Servus Bastian,

On 23/09/13 13:21, Bastian Bittorf wrote:
>> Dagegen gibt es aber auch sehr preiswerte, zuverlässige Hardware, wenn
>> man weiß welche.
> leider nein. 100% ist es nie. illusion.
Ich würde auch nie von tatsächlich 100% ausgehen. Aber Hardware die
unter 10e-5 effektiver Ausfallszeit (daher: weniger als eine Stunde im
Jahr) bleibt, ist in meinen Augen "stabil".

> auch hier wieder, hab mich missverständlich ausgedrückt. Das netz
> besteht nicht aus "alten gebrauchten", sondern neuen geraeten. jedoch
> sind diese nie 100% zuverlässig. vielleicht laufen die 8 Monate ohne
> zicken, aber irgendwann ists halt so weit...
Also bei achtmonatigem, unterbrechungsfreiem Dauerlauf der Hardware
würde ich mir nicht die geringsten Gedanken über einen externen watchdog
machen. Da kommen Naturereignisse wie Blitzschläge, Hagel, Erdbeben oder
Brände, aber auch mechanische Ereignisse wie Zerstörung (Nager, Vögel)
oder Diebstahl statistisch häufiger vor. Sogar Sabotage (DDoS oder
Infiltration) ist da noch eher ein Thema.

> Gerade AVM spielt da bei Unzuverlässigkeit vorne mit. Wie gesagt:
> Volllast mit vielen verschiedenen Clients ueber tage. kannste
> vergessen. Im Privatbereicht ist das ok, aber wenn wirklich was los
> ist. Bei AVM ist das sicherlich mehr ein Software als ein
> Hardwareproblem, aber die Watchdog brauchst du am Ende doch...
Da kann ich in jeder Hinsicht das Gegenteil beweisen.

> Wie gesagt. Gerade bei besagten Industriesteuerungen ist das ja keine
> Kunst. Da ist nix los und noch nichtmal WLAN dran. Es ist keine Kunst
> einen Server einfach nur "AN" zu haben und der dümpelt vor sich hin.
Ich fürchte Deine Vorstellung von heutigen, modernen Industrieanlagen
ist etwas blauäugig. Ich habe schon an Anlagen mit geplant, da war Alles
mit Drinnen, vom Hochstrom-Schweiß-Aggregat bis zu RFID und mobilen,
über WLAN angebundenen bar code scanner und Lagercomputer, aber auch
eine Röntgen- und Ultraschallanlage deren Bilder in Echtzeit auszuwerten
waren mit dabei. Und im industriellen Bereich gilt die CE-Kennzeichnung
nur sehr eingeschränkt, weshalb Interferenzen (Ingress) unumgänglich
sind. Bei den Datenmengen die 24/7 durch die Bildarchivierung über das
Netzwerk gegangen sind haben sogar die Hersteller der Steuerung nicht
mehr geglaubt, dass das überhaupt möglich ist. Auf dem Firmengelände
waren beispielsweise über 200 WLAN-Antennen verteilt und die
Datensicherung (backup centre) war lange Zeit über eine Richtfunkstrecke
angebunden, bis endlich Glasfaser verlegt wurde. Die nicht geplanten
Ausfallszeiten in der gesamten Anlage haben sich bis auf einen einzigen
Störfall in den ersten drei Betriebsjahren ausschließlich aus
Erweiterungen und Umbauten ergeben. Was meinst Du welche Störungen im
Frequenzbereich von Subsonar bis Röntgen ein Schweißroboter so bei der
Arbeit ausstrahlt und wie die nahe Elektronik darauf reagiert? Bei
Feldversuchen sind uns Kunststoffverbinder an Messgeräten gebrochen weil
ein automatisierter Kran einige Meter entfernt Stahlhalbzeug "zu
unsanft" abgelegt hat.

>>> Ich sehe es eher so, das dies quasi kostenlos mit abfällt. Es spielt ja
>>> nun wirklich keine Rolle - wenn man schon diesen Aufwand treibt - ob die
>>> Schaltung nun 5 oder 15 Euro kostet.
>> Ich fürchte, dass selbst unter optimaler Bauteilauswahl für die
>> Umsetzung der von Dir geplanten Funktionen und bei der verhältnismäßig
>> kleinen Stückzahl von nur 1000 Einheiten ein Preisrahmen von EUR 15,-
>> nicht annähernd einzuhalten sein wird. Selbst große Hersteller wie Texas
>> Instruments setzen trotz verhältnismäßig riesiger Stückzahlen für ihre
>> boards (zum Beispiel das Beagle Bone) höhere Preise an und das nicht
>> wegen der Vertriebskosten.
> Ja, ich bin gespannt...Ende der Woche weiss ich mehr (BOM).
Die BOM würde mich sehr interessieren. Bitte halte mich auf dem Laufenden!

Meine Empfehlung wäre ein AT32UC3(A/C) wie etwa der AT32UC3A1256 mit
internem Ethernet und USB, der bei DigiKey für unter US$ 8,- ab 1000
Stück zu haben ist. Der ist sicher nicht zu klein. ;-) Dran einen IRF
FET im Brückgleichrichterzweig aus Shottky-Dioden und einen
optoisolierten Eingang für manuelle Auslösung. Alternativ zwei FETs mit
integrierten Freilaufdioden statt des Brückengleichrichters (hat
deutlich weniger Verlustleistung). Der Saft für den Betrieb der
Schaltung muss natürlich aus der Netzteil-Spannung des router abgezweigt
werden oder über PoE daher kommen. Hardware RTC wäre schön, ist aber
sehr fehleranfällig weil die 32kHz Quarze schnell aufgeben. Besser ein
request an den lokalen NTP server und danach die RTC auf Software-Ebene
emulieren. Log über syslogd an den lokalen log server und die letzten
paar Einträge auch im controller abrufbar. Alles in Allem schätze ich
den Einstandspreis über den Daumen auf EUR 35,- netto ab 1000 Stück ohne
Gehäuse. Gehäuse ist bei 1000 Stück sowieso unfinanzierbar. Das kann
sich jeder der eins will ausdrucken (lassen).

>> Ein vergleichbares Produkt ohne WLAN gibt es übrigens bereits, jedoch
>> habe ich dafür keinen Preis:
>> http://www.hw-group.com/products/ip_watchdog/index_lite_en.html
> Du wirst lachen, ich habe einen Preis: 168 Euro netto.
> Kann auch kein IPv6 und wird nicht mehr produziert (EOL).
> Ich war auch entsetzt.
Der Preis schockiert mich nicht. Schließlich ist es ein Gerät für eine
sehr eingeschränkte Anwendung, das erheblichen Entwicklungsaufwand mit
sich bring und sicher nur in einer Kleinserie produziert wurde. In der
Region bewegt sich die iLO von HP auch und die hat nicht einmal ein
Gehäuse und wird sehr wahrscheinlich zu Zehntausenden verkauft.

Wie auch immer, eine 1000er-Serie eines watchdog für unter EUR 168,-
netto pro Stück als open source/open hardware zu entwerfen sollte
wirklich kein Problem sein. Wenn konkret was auf dem Tisch liegt, wäre
ja auch die Finanzierung über Kickstarter oder Vergleichbares möglich.
Wenn das Ding Hand und Fuß hat, gibt es sicher Abnehmer jenseits der
Freifunk-Gemeinde.

So Long,

Tiger

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