Hallo,

Am Thu, 17 Dec 2009 13:13:05 +0100
schrieb Nora Geißler <nora_geiss...@yahoo.de>:

> Ich habe es nicht ausprobiert, Umlaute konsequent über tote Tasten zu
> tippen. Ich bin mir sicher, dass ich es lernen würde, und auch relativ
> flüssig – aber genauso sicher bin ich mir, dass es angenehmer und
> schneller ist, die Umlaute direkt eingeben zu können.

Ja, angenehmer ist es, zum Erzeugen eines Zeichens eine Taste direkt
anschlagen zu können. Warum ich es mit Umlaut-per-Tot-Funktion so genau
nehme: Ich sehe eine Möglichkeit, dass es auf gut vertretbare Weise
umsetzbar ist, wodurch wir Platz frei bekommen.

Warum wir Platz brauchen, das sei im übernächten Absatz erläutert.

Die Möglichkeit kursiert hier als Quick-Tot und wird unterschiedlich
aufgefasst. Gemeint ist damit keine Tot-Taste, die 6 Ebenen beansprucht
- die Tot-Tasten sollen dabei bleiben wie sie sind -, sondern zwei gut
erreichbare Ebene1-Positionen. Die eine soll gefolgt von aou die
Zeichen äöü erzeugen, die andere gefolgt von aou die Zeichen ÄÖÜ, d. h.
das Betätigen von Shift entfällt, weswegen das Schreiben grundsätzlich
flüssig möglich bliebe, zumal aou bestens erreichbar sind, was
angesichts der ursprünglich ungünsterere Lage äöü also keinen
nenneswerten Nachteil fürs flüssige Schreiben darstellt.
Wenn es z. B. möglich wäre auf ein angeschlagenes Mod3_rechts
gefolgt von uiaeo die Zeichen üßäéö und auf ein angeschlagenes
Mod3_links gefolgt von uiaeo die Zeichen ÜẞAÉÖ zu erzeugen, dann kann
nicht allen Ernstes an einer sehr guten Alternative gezweifelt werden.
Für den Zweck wäre es besser als Diaresis auf Ebene1 einer zu schlecht
erreichbaren Tot-Taste zu legen, die keine dafür wirklich gute Position
erhalten könnte, weil sie alle 6 Ebenen belegt.
Das beschriebene Prinzip halte ich zumindest für vielversprechend genug,
als dass es nicht hinreichend von mehreren Bereitwilligen erprobt werden
sollte oder nur anhand von Vermutungen, Prophezeiungen,
Sich-nicht-zutrauen oder wie auch immer gearteten Vorurteilen den
Mantel des Vergessens umhüllt bekäme.
Bislang gibt Ulf sich als Einziger zu erkennen, der mit alternativen
Eingaben der Umlaute viel Erfahrung hat - allerbeste Erfahrung.


Das Problem:
Aus den vorliegenden Erkenntnissen der Hardware-Entwicklung ist sowohl
von den Entwicklern als auch von den an einer Tastatur Interessierten
eine Tastatur mit weniger Tasten erwünscht. Anders wäre es auch Unfug,
sonst könnte man Neo3 gleich auf eine Kompakttastatur für eine Cherry
G84-4100er-Serie oder die zweiteilige Kinesis freestyle optimieren
(könnte sinnvoll sein).

Es ist allgemein bekannt, dass Standardtastaturen eine inzwischen viel
zu hohe Tastenanzahl haben, weshalb deren Erreichbarkeit von
der Grundposition ausgehend teilweise ergonomisch unvertretbar ist.

So wie ich es auffasse, scheint die Notwendigkeit zu bestehen, Neo3 mit
weniger belegten Hauptfeldtasten umgesetzt zu bekommen. Bei Auslegung
von Neo3 auf zu viele Tasten, befürchte ich große Schwierigkeiten, Neo3
auf einer ergonomisch vertretbar gut optimierten Hardware-Tastatur (mit
weniger Tasten) übertragen zu bekommen.

Es kommt nicht auf den Buchstabenblock allein an. Auch
Ebene1-Funktionen für Enter und Backspace sollten besser erreichbar
sein. Neo3 bringt mit den Modifiern neue Funktionen, für die auf der
Standardtastatur keine Tasten vorgesehen sind. Allein deshalb läuft es
bereits auf die Verringerung der Buchstabentasten auf dem Hauptfeld
hinaus.

Die Diskussion über die Positionierung der Modifier weist schon jetzt in
eine vielversprechende Richtung. Jedoch kann es dabei auf weniger
Buchstabentasten hinauslaufen. Dass die Buchstabentasten unbedingt als
Block zusammenliegen sollen (fürs Erlernen vielleicht (nicht sicher)
sinnvoll; einmal erlernt, ist es überflüssig), erschwert das Belegen.
Punkt und Komma sollte man nicht allen Ernstes für ein
unterzubringendes selteneres äöüßj ofern. Eher gehörten zudem " und -
auf eine bessere Ebene1-Position des Buchstabenblocks.

