> Gesendet: Sonntag, 08. April 2018 um 21:15 Uhr
> Von: "Florian Lohoff" <f...@zz.de>
> An: "Christian Müller" <cmu...@gmx.de>
> Cc: talk-de@openstreetmap.org
> Betreff: Re: [Talk-de] Flächen/Wege // Trolling in changesets
>
> falscher wäre. Das einzige was eine valide Breite wäre wäre ein "width"
> tag das aber vernachlässigbare verbreitung findet und auch von
> keinem Datenkonsumenten ausgewertet wird.

"Don't bend the data", ja?  Just be patient.  Wie willst du auf der
Grundlage fehlender Daten argumentieren, dass die Linie nur etwas
/repräsentiert/, dass in der Realität gar nicht da ist??

Das ist absurd!  Und das ist so auch nicht dokumentiert.  Und die
verschiedenen Anwendungen, die Standardwerte für irgendwelche
Breiten ungefähr annehmen gehören genauso zu OSM wie das doku-
mentierte width-Tag.  OSM besteht nicht nur aus der DB!  Es
ist ein verteiltes Ökosystem.


> > Es ist eine Frage der Datenverwendung, ob der Linienzug und die assozi-
> > ierten Attribute zur Rekonstruktion der räumlichen Ausdehnung in 1, 2
> > oder 3 Dimensionen verwendet werden.
> 
> Nein - Man kann keine Tangente an einen Punkt konstruieren.

Niemand sprach von Punkten.  1 Dimension: Länge, 2 Dimensionen: Länge
plus Breite, 3 Dimensionen: Länge + Breite + Höhe

Verläuft der Straßenkörper annähernd gerade, reichen zwei Werte und eine
Linie um nach Belieben den ursprünglichen Körper rekonstruieren zu können,
je nachdem wieviele seiner Dimensionen für den Anwendungsfall benötigt
werden.


> Das ist jetzt nen bischen billig die Nummer. Es ist eben kein beliebiger
> extrusion algorithmus.

Doch ist es.  Simple is beautiful.  Komplizierter ist es für das 3D-
Mapping eigentlich auch nicht und das funktioniert schließlich bestens,
ohne die Lohoff'schen Einwände und Sorgen.  Es ist genauso nicht perfekt,
enthält abstraktionsbedingt Fehler, aber niemand kann und war darauf aus,
jeden Punkt der Realität in OSMs Datenbank abzubilden.


> Nein - Es prägt was mit den Daten möglich ist Mathematisch und was eben
> nicht - Und wenn dann Behauptungen in den Raum gestellt werden so wie
> von dir das das  ja "kein problem" sei oder "mathematisch nicht
> aufwendig" oder "problemlos" oder "allgemeine praxis" dann weiss ich
> daran schon das derjenige es nie selber probiert hat.

Du liest wahrscheinlich immer nur den Anfang meiner mails.  Es IST kein
Problem eine Fläche mit relativ konstanter Breite, die als Linie idealisiert
wurde mit der zugehörigen Breiteninformation unter Verwendung der Extru-
sionsmethode geometrisch zu reproduzieren.


> Ich bin echt müde dir jetzt aus einem OSM XML das auszurechnen das es
> günstiger ist weil dann kommt die nächste Schutzbehauptung und die
> nächste - Glauben ist halt das Gegenteil von Wissen. Vergleich dazu
> Gunkl und die Mondlandung.

Lächerlich, das ist doch selbst eine Schutzbehauptung!  Rechne es
doch einfach nach und trete damit an.


> talk-de ist vielleicht nicht der richtige Platz die Philosophischen
> Aspekte zu diskutieren die dir da jetzt so vorschweben.

?


> Es sind keine Momentaufnahmen sondern bezogen auf die Technischen Mittel
> des Eintragen möglichst genau zu erfassende Verifizierbare Daten.

Ja, die Erde ist eine Scheibe.  Amen.  Bei uns gab es mal einen Kirschbaum,
den konnte man recht lange verifizieren.  Heute steht da ein Poller.  An
anderer Stelle war mal eine Gärtnerei, da ist jetzt ne Tankstelle.  Alles
Momentaufnahmen, verifizierbar für kürzeste Zeit.  Die ganze Karte ist
eine Momentaufnahme und in bestimmten Details stets inaktuell.

Vielen Dank für deine Links, die ich alle sehr gut kenne.  Wie du
sehen kannst, können die kaum eindeutig sein, hätten wir doch hier
sonst keine Meinungsverschiedenheiten und würden im Gleichklang
tönen.

Momentaufnahmen sind verifizierbare Daten, für den Moment.


> Völlig irrelevant - Es geht nicht darum eine Fläche zu validieren 
> sondern es źu unterlassen absichtlich und aus purer Bequemlichkeit oder
> für den Renderer einen Fehler hinzuzufügen. 

Du verstehst es immer noch nicht.  Das was du als Fehler ansiehst,
ist in einem anderen Kontext kein Fehler.  Selbst die Ackergrenze
verschiebt sich von Jahr zu Jahr.  Willst du den Bauern jetzt auch
noch anhauen, dass der gerade fahren soll, damit du bei deiner Ein-
Meterdiskussion recht behältst?

