einen > bieten Azure, Google, ... teilweise Preismodelle an, mit denen lokale > Partner schlecht mithalten können. Zum anderen aber wird der > Konkurrenzdruck deutlich größer, weil Marktbegleiter in die eigene > Nische eindringen und deutlich wirkungsvoller sein können, wenn sie > gleich auf derartige Technologien aufsetzen und fokussiert und schnell > vorgehen können, ohne die Steine aus dem Weg räumen zu müssen, mit denen > wir uns in der Vergangenheit und teilweise noch Gegenwart herumschlagen > mussten. Ersteres ist nur nervig, zweiteres potentiell ruinös. Und in > dieser Gemengelage bewegt sich anno 2020 die Idee von "Software Libre" > und teilweise eine unscharfe Abgrenzung zwischen "Freier Software", > "Nachhaltigkeit", "digitaler Unabhängigkeit" und Selfhosting (teils auch > vor einem "es-war-schon-immer-so"-Hintergrund). Und ich denke eben, > konkret mit Blick auf Azure und FLOSS-Stacks dort drin, dass zurzeit > FLOSS nicht hilft, solche Probleme einzufangen - ganz im Gegenteil. Mit > Azure verdient Microsoft an Freier Software, während gleichermaßen ein > "Libre-" oder auch nur "unabhängiges" vergleichbares Hosting in dieser > Ausbaustufe fehlt. Ich kann perfekt "FLOSS" nutzen und trotzdem einen > Monopolisten unterstützen. Deswegen denke ich mehr als nur einmal, in > 2020 wäre Lösung genau dieses, des Hosting-Problems, mit mehr Fantasie > als nur "Eigenbetrieb" oder Genossenschaft (wobei letzteres Modell schon > mal gut ist) deutlich wichtiger in der Diskussion als die Frage nach den > Lizenzen für den Source-Code... danke für die sehr eindrücklichen persönlichen und daher für mich besonders aufschlussreichen Erfahrungsberichte anderer Lebenswirklichkeiten. Im Anschluss an Kristians Abschlusspassage stellt sich mir folgende Frage vor folgendem Gedankenspiel: Mal angenommen, die FLOSS-Bewegung hat es erreicht, dass FLOSS zur nicht mehr hinterfragten Selbstverständlichkeit geworden ist (bspw. wie die Inhaltsangaben auf Nahrungsmittelverpackungen). Zugleich hat unser Wirtschaftssystem dazu geführt, dass aus den aktuellen großen IT-Monopolisten durch offizielle Fusionen oder stillschweigenden Absprachen oder Firmen wie Black Rock, die bei diesen IT-Konzernen zum größten Anteilseigner werden, faktisch ein einziger geworden ist (wie gesagt: nur mal angenommen). Dieses Konstrukt entwickelt und "provided" nun alles, womit weltweit gearbeitet wird (es finanziert auch entsprechende ThinkTanks, die für neue Ideen sorgen, um disruptive Entwicklungen sofort einverleiben zu können). Eigenentwicklungen sind nach wie vor möglich, macht aber niemand, weil die Wettbewerbsstandards Einzelwegen keine Chance lassen, auch nur ansatzweise mit dem Rest mitzuhalten, schon allein, weil die FLOSS-Projekte zu riesig und die Standards zu komplex sind, um sie mit kleinen Kollektiven zu forken. Die Frage wäre nun für mich (ohne Ironie): Ist das dann die Freiheit, die Freie Software ursprünglich mal meinte/wollte? Hat die FSFE dann ihr primäres Ziel erreicht? Gruß Roland
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