Neo2 sieht nicht danach aus, als wäre die zu hohe Tastenanzahl einmal
Thema gewesen. Vielleicht kann das Problem bei Neo3 überdacht werden.

Wie soll eine Tastatur ergonomisch belegt werden, die zu
viele Tasten hat, d. h. mit teils ergonomisch unvertretbar schlechten
Erreichbarkeiten?
Man kann die Grundposition der rechten Hand um
eine Taste weiter nach rechts legen. Dabei müssen unbedingt bestehende
"Standard"-Tastaturen mit geteiltem Tastaturfeld berücksichtigt werden.
Die andere Möglichkeit besteht im Verringern der Buchstabentasten.

Unter den Buchstaben, die keine eigene Taste haben müssen, kommen
insbesondere die Umlaute in Frage, weil sie mittels Toter Taste
sinnvoll erzeugbar sein dürften und das ß, weil es selten vorkommt.
Dazu jedoch müsste mindestens eine Tot-Funktion an gut erreichbarer
Stelle stehen, wobei dafür Ebene1 genügt (eine 6-ebenige Tot-Taste
könnte an so einer Stelle die anderen Ebenen stören).
Das j wäre der naheliegenste Buchstabe, der keine eigene Taste haben
muss, da insgesamt selten, und wenn, dann häufig an Wortanfängen.
Allerings ist j kein sprachliches Sonderzeichen.

============

Das mit den Häufigkeiten möchte ich genauer wissen. Daher ein Versuch,
die Häufigkeitssumme sprachlicher Sonderzeichen für Französisch,
Spanisch, Deutsch und Italienisch (¹):

Französisch
Éé      2,349 %
Àà      0,476 %
Èè      0,362 %
Çç      0,066 %
Ââ      0,060 %
Ôô      0,048 %
Îî      0,046 %
Ûû      0,038 %
Ùù      0,037 %
Ïï      0,024 %
Œœ      0,016 %
Ëë      0,012 %
Êê      0,003 %
Summe:  3,537 %

Spanisch
Íí      0,806 %
Óó      0,629 %
Áá      0,431 %
Éé      0,347 %
Ññ      0,271 %
Úú      0,110 %
Üü      0,005 %
Summe:  2,599 %

Deutsch (Leipziger Textkorpus (332 Millioen Zeichen))
Üü      0,556 %
Ää      0,483 %
Öö      0,218 %
ß       0,193 % bis 0,133 % (Neue Rechtschreibung)
Summe:  1,450 % bis 1,391 %

Italienisch
Èè      0,246%
Àà      0,212%
Òò      0,100%
Ùù      0,081%
Ìì      0,072%
Éé      0,030%
Óó      0,001%
Summe   0,742%


Laut Institut für Deutsche Sprache beträgt die Häufigkeit von
fremdsprachigen Sonderzeichen in deutschsprachigen Texten 1,758 %
(11-Mrd.-Zeichen-Korpus), d. h. sie kommen häufiger vor als die
deutschsprachigen Sonderzeichen ÄäÖöÜüß (insbesondere seit die Neue
Rechtschreibung das ß erheblich verringert).
(In den drei anderen Sprachen kommen fremdsprachige Sonderzeichen
viel häufiger vor als im Deutschen.)

Bei der Häufigkeitssumme der sprachlichen Sonderzeichen liegt das
Deutsche nicht gerade hoch.

Daraus folgere ich, dass es sinnlos ist, die Häufigkeiten von
sprachlichen Sonderzeichen zusammenzufassen. Vielmehr wird jedes
einzeln betrachtet werden müssen.

Wo es für üä vielleicht noch nachvollziehbar erscheinen kann, eigene
Tasten zu belegen - bei guter Tot-Funktionslage (erst recht bei gut
gemachtem Quick-Tot) bezweifle ich das immer noch-, sind eigene Tasten
für ö, aber ganz sicher für ß kaum vertretbar, zumal " und - aufgrund
ihrer Häufigkeit eher auf Ebene1 gehören können als öß.

Vom Prinzip her weist das das Erzeugen von Umlauten mittels
Tot-Funktion eine hohe Ähnlichkeit zum Erzeugen von Großbuchstaben auf.
Für Großbuchstaben muss erst eine Taste heruntergedrückt werden, bevor
die Buchstabentaste betätigt wird. Bei Tot wird die erstere Taste nur
angeschlagen.

Mit netten Grüßen
Karl



Quellen:
¹
http://mariusfink.ma.funpic.de/buchstabenprofile/doc/facharbeit/facharbeit.pdf
²
http://mariusfink.ma.funpic.de/buchstabenprofile/doc/tabellen/idsmannheim.pdf




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