Liebe RUGler,
es ist still geworden auf dieser Liste und ich frage mich momentan,
woran das liegt. Vielleicht gibt es ja noch Leben da draußen und ich
fände es spannend von euch zu hören, wie Ihr die Lage der
Ruby/RoR-Nation einschätzt: Ich habe mal ein paar Punkte/Hypothesen
zusammengefasst, über die ich in der letzten Zeit öfter gestolpert bin:
* alle Rails-Probleme sind gelöst. Oder alle sind zu anderen Listen
abgewandert entweder zu den englisch-sprachigen Listen oder zu den
Listen für Spezial-Themen wie deployment/cloud, mongoDB/Mongoid
usw.? Oder viele haben mittlerweile Rails wieder aufgegeben?!
* die Verbreitung von Ruby/RoR beschränkt sich weitgehend auf die
Startup- und Webszene: Es gibt sehr viele
Social-Something-Anwendungen, CMS-Lösungen, Backends für Mobile-Apps
aber ich habe noch nicht viel davon gehört, dass eine Versicherung
jetzt Ihre Fallbearbeitung auf Rails umgestellt hätte oder ein
Logistik-Konzern seine Lagerverwaltung mit Rails macht. Natürlich
ist Rails nicht für alles geeignet, aber ich habe genügend Projekte
in diesen altmodischen Brick-and-Mortar-Unternehmen gesehen, bei
denen reflexartig Java/JEE eingesetzt wird und nicht mal eine
Millisekunde über irgend etwas anderes nachgedacht wird - von Rails
bei BMW oder Allianz oder Siemens habe ich noch nix gehört. Man kann
diese Projekte vielleicht langweiliger als Social-Somethings finden,
aber sie sorgen für einen erheblichen Teil des IT-Job-Markts. Und
hier findet Ruby/RoR einfach nicht statt: Oder täuscht mich mein
Eindruck da?! Oder ist das auch gut so und Rails gehört da auch gar
nicht hin und wenn Versicherung dann bitte COBOL oder wenigstens Java?!
* wohin entwickelt sich Rails? In letzter Zeit stolpere ich immer mal
wieder über Rants mit so schönen Überschriften wie "The Sun is
setting on Rails style MVC Frameworks"
(http://caines.ca/blog/programming/the-sun-is-setting-on-rails-style-mvc-frameworks/),
dann gibt es ein paar, die sich darüber beschweren, dass der
Merb-Merger alles nur langsamer und unübersichtlicher gemacht hat,
dann gibt es LightRails (https://github.com/lightness/lightrail/),
das Rails wieder verschlanken will, oder die Leute, die sagen, dass
man sowieso nur noch APIs braucht und deswegen am besten gleich
alles mit Sinatra machen sollte. Oder gleich mit node, weil ist
schneller und in 2 Jahren reden wir sowieso alle nur noch JavaScript
(http://gilesbowkett.blogspot.de/2012/02/rails-went-off-rails-why-im-rebuilding.html
oder http://blog.nodejitsu.com/scaling-isomorphic-javascript-code).
Ist da was dran? Taugt Rails noch für die schöne neue
App/HTML5/1-Page-App-Welt? Oder ist es mittlerweile Bloat-ware, weil
es versucht alles für alle zu sein?
* Ich selber ertappe mich dabei, dass ich Features, die ich zuerst
noch zweifelhaft fand, plötzlich nicht mehr missen möchte. Die
Asset-Pipeline ist so ein Fall: Ich fand das dubios und hatte das
Gefühl das gehört eigentlich nicht da rein&es gibt schon tausend
Alternativen dazu, aber mittlerweile sind fast alle größeren
JavaScript-Libraries in gems eingepackt (z.B.
https://github.com/anjlab/bootstrap-rails), natürlich ist
coffeescript netter als rohes JS, precompiler für
JavaScripts-Templates (z.B. für handlebars) gibt's als Bonus und
rails funktioniert so als Rundum-Sorglos-build-System für
JavaScript-Apps. Es ist praktisch, aber ist es auch der richtige
Weg? Oder sieht für mich die ganze Welt wie ein Nagel aus weil ich
nur einen Hammer habe? Ist das nur ein temporärer Hack, der den
Umstand kaschiert, dass es für JavaScript (noch) kein Modul-Konzept
gibt und ist node.js nicht auf lange Sicht besser als Build-System
geeignet, wenn sowieso alles nur noch JS ist?! Oder ist das Ganze
wirklich eine gute Idee und Rails entwickelt sich zu einer Art
Integrations-Ökosystem für Webtechnologien (und klärt dann auch
irgendwann die Frage welche Version der JavaScript-Bibliothek in
dieser Version des gems verbaut ist)?
Wie seht Ihr das? Geht es Rails gut oder müssen wir uns Sorgen machen,
schreiben wir in 2 Jahren alle nur noch JS (oder GOtt bewahre GO oder
Dart... ) und die Ratten suchen sich jetzt alle schon mal ein Node-Floß,
um das sinkende Schiff zu verlassen?!
Viele Grüße
Stefan
--
Stefan Frank
Softwareentwicklung
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