On Mon, Jul 09, 2012 at 02:52:02AM +0200, Stephan Wolff wrote:
> Ich sehe durchaus die von den anderen Beteiligten genannten
> Probleme bei der Relationserstellung, -pflege und -auswertung.
> Insbesondere bleibt das Henne-Ei-Problem zwischen Softwareanpassung
> und Relationsnutzung. Trotzdem betrachte ich die Zusammenfassung
> mehrerer Teilobjekte in Relationen als Zukunftsmodell von OSM.

Ich sehe das anders. Relationen haben zu wenig Struktur, um Daten sinnvoll
zu halten und effizient verarbeitbar zu machen. Und sie modellieren die Welt
auf der falschen Ebene. Menschen denken nunmal nicht in Verbindungen zwischen
Objekten in der Art und Weise, wie Relationen das tun.

Was wir brauchen sind Objekte, die der Mapper verstehen kann, die sein Bild der
Welt umsetzbar machen. Abstrakte Punkte für POIs, abstrakte Linien für Straßen,
das geht grad noch so. Aber das Konzept "Multipolygon" ist schon schwierig
genug, wenn man es dann noch auf eine ungeeignete andere Abstraktion aufsetzt,
also die Relationen, dann ist das nicht mehr handhabbar. Das zeigt die Praxis
jeden Tag.

Man könnte natürlich alles auf die Tools schieben und sagen, dass die Tools
(also Editor, Renderer, usw.) halt diese Objekte, die ein User verstehen
soll, auf Basis von Nodes, Ways, und Relations darstellen sollen. Das habe
ich eine Weile auch gedacht, dass das funktioniert. Bei einfachen Objekten
klappt das vielleicht. Nicht aber bei Relationen. Eine Relation, die so halber
wie eine Multipolygon-Relation aussieht, aber kein gültiges Multipolygon
erzeugt läßt sich nicht auf einem höheren Abstraktionsgrad als Multipolygon
darstellen. Will man auf dem höheren Abstraktionsgrad arbeiten, so muss
sichergestellt sein, dass die Relation darunter immer gültig ist, immer
gewissen Strukturvorraussetzungen genügt. Das können wir aber nicht, weil
einzig die zentrale OSM-Datenbank diese Gültigkeit sicherstellen könnte. Und
die tut das nicht.

Und wenn man den Schritt geht, dass man in höheren Abstraktionen denkt, die
die Welt "näher am User" modellieren, dann gibt es eigentlich auch keinen
Grund mehr, das auf Relationen aufzubauen, weil die komplex sind und schwierig
und langsam zu verarbeiten. Dann sollte man besser eine Datenstruktur finden,
die dem Modell angepasst ist und von der man sich sehr genau überlegt hat,
wie man sie effizient verarbeiten kann.

Ich sehe Relationen als eine Möglichkeit, "Prototypen" zu bauen. Wir haben
halt keine Multipolygon-Objekte, oder Site-Objekte, oder ÖPNV-Linien-Objekte.
Wir können mit Relationen uns solchen Objekten annähern und ausprobieren,
wie sie vielleicht aussehen könnten. Aber irgendwann müssen wir den Schritt
tun und sagen: Okay, diese Art der Relation ist so wichtig, dass wir ein
"echtes Objektmodell" dafür machen müssen, das genau dieses Modell abbildet
und definiert und sauber zu verarbeiten ist.

Jochen
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Jochen Topf  joc...@remote.org  http://www.remote.org/jochen/  +49-721-388298


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