Ohne Validierungsregel kann hier keiner behaupten, dass etwas
falsch ist, weil der (ich wiederhole mich..) /Bezugsrahmen/
nicht geklärt ist und eben auch nicht überprüft wird.

Du hast halt deinen Bezugsrahmen in dem das ein Fehler ist,
der nächste hat einen anderen, wo deine Linie einen Fehler
darstellt.  Es ist müßig darüber zu diskutieren.  Wenn du
hier so deinen Willen durchdrücken willst, dann darfst du
die Leute nicht anbetteln, dass so und so einzuhalten, son-
dern musst einen Regelsatz aufstellen, der serverseitig /über-
prüft/ bzw. validiert was auf den Server drauf darf und was
nicht.


> > Und im Prinzip sind Multipolygone und Boundaries derselbe Wein in
> > anderen Schläuchen.  Wenn man wöllte und die Auswertung entsprechend
> > anpasst, könnte man das vereinheitlichen.  (Ein Flächentyp in der API
> > würde evtl. genau das tun.)
> 
> Nein - Grenzen sind explizit so definiert das die in der Mitte eines
> Weges verlaufen können. Das steht typischerweise im entsprechenden
> Gesetz das die Mitte eine Flusses die Grenze darstellt. Bzw noch
> schlimmer. Die Mitte des Flusses mit dem Stand von 1943.

Du verstehst nicht, worauf eine Vereinheitlichung hinaus laufen würde.
Wenn eine Flächengrenze in der Wegmitte verläuft, dann überlappt eben
diese Fläche die Wegfläche - wo ist das Problem?  Wie der Grenzverlauf
bestimmter Flächen gesetzmäßig geregelt ist, hat mit der mathematischen
Repräsentation eines geographischen Faktums, das ein anderes enthält,
überlappt oder von ihm eingeschlossen ist, rein gar nichts zu tun.


> Somit ist eine Grenze etwas ganz anderes als ein Landuse. Die Straße ist
> kein Acker - auch nicht die Hälfte bis zur Mitte.

Nein, ist es eben nicht.  Ein "landuse" tag wird mit einer Fläche assozi-
iert, die //notwendigerweise// durch eine Flächengrenze begrenzt wird.

Wie diese Flächengrenze kodiert wird, ist ein anderes Thema.  Wie bei der
Flussmitte für Landesgrenzen wiederholt sich das Problem (fraktalartig
eben) auch in Innenstädten, etwa wenn es darum geht, Stadtteilbezirks-
grenzen zu erfassen.  Auch für diese kann es Sinn machen, die Straßen-
mitte und nicht die -kante als Flächengrenze zu verwenden und damit
eine Überlappung verschiedenartig definierter Flächen zuzulassen.

Es ist richtig (oder wünschenswert), dass falls man die Extrusion
der Wegfläche aus der Mittellinie heraus zur Fehlerminimierung bei
der Rückübersetzung aus einem abstrakteren Modell verwenden will,
für die angeklebten Flächen entscheiden können muss, welche wahr-
haft Nachbarn sind (also durch den Umriss nach Extrusion begrenzt
sind) und welche das physische Objekt per Definition überlappen.

Das verdeutlicht dir aber nur noch einmal, das für bestimmte
Flächen (die, die so definiert sind/werden) weiterhin die Mittel-
linie als Flächengrenze benutzt werden wird, selbst wenn es einen
explizit eingezeichneten Straßenumriss gibt und echte Nachbar-
flächen damit vernäht werden.

D.h. ähnlich wie die Flussmittellinie nicht durch das Erfassen von
waterway=riverbank für das Ankleben aller Flächengrenzen freige-
stellt wurde, so wird sich auch die Straßenmittellinie mit einem
Paradigma, das dem bei Fließgewässern verwendeten gleicht, nicht
vollständig der Flächendefinition entziehen.

Wenn ein Gesetzestext die Flussmittellinie als Grenze /definiert/,
dann ist es eher unschön, wenn die in OSM nicht wiederverwendet
wird und stattdessen Lücken und ungenaue Überlappungen einge-
tragen sind.  Das gleiche ist dann auch auf Stadtteilgrenzen
o.ä. übertragbar.


> Wie ich dir schon mind. 3 mal schrieb sind Node Positionen kein
> verhandelbares gut bei OSM.
> Das sind auch keine Konstruktionshilfen oder nett gemeinte Ratschläge.
> Das sind absolute vom Mapper vorgegeben Positionen - Die verändert kein
> Algorithmus oder Renderer. 

Es ist auch, wie ich dir schon mehrfach schrieb, nicht verhandelbar,
dass die Objekte in der DB reale Objekte vor Ort /abbilden/ und dabei
abstraktionsbedingt ein Fehler entsteht.  Gerade dann, wenn man sich
entscheidet, Objekte mit konstanter Ausdehnung in eine Dimension da-
durch zu /vereinfachen/, dass etwas flächen- oder körperhaftes als
Linie /idealisiert/ wird.

