Das sind neue Gesichspunkte.

(1) Einbeziehung des kleinen Fingers: Das ist mir schon gewaltig aufgefallen, 
das ich jetzt mit Neo viel weniger Klein- und Ringfingereinsatz habe als mit 
Dvorak.

(2) Den Schmerzfaktor: Wenn mir hier einer helfen kann, wie du sagst "3 Zahlen" 
zu vergeben. Das ist, glaube ich, sehr produktiv. Ich habe darüber nachgedacht, 
aber die einzige Methode, die mir eingefallen ist, ist wie gemacht, die 
Kombinationen aufzulisten und nachher einzeln subjektiv begutachten. Das muss 
irgendwie besser gehen.

(3) Die Szenarien: Ganz genau! Das hier war ein deutscher Text der besonders 
konservativ ist. Man muss auch einen medizinischen Text nehmen, einen 
englischen (nur zu gucken, was passiert). Die dritte Ebene auszuwerten wird 
nicht einfach. Das geht wohl nur subjektiv. Oder?

(4) Gleicher Hand. Gleicher Finger: Ich habe hier nur gezählt, was eine Hand 
machen muss, bevor sie gewechselt wird. Eins der Prinzipien von Prof. Dvorak 
war, dass die Kombinationen von außen nach innen getippt werden sollen. Bei Neo 
ist das umgekehrt, was ja direkte Auswirkung auf den kleinen Finger hat. Die 
Einstellung dazu, ob zwei Tasten hintereinander mit dem gleichen Finger "in 
Ordnung" oder ganz grausam ist, ist vielleicht nicht einheitlich. Ich halte es 
für unvermeidbar und nicht schlimm. Aber vielleicht gibt es ja jemanden, der 
tatsächlich ein Design schafft, wo es auch ohne geht. 

(5) "in" bei Qwertz: Das ist keine Fingerwiederholung, stimmt. Ich nehme alles 
zurück, es war ein Fehler!

(6) Außerhalb der Grundlinie: Wie du schreibst - beim schnelleren Tippen kommt 
man auch weg von der Grundlinie. Das stimmt. Ich habe aber das Gefühl, das 
dieses bei Neo weniger passiert. Meine Arbeitstastatur ist eine 
Sonderanfertigung - sie ist überhaupt nicht beschriftet, auch nicht die 
Funktions-, Pfeil-, Ziffernblocktasten. Das Ding ist komplett schwarz! Und es 
befindet sich unter der Tischplatte. Ich komme also tatsächlich zurück zur 
Grundstellung, egal, wo ich gewesen bin, keine Sorge.

Zusammenfassend gebe ich zu, das ich mich vielleicht etwas mehr mit Neo 
befassen soll, bevor ich bei den großen Jungs, die schon länger dabei waren, 
den Mund aufmache... Hier bitte ich um Nachsicht - es ist die Begeisterung des 
Anfängers... Ich habe jedenfalls viele Denkanstöße in deiner Mail bekommen. 
Andererseits wollte ich mich durch meine Untersuchung aber selbst überzeugen, 
dass ich mit dieser Tastatur das Richtige mache. Die Ergebnisse, die ich 
gemacht habe, wollte ich dabei nicht geheim halten.

Ich halte es nach wie vor für sehr wichtig, dass eine sinnvolle deutsche 
Tastatur entwickelt wird, und finde persönlich, dass Neo in dieser Form das 
beste ist, was ich bisher gesehen habe. Ob es noch besser geht, weiß ich nicht.
*Von:* "Matthias Wächter" <matth...@waechter.wiz.at>
*Gesendet:* 10.08.09 13:04:41
*An:* Neo-Layout <DISKUSSION@NEO-LAYOUT.ORG>
*Betreff:* Re: [Neo] Betrachtungen über die Neo-Tastatur



On 8/10/2009 12:12 AM, Ulf Bro wrote:
> 
> Ich habe den Eindruck, dass hier einige Linux-Anwender sind.
> 
> Ich habe ein Mini-Progrämmchen als ersten Entwurf geschrieben, um die Folgen 
> zu beschreiben, die es hat, auf Neo umzusteigen.

Ich denke, man müsste ein Programm schreiben, das weniger Analysen einer 
Belegung macht als eine echte Bewertung der eigentlichen Arbeit des Typisten:

• Finger- und Handbewegungen statt reine Buchstabenpositionen
• Einbeziehung der kleinen Finger (Shift, sonstige Ebenen-Operationen für 
Sonderzeichen)
• Tipp-Geschwindigkeit unter Einbeziehung verschiedener Benutzermodelle
• Penalties für schnelle Fingerbewegungen und häufige Fingerwiederholungen
• Penalties oder Bonuspunkte für aufeinander folgende Nutzung einer 
verschobenen Handhaltung

Man könnte also eine Belegung mit mehr oder weniger zwei Zahlen 
charakterisieren, der Tippgeschwindigkeit und dem „Schmerzfaktor“, die man 
dann in 
Relation zur Textlänge stellen kann. D.h. es sollte nicht um Bi- und Trigramme 
sondern um ein Gesamtbild der Wirkung eines Textes auf den Schreiber 
gehen. Außerdem muss man auch fit für die Analyse alternativer 
Benutzungsszenarien sein wie z.B. Eingabe von Programmcode mit viel Ebene 3 
oder die 
Aufzeichnung von Editiersessions unter Berücksichtigung von Ebene 4.

