On 23.01.2018 17:23, Stefan Nagy wrote:
Das Problem mit vergessenen Namen betrifft nicht nur Siedlungen,
sondern auch Flurnamen, Namen von Bergen, Tälern, Wäldern, Wiesen,
Bächen, Steigen, sogar Eisenbahnen (z.B. Innere Aspangbahn, siehe
http://www.openstreetmap.org/way/27798063/history). Wir müssten alle
diese Namen, die in Vergessenheit geraten sind, aus OSM heraushalten.
Aber wie können wir als Kartografen wissen, ob ein Name in
Vergessenheit geraten ist? Alle Anwohner im Umkreis von x km
befragen? Das ist nicht durchführbar!
Google fragen? Google kennt auch Nikolsdorf...

Ich finde, bevor wir Namen wie Nikolsdorf und die Innere Aspangbahn,
die zumindest in der Literatur belegt sind, in Frage stellen, sollten
wir uns erst mal um die vielen falschen Flurnamen kümmern, die von
Sofamappern ebenso wie die falschen Straßennamen unreflektiert aus
der Basemap abgeschrieben wurden. Diese Flurnamen sind teils an der
falschen Stelle, teils falsch geschrieben, teils sind es in Wahrheit
gar keine Flurnamen, sondern Namen von Bergen, Wäldern usw.

Es geht nicht darum, dass der Name der nach wie vor existierenden
Vorstadt Nikolsdorf vergessen wurde; die Vorstadt existiert nicht mehr.

Sie existiert schon noch, sie ist nur mit anderen Vorstädten zusammengewachsen - genauso wie Wien im Südwesten mit Perchtoldsdorf, Brunn am Gebirge, Maria Enzersdorf, Hinterbrühl, Gießhübl, Mödling, Guntramsdorf, Wiener Neudorf und Vösendorf siedlungsmäßig zusammengewachsen ist, nur administrativ sind die noch eigenständig. Wenn man die place-Nodes der Wiener Vorstädte rauslöscht, müsste man konsequenterweise auch die place-Nodes von Mödling usw. löschen und nur die admin-Grenzen lassen.

Aber wenn so eine Übertragung nicht passiert, dann ist das kein Fehler,
sondern einfach Ausdruck davon, dass die (sub)kulturelle Identität
nicht stark genug ausgeprägt war bzw. durch Entwicklungen erodiert
wurde. Vermutlich waren die Bewohner Nikolsdorf innerhalb weniger
Jahrzehnte eine kleine Minderheit der Einwohner. Und da ist Nikolsdorf
gestorben.

Die neuen Bewohner hätten den alten Namen aufgreifen und ihr Grätzl so
benennen können; dann wäre das ein neues Grätzl mit dem Namen der
ehemaligen Vorstadt gewesen – vielleicht haben sie es ja sogar getan.
Aber heute existiert weder eine Vorstadt (innerhalb Wiens) noch ein
Grätzl mit dem Namen Nikolsdorf. Was es gibt, ist historisches Wissen
darüber, was da mal war.

Das ist ein Unterschied in der OSM-Definition zwischen suburb und neighbourhood, dass für neighbourhood eine kulturelle Identität nicht nötig ist.

Wenn du von Flurnamen, Namen von Bergen, Tälern, Wäldern, Wiesen,
Bächen, Steigen etc. schreibst, dann ist das etwas völlig anderes. Ich
gehe davon aus, dass die Flur, der Berg, das Tal, die Wälder, Wiesen,
Bäche, Steige nach wie vor da sind.

Die Berge sind schon noch da, aber bei Flurnamen liegt die Herkunft meist im Dunkeln. Es gibt da welche, wo man Mutmaßungen anstellen kann ("Toter Mann", "Beim Fernrohr", "Auf den Kohlen"), aber auch welche, wo auch mit viel Fantasie die Bedeutung kaum mehr zu erahnen ist ("Gony", "Schliefering"). Man kann auch oft nicht sagen, ob sich ein Name auf eine geomorphologische Vollform oder eine Lokalität oder einen Wald bezieht (z.B. Namen mit -schacher).

Auf der Wikipedia steht zu dem Thema:

"Nicht zu verwechseln mit den Katastralgemeinden sind die Ortschaften
oder Orte, ursprünglich eine Ansammlung von Häusern, die durch eine
gemeinsame Konskriptionsnummerierung zusammengefasst wurden (also
Adressbereiche). Die Begründung einer Ortschaft – immer als
Siedlungsraum – kann eine Katastralgemeinde sein, ist es aber nicht
zwingend: In einer Katastralgemeinde können auch mehrere Ortschaften
liegen, oder umgekehrt, oder die beiden Systeme keinen Zusammenhang
haben. In manchen Bundesländern sind in weiten Bereichen
Katastralgemeindegliederung und Ortschaftsgliederung bis heute
übereinstimmend, in Niederösterreich etwa werden für die allgemeine
Ortsgliederung vornehmlich die Katastralgemeinden angegeben, in anderen
Bundesländern die Ortschaften. In Tirol und Vorarlberg bezeichnet man
übereinstimmende Katastralgemeinden und Ortschaften meist als
Fraktion." (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Katastralgemeinde#Katas
tralgemeinde_und_Ort(schaft)

Wäre es angesichts dessen nicht sinnvoller, Ortschaften (bzw.
Ortsteile) als boundary=administrative + admin_level=10 einzutragen und
Katastralgemeinden mit admin_level=11?

Nein, denn die Ortschaften haben keine genau definierten Grenzen, und der Wikipedia-Artikel sagt ja, dass es auch Fälle gibt, wo eine Katastralgemeinde mehrere Ortschaften umfasst, also da müsste man ja je nach Region mal 10 den Ortschaften zuweisen und 11 den Katastralgemeinden, mal umgekehrt. Da kommt nur ein Chaos heraus.

--
Friedrich K. Volkmann       http://www.volki.at/
Adr.: Davidgasse 76-80/14/10, 1100 Wien, Austria

_______________________________________________
Talk-at mailing list
Talk-at@openstreetmap.org
https://lists.openstreetmap.org/listinfo/talk-at

Antwort per Email an