Die Node-Positionen der Straße waren schon immer eine /Idealisierung/
eines geographischen Faktums, dass interpretiert werden muss, ob von
Mensch oder Algorithmus um Informationen über die Welt rückzugewinnen.

Niemand ist je rausgegangen mit der Maxime ein Ein-Dimensionals Objekt
zu vermessen, das ist reiner Blödsinn.  Wir haben keine unendlich
dünne Mittellinie von Mittellinien von Straßen gesucht, sondern ein
mathematisches Modell genutzt, um geographische Fakten, die vor Ort
beobachtbar sind und waren /abzubilden/.

Als die Straßenbreite auf Luftbildern noch nicht erkennbar war, war
es i.d.R. auch völlig Wurst, /wo/ genau die Koordinaten liegen, die
das GPS gemessen hatte.  Es ist auch der Intuition und keineswegs
irgendeiner Vorgabe geschuldet, dass bevorzugt die Mittellinie an-
genähert wird.

Es wurde schon immer die Straße erfasst /mittels/ Abstraktion, die
Straße aber /ist/ keine Abstraktion, sie ist das geographische
Faktum!


> Sie besagen so dinge wie:
> - Hier exakt steht das Schild
> - Hier exakt ist die Ecke des Ackers
> - Hier exakt ist eine Straßenlaterne

Streiche "Hier", ergänze "an dieser Position".  Das sind alles Ab-
bilder, Messwerte..

Sie besagen nicht Dinge wie
- An dieser Position exakt verläuft die Mittellinie einer Straße.
sondern
- Entlang dieser Positionen verläuft eine Straße. (mit allem drum
und dran)

Um nochmal auf die Momentaufnahme zurückzukommen.  Was denkst du,
warum so Tags wie "last_checked" eingeführt wurden, die besagen,
wann sich eine Messung vor Ort mit einer weiteren (zu einem anderen
Moment) nochmals bestätigen ließ.


> Wir raten oder konstruieren nicht bei OSM - Wir erfassen fakten. Und das
> so genau es uns unsere aktuellen Technischen Möglichkeiten erlauben.

OSM erfasst nicht die Fakten, sondern ausgewählte Aspekte dieser Fakten.
Es bildet /Modelle/, die diese Fakten /modellieren/.  Ein Modell ist nicht
der Fakt.  Das Stichwort ist evtl. "Vermessung der Fakten", und das ist
auch nicht neu, wenn man in alten Schriften liest.

Die Modelle, die Fakten der Realität abbilden sind sehr wohl /konstruiert/.
Das ganze Geoid ist /konstruiert/, es ist eine mathematische Approximation,
die scheinbar und /bisher/ am besten den Körper /abbildet/, den wir im
Kleinen weiter vermessen.  In der Vergangenheit wurden andere Geoide aus
Messdaten /konstruiert/, die sich später als weniger gut approximierend
darstellten.  Manche sagen heute dazu, dass sie schlicht falsch waren,
aber das ist nicht korrekt, denn für die Gebiete aus denen die Mess-
daten stammten, die zur Geoidkonstruktion verwendet wurden, passten
diese Modelle nämlich seehr gut.


> In der Realität hat die Straße eine Breite - In welchem Faktum steckt
> diese Breite wenn du eine Linie bei OSM einträgst die dann bei Mapnik,
> OSMAnd etc ausgewertet wird.

Das sagte ich bereits:  Im width-Tag, in der Klassifikation der Straße
und ggf. in der Anzahl der lanes.  Je weniger davon explizit getaggt
wurde, desto ungenauer das Modell, das heißt aber nicht, dass das Modell
ein 1-dimensionales geographisches Faktum der Realität /abbildet/.

Außerdem ist die Schlussfolgerung, ein width-Tag sei so oft nicht vor-
handen, deswegen würde das modellierte geographischen Faktum keine
Breite besitzen, nicht schlüssig.  Das ist "missing data", nicht mehr
und nicht weniger.


> Linienobjekte sind bei OSM Eindimensional und das waren sie immer.

Ja exakt, aber nicht Straßen oder beliebige andere Features, die
damit repräsentiert werden.


> > b) Die Linie wird als Repräsentat der Straße mit Straßenfläche und
> > ggf. weiteren (in den Daten teilweise wegabstrahierten) Features
> > aufgefasst.
> 
> War und ist es nie gewesen.

Das ist eine Behauptung ohne Beleg und entspricht nicht den Tatsachen.
Selektive Wahrnehmung?


> > Das wird sich in Zukunft mit der Verbreitung der Flächenumrisse auf-
> > lösen, aber in anderen Dingen auf einer höheren Zoomstufe wieder-
> > kehren.  Das Phänomen wiederholt sich fraktalartig und es gibt
> > eben mehr als einen Lösungsansatz.
> 
> Genau - Deshalb gibt es überhaupt die Ansätze Straßen als Flächen zu
> erfassen.

Wenn du die Parallele zu den Flussmitten ziehst und feststellst, dass
eben nicht /alle/ Flächen am Ufer enden, dann freut man sich hier ob
einer Konfliktlösung evtl. zu früh.  Insofern war diese Behauptung evtl.
voreilig.


Gruß

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