Es ist etwas schwierig, zu erklären, was mir vorschwebt, weil ich auch selber noch nicht genau weiß, wie man den Nutzen der Parallelität heben kann. Trotzdem muss es ihn geben, denn unsere Finger und unser Kleinhirn sind definitiv zu mehr in der Lage als ein paar hundert Zeichen pro Minute zu erfassen, von denen wiederum viele redundand sind.

Aber ich versuche es mal, mehr auszuschmücken.

On 01.05.20 13:39, Hannes Kuhnert wrote:
Moritz Kaiser schrieb:
Ein Paradigma der mechanischen Schreibmaschine scheint mir […] erhalten
geblieben zu sein, ohne dass es jemand bemerkt hat. Nämlich, dass man
[vom Gebrauch bestimmter Modifikationstasten abgesehen] nur eine Taste zur
gleichen Zeit drücken kann.

Wer Klavier spielt, wird sich nicht vorstellen können, dass man nur
spielen könne, wenn man alle Töne sequentiell anschlägt.
Dort hat ja auch jeder Ton ein zu bestimmendes zeitliches Wesen und Töne können
gleichzeitig sein. Dagegen ist ein Zeichen in einem Text ein punktuelles
Ereignis und der Fortlauf ergibt sich aus der Aneinanderreihung.

Du spielst auf die Struktur der westlichen Buchstabenschrift an. Klar, der Vorteil wäre z.B. bei asiatischen Bild- oder Silbenschriften wesentlich augenfälliger. Aber im Grunde könnte ich mir schon vorstellen, mit einem Tripel oder einem Trigramm ganze Wörter „auszulösen“. „Schreiben“ passt gar nicht so gut. Natürlich haben wir eine Buchstabenschrift. Aber wir lesen ja auch keine Buchstaben, sondern ganze Wörter. Das Gehirn wäre viel zu langsam, um sequentiell die Buchstaben auszutasten, die werden alle parallel als ein Muster erfasst. Also warum nicht den Spieß umdrehen und ein Wort in einem schreiben? Also nicht mehr: Ich denke einen Satz, serialisiere ihn, denke mir ein Wort daraus, serialisiere es und tippe es, sondern ich denke ein Wort und codiere es in einem Trigramm.

Natürlich kann man mit einem Trigramm kein Wort darstellen, gibt ja zuviele, aber heute haben wir Software, die wahnsinnig viel für uns erledigen kann. Man könnte z.B. die häufigsten Wörter mit Trigrammen abbilden oder Wortstämme codieren oder oder oder.

Etwas Ähnliches gab es ja schon, mit einigem Erfolg bei T9, aber die Sequenzialität blieb noch erhalten.

Bei der
Tastatur-Texteingabe spielt Gleichzeitigkeit in der Tastenbetätigung also
prinzipiell nicht die wesentliche Rolle, die sie beim Klavier hat.

Entsprechend lässt Du in den Überlegungen zu gleichzeitigen Tastenbetätigungen
auf der Schreibtastatur den möglichen Sinn offen:

Würde man z.B. eine Art Dupel tippen (also stets gleichzeitig zwei
Tasten), und immer beide Hände dafür nähme, hätte man sehr schnell über
200 verschiedene Eingabemöglichkeiten nur mit der Grundlinie und eins
drüber und drunter. Das würde wesentlich mehr Information in einem
Schritt ermöglichen. Bei einem Tripel wären es schnell 3000.
… bzw. führst etwas an, das in westlicher Buchstabenschrift Nebensache ist:

Eine andere Möglichkeit wäre die Eingabe von Di- oder Trigrammen durch
Legato. Also wenn die erste Taste erst losgelassen wird, nachdem die
zweite gedrückt wurde, könnte Zusatzinformation eingegeben werden, ohne
einen ungünstig liegenden Modifier zu verwenden.

Im Grunde gäbe es nicht mehr die Unterscheidung zwischen „druckenden“
Tasten und Modifiern. Die Funktion beider wäre auf alle Tasten verteilt.
Das klingt mir sehr sinnvoll – zum Beispiel Akzenttaste und
Grundbuchstabentaste gleichzeitig zu betätigen.

Gibt es da nicht schon etwas?

Hmm, weiß nicht. Ich kenn nur die deadkeys.


Viele Grüße

Moritz
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