André Reichelt wrote:

> Ich halte es durchaus für sinnvoll, wenn man auf mittlere Sicht dazu
> über geht, anstatt einfacher Linien wirklich jede Fahrbahn separat
> einzuzeichnen. Man sollte sogar noch weiter gehen und sämtliche Objekte
> der realtät entsprechend als Flächen erfassen. Außerdem sollte man davon
> weg kommen, mit Linien zu arbeiten und auf Kurven ausweichen, da diese
> weit realistischer sind. [...]
> 
> Auf jeden Fall ist es der falsche Weg, sich an irgendwelchen technischen
> Grenzen bei der Verwertung fest zu klammern.

Abstraktion ist nicht eine Beschränkung aufgrund "technischer Grenzen",
sondern eine Interpretation der Wirklichkeit, eine bewusste Auswahl
wesentlicher Informationen und deren Unterscheidung von den eben nicht
relevanten Informationen. Abstraktion ist also eine echte menschliche
Leistung, und daran will ich hier wirklich festhalten. Eine höhere
Detailtreue ist keinesfalls immer ein Gewinn, sondern kann auch einen
Verlust an Nutzen bedeuten, und das nicht nur bei einer gedruckten Karte.

Und selbst wenn es einmal Smart Phones und andere mobile Rechner geben
sollte, die die Daten von ganz Deutschland einschließlich aller Fahrspuren,
Bordsteinabsenkungen, Grünstreifen zwischen Fahrbahnen und Radwegen,
Hundekotbeutelverteiler, Pflastersteinen, Kanaldeckeln etc. nicht nur
speichern, sondern auch in Echtzeit für das Routing auswerten können, dann
braucht man immer noch Mapper, die diese Daten nicht nur eingeben, sondern
dauerhaft auf dem aktuellen Stand halten.

Ich sehe die Grenze in dieser Frage also nicht in der Technik, sondern im
Nutzen der Daten und in den freiwillig engagierten Mappern. OSM ist auf
eine breite Basis an Interessenten für diese Daten angewiesen, denn nur
solche, für sie relevanten Daten werden von ihnen auch in großem Umfang
erfasst werden. Wenn - z.B. aufgrund der Erfassung einer großen Menge an
den Details (m.a.W.: durch die Senkung des Abstraktionsniveaus) - die
Repräsentation eines Straßenstücks (oder sonstigen Objektes) in der
Datenbank zu komplex ist, als dass sie ein einfacher Nutzer bei Bedarf
korrigieren kann, dann wird die Gefahr groß, dass niemand Änderungen hier
auch einpflegt. Auch daher mein Plädoyer für eine gewisse Bescheidenheit.
Wir brauchen auch in Zukunft eine genügend niederschwellige Möglichkeit zum
Mitmachen (und zwar nicht nur bei OpenStreetBugs, dessen Meldungen dann ja
doch jemand in der Datenbank umsetzen muss.)

Gruß,
Hatto



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