Am 02.08.2011 10:07, schrieb Daniel Horz:
Ich habe *keine* Probleme mit meinen kleinen Fingern.

Ich tippe nun seit ziemlich genau 2 Monaten mit Neo2.

Ich hatte in den ersten Wochen meiner Neo2 Nutzung mindestens eine Woche lang Beschwerden in den obersten Gelenken meiner Zeigefinger - insbesondere beim rechten Zeigefinger. Ich führe das darauf zurück, dass bei der Neo-Belegung die Zeigefinger häufiger zum Einsatz kommen und stärker belastet werden als bei QWERTZ. Die Schmerzen sind inzwischen bei mir von alleine wieder verschwunden.

Weitaus schlimmer als die kleinen Unannehmlichkeiten an den Fingern, fand ich allerdings die Rekonditionierung im Gehirn. Das Auswendiglernen der Buchstabenebene geht systematisch mit einem Tipptrainer innerhalb eines bzw. weniger Tage (wenn man jeden Tag 1-2h trainiert sollte das nach spätestens 3 Tagen sitzen). Dass man sich im Kopf gemerkt hat wo die Tasten liegen und durch bewusstes Abrufen dieser Informationen (meistens) den gewünschten Buchstaben produzieren kann, heißt aber noch lange nicht, dass man damit im Alltag vernünftig arbeiten könnte. Ich habe mich in den ersten zwei Wochen fast gänzlich meiner Computer-Kommunikationsfähigkeiten beraubt gefühlt, da ich mich auf einmal nicht mehr so schnell ausdrücken konnte, wie ich es vorher gewohnt war. Die Schreibgeschwindigkeit in den ersten Tagen einer Umstellung ist zum verrückt werden - insbesondere wenn man vorher ohne große Anstrengungen mit QWERTZ >400 Anschläge pro Minute getippt hat und dann auf ein Niveau von 60 Anschlägen zurückfällt. Die Produkitvität ist ganz klar im Keller, da Aufgaben wie das Schreiben einer E-Mail, der Chat im Instant-Messenger/IRC oder das Programmieren das zigfache der gewohnten Zeit in Anspruch nehmen. Inzwischen tippe ich mit Neo um die 250 Anschlägen pro Minute - das ist noch weit von der Geschwindigkeit entfernt, die ich vorher hatte, aber reicht schon wieder für ein flüssiges Arbeiten.

Allerdings wurde bei mir sicherlich ein Großteil der QWERTZ-Konditionierung im Kopf überschrieben: Wenn ich zu QWERTZ umschalte fühle ich mich ähnlich wie bei der Neo-Nutzung in den ersten Tagen .. aber zum Glück ist die QWERTZ Belegung ja auf die Tastatur gedruckt, so dass man "spicken" kann. Ganz verlernen tut man QWERTZ wohl nicht so schnell - aber wer beide Layouts gut beherrschen und ohne Mühe zwischen beiden wechseln möchte, der sollte dies besser gleich von vorne herein trainieren...

Unstrittig für mich ist, dass Neo2 im Vergleich zu QWERTZ das deutlich bessere Layout ist. Langfristig erwarte ich auf jeden Fall mindestens die gleiche Geschwindigkeit/Sicherheit wie mit QWERTZ zu erreichen.

Aufgrund des hohen Zeitaufwands, der mit dem Lernen eines Tastaturlayouts verbunden ist, werde ich pro Jahr wohl höchstens ein Experiment in dieser Richtung unternehmen. An Neo2, Neo3 und auch Nordtast stört mich bei der normalen Arbeit beim Schreiben von Programmquellcode und bei der Benutzung einer Shell in erster Linie, dass keine Sonderzeichen ohne Modifier zu erreichen sind. Hier sind sowohl QWERTY (US) als auch Programmers Dvorak deutlich angenehmer...

Gruß
Andreas (blueling)

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