Mit deinem Programm hast du einen gewissen Teil der Arbeit in diese Richtung 
gemacht, man müsste aber hier aber noch ein besseres Hand- und 
Fingermodell einfließen lassen, um die Gesamtwirkung evaluieren zu können.

> Bitte ab hier eine MONOSPACE FONT einschalten !!!

:-) Das hat mir aber auch nicht viel genützt, die Spalten sind dennoch stark 
versetzt  


> [ ] das sind insgesamt 113 Kombinationen

Interessante Analyse, wobei ich betonen möchte, dass mich (als ehemaliger 
Klavierspieler) die Verwendung einer Hand bei Buchstaben hinter einander 
eigentlich garnicht so sehr stört, die Abwechslung der Hände also in meinen 
Augen nicht wirklich zwingend ist, auch wenn eine möglichst gleichmäßige 
Nutzung der Hände sicher kein Nachteil wäre.

Viel schlimmer wiegt da die Nutzung eines Fingers mehrfach hinter einander. 
Vielleicht passt du in einem ersten Schritt das Programm dahin gehend an, 
dass du diese Kombinationen dann unterbrichst, wenn die Hand gewechselt wird 
_oder_ der gleiche Finger doppelt verwendet wird? Oder habe ich den Sinn 
deiner Analyse falsch verstanden?


> (2c) Schaut euch mal die Kombinationen an, die ein Neo-Tipper machen muss! 
> Die ersten, 
> die man lernt, sind "ei" und "ie" und "nd". Sie liegen auf der Grundstellung. 
> Der arme 
> Qwertz-Tipper tut uns bereits jetzt leid - seine häufigsten sind "in" und 
> "un". 

Ich habe gegen ›in‹ auf QWERTZ nichts per se – es geht um den Kontext! Es 
ist z.B. ein Unterschied, ob es durch ›din‹, ›nin‹, ›hin‹ oder 
›zin‹ 
zustande kommt, und auch davon, was danach kommt. Bei Kombinationen wie 
›din‹ zählt z.B. auch die Möglichkeit, die Finger der rechten Hand auf ihre 
Arbeit lange genug vorbereiten zu können, dann ist der schnelle 
Bewegungsaufwand für den einzelnen Finger auch nicht mehr so hoch wie bei 
›zin‹.

> Das nächste Problem, was der Qwertz-Tipper bekommt, ist, dass er "der", "er" 
> und
> "te" tippen muss, sodass er mit zwei Tasten nach einander die Grundstellung 
> verlassen 
> muss.

›der‹ hat das Problem der Fingerkollision; die Qualität der anderen 
Kombinationen ergibt sich wieder aus dem Zusammenhang – es gilt das Gesagte 
über 
die Vorbereitungszeit für die Finger.

> Bei "ge" wird es richtig schwierig, die Orientierung zu halten. Ganz anders 
> der 
> Neo-Tipper. Mit "ic", "ht", "au", "lic", "st" und "zu" verlässt er 
> kurzfristig die 
> Grundstellung, aber nur mit dem einen Finger! 

Es scheint wohl eine Frage des Zugangs zum Tippen zu sein. Wenn ich langsam 
tippe und insbesondere eine Belegung neu lerne, wandern hier einzelne 
Finger aus der Grundstellung, während die anderen auf ihrem Platz bleiben, und 
der Finger kommt auch immer brav zurück. Bei schnellerem Schreiben 
bewegen sich die Hände, werden Tasten in unterschiedlichem Tempo aus 
unterschiedlicher Vorbereitung und je nach Kontext auch mal außerhalb der 
Grundlinie belassen, wenn es opportun scheint.

Und ich möchte hier nicht von so abwegigen Dingen wie alternativer 
Fingernutzung durch Handverschiebung reden (z.B. ein ›S‹ mit der nach 
rechts 
verschobenen linken Hand oder ein ›‹ mit dem Ringfinger, während der kleine 
Finger das linke Mod3 drückt).

> Der Neo-Tipper weiß fast immer, wo er ist, 
> der eine Finger mag ausschweifen, der andere hält die Stellung!

Ja, zugegeben, er ist wesentlich häufiger in der Grundlinie anzutreffen, wobei 
man durchaus diskutieren darf, ob das wirklich wichtig ist. Ich denke, 
es kommt auf die Abfolge der Zeichen an.

> Die erste kleine "unannehmlichkeit" ist "al", wo
> der verwöhnte Neo-Tipper zweimal den gleichen Finger benutzen muss. Vertippen 
> kann er 
> sich dabei aber nicht.

Wieso?

> Solche Wiederholungen sind nicht zu vermeiden, und bei der 
> Entwicklung von Tastaturen braucht dieses keine Berücksichtigung zu finden.

Eine kontraproduktive Aussage. Ich finde es merkwürdig und wenig werbewirksam, 
dass man bereits auf Neo beim Begriff »Neo« eine Fingerkollision hat, 
auf QWERTZ aber nicht. Zugegeben, vielleicht keine allzu häufige Kombination, 
trotzdem diskussionswürdig und sicher nicht mit diesem Satz zu entwerten.

> Die erste richtig schlimme ist dann
> "hm" mit einer Häufigkeit von 426. Man erinnert sich an "in" beim Qwertz, das 
> der arme 
> Tipper 5808 mal tippen musste!

Das lässt sich aber nicht vergleichen! ›hm‹ ist eine Fingerkollision in 
Neo, ›in‹ auf QWERTZ aber nicht.

– Mœsi


        

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