On Monday 26 March 2012, rubyonrails...@galt.de wrote:
> Willkommen im 21. Jahrhundert!
> 
> Rails ist ok, aber es ist eben ein Framework, das man sich vor zehn
> Jahren für die Web-Entwicklung gewünscht hätte.

Mit dieser Aussage provozierst du die Frage, was man sich denn heute 
(anderes) für die Web-Entwicklung wünscht. Weiter gedacht: Was müsste 
Rails leisten, um diese Wünsche zu erfüllen?


> Das ist jetzt vielleicht etwas unorthodox, aber jedes Framework ist
> ein aufgeblähtes Monster, eine Behelfslösung, ein Übergangslösung,
> für etwas, das eigentlich eine spezialisierte Sprache mit ihren core
> libraries erfüllen sollte. Das gilt für so etwas wie JQuery oder Moo
> im JS-Bereich oder im Ruby-Bereich für Rack mit Rails oder Sinatra.
> 
> Daß Ruby im Moment so beliebt ist, und daß Javascript auf der
> Client-Seite so beliebt ist, das hängt doch wohl hauptsächlich damit
> zusammen, daß die Web-Frameworks so ausgefeilt sind. Und wenn
> Frameworks so fundamental für den Erfolg einer Sprache
> verantwortlich sind, dann ist es in meinen Augen klar, daß man sich
> mal über die Kernfunktionaliäten der entsprechenden Sprachen
> Gedanken machen sollte.

Exkurs: Framework bezeichnet ein sehr allgemeines Konstrukt und sagt 
zunächst einmal nichts über die Größe oder Komplexität aus. Gegeben 
einen technischen Gegenstandsbereich, dann zeichnet sich ein Framework 
gegenüber einem Toolkit vor allem dadurch aus, dass es den Rahmen für 
eine Anwendung (eine Library, ein Modul, ein Plugin) vorgibt, in dem die 
Lücken gefüllt werden. Meist werden dabei vorgegebene Interfaces mit der 
spezifischen Funktionalität implementiert. Das etwas ein Framework ist, 
sagt dabei nichts über die Größe aus.

Dir geht es aber um Frameworks für die Web-Entwicklung, Server- wie auch 
Client-seitig. Wenn ich dich richtig verstehe, behauptest du, dass Rails 
inzwischen zu groß und unübersichtlich geworden ist und beizeiten durch 
eine spezialisierte Sprache abgelöst wird, oder werden sollte.

Ich finde diese Behauptung in zweierlei Hinsicht fragwürdig. Du 
unterstellst erstens, Rails sei ein Monster geworden. Zweitens 
behauptest du, dies wäre durch eine Integration der gebotenen 
Funktionalität in eine Programmiersprache vermeidbar.

Ich stimme zu, dass Rails mit der Zeit immer umfangreicher geworden ist. 
Wenn jemand heute Rails komplett verstehen will, dann ist das zweifellos 
mehr Arbeit als es vor fünf Jahren gewesen wäre. Allerdings ist das kein 
Selbstzweck, sondern folgt den gestiegenen Anforderungen der Leute, die 
mit Rails arbeiten. Man sollte den Rails-Core-Entwicklern durchaus 
zugute halten, dass die Modularität von Rails mit der Zeit sogar besser 
geworden ist. Es ist heute möglich, Rails-Anwendungen ganz ohne 
Persistenzschicht zu schreiben, indem man nur ActiveModel für die Model-
Schicht verwendet und ActiveRecord einfach ignoriert. Man muss nicht 
alle Teilframeworks im Detail kennen, sondern kann sich auf die 
konzentrieren, die man tatsächlich benötigt.

Aber die meisten Entwickler wollen ja Persistenz in ihren Webanwendungen 
nutzen. Das hat einen Preis an Wissen über die verwendeten Mittel, ob es 
nun ActiveRecord ist oder Bestandteil einer spezialisierten 
Programmiersprache.

Es geht einfacher, wenn man sich auf Anwendungen beschränkt, die einer 
bestimmten Schablone entsprechen. Auch dann braucht man keine neue 
Programmiersprache, sondern dank der Ausdrucksfähigkeit von Ruby könnte 
man die gewünschte Funktionalität in ein geeignetes Framework giessen.

Und damit bin ich wieder am Anfang angekommen: Du müsstest ausreichend 
genau festlegen, auf welche Weise du Webanwendungen heute entwickeln 
möchtest. Wenn dir das gelingt, dann könnte man dafür auch ein Framework 
bauen.

Michael

-- 
Michael Schuerig
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